Kläglich, unsäglich und schwer erträglich: DEUTSCH

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Traumafrau
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Re: Kläglich, unsäglich und schwer erträglich: DEUTSCH

Beitragvon Traumafrau » 4. Januar 2021, 23:41

Irritiert. Seit ein paar Jahren sind die Leute nicht mehr sauer, angepisst, genervt, finden ein Gebaren unmöglich oder wollen ihren Willen durchdrücken, nein, nein... sie sind "irritiert".

"Als die Lehrerin Frau S. dem kleinen Anwaltskind Theodor zum 3x in Folge eine Zeugnisnote erteilte die nicht den Anforderungen seines Vaters entsprach reagierte dieser zunächst irritiert. Nach einer aussergerichtlichen Einigung wurden die Zeugnisnoten nachkorrigiert. Der Schuldirektor entschuldigte sich zudem für das irritierende Verhalten seines Lehrpersonals. Frau S. wurde vom Unterricht freigestellt."

Huh, so viele irritierte Menschen heutzutage..

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sdsdsdsv
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Hallo, Helden!

Beitragvon sdsdsdsv » 9. Januar 2021, 13:26

Ein "Hallo" zu jeder sich bietenden Gelegenheit. Kann man mal machen, es gibt aber auch noch andere Möglichkeiten Menschen zu grüßen (Hola!; Moin; Ey, na!).

"Helden" ist wieder so ein sich in der Umdeutung befindendes Wort, denn die Adressaten der assoziierten Produkte haben entweder keine Stimme, oder sind das vermeintliche Gegenteil von Helden: Als "Heldenmahlzeit" wird Hundefutter verkauft, es gibt auch irgendwelche Fertiggerichte für Kinder (kleine Helden), die wohl ihren Heldenmut beweisen müssen, um diese zu essen, oder - purer Hohn für den Held - es sind arme Schweine in Stellenanzeigen, die sich für schlecht bezahlte Jobs bewerben sollen.

Sybillina

Re: Kläglich, unsäglich und schwer erträglich: DEUTSCH

Beitragvon Sybillina » 10. Januar 2021, 17:55

"Finde den Fehler", um auszudrücken, dass jemand anders sich nicht so verhält, wie der Sprechende es wünscht. Dass der Hörende sich eventuell absichtlich nach seinem eigenen Kopf richtet, wird nicht in Betracht gezogen, sondern der (passiv) Ablehnende als dumm/kurzsichtig abgestempelt.

Woher diese unsägliche und immer häufiger zu lesende und zu hörende Wendung kommt, weiß ich allerdings nicht. :x

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Re: Kläglich, unsäglich und schwer erträglich: DEUTSCH

Beitragvon Traumafrau » 10. Januar 2021, 18:29

"Magst Du mir bitte.."
"Mögen Sie mir bitte.."

Gern auch die Hierarchieleiter heruntergefragt, als ob "mögen" irgendeine Option des Widerspruchs beinhalten würde, haha.

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Re: Kläglich, unsäglich und schwer erträglich: DEUTSCH

Beitragvon sdsdsdsv » 10. Januar 2021, 19:21

Dann doch lieber gleich in der dritten Person: "Möge sie mir bitte die Pferde anspannen, wir gedenken auszureiten."

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Re: Kläglich, unsäglich und schwer erträglich: DEUTSCH

Beitragvon Kalliope » 11. Januar 2021, 10:18

@Sybellina: "Finde den Fehler" stammt, wenn mich meine Kindheitserinnerungen nicht trüben, aus der Hörz*, also einer Zeitschrift. (Kann aber auch eine andere gewesen sei.)
Dort gabe es in jeder Ausgabe so eine Seite Rätsel und anderes. Darunter so ein Doppelbild, eines das Original, eines eben eine Fälschung, wo 10 "Fehler" untergebracht waren. Diese konnte man dann so einkreiseln oder ankreuzen.

Darüber oder darunter stand: "finde den Fehler"

LG vom älteren Semester :)).
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Re: Kläglich, unsäglich und schwer erträglich: DEUTSCH

Beitragvon Richey Edwards » 15. Januar 2021, 18:11

In den Nachrichten: "Er/Sie hat den Kampf gegen den Krebs verloren."
Finde ich unerträglich. An IRGENDWAS muss man ja sterben. Und der Tod ist definitiv KEINE Niederlage.
Ich würde keinem Club angehören wollen, der mich als Mitglied aufnimmt. (G. Marx)
Wenn man im fahrenden Zug in die Gegenrichtung geht, fährt der Zug trotzdem in die falsche Richtung. (Welzer) Es gibt keine hoffnungslosen Fälle, nur hoffnungslose Menschen.

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Re: Kläglich, unsäglich und schwer erträglich: DEUTSCH

Beitragvon Traumafrau » 15. Januar 2021, 20:50

Derartige Formulierungen scheinen einem gesellschaftlichen "Ranking des Sterbens" geschuldet. Vom glorifizierten "ist sanft eingeschlafen" über "....wurde jäh aus dem Leben gerissen" bis hin zu "hat den Kampf gegen ... verloren und" -oftmals mit dem Nachsatz - "ist nun erlöst". Von der Niederlage also hin zum Trost.

Sterben wird gewichtet, bewertet und in einen Kontext gestellt. Ich vermute das Hinterbliebene mit "hat dem Kampf verloren" dabei weniger eine Niederlage herausstreichen wollen, sondern eher den Mut der verstorbenen Person, sich ihrer Erkrankung mit allen Kräften entgegenzustellen und um ihr Leben zu kämpfen.

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Re: Kläglich, unsäglich und schwer erträglich: DEUTSCH

Beitragvon Traumafrau » 19. Januar 2021, 09:51

https://www.spiegel.de/politik/deutschl ... aschet-auf

Merz fügte an: "Zugleich bedauere ich sehr, dass in diesem Zusammenhang am Wochenende Irritationen um meine Person entstanden sind."

Oje...das deutsche Volk ist irritiert...

SystemZwang

Re: Kläglich, unsäglich und schwer erträglich: DEUTSCH

Beitragvon SystemZwang » 19. Januar 2021, 11:26

Ja. Ich hab an diesen Thread hier gedacht, letztens. Es hat auch bei Spahn wohl irgendwelche Leute "irritiert", da dieser in ner Veranstaltung empfohlen haben soll, Laschet zu wählen.


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