@padma28:
Definiere "übergriffig".
Was ich mein(t)e: Ein Baby KANN nichts als übergriffig empfinden, auch nicht das, was bewusste, erwachsene Menschen als übergriffig bezeichnen. Für eine Baby ist "nichts" übergriffig, da es nicht unterscheiden KANN, was das wäre. Es hat (zudem) noch keine ausgeprägten Ich-Grenzen. Alles, was Baby passiert, ist für Baby "normal". Da es die Unterscheidung weder treffen noch fühlen kann. Sieht man von Schmerz-Grenze mal ab. Aber selbst dann fehlt dem Baby das Urteilungsvermögen. Der Körper wird sich im Rahmen dessen, was zu diesem frühen Stadium vermag, womöglich wehren, die Seele nicht.
Letztes Zitat, letzte Frage:
Ja, habe ich Schwierigkeiten gehabt, das zu beschreiben, was ich meine. Ich versuche es noch einmal anders.
Das Baby ist noch weitestgehend ohne Persönlichkeit, ohne "Ich". (Weitestgehend, ganz ohne keineswegs!) Vor allem aber ohne Bewusstheit (des Denkens und Reflektierens und Bewertens).
Krass und etwas überzogen ausgedrückt könnte man also sagen: es ist ein Hohl-Körper, in dem erst ein Ich gedeihen und entstehen wird, ebenso, wie die Bewusstheit. In einem sehr frühen Stadium wird dieser Raum (des Hohl-Körpers) auf seelisch-emotionaler-geistiger Ebene von Elter/n ausgefüllt. Oder halt der Bezugsperson/en.
Es fehlt halt noch die Unterscheidung "Du" und "ich".
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(Ich hörte mal von dem Fall eines Kindes, welches bis ins Kleinkindalter nicht in der Lage war, zwischen Du und Ich zu unterscheiden. Das kann ein sprachliches Missverständnis gewesen sein oder aber ein echtes Grenzproblem zwischen ICH und DU. Jedenfalls sprach es von sich immer vom "DU" - weil es ja immer mit "DU" angesprochen wurde. Möglicherweise meinte es "ICH", möglicherweise fehlte ihm die Vorstellung von "ICH".)
Diese Bezugsperson/en nehmen also einen großen Raum im Baby ein mit ihrer Persönlichkeit, welches das Baby noch gar nicht zu unterscheiden vermag von einer eigenen. Es nimmt also die Persönlichkeit, einfacher: die Emotionalität der Bezugsperson/en/ als seine eigene wahr. Weil es noch nicht trennt.
Nun kann es sein, dass eine Bezugsperson abrupt "wegbricht", dem Baby nicht das allmähliche Aufbauen einer eigenen Persönlichkeit ermöglicht oder ermöglichen kann. (Ich stelle mir vor, ein Elter erkrankt, steht nicht mehr zur Verfügung oder stirbt oder versagt dem Kind jegliche Interaktion, jegliche Liebe, jegliche Aufmerksamkeit etc.)
Zurück bliebe ein Baby ohne eigene Persönlichkeit, lediglich die Pseudo-Persönlichkeit der Bezugsperson bliebe vielleicht für eine Weile nicht erhalten - oder etabliert sich ggf. als "eigene", die es aber gar nicht ist.
Meine Gedanken. Die aus eigenem Erleben heraus entstanden.
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Als mein Vater starb, bemerkte ich, wie viel Raum er "in mir" eingenommen hatte. Es bliebt plötzlich ein fühlbarer Hohlraum, eine Art leere Wohnung in meiner Wohnung. Plötzlich war da so viel mehr Platz für mein Ich. Das war befreiend, aber auch beängstigend und erschreckend. Hatte ich die Vereinnahmung zuvor zwar rational durchaus erfasst, aber die Auswirkung im Inneren noch nicht gespürt.
Ein Grund, weshalb ich keine Freundin von symbiotischen Beziehungen (mehr) bin.
"In Wirklichkeit ist der andere Mensch Dein empfindlichstes Selbst in einem anderen Körper" Khalil Gibran
"Das Ideal einer vollkommenen Gesundheit ist bloß wissenschaftlich interessant. Krankheit gehört zur Individualisierung." Novalis