Ich würde sagen, ich habe (quasi) keinen. Steht so ähnlich auch verklausuliert in der Diagnose drin. Ich ging zur Schule, weil ich musste. Danach arbeitete ich gerade so viel wie ich musste. Irgendwann begriff ich, das ungelernte viel arbeiten und wenig verdienen. Also lernte ich recht spät noch was Vernünftiges und arbeite darin nun wenig, verdiene aber vergleichsweise gut. Das Geld verbrauche ich für Unterkunft und Lebenserhaltung. Partnerschaft oder gar Familie ist nicht. Besitz interessiert mich nicht, noch Status. Ich arbeite nur darum, weil mir sonst das Arbeitsamt diktieren könnte was und wo ich arbeiten muss und mein momentaner Job ist halt das geringstmögliche Übel, ernährt mich und gewährt mir den Rückzugsraum der "eigenen" 4 Wände. Ich stehe also auf und gehe zur Arbeit, um mir das zu erhalten. Ich verdiene selbst so noch mehr, als ich für Leben, Essen, Trinken (also die bestehenden Grundbedürfnisse) brauch und weiß nicht wohin mit dem Restgeld, weil es mir nach sonst nichts verlangt. Wenn man mich ließe, würde ich mich noch mehr zurückziehen. Eine Hütte, irgendwo weitab der Menschen, bei aber fortbestehender Grundversorgung und ich wäre es vermutlich zufrieden die Jahreszeiten zu beobachten und gut ist. Mein Antrieb also, wenn ich die Frage unbedingt beantworten müsste, ist größtmöglicher Rückzug!ToWCypress81 hat geschrieben:Was würdest du sagen, was dein Antrieb im Leben ist?
Ich habe eigentlich keine Freuden oder Interessen. Selbst meine 1½ Hobbies wurden von mir vordergründig darum gewählt, über diese meine sozialen Kompetenzen nicht ganz verkommen zu lassen. Ansonsten: Würde ich mich nicht gelegentlich an "Kleinigkeiten", wie einem Sonnenaufgang, Regenschauer, etc. erfreuen, respektive meine Verwandschaft nicht in Entsetzen stürzen wollen, würde ich vermutlich einfach nur auf den Tod warten wollen und gut ist's.ToWCypress81 hat geschrieben:Als Schizoider nur rein Selbstbezogene Freuden/Interessen zu haben bzw das diese jegliche Relevanz für einen Lebens-Antrieb darstellen - kann doch eigentlich auf Dauer nicht funktionieren.
Zweierlei: a) Wenn ich draußen bin und die Natur genieße (eine der wenigen Fastfreuden, die ich habe), dann spiegle ich m. E. nicht, weil ich nicht mit mir, sondern der Umwelt (inklusive der Fauna darin) interagiere. Sind halt nur keine anderen Menschen dann halt da. Verstehe mich nicht falsch: Ich interagiere im Beruf und den Hobbies mit anderen und ziehe daraus auch so manches. Aber wenn ich z. B. mit Einstein reden könnte oder alternativ seine (populärwissenschaftlichen) Schriften auch nur lesen könnte, dann läse ich und ließe den Menschen Mensch sein. Da ich es mir halt nicht aussuchen kann, versuch ich mich so störungsfrei wie Möglich unter Anderen zu bewegen, ja. Aber nicht um irgendeiner Interaktion selbst willen, sondern weil meine Lebenssituation das halt so erfordert. Interaktion sozialer Art mit Anderen, für sich genommen, gibt mir (m. E.) nichts.Und b)tens; Ich habe, wie gesagt nicht wirklich etwas, das mir Antrieb und Freude bereitet. Außer in Ruhe gelassen zu werden, mich um nichts sorgen zu müssen und einfach in den Tag leben zu dürfen, würde hier zählen,.ToWCypress81 hat geschrieben:Da man sich doch bei so einem einseitigen Antrieb/Freude/Interesse nur permanent selbst spiegelt - also nur einseitig sich selbst dieses immer wieder zurückgibt.
Frag die Künstler hier mal, ob sie eher für sich malen, schreiben, musizieren, etc. oder für Publikum und Sammler? Will sagen, der Vergleich mit dem Witze-Erzähler überzeugt mich hier gerade nicht. Denn der Witze-Ezähler hat ja als Vorgabe schon die Absicht, [mit seinen Witzen] Andere zum Lachen zu bringen. Nimm mal eine andere Figur: Der Asket, der in die Wüste geht um Jahrelang zu meditieren ... tut der das um seinet-,, respektive der Sache wegen, oder tut er es Anderer wegen?ToWCypress81 hat geschrieben:Das wäre so, als würde ein Witze-Erzähler ("Witz" soll hierbei für Freude & Antrieb stehen) seine Witze (die er ja logischer Weise bereits im Kopf hat) ausschließlich sich selbst erzählen. Um es mal überspitzt auszudrücken.
Ich habe es mir nicht ausgesucht, hier zu sein. Meine Absicht ist es Hunger und Entbehrung und anderes Negative möglichst zu vermeiden. Darüber hinaus habe ich wie gesagt keinerlei Antrieb groß. Wenn ich über mich nachdenke oder hier (auf für mich erträglichere Art und Weise) mit anderen kommuniziere, mich austausche, dann ist das eher Zeitvertreib wieder die Langeweile, denn Antrieb oder erklärter Lebensinhalt.ToWCypress81 hat geschrieben:Klar kann der Lebensinhalt auch nur darauf abzielen sich und sein Leben immer und immer wieder zu reflektieren
Oder der weiter oben schon erwähnte Wunsch, das eigene Leiden möglichst klein zu halten. Eins von beidem.ToWCypress81 hat geschrieben:[...] und auch wie andere Menschen im Vergleich "ticken" um sich selbst zu verstehen (warum man so ist wie man ist) und sich dadurch zu helfen - sodass da regelrecht ein Interesse/Antrieb daraus entsteht.
Was aber auch bedeutet, daß das größte Interesse in erster Linie man selbst ist.
Weißt du, man kann sich an den Strand setzen und einfach nur den Wellen lauschen, den Wind auf der Haut spüren, das Wegdämmern des Tageslichtes und das Erstrahlen des Sternenhimmels genießen ohne über meteorologische Einflüsse auf den Wind, die Reduzierung der Lux-Werte im Verlauf des Tages, die mechanischen Kräfte der anbrandenden Wellen und die Bewegungsmeachanik der Sterne am nächtlichen Firmament zu grübeln. Was ich versuche, ist einen Zustand zu erreichen, in dem es mir möglichst wenig schlecht geht. Wenn ich das habe, schalte ich das Denken meist aus und lehne mich zurück. Da ist kein Kreisen um mich, rein zum Selbstzweck - zumindest nicht, das ich mir dessen gewahr wäre. Auch jetzt schreibe ich nur um mich abzureagieren (hatte eine mehrstündige eher unschöne Bahnreise und kann so gerade nicht einfach nur nichts tun, ohne innerlich dabei zu explodieren. Nach ein wenig Schreiben, um auf andere Gedanken zu kommen, geht das Entspannen dann auch gleich meist schon wieder leichter und das Geschriebene, oder die darin enthaltenen Gedanken können leichter anschließend dann auch losgelassen werden.ToWCypress81 hat geschrieben:Man dadurch wiederum sein Leben automatisch durch diese permanente Reflektion auf das eigene Leben und sich selbst - als im negativen Sinn (durch die traumatischen Erlebnisse, Falsch-Prägungen) "Einzigartig" empfindet (Sonderstatus).
Ich will meinen Frieden und interagiere darum mit Anderen, meine Stressoren darob möglichst flach zu halten. Wo da genau Egomanie mit reinspielt, erschließt sich mir leider gerade eher nicht.ToWCypress81 hat geschrieben:Man ist damit sozusagen sein eigener Lebensinhalt und Hauptinteresse - was im Grunde auch einer unbewussten sowie bewussten (negativen) Egomanie entspricht.
Ich bin schizoid, mit manchen der daraus resultierenden negativen Konsequenzen (wie beispielsweise unzähligen Stressoren, die Andere nicht haben, respektive nichts in diesem Leben, was mich wirklich antreibt), ja! Was daran könnte mich aber stolz oder besonders machen? Ich bin stolz, meine Ausbildung geschafft zu haben, stolz auf körperliche Leistungen, die ich in der Vergangenheit erbracht habe, stolz darauf, mal wo den Mund aufgemacht zu haben, als Andere um mich her wen mobbten. Stolz ein Schizoider zu sein klingt für mich ähnlich wie stolz darauf Deutscher zu sein. Beides ist gleichermaßen nicht mein Verdienst. Was gibt es da also zu glänzen?ToWCypress81 hat geschrieben:Auch auf so eine (negative) "Einzigartigkeit" kann man "pochen", kann man stolz sein - des Trotzes und der Verzweiflung wegen.
Hier im Forum wurde mal gefragt, ob man Misanthrop sei und ich bejahte, mit dem Verweis darauf, dass Misanthropie eine Geisteshaltung charakterisiert und keine Handlungsweise, ein Misanthrop also sogar ohne weiteres zu altruistischem Handeln neigen mag. Gerade jetzt, frisch heimgekommen, könnte ich Menschen innerlich glatt an die Wand klatschen. Dennoch habe ich in der Vergangenheit in solchen Situationen anderen geholfen/beigestanden, wo nötig. Ich sehe da keine negativen Auswirkungen bezüglich meiner Bewertung Anderer. Nebenbei habe ich einen eher gestörten Selbstwert. Was nun?ToWCypress81 hat geschrieben:Das natürlich wiederum auch viel Negatives mit sich bringt - im Sinne wie man andere und sich selbst bewertet.
2ost
PS Falls mein Ton in diesem Schrieb noch etwas aggressiver als sonst erscheinen sollte. Die Bahnfahrt ist schuld. Ist also nichts Persönliches und der Austausch hier macht zumindest mir immer noch "Spaß".