Neurotypie/Neurodiversität

Ein Leben in (völliger) Isolation? Du bist sehr introvertiert, ängstlich-vermeidend oder gar schizoid? Wie gehst du damit um?
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2ost
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Neurotypie/Neurodiversität

Beitragvon 2ost » 20. Oktober 2019, 21:40

Der Begriff "neurotypisch" tauchte hier in den Foren ja schon häufiger auf, wurde auch von mir hier schon verwendet.

Mich interessiert gerade ob SPSler sich hier zu Recht als aus dem Kreise der Neurotypischen exkludiert erachten, ist die schizoide, wie auch die anderen Persönlichkeitsstörung, doch an sich keine neurologische Aberration – oder doch?

Sind SPSler also, streng genommen, selbst auch neurotypisch, gemäß der Definition?

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Re: Neurotypie/Neurodiversität

Beitragvon Kalliope » 21. Oktober 2019, 08:39

(Ketzer! ;) )
Der Neologismus eignet sich doch so schön zur (sehr erwünschten) Abgrenzung und nicht selten dazu, da gleich ein bisschen Selbsterhöhung mit reinzupacken.

Aber nach kurzer "Recherche", was es mit dem Begriff nun auf sich haben soll, lässt sich wohl sagen, dass es offenbar keineswegs eine klare Definition für "neurotypisch" gibt. (Gerne Berichtigung mit Link und damit meine ich einen international und allgemeingültige, fachlich-wissenschaftliche Definition).

Nimmt man die "strenge und enge" herumgeisternde Version, die lediglich alle bezeichnet, die NICHT* Autisten sind, so wären SPSer also auch neurotypisch. Vielleicht noch in einer gewissen Schnittmenge/Überlappung zum Autismus, was manche Symptomatik - und keineswegs neurologische Disposition - angeht(?). Oder haben sich SPSer dieses Terminus nur bemächtigt/ihn adaptiert, weil er für sie (ebenfalls) so nützlich ist?
Dann müssten sie das für sich definieren, was sie darunter verstehen (und auf diesem Wege bemerken, dass es einer aus Holz ist).

Nimmt man die weite Definition, die ich las, "Neurotypisch (NT) bezeichnet alle Menschen, die frei von jeder psychischen Auffälligkeit sind." so möchte ich anmerken, dass es dann wohl nahezu keinen bis gar keinen neurotypischen Menschen gibt, da gefühlt 99,9% irgendeine Auffälligkeit im Sinne einer Individualität mit sich herumtragen.

► Text zeigen


Sofern Autisten daran ihren Spaß haben, sollen sie den haben, solange das Schmunzeln dabei erhalten bleibt. Und klar, der Begriff versucht, den Blickwinkel des "Normalen" mal zu verschieben, was ja genau auf die Sicht der Psychodiagnostiker und ihre Zuordnungen abzielt.

*Edit: sorry, entscheidendes Wort "nicht" nachgetragen
"In Wirklichkeit ist der andere Mensch Dein empfindlichstes Selbst in einem anderen Körper" Khalil Gibran
"Das Ideal einer vollkommenen Gesundheit ist bloß wissenschaftlich interessant. Krankheit gehört zur Individualisierung." Novalis

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Re: Neurotypie/Neurodiversität

Beitragvon orinoco » 21. Oktober 2019, 21:10

In dem Sinne, dass jede psychische Andersartigkeit, "Störung" oder "Krankheit" eigentlich nur die psychisch normale Reaktion auf eine psychisch abnormale Situation ist, sind SPSler sicher normal. nicht krank und wenn man so will "neurotypisch".
Ursprünglich wurde der Begriff aber ja wie erwähnt zur nicht ganz ernst gemeinten Pathologisierung der übrigen Gesellschaft erfunden und in dem Sinn, dass diese für die abnormale Situation der man ausgesetzt war oder ist, verantwortlich ist, kann man "neurotypisch" auch als Krankheit der übrigen Gesellschaft ansehen.
In einem mehr neutraleren, neurowissenschaftlichen Sinn würde ich jemanden als "neurotypisch" bezeichnen, dessen emotionale Autoregulation gut bis sehr gut ausgeprägt ist und der eine starke Immunität gegen Stress hat.
Verständnis ist für den Traumatisierten, was die niedrige Bordsteinkante für den Rollstuhlfahrer.
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