Eine These die für mich alles verändert.

Ein Leben in (völliger) Isolation? Du bist sehr introvertiert, ängstlich-vermeidend oder gar schizoid? Wie gehst du damit um?
tiffi

Re: Ursachenverständnis = Konfliktverständnis

Beitragvon tiffi » 27. Juni 2019, 18:37

sehr interessante Anstöße wieder.
Ich denke, das werde ich bewusst / unbewusst mal wirken lassen.
ToWCypress81 hat geschrieben:Das ich durch entsprechende "negative" (traumatische) Erlebnisse (und die falsche Erziehung) der Ansicht war und (nach wie vor) bin, das absolut KEIN Mensch wirklich ehrlich ist, jeder Mensch nur eine Fassade vor sich her trägt. - Unter der Fassade, der Mensch AUSSSCHLIEẞLICH auf Negatives dem Gegenüber hin KONZENTRIERT ist bzw Negatives "wittert", und somit (in meiner "gestörten" Denke/Empfinden) auch (der Mensch) permanent Negatives den Menschen gegenüber im Kopf HAT.
Hm, ich denke, so etwas befürchte ich auch oft, erlebe es auch manchmal bis häufig, denke
aber andererseits, das sollte eher die Ausnahme sein? Dass die Menschen WIRKLICH so negativ / kritisch
sind? Da bin ich mir nicht sicher.

Gestern bei meiner Situation mit dem Geschäftsführer dachte ich z B von einer Seite : Jetzt hab ich mal
die Sachen schleifen lassen, weil ich nicht viel von den Vorgaben halte.
Und ich dachte immer so psychologische Theorien sagen sowas wie "deine Angst ist nur im Kopf,
trau dich mehr und die anderen sind ganz freundlich eigentlich und gar nicht so schlimm wie im Kopf"
Und ich hab mich mehr getraut und weniger vorauseilend angepasst, und die anderen waren sogar
SCHLIMMER als in meinem Kopf.

Außerdem dachte ich bei Chef an Profilierungsneurose um jeden Preis; ich finde schon, dass es auch
Merkmale wie Umsicht, dem anderen Raum lassen, Empathie, Wirkung des eigenen Auftretens abwägen
gibt.
Ich HASSE eine starke Profilierung.

Diese Profilierung in guten Aspekten zu sehen, als Entwicklung der Persönlichkeit, hmm, das ist auf jeden Fall
ein Denkanstoß für mich.

Aber MUSS denn wirklich das andere niedergemacht werden, damit man sich selbst profilieren kann?
Ich glaube : nicht.
Mir ist das zu plump. Zu "andere Arten" feindlich. Ich mag mehr Integration.

Ich glaub ich würde bei meiner Profilierung eher mal experimentieren, würde aber eher nicht oder nur kurz
Umwelt aus dem Blick verlieren und mich dann darüber austauschen, wenn ich merke, ich hab doch mal
kurz Bodenhaftung verloren.
Nur mein Egotrip- das kann ich mir z Zt noch nicht so befriedigend vorstellen.
Ich käme mir einfach zu krass vor.
Hab aber wohl eher eine Ich-Schwäche.
ToWCypress81 hat geschrieben:So wie ich mir das immer denke - wissen die Menschen das aber untereinander. Gehen dennoch bzw trotzdem all ihre (meist eher oberflächlichen) Freundschaften ein. Immer mit dem Wissen, das andere einen angreifen bzw hintergehen, bloßstellen oder gar lächerlich machen können.
Sodass diese Menschen ja eigentlich auch immer in einer permanenten Abwehrstellung sind bzw sein müssten. Immer darauf gefasst denunziert (abgewertet) bzw angegriffen zu werden.
Das eher oberflächliche und bedeckt haltende erlebe ich oft ähnlich. Sehr einzelne Ausnahmen.

Auf der anderen Seite, als "Täter" des kritisch seins und negativ sehens:
Ich hab einen Bekannten, wo es größtenteils harmonisch läuft, und wo ich selber ab und an bei mir
Attitüden merke, dass ich was kritisches an ihm sehe, sammle und ihn irgendwann angreife.
Für mich sind das Phasen, die ich falsch und destruktiv finde, die die Beziehung eher belasten,
wo ich das Gefühl hab, dass so alte Dinge / Abwehrmechanismen mich steuern. Für normal halte ich die nicht und
würde die ungern normal haben wollen.

Ich würde das in meinem Kopf lieber stoppen wollen statt ausagieren.
Vielleicht stoßen da zwei Wertvorstellungen und Handhabungen aufeinander. Und deswegen kommt es
in dem Moment zum Konflikt. Aber das "den anderen negativ empfinden, abwerten, stark kritisieren,
ihn als dumm oder böswillig empfinden" - und das hab ich auch empfunden in dem Moment, das ist doch
ein stranger Film und ich fühle mich zerrissen.

Andersrum ist mir ja gestern als "Opfer" die ganze Vorverurteilungskiste, das abgelehnt werden, ummöglich
befunden werden passiert. In einer Mission der fraglosen Selbstgerechtigkeit wo alles links und rechts
niedergemacht wird. Fühlt sich mega beschissen und ungerecht an. Also gerade, wenn man nicht auf Augenhöhe
begegnen kann, da der andere in Machtposition. Ansonsten brauch ich das aber auch nicht.
ToWCypress81 hat geschrieben:Anscheinend können die Menschen aber, dadurch das sie das wissen, oder das von früh auf gelernt haben - dennoch dabei entspannen, wenig oder keinen (???) Stress dabei empfinden und damit umgehen.
Also TROTZ diesem Fakt dennoch die Nähe bzw den Kontakt zu Menschen immer suchen bzw vorziehen.
Ja, das versteh ich auch nicht so ganz.
Auf mich wirkt das, als hätten sie in sich so einen Schutzraum und könnten andere bis zu einer gewissen Grenze,
aber nicht ganz und ehrlich, heranlassen.

Wenn ich selber das Gefühl hab, jemand ist sehr dominant oder stachelig oder ich finde vieles an ihm / ihr
nicht gut, hab ich gar nicht das Bedürfnis dann nah zu sein und erst recht bin ich dann nicht ruhig
und gelassen. Keine Ahnung wie sowas funktioniert.
ToWCypress81 hat geschrieben:Und falls ich nicht falsch liege, wie soll man damit umgehen?
Wie kann man mit Menschen umgehen, freundlich sein, mit ihnen gar "privates" anstatt "Smalltalk" reden - wenn man doch weiß, das sie einen dabei hintergehen bzw eigentlich (wahrscheinlich) negativ (gedanklich) über einen herziehen oder mit anderen darüber (hinter dem Rücken) negativ sprechen.
Ich denke nicht, dass alle so sind. Aber wenn ich merke, dass jemand so ist, mach ich entweder einen
Bogen oder streue nur gezielt Informationen. Manchmal um mir einen Spaß zu machen auch falsche
Informationen, weil das dann auch von mir weiter weg ist und ich mal sehe, was Person / Gruppe daraus macht.
Vertrauen und Sicherheit kommt da auf jeden Fall nicht auf.

Ich denke aber schon, es gibt andere Menschen, die einen eher wohlwollend betrachten.
Heißt ja auch nicht ständig bestätigend, aber auch nicht so negativ, um sich selbst zu profilieren.

Ich denke, richtig gute Freunde gibts auch nicht viel. Ich bin da mit zwei oder drei schon zufrieden.
ToWCypress81 hat geschrieben:Was könnte denn an einem Konflikt jeglicher Art gut sein?
...Wahrscheinlich das man dem anderen gegenüber sagt, was man am anderen alles nicht gut findet - um... seine EIGENE Perspektive und Meinung DARZUSTELLEN.
Hmm.. ist das vielleicht gar das EINZIGE MITTEL der Selbst-darstellung?
Hm, das ist möglich, dass das der gute Aspekt ist und man mit Darstellung und Profil
eine Art innere Sicherheit erhält. Nach meinem Empfinden aber irgendwie eine "billige" Version,
zweischneidig, zu hohe Kosten, wenns auf dem Rücken anderer läuft.

Vermutlich könnte Darstellung auch nicht angreifend laufen. Z B einen Blog eröffnen oder ähnliches.
Was aber bekannnterweise dann auch einen "Shitstorm" auslösen kann, weil man sich doch
gezeigt hat und das auf das Profil der anderen trifft.

Persönlich empfinde ich Konfrontation mit der Profilierung anderer als anstrengend.
Ich denke dann eher "och nee jetzt nicht". Aber der Angriff ist ja da.
Und vielleicht findet man dann eher seine eigene Position, also dass es einen Effekt haben könnte.
Kann mir aber nicht vorstellen, dass ich mich jemals in so einer Dynamik zuhause fühlen würde.
Mehr so abhaken unter "ist scheiße, aber kommt ab und an mal vor".

Man wird ja schon auch zu einer Position provoziert. Aber will man das immer?! Nur weil der andere
gerade heroisch angeritten kommt und irgendwie seinen Tunnelblick hat und irgendwas auf einen
projiziert?

Vielleicht lernt man auch, dass man nicht wirklich ganz vernichtet wird und die Scham auch nicht ganz
zutrifft. Dass das so eine erste Reaktion ist, aber dass man das überstehen kann.
Ich denke trotzdem, es gibt eine andere Wahl des Umgangs im sozialen Bereich.
ToWCypress81 hat geschrieben:- Da das der einzige Weg ist, um die eigene Persönlichkeit zu entwickeln! Durch jene entsprechende "Selbst-Darstellung".
Der einzige denke ich nicht.
Ich denke man kann auch durch Kreativität sich ausdrücken,
und Fürsorge und sich verbinden und ruhig unterhalten die Persönlichkeit entwickeln und die Welt eines anderen kennenlernen und für sich differenzieren lernen.

Kenne das von SHGs dass da eine andere Kultur aufgebaut wird.
Aber unreflektiert und "draußen" ist das mit der Profilierung, Unterstützung für eigene Sicht suchen ect,
Feindbilder abgrenzen wohl doch der Regelfall.

Pubertät, da fängt sowas aggressiveres an, denke ich auch.
Gibts denn danach nicht noch ne Phase? Also nachdem die Persönlichkeit mal ausgebildet ist und sich
settlen kann? Ich dachte, da käme dann mehr Toleranz, Verständnis und Offenheit.
ToWCypress81 hat geschrieben:Diese aber auch entsprechendes vorangehendes SEHEN, DURCHDENKEN, ABWÄGEN und VERLAUTBAREN beeinhaltet! - Das somit ja auch ein ständiges durchdenken von möglichen "Negativitäten" am Gegenüber VORAUSSETZT! - Also das ständig im Hintergrund mitschwingende "Negativ-suchende bzw -witternde" am Gegenüber
hm, interessant, Positionierung durch Durchdenken / Abgrenzung / Abwertung, was eher im Kopf
stattfindet und ja auch gelernt wird in Schule / Oberstufe / Studium.

Meinung finden, Fakten, abgrenzen,eher so ne Art Battle.
Hier scheint es die Kunst zu sein, das nicht persönlich zu nehmen.

Ich weiß von Buddhisten, dass "argumentieren" ein Teil der Praxis ist. Also neben Meditation/Wahrnehmen und geistiger
Erkenntnis. Kann schon sein, dass da etwas herausgeschliffen wird. Da läufts dann eher bewusst und
reflektiert ab, man weiß, dass man ein Ziel erreichen will und der andere einem eigentlich hilft.
ToWCypress81 hat geschrieben:Ja!.. ein tatsächliches Selbstbewusstsein + Selbstsicherheit kann man wahrscheinlich nur WIRKLICH entwickeln, wenn man in den Konflikt geht!
Nein, denke ich nicht. Also ein Teilselbstbewusstsein entsteht vielleicht über den Kopf /
"richtige Meinung".
Aber Selbstbewusstsein kann auch mehr sein Bewusstsein über sich selbst, den eigenen Empfindungen
folgen können, Wahrnehmungen deuten. Raum einnehmen.
ToWCypress81 hat geschrieben:Denn wenn man sein Inneres zwar gut kennt, aber immer nur denkt und überlegt was man selbst für richtig und falsch hält, kommt das eher einem "Zweifeln" nahe - da man sich nie absolut sicher ist ob das Durchdachte auch richtig ist - wenn man es in der Realität durch jenen Meinungsaustausch, einem Konflikt entsprechend (zwei Meinungen prallen aufeinander) nicht herrausgefunden bzw überprüft hat.
Hm, das spricht mich schon eher an.
Also Realität prüfen / sich zeigen.

Ich denke, das muss aber nicht gleich in einen Profilierungskonflikt ausarten, das muss nicht aggressiv sein.
Aber kann.

Gibt ja auch die Gewaltfreie Kommunikation, und das die Giraffe so das sanfte ist, sein lassend,
bedürfnisorientiert, respektvoll. Und der Wolf eher so das aggressive, weniger Rücksicht nehmend.
Und auch der Wolf hat dann so seine guten Aspekte. Wenn man das - auch - kann.
ToWCypress81 hat geschrieben:Sprich: auch durch eine Niederlage - sich selbst - im Wissen, den Emotionen, den Reaktionen und somit in der Selbst-Entwicklung - DURCH DAS ABGLEICHEN VON RICHTIG UND FALSCH (im Konflikt bzw Meinungsaustausch, emotional genauso wie verbal) - voran-/weiterbringt bzw sich entwickelt.
Manchmal gewinnt aber auch nicht immer nur einer und es gibt nicht DAS richtig und falsch.
Beide Positionen haben einen Kern / eine Basis und sind doch subjektiv.

Wer weiß ob man einen einheitlichen Maßstab hat mit der Person, mit der man streitet?!
Wo solls dann ein objektiv richtig geben? Wenn die Werte / Basis / Ausrichtung unähnlich ist?
ToWCypress81 hat geschrieben:Wahrscheinlich ist das auch der Grund, warum so viele Menschen die Nähe zu Menschen suchen (Mal ganz abgesehen von einer Liebesbeziehung, obwohl sicherlich auch dort ein reger (oppositioneller) Meinungsaustausch oft förderlich ist).
Denn es (der Konflikt) fördert (=hilft in der Entwicklung + Aufbau und Sicherung) der eigenen Persönlichkeit.
Meist sucht man sich aber doch dann Menschen mit ähnlichem Maßstab und möchte sich in der Gruppe
dann eher "richtig" wissen, und die abstoßenden / falschen Außenseiter definieren.
Ich mag diese Art von Gruppendynamik nicht und noch weniger das "militant richtige".

Respektvoll nicht einer Meinung zu sein, scheint schwerer zu sein.
Und meist gibt man sich mit den Menschen, die zu anders sind oder "komisch" dann auch nicht ab oder
hat sie oberflächlich dann schon unter "ja ja, Ohren zu und durch, nicht so wichtig" abgestempelt.

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Re: Ursachenverständnis = Konfliktverständnis

Beitragvon ToWCypress81 » 29. Juni 2019, 18:22

tiffi hat geschrieben:(...) ich finde schon, dass es auch Merkmale wie Umsicht, dem anderen Raum lassen, Empathie, Wirkung des eigenen Auftretens abwägen gibt.
Ich HASSE eine starke Profilierung.
(...)
Aber MUSS denn wirklich das andere niedergemacht werden, damit man sich selbst profilieren kann?
Ich glaube : nicht.
Mir ist das zu plump. Zu "andere Arten" feindlich. Ich mag mehr Integration.

Klar tritt in jedem Gespräch (von Gegenüber zu Gegenüber) auch Emphatie ein. Das ist ja auch wichtig und vor allem NOTWENDIG um überhaupt die Sichtweise des anderen zu verstehen bzw NACHVOLLZIEHEN zu können!
Durch das Verstehen (also durch die Emphatie) man selbst und der Gegenüber ja auch erst überhaupt eine eigene Meinung (=Gegen-Meinung) bilden kann!

Nur denke ich, das egal wie sehr der Mensch bei ÄHNLICHER Meinung (das was du als ein emphatisches Verhalten meinst/empfindest) sich entsprechend auch gibt - er/sie dennoch insgeheim IMMER eine andere Eigene Perspektive zu dem Thema/Situation/Reaktion/Gesagten hat!!
- Da jeder Mensch ein Individuum (=eigenständiges Wesen/Denken/Sein/Ist/Seele) ist, und daher immer jeder differenzierender, also etwas ANDERS sieht und empfindet - zu dem was jeder wahrnimmt und aufnimmt.

Sich Darzustellen (profilieren) - also die eigene jeweils andere Sichtweise (die JEDER Mensch hat!) wiederzugeben (= die eigene Meinung zu verlautbaren/darzustellen), wenn man dabei die Meinung die man am Gegenüber nicht mag - also diese in manchen Fällen "niedermacht" (= die Meinung in manchen Fällen KOMPLETT anders sieht), oder oft auch nur teilweise anders/falsch sieht - ist dennoch notwendig.
- Um dabei zu sehen - ob man nicht mit der EIGENEN Meinung "Mehr, oder auch Weniger" falsch liegt. Also sowohl am Gegenüber als auch an sich selbst sieht, ob die eigene Meinung, genauso wie die des Gegenüber - mit dem Abgleich des eigenen Empfindens "stimmig" oder "nicht stimmig" ist.
Man das damit in jeder/verschiedenen Abstufung(en) rausbekommen will, um sich dessen selbst sicherer zu sein/zu werden = Selbstsicherheit.
- Das ist das was eine Persönlichkeits-Entwicklung, Selbstsicherheit und Selbstbewusstsein auch ausmacht.

Wenn man wiederum die Meinung des Gegenüber (egal wie diese vorgebracht/dargestellt wird) einfach stehen lässt, nichts sagt, oder vor allem diese auch noch bejaht, also dieser zustimmt - nur um keinen Konflikt zu provozieren bzw diesem aus dem Weg gehen will - OBWOHL man eigentlich GEGENTEILIGER Meinung oder auch nur "nicht-ganz" der Meinung ist - IST DAS SCHLECHT FÜR DIE EIGENE PERSON (für die Selbst-Sicherheit und auch Persönlichkeits-Entwicklung), genauso wie auch für die Person die man gegenüber hat, die man in ihrer gedachten/empfundenen "richtigen" Sichtweise/Meinung lässt (die aber falsch, oder auch nur in gewisser Weise "falsch" ist).
Natürlich gibt es da auch Ausnahme-Situationen bzw Gefahren-Situationen, in denen vielleicht der Beruf (den man mag und behalten will, bei entsprechender Person die man in der Situation vor sich hat), oder eine schwerwiegende Körperverletzung - gegen solch einen entsprechend "harten" Meinungsaustausch spricht. Aber auch da muss man das entsprechend abschätzen, und dann vielleicht weniger "rigoros" vorgehen.

- Es ist deswegen schlecht (für die eigene Person/Entwicklung) - da man nicht zu sich steht - nicht zu seiner eigenen Person, Empfinden und Sichtweise steht. Und man daher unterbewusst die eigene Meinung, Sichtweise und Person weg-drückt, unterminiert, gegen sich arbeitet und vor allem NICHT ZU SICH STEHT.
- Genau das automatisch zu einer VERUNSICHERUNG der eigenen Person führt.
- Je öfter man Das tut, umso unsicherer, selbstzweiflerisch und selbstkritischer wird man!

Dieses dem anderen gegenüber (immerzu) recht-machende, Konflikt-vermeidende, sich immer am liebsten (Meinungs-)integrierende Verhalten - zu einer Persönlichkeits-Störung führt oder führen kann - gerade in Situationen in denen die eigene Persönlichkeit z. B. stark verletzt wird, und man dort nicht für sich einschreitet/sich verteidigt.
- Man damit GEGEN DIE EIGENE PERSON/SELBST/ICH - also das EIGENE EMPFINDEN (=eigene Sichtweise) vorgeht.

tiffi hat geschrieben:Auf der anderen Seite, als "Täter" des kritisch seins und negativ sehens:
Ich hab einen Bekannten, wo es größtenteils harmonisch läuft, und wo ich selber ab und an bei mir Attitüden merke, dass ich was kritisches an ihm sehe, sammle und ihn irgendwann angreife.
Für mich sind das Phasen, die ich falsch und destruktiv finde, die die Beziehung eher belasten, wo ich das Gefühl hab, dass so alte Dinge / Abwehrmechanismen mich steuern. Für normal halte ich die nicht und würde die ungern normal haben wollen.

Ich würde das in meinem Kopf lieber stoppen wollen statt ausagieren.

Vielleicht stoßen da zwei Wertvorstellungen und Handhabungen aufeinander. Und deswegen kommt es in dem Moment zum Konflikt. Aber das "den anderen negativ empfinden, abwerten, stark kritisieren, ihn als dumm oder böswillig empfinden" - und das hab ich auch empfunden in dem Moment, das ist doch ein stranger Film und ich fühle mich zerrissen.

Diese Gedankengänge musst du aber zulassen bzw respektieren, so negativ sie dir zuerst auch vorkommen - denn es sind DEINE EMPFINDUNGEN. Da musst du dann abwägen, vergleichen und dann deine Meinung der Situation/Reaktion/Thema entsprechend adäquat, also Situationsrealistisch entsprechend reagieren. Und damit, durch die Gegen-Reaktion die daraufhin stattfindet - sehen, ob du oder er damit falsch liegt, oder ihr eine ähnliche Meinung dazu habt.

tiffi hat geschrieben:Andersrum ist mir ja gestern als "Opfer" die ganze Vorverurteilungskiste, das abgelehnt werden, ummöglich befunden werden passiert. In einer Mission der fraglosen Selbstgerechtigkeit wo alles links und rechts niedergemacht wird. Fühlt sich mega beschissen und ungerecht an. Also gerade, wenn man nicht auf Augenhöhe begegnen kann, da der andere in Machtposition. Ansonsten brauch ich das aber auch nicht.

Auch da musst du mit deiner Sichtweise, deiner Empfindung (die du da ja zutiefst hattest, das anders gesehen hattest) dagegenhalten bzw für dein Empfinden, deine Person (=eigene Sichtweise) adäquat einschreiten. Auch wenn es nur in einem kleinem bzw anders an die Situation herangehenden Umfang, der "Gefahren-Abschätzung" entsprechenden Umfang - geschieht.

tiffi hat geschrieben:Vertrauen und Sicherheit kommt da auf jeden Fall nicht auf.

Ich denke das ist alles Übungssache, Routine und Situations-Gewöhnung bzw lernen mit diesen Situationen umzugehen - sodass damit entsprechendes "Selbst-(Umgangs)-verständnis" entsteht. Und damit irgendwann auch entstehende Selbstsicherheit. Und durch das "VERSTEHEN JENES SITUATIONSUMGANGES" auch dahingehend "Vertrauensaufbau" bzw Vertrauen - den Menschen gegenüber entsteht.
"Vergleiche dich niemals mit anderen. Vergleiche dich immer nur mit deinem früheren Ich". - R. M.

Themis

Re: Eine These die für mich alles verändert.

Beitragvon Themis » 29. Juni 2019, 19:40

@ ToWCypress81, @ tiffi:
Sehr anregende Diskussion, vielen Dank. :Blümelein:
(Hätte auch noch einige Gedanken dazu, aber bin etwas krank und auf dem Handy im Bett ist umfangreiches Bezugnehmen zu kompliziert. Muss ja auch nicht immer zu allem ... :schweigen: )

Nur eins:
ToWCypress81 hat geschrieben:- Es ist deswegen schlecht (für die eigene Person/Entwicklung) - da man nicht zu sich steht - nicht zu seiner eigenen Person, Empfinden und Sichtweise steht. Und man daher unterbewusst die eigene Meinung, Sichtweise und Person weg-drückt, unterminiert, gegen sich arbeitet und vor allem NICHT ZU SICH STEHT.
- Genau das automatisch zu einer VERUNSICHERUNG der eigenen Person führt.
- Je öfter man Das tut, umso unsicherer, selbstzweiflerisch und selbstkritischer wird man!
Nicht zwangsläufig. Es gibt auch die Variante, nach innen zu sich zu stehen und den anderen mit seiner (übergriffigen) Haltung/Position an sich abgleiten zu lassen. Bei sich bleiben und nur still die Argumente des anderen überdenken, bewerten und ggf. teils in sich integrieren ...

So lernt man auch für sich und erweitert sich, ohne sinnlose Konflikte ausfechten zu müssen. (Denn manche sind m. E. einfach nur sinnlos bzw. führen zu keinem Ziel oder Ergebnis.) Auch nicht zu kämpfen, kann eine Kampfstrategie sein. :peace:

Die Konflikte, die ein Ergebnis versprechen und Übungsraum bieten, gehe ich mittlerweile sogar ganz gerne ein. Verstehe daher Dein Argument ... Nur muss man, finde ich, genau abwägen, was wo passt und wie das eigene Energielevel gerade ist. Übungssache.

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Re: Eine These die für mich alles verändert.

Beitragvon ToWCypress81 » 30. Juni 2019, 10:35

Themis hat geschrieben:(...)Es gibt auch die Variante, nach innen zu sich zu stehen und den anderen mit seiner (übergriffigen) Haltung/Position an sich abgleiten zu lassen. Bei sich bleiben und nur still die Argumente des anderen überdenken, bewerten und ggf. teils in sich integrieren ...

So lernt man auch für sich und erweitert sich, ohne sinnlose Konflikte ausfechten zu müssen.(...)Auch nicht zu kämpfen, kann eine Kampfstrategie sein. :peace:

Die Konflikte, die ein Ergebnis versprechen und Übungsraum bieten, gehe ich mittlerweile sogar ganz gerne ein. Verstehe daher Dein Argument ... Nur muss man, finde ich, genau abwägen, was wo passt und wie das eigene Energielevel gerade ist. Übungssache.

Konflikte sind in jeder Form und Farbe möglich.
- In dem man etwas in einem ruhigen Ton, in einem bewusst überlegten Ton, in einem sarkastischen Ton, humorvollen und dennoch zielstrebigen Ton, in einem langsam (sehr) entspannten Ton (indem man dabei auch sich selbst entspannt bzw die Situation entkräftet), - oder eben auch in einem aggressiven; beherrschenden; verlautbarenden; niedermachenden, oder gar verletzenden und im Extremfall verachtenden Ton, Gestus und Emotion, der Situation bzw der Tragweite der Situation auf sich und die involvierten Personen betreffend macht bzw reagiert.

Reagieren kann auch in manchen Fällen heißen, den Gegenüber BEWUSST durch die eigene Mimik (ohne dazu etwas zu sagen) entsprechend STARK (auf eine Art zu der man tendiert, z. B. auch humorvoll) - sodass dieser das auch mitbekommt - zurechtzuweisen.

Das Wichtige ist nur - DAS man reagiert. - Auch wenn man das nur auf eine für sich selbst entspannendere Art macht bzw machen will.

Denn meines Erachtens, führt JEDE Art des Ausbleibens einer Gegen-Reaktion von einem selbst - EGAL ob der Konflikt nun ein Ergebnis hervorbringt oder kein Ergebnis hervorbringt - zu einer (auch wenn man sich das in manchen Fällen vielleicht nicht eingestehen will) emotionalen Persönlichkeits-Deckelung und -Unterminierung der eigenen Emotionen/Sichtweise/Empfinden und WESEN - durch eben diesem Nicht-Einschreiten/Nicht Einstehen für sich.
- Sodass sich damit die eigene Persönlichkeit bzw Wesen (so gering oder kaum merklich das einem manchmal erscheint, oder das vor allem oft einfach bewusst nicht beachtet wird!) - daran STÖRT. - Das wiederum EGAL ob BEWUSST oder UNBEWUSST - sich dadurch das eigene Selbst bei JEDEM, in jeweils unterschiedlicher Form (der jeweiligen Persönlichkeit entsprechend) - auf 1ne oder verschiedene Art(en) - verunsichert fühlt.

Es geht auch gar nicht darum einen "ewigen", "langandauernden" -sprich: "ANSTRENGENDEN" "Streit-" oder "Diskussions-" Wortwechsel in einem Meinungs-Austausch (=Konflikt) zu führen!
Es geht nur darum - die eigene Sicht der Dinge (die eigenen Empfindungen) darzustellen, sprich: zu verlautbaren (egal wie man das auch macht).
Ob man das nun mit 1nem Wort, ein paar Wörtern, ein paar Sätzen, oder auch nur mit ein paar oder 1ner starken zielführenden Geste macht, spielt dabei keine Rolle. Wichtig ist nur DAS man es macht. Der eigenen Persönlichkeits-Sicherung, -Festigung und auch (positiven, weiteren) -Entwicklung gegenüber.
"Vergleiche dich niemals mit anderen. Vergleiche dich immer nur mit deinem früheren Ich". - R. M.

tiffi

Re: Ursachenverständnis = Konfliktverständnis

Beitragvon tiffi » 30. Juni 2019, 19:24

ToWCypress81 hat geschrieben:Durch das Verstehen (also durch die Emphatie) man selbst und der Gegenüber ja auch erst überhaupt eine eigene Meinung (=Gegen-Meinung) bilden kann!
Interessanter Gedanke. Also dass Empathie gar nicht so das Ziel der Harmonie und Verschmelzen und Persönlichkeitsunterdrückung hat, wie ich einerseits mit leicht schrägem Gefühl angenommen hab,
sondern eher so ein Kanal sein kann, an dem sich die eigene Reaktion bildet.
ToWCypress81 hat geschrieben:Nur denke ich, das egal wie sehr der Mensch bei ÄHNLICHER Meinung (das was du als ein emphatisches Verhalten meinst/empfindest) sich entsprechend auch gibt - er/sie dennoch insgeheim IMMER eine andere Eigene Perspektive zu dem Thema/Situation/Reaktion/Gesagten hat!!
- Da jeder Mensch ein Individuum (=eigenständiges Wesen/Denken/Sein/Ist/Seele) ist, und daher immer jeder differenzierender, also etwas ANDERS sieht und empfindet - zu dem was jeder wahrnimmt und aufnimmt.
Das denke ich auch.
Das bestätigen / Front machen / eins sein, genormt sein wird zwar manchmal mit vielen Worten
angestrebt, ist aber m. E. im Grunde eine Illusion.

Kann aber auch sehr hartnäckig und massiv gelebt werden. "Wir sind die besseren / stärkeren und du bist komisch".
ToWCypress81 hat geschrieben:Sich Darzustellen (profilieren) - also die eigene jeweils andere Sichtweise (die JEDER Mensch hat!) wiederzugeben (= die eigene Meinung zu verlautbaren/darzustellen), wenn man dabei die Meinung die man am Gegenüber nicht mag - also diese in manchen Fällen "niedermacht" (= die Meinung in manchen Fällen KOMPLETT anders sieht), oder oft auch nur teilweise anders/falsch sieht - ist dennoch notwendig.
Diese Art von darstellen sehe ich auch als notwendig an. Und da gibt es sicher ein gesundes Maß, eine
natürliche Art, die ein Mensch, der verunsichert ist, dann eher nicht hat.

Bei Selbstausdruck denke ich aber andererseits an das andere Extrem, was ich unangenehm finde:
Ich glaube, ich hab eher eine andere Art von darstellen / normieren / gleich machen / abwerten mit der
Profilierung verbunden, und das ist ein gutes Stück mehr als nur seine Persönlichkeit ausleben und sich
ausdrücken. Hat auch mit Macht und Definition von richtig und falsch - > für alle - zu tun.

Die Mechanismen, die ich meine, da glauben die Menschen gar nicht mehr an ein falsch liegen, sie drücken
ihr Ding einfach durch. Es wird nicht kontrolliert, ob das stimmig oder drüber ist. Der andere zählt nicht.
Die Macht und das einig sein können und erreichen können zählt.

Vielleicht ist das ja die gegenpolige Persönlichkeitsstörung zur abhängig unsicheren Persönlichkeitsstörung.
Der eine, der sich unterdrückt, und der andere, der alles bestimmt und kontrolliert.
Beides ohne Realitätsprüfung.

Aber nur weil es diese extreme und entartete Form gibt von Profilieren, gibt es ja dennoch auch eine gesunde
und angemessene Art des Selbstausdrucks.
Nah an sich selbst, an der Situation und Realität und auch in Verbindung / Kontakt zum anderen.
ToWCypress81 hat geschrieben:Wenn man wiederum die Meinung des Gegenüber (egal wie diese vorgebracht/dargestellt wird) einfach stehen lässt, nichts sagt, oder vor allem diese auch noch bejaht, also dieser zustimmt - nur um keinen Konflikt zu provozieren bzw diesem aus dem Weg gehen will - OBWOHL man eigentlich GEGENTEILIGER Meinung oder auch nur "nicht-ganz" der Meinung ist - IST DAS SCHLECHT FÜR DIE EIGENE PERSON (für die Selbst-Sicherheit und auch Persönlichkeits-Entwicklung), genauso wie auch für die Person die man gegenüber hat, die man in ihrer gedachten/empfundenen "richtigen" Sichtweise/Meinung lässt (die aber falsch, oder auch nur in gewisser Weise "falsch" ist).
Da stimme ich zu.
In meinem Fall war das nur lange ein übermächtiger Mechanismus. Besonders wenn ich die
gegenläufige Persönlichkeit als Gegenüber hatte, (Selbst)blind dominant, dann war ich zu sehr auf
der Machtebene unterwegs und hab mich selbst verloren.

Aber es waren ja auch Indikatoren zu sich selbst da. Auch wenn diese unterminiert wurden.
Von anderen und von mir in Akzeptanz der anderen und in Mutmaßung der Gültigkeit von schrägen
Maßstäben.
ToWCypress81 hat geschrieben:- Es ist deswegen schlecht (für die eigene Person/Entwicklung) - da man nicht zu sich steht - nicht zu seiner eigenen Person, Empfinden und Sichtweise steht. Und man daher unterbewusst die eigene Meinung, Sichtweise und Person weg-drückt, unterminiert, gegen sich arbeitet und vor allem NICHT ZU SICH STEHT.
- Genau das automatisch zu einer VERUNSICHERUNG der eigenen Person führt.
- Je öfter man Das tut, umso unsicherer, selbstzweiflerisch und selbstkritischer wird man!
Das klingt dann im wahrsten Wortsinn wie eine Persönlichkeits- Störung.
ToWCypress81 hat geschrieben:Diese Gedankengänge musst du aber zulassen bzw respektieren, so negativ sie dir zuerst auch vorkommen - denn es sind DEINE EMPFINDUNGEN. Da musst du dann abwägen, vergleichen und dann deine Meinung der Situation/Reaktion/Thema entsprechend adäquat, also Situationsrealistisch entsprechend reagieren. Und damit, durch die Gegen-Reaktion die daraufhin stattfindet - sehen, ob du oder er damit falsch liegt, oder ihr eine ähnliche Meinung dazu habt.
Das stimmt, das unterdrücken und falsch reden, "darf nicht sein, ist für den anderen zu hart ect", das macht
es auch nicht besser. Die Empfindung verdreht sich vielleicht noch mehr. Und wie bei Watzlawick und der
Kunst, unglücklich zu sein, strickt man sich im Kopf immer negativere Dinge über den anderen, die Welt
und sich selbst.
Ich denke sowas löst sich auch eher auf, wenn es mal "raus" kann und überprüft werden kann.
ToWCypress81 hat geschrieben:Und durch das "VERSTEHEN JENES SITUATIONSUMGANGES" auch dahingehend "Vertrauensaufbau" bzw Vertrauen - den Menschen gegenüber entsteht.
Hm, aus der Perspektive ist das Vertrauen quasi gar nicht in die Menschen an sich notwendig,
und es geht nicht um die Qualitäten der Menschen, z B "die sind doch nicht so böse,
die wollen mir gutes, ect", sondern es ist mehr Vertrauen in den eigenen Prozess, dass man selbst so da
sein und sich äußern darf, egal welcher Mensch gegenüber steht und egal welche Reaktion in einem
provoziert wird.
Man vertraut eher sich selbst, mit etwas umgehen zu können.

Find ich auch logischer als das, was ich sonst bisher verstanden hab. Vertrauen heißt - der andere Mensch
ist gut und vertrauenswürdig und macht nichts falsches mit mir. Das ist dann sehr abhängig von und
fokussiert auf den anderen.
Meine Reaktionen haben immer erst einen äußeren Faktor, und der ist nicht immer beeinflussbar. Und ich
glaube, diese Entäußerung tut der eigenen Persönlichkeit auch nicht so gut.
Themis hat geschrieben:hätte auch noch einige Gedanken dazu, aber bin etwas krank und auf dem Handy im Bett ist umfangreiches Bezugnehmen zu kompliziert.
Gute Besserung :glück:
Themis hat geschrieben:Es gibt auch die Variante, nach innen zu sich zu stehen und den anderen mit seiner (übergriffigen) Haltung/Position an sich abgleiten zu lassen. Bei sich bleiben und nur still die Argumente des anderen überdenken, bewerten und ggf. teils in sich integrieren ...
Ich denke, bei der Variante ist ja auch eine Loyalität und Verbundenheit zu sich selbst.
Sich wahrzunehmen, den anderen nicht dominieren zu lassen, abzuwägen, auf welcher Ebene da irgendwas
Sinn macht. (diese pragmatische oder Machtebene macht oft keinen Sinn)

Ich denke auch nicht, dass man dann freundlich und angepasst rüberkommt, sondern der andere dann schon
merkt, dass er einen nicht so am Haken hat und auch ungefähr merkt, wie man dem gesonnen ist.
Obwohl ich mich da manchmal auch gerne verdrehen möchte "hier würde ich lieber cool und unberührt sein",
obwohl da was brodelt.
Aber einem anderen - emotional nicht offenen Menschen auf Machtebene - die eigene Schwäche und emotionale
Reaktion zu zeigen,kann halt auch einiges provozieren an weiteren Abwertungen, Schlüssen und Angriffen.
Manchmal spar ich mir den Selbstausdruck auch für zuhause dann auf oder für einen vertrauten / sicheren Rahmen.
Oder suche ein anderes Ventil zum "spüren lassen".
ToWCypress81 hat geschrieben:Reagieren kann auch in manchen Fällen heißen, den Gegenüber BEWUSST durch die eigene Mimik (ohne dazu etwas zu sagen) entsprechend STARK (auf eine Art zu der man tendiert, z. B. auch humorvoll) - sodass dieser das auch mitbekommt - zurechtzuweisen.
Stimmt, darüber könnte auch schon viel gehen. Meine Mimik ist da leider
eher gestört und nicht so unter meiner Beherrschung.
Aber einen eigenen Ausdruck kann man wohl finden.

Interessant ist auch, dass es schon unterschiedliche Reaktionen gibt auf übermäßig mächtige
Menschen und Einladung zur Unterdrückung - Leute, die viel stärker und resilienter und unabhängiger
auf was reagieren "die innerlich gleich sagen - ihr Idioten, was wollt ihr überhaupt, ich mach trotzdem
mein Ding".
Und andere, die sich prägen und verunsichern lassen und da viel Glauben ist an den "Idioten" und wo
die Selbstverleugnung näher liegt.

Keine Ahnung woran das liegt. Persönlichkeitstypus z B oder dass ersterer doch noch auch ein stärkeres Ich
in ganz frühen Phasen entwickelt hat, oder dass die Reaktion, die in den Sinn kam, mehr mit Distanz
"könnt mich mal" zu tun hat, und bei dem anderen eher in Nähe und Abhängigkeit und Trennung
nicht ertragen.
Darum entstehen ja auch unterschiedliche Störungen und Kombinationen vermutlich.
ToWCypress81 hat geschrieben:Das Wichtige ist nur - DAS man reagiert. - Auch wenn man das nur auf eine für sich selbst entspannendere Art macht bzw machen will.
Schön finde ich die Idee, dass man da experimentieren kann auf welchem Kanal, mit Worten oder kreativ oder
körperlich, und in welcher Nuance man sich ausdrücken kann.
Das könnte sogar der Kern der Therapie sein, dieser Selbstausdruck.
Das in einen neuen Rahmen setzen einer Situation, und das eigene Erleben / Selbstausdruck dazu herausfinden.
ToWCypress81 hat geschrieben:Es geht auch gar nicht darum einen "ewigen", "langandauernden" -sprich: "ANSTRENGENDEN" "Streit-" oder "Diskussions-" Wortwechsel in einem Meinungs-Austausch (=Konflikt) zu führen!
Es geht nur darum - die eigene Sicht der Dinge (die eigenen Empfindungen) darzustellen, sprich: zu verlautbaren (egal wie man das auch macht).
Stimmt, da sind zwei Ebenen.
"Recht haben", sich einigen auf eine Wirklichkeit oder auf eine Lösung, und als zweites der Selbstausdruck
und die Erfahrung, wie da zwei aufeinander wirken.

Ob ich mich äußern kann und mich da sein lasse hat ja nichts mit dem Ausgang der Sache zu tun.
Das verknüpfe ich aber auch noch stellenweise - ich kann mich nicht äußern, weil es ja eh aussichtlos ist
und die Sache nicht vorwärts geht und die Positionen zu weit weg für eine Einigung.
Oder aus anderen Gründen eine vermeidende sich nicht da lassende Haltung.

Aber die Erkenntnis ist dann gut, dass das wieder so ein altes Verhalten ist von Vermeidung und sich anzweifeln,
statt so da zu sein mit eigenen Empfindungen und Reaktionen, unabhängig erstmal vom anderen und von
den Bewertungen der Situation.
Das sind dann die zwei paar Schuhe. Egal wie "daneben" ein Gefühl sein kann oder innere Resonanz, ist das
erstmal da.
Und in der Frage "was mach ich damit", kann man ja die Bedingungen / Konditionen mit einfließen lassen,
bis dass der Ausdruck stimmig ist. Bzw ist ja auch während des Ausdrückens eine Lernerfahrung, wo auch
Korrektur möglich ist oder neues Feedback.

Themis

Re: Eine These die für mich alles verändert.

Beitragvon Themis » 30. Juni 2019, 22:22

tiffi hat geschrieben:Das verknüpfe ich aber auch noch stellenweise - ich kann mich nicht äußern, weil es ja eh aussichtlos ist
und die Sache nicht vorwärts geht und die Positionen zu weit weg für eine Einigung. 
Oder aus anderen Gründen eine vermeidende sich nicht da lassende Haltung.
Diesen Webfehler habe ich leider auch - immer zu glauben, aus allem (beim anderen bzw. in jeder Situation) Wahrgenommenen müsse auch dann ICH das Bestmögliche machen, damit es vor allem ihm/sonstigen anderen gut geht. Alter Automodus, immer überall fürs "Vorwärtsgehen" und Einigen aller Anwesenden zuständig zu sein.

Erst in letzter Zeit hab ich durch das gestiegene Selbst-Bewusstsein entdeckt, dass ich das NICHT muss. Andere können für sich selbst regeln, wie sie auf etwas reagieren bzw. wie sie etwas verarbeiten wollen. Ich muss ihnen weder diese Arbeit erleichtern noch ihnen ein leichteres Gefühl vermitteln.
Es kann auch für die anderen mal was Divergentes/Unbequemes stehen bleiben. Sie kommen damit schon zurecht.

Ich muss mir nichts Fremdes zu eigen machen, kann bei mir bleiben. Es reicht völlig, den anderen zu sehen und ihm halbwegs gerecht zu werden. Ihm abnehmen muss ich nichts.

Krass, welche lebenslange Last in jeder Interaktion da nun immer wieder abfällt. Als ob ich plötzlich mit viel leichterem Gepäck durchs Leben - durch mein Leben! - marschieren kann. :Ballon:

(Gleichzeitig derzeit sehr viele Träume zu und Erinnerungen an Situationen mit jedem der Eltern mit mir als Kind, Jugendliche und Erwachsene; ich sehe daran, warum ich mit ihnen so werden musste (PS) ... Es war noch die beste Lösung, um einerseits jeden der beiden zu tragen und andererseits selbst nicht verletzbar zu sein. :(
Zum Glück vorbei.)

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Re: Eine These die für mich alles verändert.

Beitragvon ToWCypress81 » 15. Juli 2019, 20:02

Neue Erkenntnis..

Ich habe für mich nun festgestellt, das es richtig ist, schamvoll, peinlich, blamabel oder gar lächerlich rüberzukommen.

Denn es ist tausendmal wichtiger, für das eigene Empfinden etwas "zu tun" bzw für dieses "einzuschreiten", als sich in jeglicher Form bzw Art und Weise zu verstecken, Dinge zu vermeiden oder sich zu unterdrücken, egal ob das emotional mimisches, verbales oder physisches Verhalten betrifft.

Jeder fühlt sich erstmal bei jeder Art einer Empfindungs-Artikulation (=Gefühle zeigen, Gefühle rauslassen) verunsichert bzw blamabel, peinlich berührt, schamvoll oder gar lächerlich.
Das ist aber normal, da ein "rauslassen" von Empfindungen/Gefühle auch immer einem "entblößen" bzw "zeigen" von Gefühlen entspricht, das wiederum einen jeden "angreifbar" macht.
Sprich: diese Mischung aus "Entblößung" und "angreifbar" diese verunsicherten Gefühle auch immer mit auslöst.
Das wiederum einen Meinungs- bzw emotionalen Austausch ("Konflikt") aber auch erst ausmacht.

Denn wenn man nicht "angreifbar", "entblößbar" - sprich: "Emotional" wäre, gäbe es erst gar keine Emotionen, auf die man sich äußern und an denen man sich orientieren könnte.

Da nun mal Jeder die gleiche Erfahrung des "entblößen" und des "angreifbar sein" macht, durch den emotionalen Austausch - weiß auch jeder um die gleichen verunsicherten Gefühle (sich blamabel, peinlich usw fühlen) die dabei zeitgleich entstehen. - Sodass man sich daher auch keine selbstzweiflerischen Gedanken mehr machen muss wie man dabei rüberkommt, da Jeder dabei so empfindet.
Erst durch das Wissen darum, sich die Menschen weniger Gedanken darum machen (ob das nun unbewusst oder bewusst ist), und vor allem auch durch Übung (emotionaler Austausch, Konflikt, Meinungsaustausch) - selbstsicherer reagieren.
Emotionaler Austausch = das rauslassen der eigenen Gefühle, durch Dinge die einen stören oder gefallen.

Wenn man diese Empfindungen unterdrückt, führt das bei Jedem längerfristig zu einer Störung der eigenen Empfindungen/Gefühle - und damit zu einer Störung der eigenen Persönlichkeit.
Eigene Gefühle/Empfindungen = eigene Persönlichkeit/Ich/Selbst/Seele.
"Vergleiche dich niemals mit anderen. Vergleiche dich immer nur mit deinem früheren Ich". - R. M.

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Konfliktvermeidung führt zu Ziel-/Interessenlosigkeit

Beitragvon ToWCypress81 » 16. Juli 2019, 23:06

Auch wenn man das für sich immer nur als unwichtige Randnotizen wahrnimmt, ist das doch der Grund für die eigene Ziellossigkeit und Interessenlosigkeit:

Ich spreche davon, das ich (und vielleicht geht es da vielen mit einer PS so) - wenn ich eine Idee habe, so gering sie auch nur manchmal aufkeimen mag, was ich tun könnte - sofort im negativen abgeschöpft wird warum ich diese nicht umsetzen will.
Dabei merke ich nie bewusst welche genauen Punkte jene sind, die ich zum scheitern der Idee führe.

Ich habe diese Punkte, die sich alle zu 1nem ergeben nun für mich bewusst ausgemacht.

Es ist der Punkt, der immer mit Menschen und meiner Rolle der damit zusammenhängenden Verunsicherung im Sinne von Blamage, lächerlich dazustehen oder Scham betrifft.
So das ich durch dieses Verhalten meinerseits, immer zu dem gedachten Punkt komme, das mich die Menschen dadurch nicht ernst nehmen, und somit jede Tätigkeit damit zum scheitern verurteilt ist.

Da ich durch meine vorherige Thread-Beitrags-Erkenntnis aber nun eine andere Perspektive zu diesem Verhalten habe, wandelt sich meine gestörte oder angstbesetzte Ansicht nun mehr und mehr.

Ich möchte nicht mehr dieses alte Denken haben.

Ich weiß nun, das wenn man für sich einsteht, seine Empfindungen zeigt und ausdrückt, sich nicht für diese rechtfertigt - und vor allem dennoch zu diesen steht, auch wenn man sich dabei erstmal womöglich blamiert, peinlich oder gar lächerlich macht oder rüberkommt (durch dadurch entstehende "Angreifbarkeit" und emotionale "Entblößung") - alles schaffen kann, wenn man nur will bzw sich ein Ziel gesetzt hat.

Man muß diese eigene falsch gefestigte ("verstörte") Denkweise richtiggehend immer genau durchforsten, wenn man gerade einen Gedankengang hat etwas tun zu wollen, und diese Ideen dabei immer und immer wieder verwirft, aus diesen angstbesetzten, "verstörten" erwähnten Gründen.
Auch wenn vielleicht die gedachte Idee erstmal gar nicht ganz so viel mit Menschen zu tun haben scheint - steht sie dennoch (bei genauerer Betrachtung) immer in Verbindung mit Menschen und jenen eigenen damit verbundenen Ängsten bzw "Persönlichkeits-verstörter" Unsicherheit.

So doof das klingt.. aber man muss nur "loslegen".
Es "durchziehen", so unbedeutend die Ideen für einen erstmal sind oder scheinen mögen.
Denn diese Ideen sind nur so gefühlt "unscheinbar" und "klein", weil man vorher nie an sich geglaubt hat, nicht zu sich gestanden hat.

Das einzige was man nun tun muss (für den Rest seines Lebens), diese Ideen und Ziele umzusetzen (denn das ist es was "leben" im eigentlichen Sinn bedeutet): ist seinem eigenen Willen zu folgen, und dabei zu sich zu stehen.
"Vergleiche dich niemals mit anderen. Vergleiche dich immer nur mit deinem früheren Ich". - R. M.

Themis

Re: Eine These die für mich alles verändert.

Beitragvon Themis » 17. Juli 2019, 00:08

ToWCypress81 hat geschrieben:Denn diese Ideen sind nur so gefühlt "unscheinbar" und "klein", weil man vorher nie an sich geglaubt hat, nicht zu sich gestanden hat.
Ja! (Und zu großen Teilen Deines Beitrags auch.) Vor allem: Die Ideen anderer sind auch nicht "größer" oder "richtiger". Die aller Menschen haben ihr eigenes Recht in Bezug zu dem jeweiligen Menschen. :begeistert:

Das mit der Scham - was Du ja schon öfter angesprochen hast - beschäftigt mich noch. Bei mir z. B. ist es nämlich stattdessen die Schuld, die einen ähnlich prägenden Stellenwert hat wie bei Dir die Scham.
Dürften wohl in beiden Fällen (Scham und Schuld) die Eltern erzeugt haben, dass diese so große Hindernisse für uns geworden sind.

Schön, auch bei Dir zu lesen, dass man trotzdem drüber kommen kann. :Blümelein:

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Re: Eine These die für mich alles verändert.

Beitragvon ToWCypress81 » 17. Juli 2019, 02:43

@Themis
Das freut mich was du darüber schreibst :Sonne:

Ja, ich denke "Scham" und "Schuld" haben viel gemein bzw das andere funktioniert vielleicht oder wahrscheinlich erst gar nicht ohne das andere bzw ist (teils) abhängig vom anderen..

Das habe ich aus Jens L. Tiedemann's Buch "Scham (Analyse der Psyche und Psychotherapie)":

(...)Die Scham ist zusammen mit der Schuld die Emotion, die mit dem Niederschlag von verinnerlichten Normen und Standards in Verbindung steht. Beim Ausfall der Scham und folgender Hybris droht das Individuum in asozialer Weise aus der Gemeinschaft herauszufallen oder sich über andere verachtend zu erheben.(...)

(...)Ebenso wie Schuld gehört Scham zu den Affekten aus dem Bereich der Selbstwertregulierung. Für beide Affekte ist typisch, dass diese auch als vom Objektbereich ausgehend dekodiert werden können, als Beschuldigung oder Beschämung.(...)

(...)Sein Grundgedanke besagt, dass Scham einen traumatischen Angriff auf die persönliche Identität eines Menschen signalisiert und speziell bei traumatisierten Patienten typischerweise dissoziative Prozesse hervorruft, um das Selbstgefühl zu erhalten. Wenn die Beziehungsangebote der Eltern an das Kind dagegen von Liebe, Anerkennung und Wohlwollen dominiert sind, tragen sie zur Ausbildung und zum Wachstum des Selbstvertrauens und einer gesunden Selbstliebe bei. Wenn im Gegensatz die primären Bezugspersonen entwertend, ablehnend und beschämend sind, übernimmt das sich entwickelnde Kind diese Sicht von sich selbst ins eigene Selbsterleben und denkt bzw. fühlt von sich, was andere über es gedacht haben.(...)

(...)Affektdifferenzierung:
Die Unterscheidung des Schamaffekts von anderen Affekten hat sich in der klinischen Praxis als äußerst hilfreich erwiesen. Häufig werden allerdings Schuldkonflikte wie Schamkonflikte behandelt und es wird nicht ausreichend zwischen diesen beiden Affekten differenziert. Dennoch überschneiden sich beide und es kommt zu Scham-Schuld-Spiralen. Scham und Schuld sind emotionspsychologisch betrachtet beides »selbstreflektierende Affekte«, durch die ein Selbst sich selbst betrachtet und infrage stellt. Schuld hat etwas mit Handeln zu tun – und sei es nur mit beabsichtigtem Handeln –, Scham dagegen mit dem Sein und dem Selbst. Die Autorin Helen Block Lewis (1987) beschreibt den Unterschied folgendermaßen: »Bei Schuld frage ich mich selbst: ›Wie konnte ich DAS nur tun?‹ Bei Scham frage ich mich selbst: ›Wie konnte ICH das nur tun?‹«(...)

(...)In der psychotherapeutischen Praxis ist es insgesamt oft schwierig, Scham von Schuld zu unterscheiden. Nicht selten kommt es zu »Scham-Schuld-Spiralen« (Piers/Singer 1953). Scham löst oft Schuld aus und vice versa.(...)
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