Schneegeflüster hat geschrieben:Und ich denk schon
Ich war nur verwirrt, weil deine Pfeile auch immer unter den Zitaten standen, da hab ich das so einfach übernommen
Ja, wo soll man es auch her wissen
Wollte mal eine andere Form probieren statt Zitat im Zitat.
Schneegeflüster hat geschrieben:Jede kreative Leistung beginnt mit einer Idee, wieso sollte denn die Idee an sich dann nicht schon kreativ sein?
hmm. stimmt auch wieder.
Ich glaube, dann hab ich eher die Begriffe "kreativ" mit "besonderer Fähigkeit" vermischt.
Es gibt ja kreative Menschen, die mit ihrer besonderen Fähigkeit, bestimmte Dinge auf die Beine
stellen können, die irgendwie Hand und Fuß haben UND dann auch noch damit Kontakt mit
der Außenwelt haben. Also Künstler, quasi.
Bei mir kommts mir eher so vor, als hätte ich hier und da mal ein paar Luftblasen (Ideen),
aber es würde nicht so ein ganzes geben, ein "Werk", was auch noch außen vorgestellt werden
könnte, und ich denke auch, ich würde das gar nicht wollen.
Irgendwas widerstrebt mir, meine Ideenwelt einer Außenwelt zugänglich zu machen, und dass das
be- oder verwertet würde, zumindest in systematischem und größerem Ausmaß.
So ein privaterer Austausch ohne messbaren Mehrwert macht mir ja schon Spaß.
Naja, hat aber nur bedingt mit dem Thema zu tun.
Höchstens so im Sinne, steigert es die Kreativität, wenn man aus sozialem Antrieb heraus kreativ ist?
Bei mir wäre so ein Aspekt "ich bin wer in der NT Welt" ja eher lähmend. Da kann ich mich
sogar eher richtig dumm und leer stellen. Außerdem hab ich eh keine "Fähigkeit mit Hand und Fuß"
Schneegeflüster hat geschrieben:Es fällt mir schwer, einen direkten Unterschied zwischen Philosophie und Psychologie zu definieren, beides sind schließlich Wissenschaften, die sich mithilfe des Verstandes versuchen, das menschliche Wesen zu verstehen; Psychologie ist dabei aber wohl etwas mehr auf das "kranke" Individuum bezogen, nehme ich an. An sich hatte ich das Fach der Psychologie, im Gegensatz zur Medizin, nicht als Naturwissenschaften mit objektiver, meßbarer Wahrheit verstanden, sondern eher als eine Geisteswissenschaft, die stattdessen auf Definitionen, Überlegungen und Interpretation basiert. Man lernt eher Aspekte, die man nutzen kann, um einen Zustand deuten zu können, als fertige Deutungen, hätte ich gesagt. Es ist dann vermutlich auch sinnvoller, von Plausibilität statt von Wahrheit zu sprechen.
So klingt es nachvollziehbar in der Unterscheidung und dem, was diese Geisteswissenschaften ausmacht.
Und sehr gut ausgedrückt.
Könntest du dir eigentlich vorstellen Psychologie zu studieren und damit zu arbeiten? Scheinst ja ein Händchen
dafür zu haben.
Wobei ich denke, das wirklich mit Psychologie arbeiten und anwenden, mit Menschen, in einer Organisation
wie Klinik, ist ja doch nochmal eine andere Hausnummer.
Schneegeflüster hat geschrieben:Dazu fällt mir etwas ein, das einer der Philosophen der Stoa, ich glaube Epiktet, einmal gesagt hat.
Sinngemäß: Wo der Mensch gegen seinen Willen ist, da ist für ihn ein Gefängnis.
Wie du hier die Endlosigkeit mit den Attributen "Unfassbarkeit" und vor allem "Ohnmacht" beschreibst, legt nahe, dass du vom Leben, bzw. von einem endlosen Leben, auf eine Weise deine Freiheit bedroht oder zumindest beschränkt siehst, die an ein Gefängnis erinnert. Daraus könnte man nun schließen, dass du grundsätzlich ein Defizit im Lebenswillen hast, wobei das jetzt nur eine sehr wage und unsichere Interpretation ist. Ich hoffe, ich trete dir damit nicht zu nahe.
Aus dieser Perspektive kann man es schon so sehen.
Hatte tatsächlich auch eher mal eine Phase mit sehr starkem Lebensgefühl, wo ich mir das mit dem
"ewig leben" sehr viel besser hätte vorstellen können.
Schneegeflüster hat geschrieben:Wenn ich mir aber anschaue, wie gewisse Anteile meines Bekanntenkreises (als Schüler kennt man viel zu viele Leute, ich bin froh, wenn das vorbei ist) ihre Zeit verbrennen, um sich von Wahrheiten abzulenken, die sie sich nicht eingestehen können, wie verletzt sie sind, wenn man sie mit diesen Wahrheiten konfrontiert, und wie schnell sie sich das dann wieder verleugnen können, dann wirkt es auf mich doch so, als sei eine milde Form des SPS nach rationalen Entscheidungsmerkmalen gesünder, als das, was der Durchschnitt für "normal" befindet, mMn.
Ich will dich nicht deprimieren, aber es kann sein, dass es später und in anderen Kreisen auch nicht
soviel besser wird. Mit der Ablenkung und dem nicht auf den Punkt kommen.
Hier hatte vor einigen Wochen mal ein anderer User, der kurz auf Stippvisite war, ein Thema reingegeben
bzgl. Urschmerz. Und wie sich Neurosen aufbauen und körperliche Härte und Symptome, um das nicht zu fühlen
und das System stabil zu halten.
Hab mich noch nicht so weitreichend damit beschäftigt,aber so von der Grundidee finde ich es nicht schlecht...
dass da viele / fast alle diesem Schmerz ausweichen.
Vertreter dieser Richtung ist Arthur Janov mit Büchern rund um "Urschrei", das hat zwar wie ich finde einen
etwas unseriösen Beigeschmack, als käme es aus der Esoterik oder wäre sowas ähnliches wie "Lachtherapie",
aber wo ich jetzt reingelesen hab, hab ich schon gemerkt, dass es auch psychologische Grundlagen hat.
Und irgendwo muss der Drang im Menschen zum Ausweichen ja herkommen.
Schneegeflüster hat geschrieben:Meinst du auf gesellschaftlicher Ebene, dass man sich gegenseitig mehr respektieren sollte, oder meinst du auf individueller Ebene, dass man selbst sich mehr mit beiden statt nur einem Lager auseinandersetzen sollte?
Beides. Erstmal, dass man individuell mehr nach der "anderen Seite" streben sollte. Auch wenn man vielleicht
nie ganz so "gut" wird wie diejenigen, die sich auf dieser Seite zuhause fühlen.
Genauso könnten ja die Leute auf der "sozialeren Seite" auch etwas mehr nach Introspektion streben
und könnten sich auch in Zeiten alleine etwas wohler fühlen. Da gibts aber eigentlich wohl auch einen
"Psycho- und Selbsthilfemarkt", mit Entschleunigen und Einkehr und alleine sein und Techniken finden,
wie man mit aufsteigenden Problemen umgeht.
Aber gesellschaftlich könnte man sich eigentlich auch gut ergänzen und voneinander profitieren denke ich.
Statt das zu andersartige abzuwehren und abzuwerten. (Gibt ja auch schnell mal Mobbing, wenn Menschen
eher introvertiert oder normabweichend sind).
-> sozialer sein wollen
Schneegeflüster hat geschrieben:Direkt das Ziel, etwas zu verbinden, hatte ich dabei nicht, ich habe mir nur einen Gewinn an Glück daraus versprochen, meine Persönlichkeit auf dem Spektrum von NT bis SPS etwas mehr richtung NT zu verschieben, was das Soziale anbelangt, und bis jetzt scheint es zu helfen.
Ah, okay.
Und wie setzt du das dann um? Sind es mehr andere Aktivitäten die du dann machst (mit anderen)
oder mehr auch Änderung von Einstellung gegenüber anderen oder änderst du dein Verhalten?
Lässt du bewusst Ablenkung, Verdrängung zu, bzw blendest die Introspektion dann eher mal aus?
(Wahrscheinlich gibt es ja eh immer Ablenkung , Verdrängung,also ginge es vielleicht, was zu fokussieren,
was einem auch Spaß macht, außer Denken....(?)...)
Schneegeflüster hat geschrieben:Diese fließende Identität wäre dann sowas wie ein synergetischer Effekt, in dem sich aus zwei einzelnen Identitäten im Zusammenschluss eine Gesamtheit ergibt, die größer wäre als beide Identitäten für sich allein zusammengenommen? Dass also die Gesamtheit mehr wäre als die Summe der Teile?
Hmm, Synergieeffekt könnte einen Teil davon ausmachen, denke ich.
Teilweise denke ich aber auch an einen Vergleich, wie ein Europäer wahrnimmt und Dinge ordnet,
und wie ein Asiate Dinge ordnet. Da hatte ich mal was gelesen zu.
Als würde ein Europäer mehr so die Dinge im Vordergrund sehen, wenn er ein Bild anschaut, die
einzelnen Formen und Abgrenzungen.
Und ein Asiate würde mehr so den Hintergrund sehen, einen Gesamtzusammenhang oder Zwischenräume.
So könnte man sein Ich ja ggf. auch wahrnehmen. Also auf die zweite Art.
Dann wäre Integrität auch weniger, "oh meine feste Form ist gefährdet".
Da könnte ja, wenn man es auf die zweite Art sieht, die Identität eher gefährdet sein, wenn man merkt
"oh, ich werde in eine feste Form gepresst".
Eigentlich ist bei mir sogar beides da. (In Richtung Bindungsangst, zuviel feste Rolle nicht mögen)
Ich denke, das, was du "fließend" oder "starr" nennst, ist an sich nur eine Frage des Vertrauens des Betroffenen in seine Umwelt. Jemand, der in jeder Annäherung einen Angriff auf seine Integrität wahrnimmt, wird sich anderen nicht öffnen können, wird sich verschießen und zurückziehen in eine Form der inneren Festung, um dein Bild aufzugreifen. Wenn man sich in die Selbstbezogenheit zurückziehen muss, um sich vor dem Außen zu schützen, dann ist das ja schon der erste Hinweis, dass man die eigene Integrität gefährdet sieht.
Ich denke ja, gerade die schizoide Ausprägung hat stark mit fehlendem Urvertrauen zu tun.
Ich erlebe es aber auch nicht als unverschiebbar.
Also bei mir denke ich, ich komme ziemlich aus dieser Ecke des Rückzugs und der Abgrenzung
und des Misstrauens, aber es kam auch eine Offenheit dazu und ein eher fließender Zustand.
Hab ich hier im Forum auch schon an anderer Stelle gelesen. (bis jetzt fast nur bei Frauen, ist das
wirklich eher so ein Frauending? Kann ja eigentlich nicht sein)
Zumindest ist Distanz, gerade für den Schizoiden, ein Garant für Wahrung der Integrität. Äußere Beziehung schafft dahingegen mehr Abhängigkeiten und verringert die Distanz, stellt also eine potentielle Gefährdung der Integrität da. Dahingehend ist. Dazu möchte ich, auch in Bezug auf den letzten Absatz deiner Nachricht, das Stachelschweingleichnis von Schopenhauer erwähnen, auf die Gefahr hin, dass es schon bekannt ist:
An einem kalten Tag entwickelt eine Gruppe Stachelschweine ein Bedürfnis nach Nähe, für dessen Befriedigung sie einander immer näher rutschen. Je mehr sie sich aber aneinander annähern, desto größer sind die Schmerzen der Stacheln der Nachbartiere, die Tiere rutschen also wieder auseinander, wodurch es wieder kälter wird. Sie verändern so lange den Abstand, bis der erträglichste Zustand gefunden ist.
Und das ist eben die Grundproblematik der symbiotischen Bindung: zwar ist die Wärme, Geborgenheit und Sicherheit sehr wohltuend und vielleicht auch nötig, dennoch stellt die Nähe einen sehr schmerzhafen, quälenden eingriff in die Freiheit, Unabhängigkeit und Integrität dar, der langfristig nicht zu ertragen ist. Nur ist es eben so, dass die Wärme in der Praxis irgendwie anfangs stärker wahrgenommen wird als der Schmerz, wobei sich das Verhältnis mit der Zeit umkehrt.
Ja, das Stachelschweingleichnis kenne ich schon, hatte es aber eher im Kontext Gesellschaft mehr gelesen,
weniger als individuellen Konflikt zwischen Wärme suchen / Nähe und Schmerz / Distanz.
Aber ist es nur die eingeschränkte Freiheit, die so schmerzt, oder ist noch ein anderes Gleichgewicht
bedroht?
Wo ich dann eher wieder bei der Idee mit dem Urschmerz wäre, den man verdrängt hält,
und wo man sich ein Gleichgewicht gesucht hat, diesen nicht zu fühlen.
Und bei Nähe gerät das Gleichgewicht durcheinander, was das System labil macht, und den Schmerz
wieder hervorbringt.
Könnte sein, dass NT dann in ihrer Bezugsgruppe ähnliche Ablenkungsmechanismen gefunden haben,
und sich darin eher stabilisieren und gar nicht so "triggern".
Und wenn man selber so tickt, dass einem diese Ablenkungsmechanismen nichts sagen, nicht
gut wirken, ist man da etwas der Spielverderber.
Also mir wurde schon mitgeteilt, ich bin eher jemand, der die Leute runterzieht
.... weil
genau dahin schauend und abzielend, wo man nicht hinsoll.
Und nach nem sozialen Codex her sollte man ja sich ablenken und gemeinsam Spaß haben.
Ist aber auch etwas Übungssache, meiner Neigung nicht allzusehr hinterherzugehen. Bzw. die
Gruppe dann manchmal auch zu vermeiden, auch um dort nicht zuviel "Stimmung" zu verbreiten.