Asperger Syndrom, SPS usw. - alles Schubladendenken oder gleiche/r Nenner?

Ein Leben in (völliger) Isolation? Du bist sehr introvertiert, ängstlich-vermeidend oder gar schizoid? Wie gehst du damit um?
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ToWCypress81
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Asperger Syndrom, SPS usw. - alles Schubladendenken oder gleiche/r Nenner?

Beitragvon ToWCypress81 » 9. Februar 2017, 04:30

Da in vielen unterschiedlichen Themenbeiträgen darüber diskutiert, gefragt und sich uneins ist ob man nun eher zu dem neigt oder was dies und jenes ist und bedeutet - könnte man doch hier mal einen gesammelten Überblick über Meinungen und Erfahrungen zum Thema Asperger Syndrom, schizoide Persönlichkeitsstörung und mögliche Unterarten bzw. verwandte Störungen machen.

Ich mach mal den Anfang:
ich habe das Gefühl, das AS und SPS und etwaige Artverwandte möglicherweise hauptsächlich auf einer genetisch veranlagten emotionalen Überempfindlichkeit oder auch Überirritierbarkeit fußen. - Und somit wie etwa bei AS und SPS zu einer stark eingeschränkten oder gestörten Gefühlswelt führen, welche durch mögliche schlechte Erziehungsmethoden oder schlechte Erfahrungen vielleicht zusätzlich noch in die eine oder andere Richtung verstärkt worden sind. - Was im Endeffekt dazu führt das die Emotionen der Menschen für diese Leute entweder zu diffus, übertrieben, angstauslösend oder schlecht bzw. nicht ertragbar sind usw. - Das wiederum zu einer möglichen totalen Gefühlskälte führt, innerlicher emotionaler Abschottung, emotional extremer Blockiertheit oder auch kompletter Introvertiertheit mit keiner Möglichkeit zu emphatischen Empfinden usw.
Ist also eine angeborene Übersensibilität bzw. übertriebene Sinnes/Empfindungs-Wahrnehmung(sStörung) der wahre Grund für viele/einige (oder gar die meisten) Störungen/Autismen? Oder gibt es auch noch andere mögliche genetische Hirn-Makel/Störungen bzw. andersartig ausgebildete Gehirn-Strukturen die zu ähnlichen, gleichen oder mannigfaltigen Störungen führen? - Wo ist die Grenze und wann der Beginn zu einer geistigen Behinderung? Bzw. wo fängt Autismus an, wann kann man von einer geistigen (schweren) Behinderung reden, wann gilt etwas als psychische Störung?
Vielleicht sollte aber auch (einfach) jeder nur so gut es geht für sich selbst schauen in wie fern er/sie etwas (gesellschaftlich, beruflich) schaffen kann und danach sein/ihr Leben ausrichten - egal ob die Gesellschaft die eigene "Behinderung" nun anerkennt oder nicht.
Oder vielleicht sollte die psychiatrische/neurologische Ärzteschaft etwas einfach auch nicht mehr als "psychische Krankheit/Störung" titulieren - sondern man jedwede psychische "Eingeschränktheit" gar als tatsächliche "Behinderung" anerkennen. - Da körperliche Behinderungen in der Gesellschaft/Beruf ja wahre Anerkennung und Fürsprache ernten - eine psychische "Störung/Krankheit" aber meist nur Unverständnis, Bedenken oder gar Ängste hervorruft.

...Vielleicht hat jemand bessere/andere Ansätze, Vorschläge, Erfahrungen, Ideen, Antworten...
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Re: Asperger Syndrom, SPS usw. - alles Schubladendenken oder gleiche/r Nenner?

Beitragvon Sojabean » 9. Februar 2017, 07:41

Hallo
Autismus, auch asperger, ist symptomatisch zwar teils kaum zu unterscheiden, ursächlich aber etwas komplett anderes. Da kann man gerne googlen und erfährt alles im Detail.
Was natürlich sein kann: man kann auch beides haben. Autisten haben zB zwangsläufig Bindungsstörungen, aber als Folge ihrer Problematik eben. Aus einer Bindungsstörung können schizoide Züge entstehen bzw eine SPS. Das ist in den Fällen, wo es sich mischt, kaum mehr zu unterscheiden.
Nein, es sind nicht nur unnötige Schubladen sondern es ist sehr wichtig, zu wissen, was man hat, finde ich. Zumindest dann, wenn es das Leben einschränkt. Manches, zB ads, kann wie Asperger wirken. Da ist kaum bekannt. Hier kann mit Medikamenten aber viel erreicht werden. Das ist bei einer SPS nicht möglich. Das ist ein Punkt.
Bei mir persönlich spielt die Schuldfrage mit. Bisher machte ich meinen Eltern schwere Vorwürfe, weil ich sie als schuldig an meinem Zustand sah. Da sie sicher schwere Fehler gemacht haben, haben die Therapeuten mir diese Meinung auch eingebleut.
Wenn ich wüsste, dass sowohl meine Eltern als auch ich AUCH eine genetische Störung wie Asperger haben, kann ich vieles verzeihen. Ihnen und mir. Ich sag das ganz ehrlich. Ich finde es sehr wichtig zu wissen warum... Nicht nur weil ich sehr neugierig bin.

PS
Der Schweregrad lässt sich daran erkennen, wie sehr der Mensch in seinem Leben eingeschränkt ist. Nur dann hat es Krankheitswert bzw wenn die Einschränkung groß ist, gilt man als behindert. Auch zB bei Asperger. Ist man nur ein schräger Vogel aber zufrieden und lebt sein Leben ohne für sich oder andere wahrnehmbare Einschränkungen, dann ist das zwar nicht angepasst aber normal im Sinn von gesund.
Ich habe zB selbst großen Leidensdruck und Einschränkungen. Habe sehr sehr viel gelesen über schizoid und asperger-sein. Wenn du da konkrete Fragen hast, gerne. Mir hat Google sehr geholfen zur Abgrenzung vor allem.
SPS ist vorrangig durch vernachlässigung erworben. Auch wenn eine angeborene Sensibilität sie begünstigt. Autismus ist angeboren. Du verhältst dich als Autist wie ein schizoider, bindungsgestörter, sogar wenn du die allerbesten Eltern hast. Das ist die Kurzfassung.
Bei meinem Sohn wurde vor elf Jahren eine Bindungsstörung diagnostiziert. An der zweifle ich arg, zumal ich ihn nie massiv vernachlässigt habe. Jetzt mit 16 ist Verdacht auf Autismus, stark erhärtet. Tja, was soll ich sagen? Die ganzen Jahre fühlte ich mich als Rabenmutter. Weil damals das wissen um Autismus noch gering war. Ich musste mir vieles anhören... Da ich unsicher war ließ ich mir einreden, ich sei schuld. Natürlich durch die Blume... Ich sage es nur nochmal: ich finde Diagnosen in solchen Fällen zumindest extrem wichtig! Man hätte ihm auch anders helfen können. Ich habe habe nur an mir gearbeitet und der Erziehung. Grenzen setzen etc. Dabei checken Autisten sowas gar nicht... Naja, voll daneben eben ...

LG
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Re: Asperger Syndrom, SPS usw. - alles Schubladendenken oder gleiche/r Nenner?

Beitragvon Sanssouci » 9. Februar 2017, 10:01

Der Unterschied zwischen Asperger und SPS ist mMn, dass während man mit SPS ganz "normal" mit Leuten reden kann solange man ruhig ist, hat man mit Asperger auch Probleme mit Leuten egal wie die eigene Stimmung ist. Auch fehlt Autisten die Fähigkeit sich in andere reinzu versetzen was bei SPS ja nicht der Fall ist.

Aber ich kann die Ärzte auch verstehen, wenn einer mit SPS im Survivalmodus arbeitet und sich ganz tief ins Innerste zurück zieht (was bei einer Therapie ja zwangsläufig passiert, wenn man bedenkt wie übergriffig die meisten Therapeuten sind), dann wirkt das ganze schon Autistisch. Aber wie gesagt das ganze passt dann halt nicht mehr solang der SPS im Ruhemodus arbeitet.

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Re: Asperger Syndrom, SPS usw. - alles Schubladendenken oder gleiche/r Nenner?

Beitragvon ToWCypress81 » 10. Februar 2017, 17:25

Ich persönlich habe schon viel zu viele unterschiedliche Diagnosen von Psychiatern bekommen, sehe mich in keines der ganzen Diagnostikas wirklich (SPS noch am ehesten) und habe durch meine langjährigen Erfahrungen in Psychiatrien und Diagnosekriterien meist kein Vertrauen mehr in diese. Ich weis was in Google/Wikipedia drin steht (über all jenes) doch denke ich das es noch viel mehr Mischungen in den jeweiligen Störungen/Autismen gibt als bisher angenommen. Ich bin der Meinung, das der Mensch bzw. das menschliche Gehirn viel zu differenziert, individuell oder diffus ist, als das man es in maßgeschneiderte Diagnose-Kriterien einpflanzen kann.
Ein Psychologe war mal felsenfest der Überzeugung, das ich das Asperger-Syndrom habe - woraufhin er mich dazu gedrängt hat, das ich eine neue umfangreiche Diagnose bei einer Psychiaterin deren Fachgebiet das Asperger Syndrom ist erstellen lassen soll. - Nach sehr vielen Tests und Gesprächen kam dann dort raus bzw. hat man mir gesagt - das ich eine Schizoide Persönlichkeitsstörung habe.
Ich habe z. B. eine vollkommen Normale bzw. Nicht vernachlässigte Erziehung/Kindheit (bzw. nicht zu Übertriebene in die eine oder andere Richtung) erfahren und komme nur mit Medikamenten in der Gesellschaft zurecht (speziell ab einem Erwachsenenalter) - also 2 Dinge, die vollkommen (oder mehr oder minder) gegen eine Schizoide Persönlichkeitsstörung stehen.
Auch denke ich das ich schon recht "emphatisch" veranlagt bin, vor allem wenn ich nur 1ne Person vor mir habe. Bzw. habe ich die Tests wo ich Gesichtsausdrücke auswerten musste alle ganz gut bestanden - was wiederum ein Asperger Syndrom ausschließt.
Ich persönlich sehe mich schon als einen "behinderten Menschen", da ich durch mein ganzes übertriebenes Empfindungssystem/Wahrnehmungssystem, das mich extremst blockiert in allem was ich tue (kann z. B. dadurch keine großen Empfindungen äußern) nicht in der Gesellschaft klar komme (habe auch einen Schwerbehindertenausweis (50%) - den ich aber nie herzeige).
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Re: Asperger Syndrom, SPS usw. - alles Schubladendenken oder gleiche/r Nenner?

Beitragvon Sojabean » 10. Februar 2017, 19:31

Hallo
Ok. Aber wodurch hast du den Schwerbehindertenausweis? Den gibts bei Autismus, aber eine SPS gilt doch nicht als Behinderung. (Was ich ungerecht finde)
Autismus ist nicht wirklich ausgeschlossen wenn man Gesichter lesen und Empathie empfinden kann. Warum traust du der asperger diagnose nicht? Es gibt zig verschiedene Grade bei aspergern...
ADS wirkt oft wie asperger bzw torpediert einige Kriterien und verstärkt andere. Das wäre eine Erklärung für alles zB. Ich denke du warst evtl in den falschen Institutionen. Ich würde eine Psychiatrie empfehlen wo sie darauf spezialisiert sind, kontaktstörungen zu differenzieren.
Lg

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Re: Asperger Syndrom, SPS usw. - alles Schubladendenken oder gleiche/r Nenner?

Beitragvon ToWCypress81 » 11. Februar 2017, 09:52

Ich hatte nie die Diagnose Asperger Syndrom. Ein Psychologe ist kein Psychiater und kann daher nur Vermutungen anstellen - auch wenn er sehr von dieser Vermutung überzeugt ist (jener Psychologe hatte eben die starke Vermutung und hat mich daraufhin zu jener Psychiaterin geschickt; denn nur Die dürfen Diagnosen ausstellen und haben im Normalfall auch ein größeres diagnostisches Fachwissen).
Den Schwerbehindertenausweis habe ich damals auf anraten einer Psychologin und einer Sozialpädagogin (als ich in einer Behindertenwerkstatt für psychisch Kranke war) erstellen lassen, um Sozialleistungen zu erhalten und möglicherweise auch bessere Chancen auf dem realen Arbeitsmarkt zu bekommen (da Firmen dazu verpflichtet sind zu einen gewissen %-Anteil Behinderte einzustellen). Bekommen habe ich den aufgrund meines Auftretens und Erzählungen im Gespräch und durch die Gutachten von Psychiatrien/Psychologen/Psychiater.
- Geholfen hat mir der Ausweis allerdings noch nie etwas - eher im Gegenteil. Die Realität schaut so aus, das man besser jegliche "unverständliche" Behinderung (besonders wenn sie nicht ganz offensichtlich/erkennbar ist) verbirgt/verschleiert und seinen Lebenslauf "verschönert" - nur dann bekommt man in vielen Fällen auch wirklich etwas (traurige Wahrheit). - Körperliche Behinderung "Ja" (gut), geistige "Behinderung" (was ist das? in wie fern? verstehe ich nicht, will ich nicht) "Nein".
Diagnose-Kriterien sind nie perfekt und werden auch nie perfekt sein, da der Mensch auch nicht perfekt ist.
Das menschliche Empfindungssystem/menschliche Gehirn ist meiner Meinung nach nicht wirklich fassbar bzw. von jedem Menschen zu jedem Menschen in irgendeiner Weise unterschiedlich bzw. keine Maschine, und kann daher nie tadellos wissenschaftlich in einen absoluten Konsens/Kategorie eingeordnet werden. - Deswegen nützen die erhaltenen Diagnosen auch nur der Bürokratie - aber niemals wirklich dem Patienten.
Ich bin der Meinung, das es viel wichtiger ist sich Selbst bzw. das Eigene Empfinden vollends zu kennen, zu verstehen (in dem man In-sich-geht und NICHT in dem man ein Empfinden durch oder an anderem/anderen äußeren Dingen festlegt) und mit diesem bzw. mit sich (so gut es geht) zu arbeiten (auch AN sich zu arbeiten) - und auch genau nach diesem Empfinden sein Leben auszurichten.
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Re: Asperger Syndrom, SPS usw. - alles Schubladendenken oder gleiche/r Nenner?

Beitragvon Sojabean » 11. Februar 2017, 17:13

Da hast du sicher auch Recht.
Mir hilft es aber allein schon zB bei meinen Depressionen dass ich weiß: sowas gibt es, ich bin nicht die einzige. Gäbe es keine diagnosen dann wäre das noch schwerer fassbar als, wie du richtig sagst, die Psyche ohnehin ist.
Ich finde es verbindend und tröstlich zu wissen: es gibt andere die haben was ähnliches wie ich.
Genau dasselbe ist es nie das ist klar. Wie du es ganz anschaulich ausdrückst ist das alles viel zu komplex im Menschen. Jeder ist natürlich einzigartig.
Danke für deine Infos bzgl Behinderung. Dann werde ich das bei meinem Sohn beachten.
Er ist ein gutes Beispiel für das was du sagst: rein aus den Fragebögen heraus hätte er atypischen HF Autismus. In direkten Gespräch könnten sie das nicht bestätigen. (Kinderpsychiatrie mit der europaweiten Autismus-expertin!!!)
Fazit: er bleibt ohne diagnose!
Ich dachte: du heilige sch ... Denn trotz hohen IQ wird er es im Beruf schwer haben. Er hat motorische, soziale, konzentrations- Aufmerksamkeits- und sprachdefizite. Ohne Autismusdiagnose hieß es, bekommt er keine ausbildungshilfen...
Aber wenn ich das von dir so lese, ist es vllt sogar besser, wenn auch hart, dass es eben so ist.
Traurig, echt!
Tut mir für sich auch sehr leid!!!
Wir leben in einer scheinheilige pseudo politisch korrekten Welt. In Wahrheit geht es nur uns funktionieren!
...

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Beitragvon ToWCypress81 » 11. Februar 2017, 21:26

Habe es noch mal bearbeitet/überdacht: Also in gewisser Weise hast du natürlich schon recht mit diesen gewissen Diagnosen - die einem auch etwas zurückgeben, sprich: man dadurch auch mehr Selbstsicherheit gewinnen kann. - Denn auch wenn ich, egal ob ich nun AS oder SPS und dergleichen diagnostiziert bin und mich in keines dieser Diagnosen absolut/perfekt wiederfinde und diese (und die Wissenschaft) immer auch anzweifle - empfinde ich schon auch eine gewisse Bestätigung (egal ob die Diagnose nun perfekt oder nicht perfekt ist) das mein tatsächlich diagnostiziertes Problem ein anerkanntes, bestätigtes Problem ist, das häufiger vorkommt. - Bzw., wenn ich zwar mein Empfinden in- und auswendig kenne und weis das andere auch so etwas haben, mich dann aber ohne eine tatsächliche ärztlichen Diagnose vielleicht dennoch mehr hinterfragen/anzweifeln würde, da ich mir durch eine somit stärkere Ungewissheit eher sagen würde - das ich vielleicht doch nicht zu diesem und jenem tendiere bzw. mir das vielleicht bloß in die eine oder andere Richtung einbilde, und mich somit eher als einen ziemlichen "Weirdo" (Verrückten) ansehen würde - was wiederum Unsicherheit auslöst.

Das mit der Berufsfindung, Sozialleistungsanspruch und Schwerbehindertenausweis kann man natürlich nie verallgemeinern. - Ich habe nur meine eigenen persönlichen Erfahrungen geschildert. - Ich bin aber auch nur so wie ICH eben bin - und somit reagieren darauf eben auch die Arbeitgeber, Psychiater, Sozialpädagogen usw. individuell darauf. - Soll heißen: das kann von Jeden Menschen zu jedem Menschen (wie etwa bei deinem Sohn) wiederum anders sein bzw. sich anders auswirken.
- Sicher leben wir in einer Leistungsgesellschaft - aber dennoch kann es immer sein, das man die "richtige" Firma oder die "richtigen" Menschen findet die einen unterstützen - auch wenn die Chance darauf möglicherweise tatsächlich sehr gering erscheint oder ist (in den meisten Fällen).
Wenn alle Stricke reißen und z. B. dein Sohn in keiner Berufs-Sparte eine Nische findet oder sich auch nicht dazu fähig fühlt - hat man (in so einem Fall oder meisten Fällen von starken psychischen Problematiken und/oder dementsprechenden Arbeitsunfähigkeit) immer die Möglichkeit noch in einer Behinderten-Werkstatt "für psychisch Kranke" (-nennt sich in vielen Fällen bloß so, sind aber alle möglichen Störung-/Krankheits-/Autismus-Spektren oft enthalten) zu arbeiten (wo man auch sozialversichert ist und möglicherweise/oft noch zusätzliche Sozialleistungen in Anspruch nehmen kann). - Auch in so einer Einrichtung kann man möglicher Weise das Recht auf einen Einzelarbeitsplatz (wo einen nicht allzu viel Leute stören) geltend machen (was ich damals dummer Weise nicht gemacht habe, da ich immer nur den Anweisungen folge geleistet habe).
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Re: Asperger Syndrom, SPS usw. - alles Schubladendenken oder gleiche/r Nenner?

Beitragvon Sojabean » 12. Februar 2017, 08:32

Hallo
Das hast du extrem gut ausgedrückt. Genau so empfinde ich das auch. Einerseits sind Diagnosen wichtig, dann ist es aber auch wichtig, sich nicht durch sie zu definieren.

Das mit der Behindertenwerkstatt klingt traurig. Wie du schreibst bist du überdurchschnittlich intelligent und sehr empfindsam etc. Dass es so einem Menschen nicht möglich ist, eine Arbeit im "normalen" setting zu finden, ist doch ein armutszeugnis für unsere Gesellschaft! Und macht mit Angst für meinen Sohn!
Seine berufliche Perspektive von Geschichteprofessor zum Arbeiter in einer Behindertenwerkstatt ... Das ist bitter! Aber ich danke dir sehr. So werde ich nicht erschüttert sondern rechne Mal mit dem schlimmsten ...
Gibt es für dich noch eine andere Perspektive? Oder hast du dich so arrangiert, wohl oder übel?
GLG
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Re: Asperger Syndrom, SPS usw. - alles Schubladendenken oder gleiche/r Nenner?

Beitragvon ToWCypress81 » 12. Februar 2017, 16:27

Ich habe (nach Behindertenwerkstatt, nochmaligen Psychiatrie-Aufenthalten (inc. arbeits-/Belastungs-Tests) und Berufs-Integrations-Maßnahme + langer Arbeitssuche/Arbeitslosigkeit) durch eine Berufsförderungsmaßnahme eine Ausbildung zum Technischen Zeichner gemacht (es gab dort nicht so viel zur Auswahl) - die ich allerdings mit einem relativ durchschnittlichen (unterdurchschnittlichen) Notenzeugnis abgeschlossen/bestanden habe. - Welche ich aber nur bestehen und überhaupt durchhalten konnte, da ich eine recht hohe Dosierung eines Medikamentes nahm (welches ich regelmäßig/täglich bzw. seit über 10Jahren, mit kurzen Unterbrechungen nehme, aber normalerweise nicht so hoch dosiert) - da mich die vielen Menschen neben und um mich herum sehr in meiner Konzentration störten/ablenkten.
Als die Ausbildung zu Ende war, habe ich über 1 Jahr Bewerbungen geschrieben (ca. 120), die aber trotz einiger Vorstellungsgespräche nur Ablehnungen zur Folge hatten. Danach habe ich einen Minijob (auf 350-400€ Basis) als Servicekraft in einem Bildungszentrum gemacht (Zimmer vorbereitet für Dozenten bzw. Technik angeschlossen, Tische/Stühle umgeräumt) und mich weiterhin nach einem festen Job umgesehen. Bin dann durch Abend-Dienste in diesem Bildungszentrum-Job auf den Wachdienst, der ab einer späten Uhrzeit kam, aufmerksam geworden. - Dieser Wachdienst (es war u. a. ein recht (oder sehr) alter Mann dabei) der dann oft nach seinen Kontrollgängen am Schalter saß und ein Buch laß (und somit einen sehr ruhigen/ungestörten Arbeitsdienst hatte) hat mich insbesondere auf dieses Gewerbe aufmerksam gemacht.
- Ich habe dann daraufhin diese Voraussetzung/Mini-Ausbildung zur Sicherheitskraft für Objektschutz (Wachkraft) gemacht bzw. abgeschlossen (ist bloß eine mehrwöchige Unterweisung) - und bekam dann durch eine Bewerbung/Vorstellungsgespräch einige Zeit später diesen Job bzw. den Beruf zur Wachkraft in Nachtschicht (arbeite aber dort auch ganztags Samstag und manchmal auch Sonntags) in einer Universität bzw. Hochschule. - Dieser Beruf gefällt mir extrem gut, da ich sehr bzw. ganz selbstständig arbeiten kann und (zu einem großen Teil) meine Ruhe habe bzw. wenn ich zwangsläufig mit Leuten zu tun habe - das sehr angenehm finde diesen Leuten in klaren, kurzen Anweisungen die nötigen Dinge zu sagen.
Zuletzt geändert von ToWCypress81 am 12. Februar 2017, 17:50, insgesamt 1-mal geändert.
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