Therapie ?

Ein Leben in (völliger) Isolation? Du bist sehr introvertiert, ängstlich-vermeidend oder gar schizoid? Wie gehst du damit um?
abds
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Therapie ?

Beitragvon abds » 9. Januar 2017, 01:29

Meine Damen, meine Herren,

manchmal, so wie heute, logge ich mich tief in der Nacht in diesem Forum ein und lese ein bisschen. Ich bin immer wieder erstaunt, wie sehr ich mich in manchen Beiträgen wiederfinden kann, war aber noch nie bei einem Therapeuthen um mich überprüfen zu lassen. Hauptsächlich, weil ich nicht irgendwie auffallen möchte, aber ich möchte das auch meinen Eltern nicht auf die Nase binden.

Kann mir denn einer sagen, ob so eine Therapie wirklich hilfreich ist. Oder ob man sich auch einfach jemanden vorknöpfen könnte, um demjenigen den ganzen Schlamassel mal zu erläutern ?

Vielen Dank schonmal :sammeln: :erklärbär2:

tagträumer
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Re: Therapie ?

Beitragvon tagträumer » 9. Januar 2017, 09:34

@abds

Ich finde meine Therapie als sehr hilfreich, allerdings musste ich auch feststellen recht anstrengend und dauert recht lange.

Auch ich habe viele Jahre gezögert mit einer Therapie an zu fangen und der erste Versuch war dann auch erstmal schief gegangen. Die von dem Therapeuten anwendete Form der Verhaltenstherapie passt garnicht zu meiner Person und meine Problemen. Danach eine längere Pause und nun eine Therapeutin, die die Systemische Therapie und die Hypnotherapie nach Erikson und nach Renartz anbietet. Da merkte ich erstens, die passt zu mir, versteht mich, passt die Therapie an mich an und nach wenigen Stunden merkte ich erste Verbesserungen und so jetzt so nach etwa 3 Jahren denke ich, dass sich mein Leben deutlich bessert.

Meine Erfahrung damit jemanden das ganze zu erzählen und zu erläuten, sind ausnahmlos schlecht. Ich fand da keinen der meine Probleme verstand, das beste waren Freunde die mitfühlend waren, das schlechteste meine Mutter die meinte ich soll mich zusammen reissen.
I'm not crazy about reality, but it's still the only place to get a decent meal. (Groucho Marx)

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Re: Therapie ?

Beitragvon AlleinunterMenschen » 9. Januar 2017, 10:33

abds hat geschrieben:Kann mir denn einer sagen, ob so eine Therapie wirklich hilfreich ist. Oder ob man sich auch einfach jemanden vorknöpfen könnte, um demjenigen den ganzen Schlamassel mal zu erläutern ?

Ich würde sagen, es kommt ganz darauf an, was Du möchtest bzw. erreichen willst.

Natürlich kannst Du erst einmal alles jemandem erzählen, der ein genügend guter Zuhörer ist, um einfach mal alles loszuwerden, was Dich beschäftigt. Die Reaktion Deines Gegenübers kann danach aber natürlich die sämtliche Bandbreite abdecken, von völligem Unverständnis bis hin zum Helfersyndrom. Vielleicht reicht Dir so ein Gespräch ja auch schon, um Dich besser zu fühlen. Das kann niemand außer Dir selbst beurteilen.

Du kannst aber auch alles direkt bei einem Therapeuten loswerden. Der hört Dir ebenfalls zu und zwar wahrscheinlich aufmerksamer, ausdauernder und vielleicht auch einfühlsamer als ein "normaler Mensch" aus Deinem Umfeld. Zumindest, wenn es ein guter Therapeut ist, denn da gibt es leider große Unterschiede.

Später kann man dann gemeinsam überlegen, ob es Dinge an Dir und Deinem Leben gibt, das Du gern ändern würdest. Vielleicht sind bei Dir ja mittlerweile auch andere belastende Einschränkungen dazugekommen, wie z.B. eine soziale Phobie oder eine Depression als Komorbidität, an denen Du vielleicht gern etwas ändern möchtest. In einer guten Therapie geht es nicht darum, Dich in Deinem Wesen so zu verändern und zu verbiegen, dass Du gesellschaftskonform wirst, sondern immer nur darum, was DU erreichen willst.

Du hast die Möglichkeit, 5 kostenlose Probesitzungen bei einem oder mehreren Therapeuten zu machen, um besser den für Dich Richtigen zu finden, was sehr wichtig ist. Erst danach, wenn Du Dir mit einem einig geworden bist, dass eine weitere Therapie sinnvoll und hilfreich sein könnte, wird ein entsprechender Antrag bei der Krankenkasse gestellt. Du riskierst also zu Anfang noch nichts, wenn Du einfach mal ausprobieren willst.

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Re: Therapie ?

Beitragvon orinoco » 10. Januar 2017, 08:24

Therapie ist wie Beton - kommt drauf an was man draus macht!
Ich habe mit klassischer, institutioneller und auch alternativer Therapie nur schlechte bis "nur" nutzlose Erfahrung gemacht. Am effektivsten war für mich meine eigene und (Selbst-)Verständnis-Erklärungs-Therapie, die ich nicht nur auf mich sondern auch auf mein soziales Umfeld angewandt habe: also nicht ich auf die Couch eines Therapeuten sondern mein soziales Umfeld auf meine Couch! Ich vertrete die Ansicht, dass wir gar nicht so viel verkehrt machen, sondern nur normal auf abnormale Umstände reagieren. Da bedarf es dann eigentlich mehr der Therapie des sozialen Umfeldes als der eigenen um eine Verbesserung zu erreichen. Das setzt allerdings voraus, dass man vorher sich selbst richtig verstanden hat. Erst als ich das hatte, konnte ich mein soziales Umfeld erfolgreich therapieren.
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Re: Therapie ?

Beitragvon Traumafrau » 19. Januar 2017, 13:41

tagträumer hat geschrieben: meine Mutter die meinte ich soll mich zusammen reissen.


Den Spruch kenn ich auch irgendwoher. Das Lieblingscredo meiner Mutter. ;-)

orinoco hat geschrieben: konnte ich mein soziales Umfeld erfolgreich therapieren.


Wie erstaunlich. Und auch bewundernswerte Herangehensweise, das wirft mir die brennende Frage auf, wollten die das? Vor dem Hintergrund das jede Seele erlöst werden will hört es sich schon schwierig an, da das in der Realität aber auch manchmal nicht zutrifft und sie nicht explizit darum gebeten haben, finde ich es fast einen Akt der kaum zu bewältigen ist?

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Re: Therapie ?

Beitragvon orinoco » 23. Januar 2017, 17:33

Traumafrau hat geschrieben:
orinoco hat geschrieben: konnte ich mein soziales Umfeld erfolgreich therapieren.

Wie erstaunlich. Und auch bewundernswerte Herangehensweise, das wirft mir die brennende Frage auf, wollten die das? V


Ich würde ergänzen "ob sie wollten oder nicht!".
Ich habe schon seit jeher meine soziale Welt unbewußt eingeteilt in diejenigen, die mir gut tun und diejenigen die nicht. Und habe letztere dann aus meiner IFZ mehr oder weniger ausgeschlossen bzw. den Kontakt abgebrochen bzw. drastisch eingeschränkt. Da blieben schon nicht viele Kontakte übrig mit denen es aber immer noch Konflikte gab. Da es sich hierbei allerdings - im Gegensatz zu denjenigen außerhalb meiner IFZ - durchweg Vernunftgründen zugängliche Personen handelte war es relativ einfach, diese mit meiner Verständnis-Erklärungs-Therapie zu therapieren und das Konfliktpotential und den zwischenmenschlichen Stress dadurch drastisch zu reduzieren.
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Re: Therapie ?

Beitragvon Blumentopf » 13. Februar 2017, 09:24

Hallo! :winken:

Ich würde einfach mal behaupten, eine Therapie ist sinnvoll, sobald ein Mensch unter seiner Persönlichkeit/seinen Zügen leidet. Ist das nicht der Fall, ist eine Therapie eigentlich überflüssig. Wobei ich auf der anderen Seite sagen muss, dass es auch sehr angenehm sein kann, wenn man jemanden zum Reden hat. Wie bereits gesagt wurde - es kommt wohl immer darauf an, was man daraus macht und wie sehr man sich auf die Therapie einlässt.

Blumentopf :)


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