Antinatalismus und Peaceful Parenting

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Cocoon
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Antinatalismus und Peaceful Parenting

Beitragvon Cocoon » 20. September 2016, 22:40

In meinem Leben überschneiden sich ständig o.g. Themen. Grundsätzlich bin ich der Meinung, dass sich die Menschen im allgemeinen viel zu sorglos fortpflanzen...ob nun aus Naivität, Dummheit, Verantwortungslosigkeit, oder schlicht Egoismus. Davon möchte ich persönlich absehen, habe im Laufe der Jahre sogar eine moralisch schlüssige Rechtfertigung für eine eventuelle Abtreibung gefunden.

Der hauptsächliche Grund für meine antinatalistische Einstellung ist vor allem in Herrschaftsverhältnissen zu suchen, weshalb ich auch den "Besitz" von Haustieren und "Erziehung" ablehne. Viel zu oft habe ich den Eindruck gehabt, Kinder/ Tiere seien bloß eine Art Gegenstand entsprechender Inhaber. Und ich denke, dass wir alle dies auch für uns in unserer Lebensgeschichte nachempfinden können.

Nun habe ich gleichsam das Problem wie auch Glück, eine gute Freundin zu haben, die ein mittlerweile 1 1/2 Jahre altes Kind hat. Dies hat mich dazu gebracht, des Öfteren zu Babysitten und mir gewahr zu werden: "Kinder sind eigentlich garnicht so scheiße...nur die Erwachsenen sind es."
Auf Grund meiner Psyche und meines "upbringings" habe ich mich auch intensiv mit Peaceful Parenting beschäftigt und zum ersten Mal richtig gecheckt, dass bloß weil ich keine großartige physische Gewalt im Elternhaus erfahren habe, ich nicht gleich vollkommen gewaltlos erzogen wurde. Also bin ich wirklich tief ins Thema eingestiegen, habe mich in meiner Freizeit weiter gebildet bis zum geht nicht mehr.
Mit dem Hintergedanken: Wenn das Kind schon in den Brunnen gefallen ist (also existiert), muss man ihm wenigstens so helfen.

Leider beobachte ich häufig, dass meine Freundin ihrem Kind gegenüber recht grob vorgeht. Sie schlägt sie nicht in meiner Gegenwart, das sei vorweg gesagt. Aber es sind diese Kleinigkeiten...beim Anziehen, beim Waschen, beim Zähneputzen...die mir so dermaßen übergriffig und ungeduldig vorkommen. Dann fängt die Kleine an zu weinen. In diesen Situationen sticht mir meine Empathie ins Herz. Manchmal kam es vor, dass ich die selben Tätigkeiten vollzog, natürlich langsam, sanft, vorsichtig...wobei es dann kein Weinen gab.
Nun hat sie sie schon in diesem Alter und trotz dessen, dass sie noch gar keine Arbeit hat, in die Krippe gegeben (wo jeder mit Ahnung auch aufschreien würde) und trotzdem hat sich offenbar nichts an dem "Stress" und der dementsprechenden Grobheit geändert. Ich bin so desillusioniert.

Die Gute hätte eine Therapie nötig gehabt statt eines Kindes.

Habe diese Thematik schon ab und an bei ihr angesprochen, aber vielleicht habt ihr ja noch ein paar Ideen, wie man positiv auf sie einwirken kann?! :/
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Re: Antinatalismus und Peaceful Parenting

Beitragvon Insuffizienz » 20. September 2016, 23:21

Vielleicht kann man ihr vorschlagen sich mit der "Gewaltfreien Kommunikation" auseinanderzusetzen. Keine Ahnung, ob es dir was sagt. Aber aus meiner Erfahrung gibt es schon einen gewissen Bedarf unter den Leuten danach sich darüber zu informieren und auszutauschen, wenn ich mir die Gruppen in facebook und die darin geposteten Inhalte wie Bücher oder Workshops ansehe.
Ich bin ganz deiner Meinung und lehne auch Erziehung ab. Was Haustiere angelangt bin ich mir unschlüssig, z. B. die "Haltung" von oder das Zusammenleben mit Katzen entspricht weitestgehend meinen Freiheitsgedanken. Diese können frei draußen herumlaufen und kommen zum Heim, wenn sie es wollen oder so ähnlich. Zumindest auf diese Weise würde ich es als ethisch korrekt finden.

"Der hauptsächliche Grund für meine antinatalistische Einstellung ist vor allem in Herrschaftsverhältnissen zu suchen [...]."
Meinst du damit das Verhältnis von "Erziehungsberechtigter"/Besitzer und Kind/Haustier oder Herrschaft im Sinne der politischen Verhältnisse?

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Re: Antinatalismus und Peaceful Parenting

Beitragvon Milka » 21. September 2016, 06:57

Vielleicht sprichst du sie mal auf ihre Grobheit an.
Ich muss sagen, dass ich auch so ein antiautoritärer Typ bin (ich unterrichte Kinder), aber ich habe im Laufe der Zeit gelernt, dass man mit kleinen Kindern nicht immer diskutieren kann. Irgendwann wollen die Eltern halt, dass es läuft und die Grenzen müssen klar sein. Es ist für eine Mutter auch nicht zumutbar, jeden Morgen zu diskutieren, ob ein Kind Lust hat sich anzuziehen oder nicht. Manchmal muss man dann ein Machtwort sprechen. Allerdings, wenn du das so schilderst, scheint es so zu sein, dass es zuviel ist und wenn das Kind zu weinen anfängt, dann ist es bedenklich.
Ich gebe schon sehr lange Instrumentalunterricht und habe gemerkt, dass ich zwar in der einen Stunde, die sie die Woche kommen, antiautoritär sein kann, aber dass das für Eltern nicht immer praktikabel ist. Sonst werden die Kinder irgendwann die herrschsüchtigen Despoten. Wenn die keine Grenzen spüren, dann ist es nicht immer zu ihrem Besten. Sie werden im späteren Leben genauso wenig zurecht kommen wie die Unterdrückten, weil sie es gewohnt sind, dass alles nach ihrer Pfeife tanzt.

Ich verstehe, dass du niemanden unterdrücken willst. Du bist da sensibilisiert worden. Wenn ich die Kinder in meinem Umgebung so sehe, dann denke ich immer: Oh Gott, wie schrecklich das war, so ohnmächtig und ausgeliefert zu sein und ich bin da auch empfindlich, wenn ich sehe, dass Eltern ihre Macht missbrauchen.
Aber irgendwann ging mir auf, dass diese Kinder, die ich beobachte, sich gar nicht so fühlen. Die meisten Eltern kümmern sich besser um ihre Kinder als meine Eltern, und die Kinder fühlen sich meist geliebt und unterstützt. Da hab ich gemerkt, wie einseitig meine Betrachtungsweise ist.

Ich glaube, für manche Kinder ist es eine Verbesserung, wenn sie halbtags in die Krippe kommen. Wenn sie schon früh lernen, mit anderen zu kommunizieren und auch mal ein paar Stunden auf die Eltern zu verzichten, find ich das gar nicht schlecht.
Mach dir nie Gedanken darüber, was andere Menschen über dich denken. Diejenige, die Probleme mit dir haben, haben diese nur, weil sie Probleme mit sich selbst haben.

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Re: Antinatalismus und Peaceful Parenting

Beitragvon Cocoon » 21. September 2016, 11:50

@Insuffizienz: GFK geht ja ziemlich tief...da bin ich mir mehr als unschlüssig, ob sie dazu bereit wäre, wenn es schon an Grundzügen mangelt.
Teilweise unterstellt sie ihrer Tochter in dem Alter sogar schon eine Art bösartige Manipulationstaktik und äußert dann diese ekelhaften Etikettierungen "bockig", "trotzig", "kriegt ihren Willen nicht (oh Schreck, sowas haben Kinder halt noch) und quengelt deswegen". Da könnt' ich einfach nur abkotzen.

Deinem Beispiel bzgl. der Haustiere kann ich folgen. Wenn eine erkennbare Freiheit vorhanden ist und demnach eine mögliche Flucht, mag das noch akzeptabel sein.

"'Der hauptsächliche Grund für meine antinatalistische Einstellung ist vor allem in Herrschaftsverhältnissen zu suchen [...].'
Meinst du damit das Verhältnis von "Erziehungsberechtigter"/Besitzer und Kind/Haustier oder Herrschaft im Sinne der politischen Verhältnisse?" Das kann man tatsächlich auf beides gleichermaßen beziehen, aber im Kleinen fängt es m.E. nach an und da liegt der Fokus für mich.
Hinzu kommt natürlich, dass wir schlichtweg zu viele Menschen auf diesem Planeten sind.
(Auch interessant in diesem Zusammenhang: http://www.spiegel.de/wirtschaft/sozial ... 12145.html)


@Milka: "Aber irgendwann ging mir auf, dass diese Kinder, die ich beobachte, sich gar nicht so fühlen."
Woher willst du das wissen?

Normalerweise ist halt die Faustregel, dass man Kinder unter 3 Jahren auf gar keinen Fall in Fremdbetreuung geben soll, da sonst die Bindung und das Urvertrauen flöten gehen kann. Zumindest scheint die Kleine das (nach Aussage der Mutter) gut zu verkraften, hätte da nur kurz geweint oder so..naja.



Klar möchte ich auch nicht in ihrer Haut stecken. Aber sowas überlegt man sich halt vorher und bekommt nicht aus totromantisierten Gründen ein Kind in diesen Verhältnissen (alleinerz., finanz. am Arsch, psych. vorbelastet). Kein Wunsch-, sondern ein "Ich will, ich will, ich will- Kind". Vernunft not found.

Als sie mir "damals" mitteilen wollte, dass sie schwanger ist, rief sie mich erst an (obwohl sie weiß, dass ich in der Regel nicht ans Telefon gehe). Wie gut, dass ich auch diesmal nicht ran gegangen bin und auf ihre SMS gewartet habe....denn ich hätte nicht gewusst, was so spontan wohl gesagt werden sollte. Ätzend, wenn man alles schon kommen sieht und trotzdem nichts dagegen machen kann. Ich "bete" inständig, dass zumindest ihr Wunsch nach einem 2. Kind nicht in Erfüllung geht. Um des Kindes willen.
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Re: Antinatalismus und Peaceful Parenting

Beitragvon Indigocat » 21. September 2016, 12:30

Hallo Cocoon, :)
teilweise bin ich Milkas Meinung, Elternschaft ist immer auch ein stückweit ein Jonglieren mit den eigenen Kraftreserven, man muss sich also überlegen, wo man Grenzen setzt, um eben nicht die Grenzen der eigenen Belastbarkeit zu überschreiten. Allerdings hast du recht, das sollte in einer wertschätzenden Weise geschehen und muss nicht unbedingt in Tränen enden. Kinder bis ungefähr 3 Jahre sind aber auch noch im "Trotzalter", das heißt, sie neigen dazu, alle Anweisungen der Eltern zu verneinen, was für die Eltern leider sehr anstrengend sein kann. Kann durchaus sein, dass die Kleinen sich aber bei fremden Menschen von ihrer besten Seite zeigen und du somit ein "goldiges" Kind erlebst.
Cocoon hat geschrieben:Teilweise unterstellt sie ihrer Tochter in dem Alter sogar schon eine Art bösartige Manipulationstaktik und äußert dann diese ekelhaften Etikettierungen "bockig", "trotzig", "kriegt ihren Willen nicht (oh Schreck, sowas haben Kinder halt noch) und quengelt deswegen". Da könnt' ich einfach nur abkotzen.
Hier fehlt vielleicht doch etwas die Wertschätzung dem Kind gegenüber beziehungsweise ist deine Freundin in der Situation überfordert? Kommt eben darauf an, ob sie sich deine Ratschläge annimmt, sich rechtfertigt oder gar gegen dich geht. Sollte letzteres der Fall sein, würde ich die Sache auch problematisch sehen.
Normalerweise ist halt die Faustregel, dass man Kinder unter 3 Jahren auf gar keinen Fall in Fremdbetreuung geben soll, da sonst die Bindung und das Urvertrauen flöten gehen kann. Zumindest scheint die Kleine das (nach Aussage der Mutter) gut zu verkraften, hätte da nur kurz geweint oder so..naja.
Das sehe ich auch so, wobei das von Kind zu Kind unterschiedlich sein kann. Ich bin mit meinen Kindern bis zum Alter von 3 immer in einen Mutter-Kind-Kreis gegangen, d.h., es waren andere Kinder und die Eltern waren dabei. Finde das eine gute Lösung. Mit den meisten Kindern und Eltern von damals sind wir heute noch befreundet.
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Re: Antinatalismus und Peaceful Parenting

Beitragvon orinoco » 21. September 2016, 20:34

Hallo Cocoon,

mir tut es auch weh wenn ich sehe wie mit hoher Wahrscheinlichkeit die nächste traumatisierte Generation herangezogen wird. Gerade das Alter zwischen 1½ und 3 ist da ja besonders kritisch (siehe mein Trauma-Blog). Das tragische dabei ist eben auch, dass ein Kind eben nur eine Mutter hat und mit dieser eine Art Schicksalsgemeinschaft bildet ob beide wollen oder nicht: für das Kind ist die Mutter die Lebensversicherung, egal wie schlecht es von ihr behandelt wird. Es wird nach Hilfe suchen, es wird die Schuld für das negative Verhalten der Mutter bei sich suchen, es wird die eigenen Ängste abspalten und verdrängen, aber es wird niemals - zumindest in diesem Alter - die Beziehung zur Mutter freiwillig aufgeben.

Ich glaube ja unverbesserlich an die Aufklärung und die Emanzipation des Menschen und würde daher auch hier in dieser Richtung ein paar Vorschläge machen. Zum einen: wie stehen denn die Voraussetzungen in deiner Beziehung zu ihr, dass sie auf das was du sagst hört? Macht ihr Paargespräche? Das wäre z.B. ein Rahmen in dem du ihr deine Ansichten zum Umgang mit den Kind ohne Schuldvorwürfe erklären könntest (Ich gehe mal davon aus, dass sie ihr Kind nicht absichtlich schlecht behandelt, sondern selbst genervt/verängstigt/gestresst ist). Natürlich solltest du vorher quasi als Rückversicherung, dass das alles Hand und Fuß hat, was du sagst, genau informieren und verstehen was in dem Kind gerade vor sich geht und wie schwer ein frühkindliches Trauma und die Folgen wiegen. In meinem Blog habe ich dazu diverse Quellen angeführt, empfehle aber speziell Shelley Uram (Stichwort: "Sitting duck"), Bruce D. Perry und Bryan Post.
Wichtig wie immer das das ohne Schuldvorwürfe rüberkommt, also z.B. als Ich-Botschaften, statt dem gefährlichen "Du", in entspannter, stressfreier Atmosphäre wie z.B. beim Paargespräch, auch nicht als Wortgefecht, sondern als Monolog (erst der eine, dann der andere, dann evtl. noch Diskussion) und das Ganze als Angebot formulieren: Zitat Timm Thaler "Man kann einem Menschen eine Tür aufmachen, durchgehen muss er selber". Und natürlich ehrlich das Ganze, also, dass du ihr die Entscheidung überlässt wie sie mit deiner Kritik umgeht.
Ein anderes vorgehen hat mMn wenig Sinn, denn dann besteht eine große Gefahr, dass sie innerlich dicht macht, vor allem wenn die das Gefühl bekommt, dass ihr in die "Erziehung" ihres Kind hinein regiert werden soll.

Wenn alles trotz ehrlichen Bemühens nichts fruchtet, dann kannst du - so die Beziehung das aushält - weiter eine Art guter Onkel für das Kind sein und ihm zumindest eine Inselerfahrung des Vertrauens und einer unterstützenden Beziehung bieten. Das ist nicht das Beste, aber zumindest das Zweitbeste. Eine Traumatisierung, die nicht sicher ist, kann das kaum verhindern, aber dann hat das Kind zumindest einen "warmen Ofen" in seiner Kindheit. Dafür wird es später dankbar sein.

Was Kinder und Haustiere generell betrifft hab ich gegen beides nichts, solange man beides nicht als Besitz und Verfügungsmasse ansieht. Das geht durchaus, zuminest moralisch, wenn es rechtlich auch anders ist. Da hat eben jedes Haustier einen Besitzer. Ich verfolge da die Philosophie der animal rights - abolitionist approach nach Gary L. Francione.

Liebe Grüße

Orinoco
Verständnis ist für den Traumatisierten, was die niedrige Bordsteinkante für den Rollstuhlfahrer.
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Disclaimer "Lesen auf eigene Gefahr!" - unbedingt lesen!

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Re: Antinatalismus und Peaceful Parenting

Beitragvon Insuffizienz » 21. September 2016, 23:37

Cocoon hat geschrieben:@Insuffizienz: GFK geht ja ziemlich tief...da bin ich mir mehr als unschlüssig, ob sie dazu bereit wäre, wenn es schon an Grundzügen mangelt.
Teilweise unterstellt sie ihrer Tochter in dem Alter sogar schon eine Art bösartige Manipulationstaktik und äußert dann diese ekelhaften Etikettierungen "bockig", "trotzig", "kriegt ihren Willen nicht (oh Schreck, sowas haben Kinder halt noch) und quengelt deswegen". Da könnt' ich einfach nur abkotzen.

Bockig, trotzig und frech tituliert man stets Untertanen einer Autorität. Einen Lehrer, der sich dem friedlichen Willen eines Schülers nicht Erziehung im Kapitalismus (Vortrag, Audioaufnahme)
Entspricht sehr meiner Kritik. Inhalte ähnlicher Vorstellungen über Erziehungs-Kritik (die Schulkritik ist auch hervorragend dargestellt) findet man unter dem Kanal. (Ich persönlich lehne den Marxismus ab)

Deinem Beispiel bzgl. der Haustiere kann ich folgen. Wenn eine erkennbare Freiheit vorhanden ist und demnach eine mögliche Flucht, mag das noch akzeptabel sein.

Stimmt. Kaninchen oder Käfigvögel zu halten empfinde ich bspw. als in hohem Maße verachtenswert.

Hinzu kommt natürlich, dass wir schlichtweg zu viele Menschen auf diesem Planeten sind.
(Auch interessant in diesem Zusammenhang: http://www.spiegel.de/wirtschaft/sozial ... 12145.html)

Wir sind nicht zu viele Menschen auf diesem Planeten, jeder weiß doch, dass mit der gegebenen "Produktivkraft" (Fabriken, Arbeitskräfte) bzw. mit ihren tatsächlichen Produkten das mindestens Doppelte der Weltbevölkerung ernährt werden kann.
Es ist natürlich eine ganz andere Frage, wie sich die Menschen nach einer sozialen Revolution in einem anarchistischen Kommunismus ihr Leben einrichten, ob sie weiterhin schlechte Produktionen und Produkte akzeptieren (Stichwort: "gesunde Lebensmittel", es gibt ernsthaft im Kapitalismus die Auszeichnung "gesundes" Lebensmittel. Wie weit treibt es "die Gesellschaft", dass man nur mit hohem Einkommen ungiftige Produkte kaufen kann, da es die Regel ist, dass sie vergiftet sind?). Diese Frage möchte ich ihnen selbst überlassen, da ich friedselig bin und niemandem meine Vorstellungen gewaltsam auferlegen will.
In dem Spiegel-Artikel wird soweit ich das zu beurteilen vermag ein konzentrierterer Zentralismus der Staatsgewalt gefordert, damit eine Annäherung zum Realsozialismus. Das Ergebnis kennt man.
Ich persönlich setze mich einzig für die Freiheit ein, dies ist der anarchistische Kommunismus. Ich lehne unnötige Gewalt gegen friedliche Menschen ab, damit jede Herrschaft, damit jeden Staat.

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Re: Antinatalismus und Peaceful Parenting

Beitragvon Kalliope » 22. September 2016, 08:17

Meine Meinung zu (menschlicher) Fortpflanzung und Tierhaltung deckt sich weitestgehend mit der des EP. Soweit, so bekannt.

"Haltung von Zwangsabhängigen" aus egoistischen Motiven ist z.B. ein Stichwort. (Von unendlich vielen auf unendlich vielen Ebenen, die ja @cocoon bereits ansprach stichpunktmäßig.)
(Hier mal ein enzückendes extrem-Beispiel zu mütterlicher "Fürsorge" und dazu das hahnebüchene Urteil unseres "Rechtsstaates":
http://www.n-tv.de/panorama/Mutter-beta ... 93921.html )

Erziehung.... was für ein weites Feld. Erziehung kann unmöglich "richtig", geschweige denn fehlerfrei, sein (denn wer ist schon fehlerfrei?). Jeder, der erzieht, macht Fehler. Selbst dann, wenn er(m/w) das mit den besten Absichten und Grundsätzen tut. Immerhin wächst ein kleines Individuum heran, welches sich irgendwann aus der (bio-)logischen und notwendigen Abhängigkeit lösen muss und möchte. (Ok, manche schaffen es nie und bleiben ihr Leben lang Kind und machen dann mit 50 immer noch Mama/Papa für alles in ihrem Leben verantwortlich. Auch anderes Thema.)

In die Erziehung anderer mische ich mich tunlichst nicht ein (solange nicht offensichtlicher Schaden für Leib und Seele besteht). Eltern sind im allgemeinen eine hoch empfindliche Spezies, immerhin zeigt sich am Kinderhaben ja auch ganz besonders das eigene Defizit. Die kleinen Spiegel geben alles direkt zurück :).
@Orinocos Vorschlag halte ich für einen guten: dem Kind eine beständige Alternative (offenes Ohr, Anlaufstelle bieten). Sowas kann in einem verkorksten Elternhaus wirklich lebensrettend wirken und Urvertrauen retten.

@Insuffizienz: nicht allein "kann man so viele Menschen ernähren?" ist das Kriterium. Es ist auch eine soziale Frage. Stecke Ratten in einen zu engen Käfig und sie beginnen, sich gegenseitig aufzufressen. Zu Viele auf einem Raum und es gibt Stunk. Gerade hier in diesen Gefilden der schizoiden Art sollte doch das Befürfnis nach Distanz, Raum, Rückzug bekannt sein. (Die Einschätzung kann natürlich diesbezüglich variieren, je nachdem, ob man gerade in einer Weltmetropole zuhause oder in den weiten irgendeiner Tundra oder Steppe.) Zudem besteht neben "ernähren" auch noch der Bedarf nach anderen Ressourcen, die zur Neige gehen. Und natürlich kann es eine allgemeine Ansichtssache sein, ob man der Meinung ist, dass es von unserer Spezies nunmehr zu viele gibt (Stichwort "Artenverdrängung", "Zerstörung des Lebensraumes Erde").
"In Wirklichkeit ist der andere Mensch Dein empfindlichstes Selbst in einem anderen Körper" Khalil Gibran
"Das Ideal einer vollkommenen Gesundheit ist bloß wissenschaftlich interessant. Krankheit gehört zur Individualisierung." Novalis

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Re: Antinatalismus und Peaceful Parenting

Beitragvon Cocoon » 22. September 2016, 16:08

@Indigo "Kinder bis ungefähr 3 Jahre sind aber auch noch im "Trotzalter", das heißt, sie neigen dazu, alle Anweisungen der Eltern zu verneinen, was für die Eltern leider sehr anstrengend sein kann. Kann durchaus sein, dass die Kleinen sich aber bei fremden Menschen von ihrer besten Seite zeigen und du somit ein "goldiges" Kind erlebst."

"Anweisungen"...wuaargh. Wieder so ein Begriff, bei dem mir die Haare zu Berge stehen. Wie anstrengend muss es erst für die Kleinen sein, wenn sie in ihren Bedürfnissen nicht gesehen werden? Wer ist denn nun der Erwachsene?
Zwar hatte ich auch schon die Theorie, es sei einfach spannend und neu, wenn ich gewisse Tätigkeiten ausführe, habe diese aber wieder verworfen. Meiner Meinung hat sich mittlerweile zwischen der Mutter und der Kleinen eine Spirale aus Weinen und noch stärker werdender Grobheit entwickelt (da die Mutter durch das Weinen tatsächlich noch genervter und aggressiver wird) :erschrocken: . Wäre ich genauso grob, würde das bei mir natürlich genauso laufen mit dem Weinen. So ein Rumgezerre auf Biegen und Brechen tut ja auch weh...und das nicht nur körperlich, will ich meinen.

@Orinoco: Ratschlägen gegenüber ist sie theoretisch recht offen. Allerdings hapert es bei ihr an der Impulskontrolle. Dann ärgert sie sich...sie wisse es ja eigentlich besser. Geholfen ist damit natürlich niemandem. Hinzu kommt, dass ihre Vergangenheit in Beziehungen schon mit aggressivem Verhalten gespickt ist (wechselseitig zwischen Partner und ihr und gegenüber ihrem damaligen Hund). Durch die Blume habe ich ihr auch schon einmal zu einer Therapie geraten, wozu sie allerdings nicht die Notwendigkeit zu sehen scheint.

"animal rights - abolitionist approach" werde ich mir mal zu Gemüte führen.

Nach und nach kommt auch so eine Stimmung auf nach dem Motto: Du hast leicht reden, du hast ja nichtmal selbst ein Kind.
Tja, I'm so fucking sorry. Meine einzige Kompetenz liegt darin, dass ich selbst ein Kind war und in meinem Mitgefühl. Und in den drölfzigtausend Stunden, in denen ich mich mit dieser Thematik befasst habe. Nevermind.
Das Kind wurde weder gefragt, ob es geboren werden will, noch in welche Hände. Diesem Umstand gilt es, etwas Demut zu zollen.


@Insuffizienz: Aja, cool. Den Kanal kenne ich sogar schon. Und jetzt weiß ich auch endlich, warum die Banane krumm ist. :D
Klar, man muss nicht immer mit allen Inhalten einverstanden sein.

@Kalliope: *seeeeuufz* Da kann ich meinen Mordphantasien wieder freien Lauf lassen. Grr. Mutterliebe. Es gibt nichts heiligeres auf diesem Planeten.

Deine Erklärung zum Thema Überbevölkerung könnte ich nicht besser formulieren.


:katze:
Zuletzt geändert von Cocoon am 17. November 2016, 02:34, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Antinatalismus und Peaceful Parenting

Beitragvon Insuffizienz » 22. September 2016, 17:20

Kalliope hat geschrieben:@Insuffizienz: nicht allein "kann man so viele Menschen ernähren?" ist das Kriterium. Es ist auch eine soziale Frage. Stecke Ratten in einen zu engen Käfig und sie beginnen, sich gegenseitig aufzufressen. Zu Viele auf einem Raum und es gibt Stunk. Gerade hier in diesen Gefilden der schizoiden Art sollte doch das Befürfnis nach Distanz, Raum, Rückzug bekannt sein. (Die Einschätzung kann natürlich diesbezüglich variieren, je nachdem, ob man gerade in einer Weltmetropole zuhause oder in den weiten irgendeiner Tundra oder Steppe.) Zudem besteht neben "ernähren" auch noch der Bedarf nach anderen Ressourcen, die zur Neige gehen. Und natürlich kann es eine allgemeine Ansichtssache sein, ob man der Meinung ist, dass es von unserer Spezies nunmehr zu viele gibt (Stichwort "Artenverdrängung", "Zerstörung des Lebensraumes Erde").

Das stimmt. Ich kann nur meine Position wiederholen:
Es ist natürlich eine ganz andere Frage, wie sich die Menschen nach einer sozialen Revolution in einem anarchistischen Kommunismus ihr Leben einrichten, ob sie weiterhin schlechte Produktionen und Produkte akzeptieren. Diese Frage möchte ich ihnen selbst überlassen, da ich friedselig bin und niemandem meine Vorstellungen gewaltsam auferlegen will.

Genauso ist es ihre Sache wie sie mit einem Bevölkerungswachstum umgehen. Ich wollte lediglich den Forderungen der zitierten Wissenschaftler oder wer auch immer im Artikel nach Gewalt einer herrschenden Klasse gegen Menschen zur prinzipiellen Lösungsstrategie für Probleme widersprechen.


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