Emotionale Erpressung

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Emotionale Erpressung

Beitragvon Insuffizienz » 29. Januar 2016, 21:17

Definition und Beschreibung:
[spoil]Emotionale Erpressung ist eine extreme Form einer emotionalen Manipulation und eine psychische Gewaltausübung, um auf primitive, „pubertäre“ Weise bloß die eigenen Vorstellungen erfüllt zu sehen, die die Opfer erfüllen sollen entgegen ihrem Willen und Bedürfnis.
ErpresserInnen sind Täter, fühlen sich jedoch als Opfer und erkennen dies nicht ohne Weiteres. Erpresste sind Opfer und sollen sich als Täter fühlen. Sender und Empfänger stehen oft in Abhängigkeit zueinander, Opfer lassen sich in Koabhängigkeit verwickeln.
Die Erpressungsversuche hüllen das Opfer in einen Nebel aus Schuldgefühlen, diffuser Angst und Verpflichtung. Als Opfer eignen sich besonders gut Menschen, die Angst davor haben, verlassen zu werden sowie andere Ängste haben, die unter starken Schuldgefühlen leiden und die ein ausgeprägtes Pflichtbewusstsein haben. (Bekannte Ängste sind: Liebesentzug, Abwertung, Benachteiligung, schlechte Behandlung, Ignoranz, Weggeschicktwerden, Falschsein, Ungewolltsein, Nichtmehrdazugehören) Es werden also die oft intimsten "Schwächen" bzw. Unsicherheiten der Opfer rücksichtlos benutzt, um die eigenen egoistischen Erwartungen und Wünsche erfüllt zu sehen.[/spoil]
Meine Mutter hat in meiner Kindheit dauerhaft emotionale Erpressung verwendet. Ich kann mir gut vorstellen, dass diese Art der Kommunkation mitunter für eine schizoide Persönlichkeit sorgen kann; da natürlich versucht wird, diesem psychischen Zwang in höherem Alter (und damit mit höherer geistiger Reife) nicht mehr zu begegnen und jeglicher Kontakt weitestgehend gemieden wird.

Strategien der emotionalen Erpressung:


• Bedingungen in einer Beziehung
Gegenleistungen für Liebe zu verlangen ist keine wahre Liebe mehr, letzte ist bedingungslos.
Vorwurf an das Opfer egoistisch zu sein. „Man darf ja wohl erwarten, dass du einmal…!“

• Erinnern an Gefälligkeiten/Pflichten
Bspw. als Gegenleistung für Geschenke oder die Finanzierung des Haushalts.

• Übertrieben nachtragend sein

• Vorwürfe
z. B. dass der Erpresste egoistisch, selbstsüchtig, nur an sich denkend, gefühllos sei.

• Appellieren an überzogene Moralvorstellungen
„Es ist deine Pflicht als Sohn/Tochter …“, „Man muss …“. Allgemeine Formulierungen mit „man“ und „es“ verstärken den Druck, da so scheinbar die Allgemeinheit hinter dem Appell steht.

• Schuldgefühle mithilfe der Opferrolle erzeugen
Vorspielen von sentimentalisierender Hilflosigkeit, Ohnmacht und Krankheit. Sein Glück vom Opfer abhängig machen.
„Schau, wie schlecht es mir geht!“, „Was musste ich nicht alles ertragen/opfern für dich!“, „dann eben nicht!“.
In Form von histrionischer Dramaturgie wie übertriebenes Heulen, Schmollen, Trotzen oder Schweigen. Daneben ist das Übertreiben von Krankheiten üblich: „Wie kannst du mich verlassen, nach dieser Aufregung würde mein schon krankes Herz kollabieren und ich müsste sterben!“.

• Bestechung (z. B. Sex oder gegenüber Kindern andere Belohnungen/Geschenke: „Wenn du dein Zimmer aufräumst, dann gehen wir Eis essen.“)

• Menschen zitieren, die sich „besser“ verhalten

• Darauf hinweisen, was andere (die Nachbarn, Freunde, Schulkameraden) vom Sujet halten würden

• Drohungen wie Selbstmordandrohungen, Androhung der Trennung
„Wenn du das nicht tust, dann erzähle/zeige ich deiner Mutter/deinem Freund…!“ oder „dann schmeiße ich dich aus meiner Wohnung!“ oder „wenn du dich scheiden lässt, dann siehst du deine Kinder nie wieder!“.

• Lügen und Verdrehen der Wahrheit zugunsten des Erpressers:
„Das habe ich nie gesagt bzw. nie getan!“. Mit Ehrlichkeit zu sich selber geht der Erpresser schwammig um, aber andere werden pedantisch kritisiert.

• Mangel an offener und ehrlicher Kommunikation
Ungewissheit führt zur Verunsicherung, die sich für manipulative Zwecke sehr gut nutzen lässt. Klare Absprachen sind ebenso wenig möglich, denn sie werden einfach ignoriert.

• „Es gut meinen“
„Ich habe es doch nur gut gemeint“, heißt eigentlich „Ich traue Dir nichts zu und habe deshalb schon alles für Dich geregelt, nach meinen Vorstellungen natürlich.“

• Die Strategien können in Verbindung mit nonverbaler emotionaler Erpressung stehen (um Leiden und Kränkung der starren, eigenen und rücksichtslosen Vorstellung zu signalisieren. Dadurch soll das Bedürfnis und die Meinung des Opfers niedergemacht werden, denn es wird früher oder später wahrscheinlich nachgeben, um der Harmonie und Ruhe willen.):
o Schweigen, d. h. nicht auf das (tatsächliche erpresste) Opfer eingehen oder antworten
o Leidvolle Blicke (sekundiert von Tränen und Jammern)
o Kontaktpause
o Stöhnen
o Wutausbrüche, Geschrei (damit der andere der harmonischen Stimmung wegen oder aufgrund der
Unerträglichkeit der übermittelten Emotionen und Lautstärke nachgibt)
o Respektlose, abfällige Kommentare und entsprechendes Gebaren
Bei den nonverbalen Strategien wird besonders die primitiv pubertäre Verhaltensweise des Täters deutlich, die jeglicher Vernunft, Empathie und Kooperation entbehrt.

Die genannten Handlungen können erpresserische Strategien sein (insbesondere in extremer Form, in Quantität als auch Qualität), aber genauso menschliche Gesten der Zuneigung oder einfach Nettigkeit. Die Intention ist das Unterscheidungsmerkmal.
Bspw. kann jemand einem anderen ein Geschenk machen, weil er ihm eine Freude machen möchte und ihn schätzt. Andererseits kann jemand einem anderen ein Geschenk machen, klassisches Beispiel teuren Schmuck für die Frau, und dieses "kostbare" Geschenk als Druckmittel nutzen; zum Geschenk gibt es also gleich eine Bedingung dazu: "Ich habe dir so ein kostbares Geschenk gemacht, dann kannst du ja wohl einmal...!".

Falls ihr andere Strategien beobachtet habt oder euren Senf (z. B. persönliche Erfahrungen in der Eltern-Kind-Beziehung, in Partnerschaften oder Freundschaften usw.) dazu abgeben wollt, nur zu! ;-D
Zuletzt geändert von Insuffizienz am 15. Februar 2016, 03:24, insgesamt 5-mal geändert.

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Re: Emotionale Erpressung

Beitragvon vanBloom » 29. Januar 2016, 22:40

Ich war gerade ein halbes Jahr bei Mutter "ausgezogen", da kam sie an und hat mir vorgerechnet was es gekostet habe mich großzuziehen. Sie kam auf eine Summe von an die 250.000€ (Kleidung, Nahrung, Miete, Strom, Wasser, Versicherung, Sonstiges) und wollte nun, dass ich mich vertraglich verpflichte ihr diese Summe zurückzuzahlen. Dabei hat sie ihre Mütterlichkeit hervorgehoben indem sie betont nicht die Stunden angerechnet hat.

Als Bonus sollte ich Kindergeld beantragen und ihr die Vollmacht darüber überlassen.

Das ganze war so durchdacht und penibel aufgelistet und protokolliert wie absurd. Der Vertrag lag bereit und der Stift daneben. Ich war irgendwo zwischen heulen, lachen, erwürgen, unglauben und wegstürmen gefangen.

Mehr brauche ich zu dem Thema glaube ich nicht beitragen.

Edit: Sie hat nach Wegen gesucht ihre Drogensucht zu finanzieren. Nicht dass das eine Entschuldigung wäre. Aber eben eine Erklärung.
"Wenn der Schnee schmilzt, sieht man, wo die Kacke liegt."
- Rudi Assauer, Focus Nr. 39 (2005)

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Re: Emotionale Erpressung

Beitragvon AlleinunterMenschen » 30. Januar 2016, 01:59

29. Jan 2016, 21:17 » Insuffizienz hat geschrieben:Meine Mutter hat in meiner Kindheit dauerhaft emotionale Erpressung verwendet. Ich kann mir gut vorstellen, dass diese Art der Kommunkation mitunter für eine schizoide Persönlichkeit sorgen kann; da natürlich versucht wird, diesem psychische Zwang in höherem Alter (und damit mit höherer geistiger Reife) nicht mehr zu begegnen und jeglicher Kontakt weitestgehend gemieden wird.

Ich fühle mich gerade geistig nicht sonderlich gereift. :verstimmt:
Meine beiden Elternteile benutzen diese emotionale Erpressung (annähernd alle von Dir aufgezählten Punkte) seit meiner Kindheit bis heute und seit ich erwachsen bin sogar noch deutlich mehr. Und sie haben auch nach wie vor Erfolg damit. Mein ganzes Dasein ist geprägt von Ängsten, Pflichtbewusstsein und immensen Schuldgefühlen, ich kann mich nicht dagegen wehren.

Ich bin davon überzeugt, dass dieses Verhalten der Hauptgrund war, dass ich mich zu einem schizoiden Wesen entwickelt habe. Meine Hauptbefürchtung bei Kontakten zu anderen Menschen ist daher auch (neben der, dass sie meist eh nur langweilen), dass ich womöglich wieder in eine solche von Pflichtbewusstsein und Schuldgefühlen durchsetzte Abhängigkeit gerate, was nichts als Leid verursacht. Die Chance, dass das passiert, ist nicht gering, ich bin ja schließlich darauf getrimmt, schuldbewusst zu sein.

An diesen Punkten arbeite ich zwar in der Therapie inzwischen, aber da tut sich bei mir bisher leider gar nichts (mehr). Ich bezweifle, dass da noch was zu retten ist.

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Re: Emotionale Erpressung

Beitragvon Indigocat » 30. Januar 2016, 08:17

Das trifft auch auf meine Mutter zu. Meiner Meinung nach sind so struktuierte Eltern "schuld" an einem Großteil aller psychischen Störungen, die aus einer fehlerhaften Mutter (Eltern)-Kind-Interaktion entstehen. Zum anderen Teil geben sie auch die genetische Disposition weiter. Wen das interessiert, hier ist eine gute Webseite dazu, die Autorin hat das prima zusammengefasst:

http://www.narzissmus.org

Allerdings ist die Autorin, zumindest zum Zeitpunkt der Erstellung der Webseite, noch zu sehr in der (kindlichen) Wut auf ihre Mutter gefangen, sodass sie sie als Monster darstellt. Der nächste Schritt wäre, sich von den Eltern subjektiv und objektiv zu distanzieren, aber auch zu verstehen, warum sie so und nicht anders handeln konnten, auch um aus der eigenen Opferrolle herauszukommen.
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Re: Emotionale Erpressung

Beitragvon Insuffizienz » 30. Januar 2016, 12:42

@ vanBloom
Krasse Aktion.

@ AlleinunterMenschen
Nun, bist du denn sonst zu anderen Menschen offen und bindest dich schnell? Denn die Bindung zu den Eltern ist nunmal oft stark und einfach da, da ist es irgenwie schwer sich zu lösen. Man kennt ja selbst erwachsene "Kinder", die von ihren Eltern misshandelt oder gar sexuell missbraucht wurden, und trotzdessen den Kontakt zu ihren Eltern nicht abbrechen; oft, weil sie psychisch am Ende sind und auch gar nicht fähig, neue ("vertraute", engere) Kontakte zu knüpfen. Deshalb ist die von mir beschriebene "geistig reife" Reaktion relativ und eigentlich auch nur eine Selbstbeobachtung, die nicht stimmen muss.
Wieso brichst du den Kontakt zu deinen Eltern nicht ab?

@ Indigocat
Interessant die empfohlene Seite. Mir fällt auf, dass manches auf meine Mutter zutrifft, aber ich würde sie eher als Borderlinerin beschreiben. Vieles auf der Website geht für meinen Geschmack in Richtung Borderline statt zur Charakteristik einer narzisstischen Persönlichkeit, obgleich man zugeben muss, dass sich beides manchmal geradezu bedingen muss. Aber ja, letztlich ist es auch egal wie man etwas nennt, nur könnte man dann weiterrecherchieren (aber vielleicht wurde der Begriff Borderline doch schon auf der Website genannt? Ich tue es hier jedenfalls :D).

Da tut sich natürlich auch die interessante Frage auf, ob gewisse Persönlichkeitszüge zu emotionaler Erpressung neigen wie die narzisstische, Borderline oder histrionische und welche das Produkt dieser sind (ausgehend vom Elternteil) wie die schizoide, paranoide?, ängstlich-vermeidende?, narzisstische?.
Der Schizoide bspw. hat den Vorteil, dass er es wahrscheinlich recht gut schafft sich nicht zu erpressen lassen, indem er das Pflichtbewusstsein und die Schuldzuweisung durchschnittlich stärker hinterfragt und in sein kritisch beleuchtet Weltbild neu einordnet (nach Kohlbergs Theorie der Moralentwicklung die postkonventielle Ebene). Zudem sorgt die Verschlossenheit für Schutz davor, dass andere Schwachstellen entdecken.
Der Narzisst wehrt sich vielleicht gegen emotionale Erpressung mit der gleichen Taktik wie der Täter und bleibt genauso wie er mit seinen Interessen und Neigungen im Nebulösen, um nicht angreifbar zu werden. Statt Verschlossenheit des Schizoiden ein Lügengebäude als Schutzmauer.
Sind nur Übelegungen!

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Re: Emotionale Erpressung

Beitragvon Indigocat » 30. Januar 2016, 16:24

30. Jan 2016, 12:42 » Insuffizienz hat geschrieben:Vieles auf der Website geht für meinen Geschmack in Richtung Borderline statt zur Charakteristik einer narzisstischen Persönlichkeit, obgleich man zugeben muss, dass sich beides manchmal geradezu bedingen muss. Aber ja, letztlich ist es auch egal wie man etwas nennt, nur könnte man dann weiterrecherchieren (aber vielleicht wurde der Begriff Borderline doch schon auf der Website genannt? Ich tue es hier jedenfalls :D).


Borderline und Narzissmus sind sich sehr nahe. Laut der Erfahrungen meiner Therapeutin (habe ich in diesem Forum schon erwähnt) neigen die auf der Webseite erwähnten "goldenen Kinder", also die Kinder, die von den Eltern aufgrund irgendeiner Eigenschaft bevorzugt wurden, im Extremfall dazu, eine narzisstische Störung zu entwickeln, die "schwarzen Schäfchen", also die, die tun und lassen konnten, was sie wollten, ohne dass sie die Zuneigung der Eltern erringen konnten, neigen dazu, im Extremfall eine Borderlinestörung zu entwickeln. Persönlich bezeichne ich mich als "goldenes Kind", das kein goldenes Kind sein wollte. Ich habe also die Versuche meiner Mutter, sich mit meinen Fähigkeiten, Äußerlichkeiten oder guten Eigenschaften zu schmücken, boykottiert, indem ich versagt habe und sie öffentlich blamiert habe. Für mich ist der schizoide Mensch jemand, der kein Narzisst sein wollte (der Narzisst erfüllt die Wünsche der Eltern, um Anerkennung zu bekommen). Das passiert in der Kindheit natürlich unbewusst und erfordert eine unheimliche emotionale Kraft, wenn ein Kind auf die Unterstützung der Eltern verzichtet und nur noch sich selber vertraut. Dazu muss man den Prozess des emotionalen Missbrauchs ja zunächst durchschauen. Nicht umsonst sind wohl deshalb Menschen mit schizoiden Persönlichkeitszügen eher im oberen IQ-Bereich zu finden. Leider ist diese Überlebensstrategie im weiteren Lebensverlauf für das Individuum selber noch ungünstiger als z. B. eine narzisstische Persönlichkeit, da diese bekanntlich erfolgreicher sind und eher das Umfeld leidet als sie selber. Aber im wirklichen Leben ist die Trennung der Kinder in goldenes Kind und schwarzes Schaf nicht immer so exakt, oft wechseln die Rollen auch innerhalb von Geschwistern.

30. Jan 2016, 12:42 » Insuffizienz hat geschrieben:Da tut sich natürlich auch die interessante Frage auf, ob gewisse Persönlichkeitszüge zu emotionaler Erpressung neigen wie die narzisstische, Borderline oder histrionische und welche das Produkt dieser sind (ausgehend vom Elternteil) wie die schizoide, paranoide?, ängstlich-vermeidende?, narzisstische?.
Der Schizoide bspw. hat den Vorteil, dass er es wahrscheinlich recht gut schafft sich nicht zu erpressen lassen, indem er das Pflichtbewusstsein und die Schuldzuweisung durchschnittlich stärker hinterfragt und in sein kritisch beleuchtet Weltbild neu einordnet (nach Kohlbergs Theorie der Moralentwicklung die postkonventielle Ebene). Zudem sorgt die Verschlossenheit für Schutz davor, dass andere Schwachstellen entdecken.
Der Narzisst wehrt sich vielleicht gegen emotionale Erpressung mit der gleichen Taktik wie der Täter und bleibt genauso wie er mit seinen Interessen und Neigungen im Nebulösen, um nicht angreifbar zu werden. Statt Verschlossenheit des Schizoiden ein Lügengebäude als Schutzmauer.
Sind nur Übelegungen!


Für mich neigen alle Menschen mit Persönlichkeitszügen Cluster B zum dem von dir beschriebenen Verhalten. Welche und ob eine Störung dann die Kinder entwickeln, hängt wohl von der Genetik, den Umständen und dem Charakter des Kindes ab. Ich hab irgendwo gelesen (müsste ich suchen, wo) bei einer ungünstigen Mutter-Kind-Interaktion bewegt sich das Kind entweder auf die Mutter zu (depend), wird aggressiv (Narzisst) oder isoliert sich (schizoid z. B.).

Ja der Schizoide hat es nicht nötig, sich erpressen zu lassen, weil die Belohnung oder Strafe nicht so wichtig sind. Ob jedoch viele schizoid geprägte Menschen die postkonventionelle Stufe erreichen? Das würde ja eine Orientierung für den Nutzen der Allgemeinheit bedeuten, wie ich das so beobachte, bleiben sie in ihrer eigenen Egozentrik gefangen.

Ich weiß nicht, ob der Narzisst sich wehrt, ich vermute eher, er geht darauf ein beziehungsweise da er sich sowieso in der Position des goldenen Kindes befindet, kann er tun und lassen, was er will, alles ist richtig.
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Re: Emotionale Erpressung

Beitragvon Insuffizienz » 30. Januar 2016, 16:59

Indigocat hat geschrieben:Borderline und Narzissmus sind sich sehr nahe. Laut der Erfahrungen meiner Therapeutin (habe ich in diesem Forum schon erwähnt) neigen die auf der Webseite erwähnten "goldenen Kinder", also die Kinder, die von den Eltern aufgrund irgendeiner Eigenschaft bevorzugt wurden, im Extremfall dazu, eine narzisstische Störung zu entwickeln, die "schwarzen Schäfchen", also die, die tun und lassen konnten, was sie wollten, ohne dass sie die Zuneigung der Eltern erringen konnten, neigen dazu, im Extremfall eine Borderlinestörung zu entwickeln.

Interessant. Könnte auf meine Mutter sehr gut zutreffen.


Für mich neigen alle Menschen mit Persönlichkeitszügen Cluster B zum dem von dir beschriebenen Verhalten.

Interessant, dass entsprechend gepolte Menschen wahrscheinlich sehr zur emotionalen Erpessung neigen.

Ja der Schizoide hat es nicht nötig, sich erpressen zu lassen, weil die Belohnung oder Strafe nicht so wichtig sind. Ob jedoch viele schizoid geprägte Menschen die postkonventionelle Stufe erreichen? Das würde ja eine Orientierung für den Nutzen der Allgemeinheit bedeuten, wie ich das so beobachte, bleiben sie in ihrer eigenen Egozentrik gefangen.

Das kann ich nicht so sagen. Ich gehe eher von mir aus und würde mich als stark schizoid persönlichkeitsakzentuiert bezeichnen, falls ich keinen Platz in der Arbeitswelt finde, wäre es mit der Persönlichkeitsstörung gar nicht so weit her.
Vielleicht kommt es eher auf die Kombination beim Schizoiden an, ob die dissozialen Anteile eher ausgeprägt sind oder bspw. die ängstlich-vermeidenden. Erstes würde wahrscheinlich zu Egoismus und schwacher Empathie führen, zweites ganz im Gegenteil zu großer Empathie.
Dazu fällt mir noch ein, dass gesagt wird, dass Schizoide durchschnittlich immense Menschenkenntnisse aufweisen. Das wäre ein weiterer Grund, warum Kinder bei entsprechenden Eltern zum schizoiden Charakter (mitunter) neigen.

Welche und ob eine Störung dann die Kinder entwickeln, hängt wohl von der Genetik, den Umständen und dem Charakter des Kindes ab.

Klar, jedem sollte klar sein, dass die Persönlichkeit von der Genetik sowie dem Umfeld abhängt.

Ich weiß nicht, ob der Narzisst sich wehrt, ich vermute eher, er geht darauf ein beziehungsweise da er sich sowieso in der Position des goldenen Kindes befindet, kann er tun und lassen, was er will, alles ist richtig.

Falls man davon ausgeht, dass generell goldene Kinder narzisstisch werden. Wie gesagt, die Theorie finde ich interessant.

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Re: Emotionale Erpressung

Beitragvon Indigocat » 30. Januar 2016, 17:27

30. Jan 2016, 16:59 » Insuffizienz hat geschrieben:Vielleicht kommt es eher auf die Kombination beim Schizoiden an, ob die dissozialen Anteile eher ausgeprägt sind oder bspw. die ängstlich-vermeidenden. Erstes würde wahrscheinlich zu Egoismus und schwacher Empathie führen, zweites ganz im Gegenteil zu großer Empathie.
Dazu fällt mir noch ein, dass gesagt wird, dass Schizoide durchschnittlich immense Menschenkenntnisse aufweisen. Das wäre ein weiterer Grund, warum Kinder bei entsprechenden Eltern zum schizoiden Charakter (mitunter) neigen.


Da hast du recht, das sage ich auch immer. Deshalb benutze ich auch lieber die Bezeichnung schizoide Tendenzen, als "der Schizoide" (passiert mir aber im Eifer des Gefechts auch, dass ich das schreibe). Aber eigentlich ist es diskriminierend, weil schizoid ist nur eine von hunderten Eigenschaften, die eine Persönlichkeit prägen. Ich bin z. B. außer schizoid noch offen für Neues, wissbegierig, sprach- und künstlerisch begabt, unordentlich usw....

Und es ist ja auch nicht jeder, der sehr zurückgezogen lebt, schizoid, der ist vielleicht nur introvertiert, frustriert, hypersensibel, hat eine soziale Phobie usw.

Wie hoch die Menschenkenntnisse von schizoiden Persönlichkeiten durchschnittlich sind, weiß ich gar nicht, meinst du die Einteilung in gut und böse?
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Re: Emotionale Erpressung

Beitragvon Insuffizienz » 30. Januar 2016, 17:34

Ich sehe gar kein Problem in der Verwendung von Pauschalisierungen, da ich 1. weiß, dass es eine solche ist und 2. z. B. (hoffentlich) nachfolgende Formulierungen als Tendenzen verfasse. Würde man ständig dazuschreiben, dass man sich der Pauschalisierung bewusst ist, dann wird es unnötig aufwändig oder man würde es gleich lassen, über solche Theme nachzudenken/zu diskutieren.

Wie hoch die Menschenkenntnisse von schizoiden Persönlichkeiten durchschnittlich sind, weiß ich gar nicht, meinst du die Einteilung in gut und böse?

Was? Die Definition von Menschenkenntnis, das "Lesen von Menschen", ist eher eine andere. Die Einteilung in gut und böse ist bloß eine Frage der Ethik.

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Re: Emotionale Erpressung

Beitragvon Indigocat » 30. Januar 2016, 19:14

30. Jan 2016, 16:59 » Insuffizienz hat geschrieben:Dazu fällt mir noch ein, dass gesagt wird, dass Schizoide durchschnittlich immense Menschenkenntnisse aufweisen. Das wäre ein weiterer Grund, warum Kinder bei entsprechenden Eltern zum schizoiden Charakter (mitunter) neigen.


30. Jan 2016, 17:34 » Insuffizienz hat geschrieben: Die Definition von Menschenkenntnis, das "Lesen von Menschen", ist eher eine andere. Die Einteilung in gut und böse ist bloß eine Frage der Ethik.


Deswegen hat mich das obere Statement etwas ins Grübeln gebracht, in dem frühen kindlichen Stadium, in dem die Ausprägung des schizoiden Charakters abläuft, hat ein Kind keine Menschenkenntnis (natürlich auch keine Ahnung von emotionaler Erpressung, jedenfalls keine bewusste....)
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