Sich niemandem verbunden fühlen

Ein Leben in (völliger) Isolation? Du bist sehr introvertiert, ängstlich-vermeidend oder gar schizoid? Wie gehst du damit um?
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sheldina
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Sich niemandem verbunden fühlen

Beitragvon sheldina » 14. Dezember 2015, 11:25

Ich habe immer schon das Gefühl ich bin von allen anderen immer ein Stück weiter weg als der Rest.
Ein Gefühl von gemeinsamkeit kommt fast nie vor...selbst wenn ich mich verliebe ist mir die Person nur in meiner Phantasie Nahe...ein empfinden für Nähe in der Realität bekomme ich nicht hin.
Andere erscheinen mir leblos ....von mir entrückt....ich kann sie nicht richtig fühlen....ich fühle nur mich selbst aber unendlich weit weg von dem Bewusstsein der anderen....tief in mir drin bin ich immer einsam....wie in einem Gefängnis in mir eingesperrt unfähig anderen Nahe zu sein.
Ist das typisch für Schizoide? Kann man mit Asperger trotzdem schizoid sein? Ich weiß das es eig 2 sich gegenseitig ausschließende Diagnosen sind...vielleicht liegts an der ähnlichkeit...
Von Narzissten oder Borderlinern hört man oft sie spüren sich nicht richtig....ich hab ja die umgekehrte wahrnehmung das ich die anderen nicht spüre aber vielleicht ist das dasselbe Ding nur von der anderen Seite betrachtet. Vielleicht passt meine Diagnose auch doch nicht....denn auch Fachleute machen Fehler.
Bin verwirrt.
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Re: Sich niemandem verbunden fühlen

Beitragvon Neutrum » 14. Dezember 2015, 11:48

14. Dez 2015, 11:25 » sheldina hat geschrieben: Kann man mit Asperger trotzdem schizoid sein? Ich weiß das es eig 2 sich gegenseitig ausschließende Diagnosen sind...vielleicht liegts an der ähnlichkeit...


Also, ich habe laut meinem Diagnosebrief eine 'Störung aus dem autistischen Formenkreis in Kombination mit einer schizoiden Persönlichkeitsstörung'. Autismus und Schizoidie schließen sich demnach nicht wirklich aus, was ja auch logisch ist, ein Autist kann theoretisch jede Störung als Komorbidität haben, die ein neurotypischer Mensch auch haben kann. Das Problem bei diesen beiden Störungen ist nur, dass sie sich äußerlich betrachtet sehr ähneln und man deshalb wohl erstmal versucht herauszubekommen, ob es nur eine davon ist. Autisten können aber jede Persönlichkeitsstörung haben, die nichtautistische Menschen auch haben können, es gibt durchaus narzisstische Autisten, um nur mal ein Beispiel zu nennen. Oder zwanghafte und natürlich beziehungsgestörte (also, mehr gestört als man durch den Autismus sowieso schon ist), ängstlich-vermeidende und so weiter.

Ob die Distanz, die auch ich zu anderen Menschen spüre, nun typisch autistisch oder typisch schizoid ist, kann ich dir aber leider nicht sagen, weil ich das selber nicht auseinanderhalten kann, was von was kommt.
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Re: Sich niemandem verbunden fühlen

Beitragvon sheldina » 14. Dezember 2015, 16:48

Ich dachte mir schon das theoretisch auch jede persönlichkeitsstörung auch bei autisten möglich sein müsste. Rein von der logik her.
Nur hatte ich den kenntnissstand das dies sich ausschließen würde...hab das aber auch schon öfter gehört das mittlerweile manchmal beides diagnostiziert wird.
Manchmal denke ich mittlerweile diese Konzepte sind nur wegweiser...die einzelnen Menschen lassen sich nicht so starr in konzepte sortieren auch wenn ich das gerne so hätte.
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Re: Sich niemandem verbunden fühlen

Beitragvon bahnhof » 26. Dezember 2015, 02:03

14. Dez 2015, 11:25 » sheldina hat geschrieben: Kann man mit Asperger trotzdem schizoid sein? Ich weiß das es eig 2 sich gegenseitig ausschließende Diagnosen sind...vielleicht liegts an der ähnlichkeit...

Der Unterschied liegt weniger in den Symptomen als in den Ursachen. Laut der Theorie ist Asperger angeboren (genetisch falsch verdrahteter Frontallappen), die SPS hingegen erworben (durch Erfahrungen falsch verdrahteter Frontallappen). Das Ergebnis ist mehr oder weniger das gleiche. Die A. gelten jedoch als die Guten, weil sozusagen unschuldig und werden so gut es geht gefördert und verhätschelt, während die S. die Bösen sind und als nicht therapiewillig in die Ecke gestellt werden. Insbesondere Eltern lieben es, Kinder mit A. zu haben, denn dann haben sie nichts falsch gemacht. Darum stammen A. auch meist aus besserverdienenden Kreisen.
Es gibt Tests zur Differentialdiagnose und ich empfehle dringend, sich vorher die Kriterien genau durchzulesen. Dann kann man sich quasi aussuchen, was man werden möchte oder welches Kind man hat. Meistens fallen die S. dadurch auf, dass sie keine obsessiven Spezialinteressen haben. Also vorher schön Geige üben!

Ach so: Deine Beschreibung klingt wirklich nach einer SPS. Diese Innen-Außendifferenz, die man selbst wahrnimmt, wobei man sich selber als den normalen Teil begreift, ist sozusagen der Kern des Pudels.

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Re: Sich niemandem verbunden fühlen

Beitragvon sheldina » 27. Dezember 2015, 13:44

Deine Erklärung ist gut verständlich. Danke.
Nun für Eltern mag es sicher angenehmer hinsichtlich der Schuldfrage sein wenn es zur Asperger Diagnose kommt.
Meine Psychologin hatte einmal angedeutet das sie bei mir "Entwicklungspotenzial" sieht das sie wohl bei Autisten für unmöglich hält.
Das finde ich ziemlich diskriminierend. Zumal sie als Psychologin eine Diagnose in der Richtung gar nicht stellen darf....daher kam das wohl auch nur in Andeutungen. Trotzdem ich kenne Autisten die sehr wohl Entwicklungsfähig sind...sie lernen nur auf eine andere weise.
Wenn Fachpersonal solche Meinungen hat ist es ja kein wunder das viele Therapien scheitern.
Sich hinzustellen und zu behaupten jemand mit SPS würde ja eig alles können wenn man es ihm nur lange genug einredet ohne allerdings zu erklären wie etwas geht bringt natürlich ebensowenig wie die Meinung Autisten seien sowiso nicht Entwicklungsfähig.
Das diese beiden "konzepte" die im Grunde gar nicht funktionieren können die einzigen sein sollen die mir bleiben frustriert mich sehr...
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Re: Sich niemandem verbunden fühlen

Beitragvon sheldina » 27. Dezember 2015, 14:13

Was auch merkwürdig ist das sich meine Grundeinstellung durch die neue Therapieart meiner aktuellen Psychologin ins Psychophatische rutscht. Ich bekomme immer mehr die Meinung das Moral nur zur Kontrolle anderer Menschen erschaffen wurde und das es in wirklichkeit keine Werte gibt. Ich glaube das ist nicht das was meine Therapeutin mir beibringen will doch das ist das was bei mir ankommt. Vermutlich will sie mir nur schuldgefühle nehmen aber bei mir löst der Gedanke völlige schuldfreiheit und damit auch Werteverfall aus.
Ich bin eig das Gegenteil eines Psychophaten...ich habe normalerweise übertriebene eigene Moralvorstellungen....jetzt wird mir erzählt das alles sei falsch...lasse ich mich gedanklich darauf ein verkehrt sich meine Einstellung in vielem ins Gegenteil.
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Re: Sich niemandem verbunden fühlen

Beitragvon Headmatter » 27. Dezember 2015, 15:00

Warum machst Du eine Therapie? Verweis auf ein Post, falls Du's schon mal erwähnt hast, wird auch gerne genommen.
"T. H. White always took great pains to be gentle precisely because he wanted to be cruel."

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Re: Sich niemandem verbunden fühlen

Beitragvon Maikäfer » 27. Dezember 2015, 15:49

26. Dez 2015, 02:03 » bahnhof hat geschrieben:
14. Dez 2015, 11:25 » sheldina hat geschrieben: Kann man mit Asperger trotzdem schizoid sein? Ich weiß das es eig 2 sich gegenseitig ausschließende Diagnosen sind...vielleicht liegts an der ähnlichkeit...

Der Unterschied liegt weniger in den Symptomen als in den Ursachen. Laut der Theorie ist Asperger angeboren (genetisch falsch verdrahteter Frontallappen), die SPS hingegen erworben (durch Erfahrungen falsch verdrahteter Frontallappen). Das Ergebnis ist mehr oder weniger das gleiche. Die A. gelten jedoch als die Guten, weil sozusagen unschuldig und werden so gut es geht gefördert und verhätschelt, während die S. die Bösen sind und als nicht therapiewillig in die Ecke gestellt werden. Insbesondere Eltern lieben es, Kinder mit A. zu haben, denn dann haben sie nichts falsch gemacht. Darum stammen A. auch meist aus besserverdienenden Kreisen.
Es gibt Tests zur Differentialdiagnose und ich empfehle dringend, sich vorher die Kriterien genau durchzulesen. Dann kann man sich quasi aussuchen, was man werden möchte oder welches Kind man hat. Meistens fallen die S. dadurch auf, dass sie keine obsessiven Spezialinteressen haben. Also vorher schön Geige üben!


Find den Text Gigantisch! Die quick Isens ist aber dann auch , dass SP´s keine Behinderung ist!
Sondern ein Resultat der Umgebung und der eigenen treu gebliebenen Werte und den viel zu spät getroffenen Entscheidungen . :feiern:
Zuletzt geändert von Maikäfer am 27. Dezember 2015, 16:57, insgesamt 1-mal geändert.
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Mit einer Gruppe die sich selbst beschäftigen kann - komme ich zurecht!

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Re: Sich niemandem verbunden fühlen

Beitragvon sheldina » 27. Dezember 2015, 16:33

Ich habe die Therapie begonnen nachdem ich durch Gewaltakte inklusive eingetretener Wohnungstüre durch meinen Expartner vor lauter Angstzuständen nicht mehr wirklich lebensfähig war.
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Re: Sich niemandem verbunden fühlen

Beitragvon sheldina » 27. Dezember 2015, 16:51

Ich hatte mich in dieser Zeit völlig in mich selbst zurückgezogen, war im Grunde psychotisch.
Mittlerweile geht es besser aber ich denke das liegt an der Zeit....irgendwann wächst halt Gras über alles.

Die Klinik ist weder auf Autismus noch auf Psychosen spezialisiert, aber sie behandelt Angstpatienten und hatte damals recht schnell einen platz frei. Na ja im Januar endet diese Therapie, ich bin so oder so durch die Erfahrungen, die Psychose usw nicht mehr die Person die ich einmal war. Ob das gut oder schlecht ist weiß ich noch nicht. Ich bin auf jeden Fall kälter geworden bis auf meine impulsausbrüche die seither stärker sind trotz therapie.
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