Mobbing

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Re: Mobbing

Beitragvon Insuffizienz » 12. Dezember 2015, 16:39

Mich würde es sehr interessieren, wie ihr es finden würdet, - falls ihr gemobbt worden seid, versteht sich - wenn jemand, der euch gemobbt hat, sich auf eine Art entschuldigen würde oder Reue aus reflektierter Perspektive zeigen würde? (vorzugsweise schriftlich in der Theorie, weil hier ja ein relativ großer Anteil gesellschaftlich scheuer Menschen vorhanden ist.)
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Re: Mobbing

Beitragvon cerebrum » 12. Dezember 2015, 16:44

Das fände ich kurios, aber es würde nichts bewirken oder verändern. Schon gar nicht irgendetwas wieder gut machen. Meine Gefühle wären unverändert gegenüber diesen Personen (Hass).
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Re: Mobbing

Beitragvon Zoey » 12. Dezember 2015, 22:25

12. Dez 2015, 16:39 » Insuffizienz hat geschrieben:Mich würde es sehr interessieren, wie ihr es finden würdet, - falls er gemobbt worden seid, versteht sich - wenn jemand, der euch gemobbt hat, sich auf eine Art entschuldigen würde oder Reue aus reflektierter Perspektive zeigen würde? (vorzugsweise schriftlich in der Theorie, weil hier ja ein relativ großer Anteil gesellschaftlich scheuer Menschen vorhanden ist.)


Das ist eine ziemlich gute Frage.
Ich denke, viele wissen gar nicht, was sie da anrichten. Es wäre halt nur Spass gewesen oder "weil es halt alle machen". Die Chance, dass diese Situation überhaupt stattfinden würde, geht bei mir gegen null (auch weil ich 300 km entfernt wohne). Ich wüsste gar nicht wie ich das finden würde. Ich glaube, es wäre mir egal. Wenn ich so drüber nachdenke, war es mir mal wichtig, aber heute ist mir das nicht wichtig genug bzw. sind mir die Leute von damals nicht wichtig genug. Ich habe damit schon längst abgeschlossen. Außerdem hatte ich schon mein "BÄM - in-your-face-Moment", reicht mir. :teufel:

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Re: Mobbing

Beitragvon Insuffizienz » 12. Dezember 2015, 23:22

cerebrum hat geschrieben:Meine Gefühle wären unverändert gegenüber diesen Personen (Hass).

Aber Mobbing geschieht mitunter in jungem Alter, da ist man als Kind eben (mehr oder minder) unreflektiert. Zudem mobben, aus meiner Beobachtung jedenfalls, des Öfteren (sagen wir mal 20 - 40 %) die, die selber eine ziemlich beschissene Kindheit hatten und als Kind recht verstört waren.
Wäre es nicht denkbar, dass du das Hassen durch die Betrachtung der Tatsachen verlierst?

12. Dez 2015, 22:25 » Zoey hat geschrieben:Ich denke, viele wissen gar nicht, was sie da anrichten. Es wäre halt nur Spass gewesen oder "weil es halt alle machen".

Mh, ich wäre mir da nicht so sicher...den letzten Punkt verstehe ich zudem nicht. Es ist ja eben tatsächlich eine Begründung, die aus Sicht des damaligen Ichs als Kind zutreffen könnte.
Ich persönlich finde es wichtig, dass man in dem Fall zeigt, dass man es heute verurteilen würde und auch entsprechend so handelt; z. B. den potenziellen Kindern entsprechendes Verhalten "vorleben" usw. Das geht aus deinem Kommentar nicht hervor, soweit ich das verstanden habe. ;-)
Außerdem hatte ich schon mein "BÄM - in-your-face-Moment", reicht mir.

Was heißt das? :D

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Re: Mobbing

Beitragvon Nachtgängerin » 13. Dezember 2015, 15:18

12. Dez 2015, 16:39 » Insuffizienz hat geschrieben:Mich würde es sehr interessieren, wie ihr es finden würdet, - falls ihr gemobbt worden seid, versteht sich - wenn jemand, der euch gemobbt hat, sich auf eine Art entschuldigen würde oder Reue aus reflektierter Perspektive zeigen würde? (vorzugsweise schriftlich in der Theorie, weil hier ja ein relativ großer Anteil gesellschaftlich scheuer Menschen vorhanden ist.)



Ich würde denjenigen fragen , was er oder sie sich nun mir gegenüber erhofft und was der Grund dafür ist, mir das jetzt mitzuteilen.
Ich würde der Person gegenüber keine Reaktion zeigen.

Mir persönlich ist es egal, wie sich die beteiligten Personen heute positionieren.

Viele Grüße.
Und dann wird die Dunkelheit zur Pforte.

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Re: Mobbing

Beitragvon cerebrum » 13. Dezember 2015, 18:36

Aber Mobbing geschieht mitunter in jungem Alter, da ist man als Kind eben (mehr oder minder) unreflektiert. Zudem mobben, aus meiner Beobachtung jedenfalls, des Öfteren (sagen wir mal 20 - 40 %) die, die selber eine ziemlich beschissene Kindheit hatten und als Kind recht verstört waren.
Wäre es nicht denkbar, dass du das Hassen durch die Betrachtung der Tatsachen verlierst?


Eventuell kann man auch noch ihre mangelnde Intelligenz nennen. Aber für mildernde Umstände bin ich die falsche Adresse. Es gibt keine Entschuldigung dafür. Die wussten genau was sie tun und warum, etwa als sie versuchten mich zu ermorden auf verschiedene Arten. Mein Hass ist wohl angebracht!
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Re: Mobbing

Beitragvon Insuffizienz » 13. Dezember 2015, 19:32

13. Dez 2015, 18:36 » cerebrum hat geschrieben:
Aber Mobbing geschieht mitunter in jungem Alter, da ist man als Kind eben (mehr oder minder) unreflektiert. Zudem mobben, aus meiner Beobachtung jedenfalls, des Öfteren (sagen wir mal 20 - 40 %) die, die selber eine ziemlich beschissene Kindheit hatten und als Kind recht verstört waren.
Wäre es nicht denkbar, dass du das Hassen durch die Betrachtung der Tatsachen verlierst?


Eventuell kann man auch noch ihre mangelnde Intelligenz nennen. Aber für mildernde Umstände bin ich die falsche Adresse. Es gibt keine Entschuldigung dafür. Die wussten genau was sie tun und warum, etwa als sie versuchten mich zu ermorden auf verschiedene Arten. Mein Hass ist wohl angebracht!

Ich bin eher abstrakt herangegangen und habe deine persönlichen Erfahrungen natürlich nicht einbezogen, ich wollte also gar nicht irgendjemanden überzeugen oder etwas vorwerfen.
Ich kann Zorn und Hass diesbezüglich sehr gut nachvollziehen, ist halt ein diffiziles Thema...

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Re: Mobbing

Beitragvon Cocoon » 14. Dezember 2015, 10:51

Moin,

für mich persönlich war die Schulzeit eine der schlimmsten Erfahrungen in meinem Leben, u.a. auf Grund meines von Beginn an existierenden "Außenseitertums" und extremsten Formen von Mobbing (d.h. regelmäßige physische sowie verbale Schläge, fehlender Respekt vor meinem Besitz, wortwörtliche Bloßstellung mittels "Hose runter ziehen", lächerlich machen von mündlichen Beiträgen im Unterricht und all solche Geschichten). Permanent. Der Härtegrad hat sich erst ab der Oberstufe merklich entschärft...inzwischen waren wohl alle ein klein wenig reifer geworden...und meine Psyche derweil verkorkst.

Nun halte ich zwar nicht viel davon, andere für das eigene Schicksal und Unzulänglichkeiten verantwortlich zu machen (diesbezüglich hatte ich viele destruktive Negativ-Vorbilder), fühle mich jedoch gleichzeitig eingesperrt in diesem aus damaligen Umständen resultierenden deterministischen Gefängnis. :gefangen:
Eine meiner Coping-Strategien zu der Zeit war u.a. die Vorstellung, einige der entsprechenden Personen im Erwachsenenalter wieder zu treffen. Sie "dort unten". Ich "dort oben". Sozusagen als diejenige, die zuletzt lacht. (Gerade erinnere ich mich an eine bestimmte Werbung, die dieses Thema aufgriff und mich wohl dazu inspirierte. Stichwort "Malkasten" und späterer Erfolg als Künstler. Sagt das jemandem was? Kann das grad nirgends im Netz finden).
Doch als ich vor einigen Monaten in einer leicht ähnlichen Situation einer der TäterInnen von damals begegnete (sie verbraucht und drogenverseucht aussehend, mir ein Zigaretten <-> 20Cent-Tauschgeschäft vorschlagend), konnte ich nicht drüber lachen. Was für eine Ironie. Selbst dieser "Triumph" bleibt mir also verwehrt.

Mal ganz davon ab, dass mein erwachsenes Ich nicht wirklich in diesem Ausmaß den kindlichen Phantasien entspricht, kann ich mittlerweile auch die andere Seite und Verhaltensweisen als Ergebnis ihrer unvorteilhaften Anlagen und Sozialisation sehen. In weiten Teilen waren diese Personen schon immer in mehrfacher Hinsicht unterprivilegiert und werden es immer bleiben, ihre Zukunft beinahe wie festgeschrieben genauso wie die Zukunft ihrer Sprößlinge (oder sollte ich besser sagen "Tumore" für die Welt). Hinzu kommt, dass mittlerweile einigermaßen viel Zeit ins Land gezogen ist, dementsprechend diese Personen nicht mehr existent sind- einfach weil auch sie sich im Rahmen ihrer Möglichkeiten verändert haben, also nicht mehr exakt dieselben sind.

Derlei Rationalisierungen empfinde ich als wesentlich konstruktiver, als das erneute Anhören/Anerkennen der Meinung einer jener Personen (und sei sie diesmal auch von Reue geprägt). Zudem würde es eh den ursprünglich installierten Schutzmechanismus der Abspaltung ad absurdum führen. Wahrscheinlich würde ich auf solche Reue-Bekundungen gar nicht reagieren oder nur sehr kurz und oberflächlich. Die Starke markierend. Die das ja niieeee tangiert hat. Lol.

[Hoffentlich war das einigermaßen verständlich. In meinem Kopf wuseln die Worte grad nur so umher. Mitunter schwer, da ein System/ eine Struktur heraus zu arbeiten.]


LG Cocoon


:delete: <---Haha, always this urge...
"Why is it that we rejoice at a birth and grieve at a funeral?
It is because we are not the person involved."

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Re: Mobbing

Beitragvon Insuffizienz » 14. Dezember 2015, 19:20

@Cocoon
Interessant zu lesen. Nur die beiden letzten Absätze waren leicht konfus. ;-D

Eine meiner Coping-Strategien zu der Zeit war u.a. die Vorstellung, einige der entsprechenden Personen im Erwachsenenalter wieder zu treffen. Sie "dort unten". Ich "dort oben". Sozusagen als diejenige, die zuletzt lacht.

In mir tat sich früher ebenfalls eine ähnliche Vendetta auf, die verbreitet zu sein scheint. Ich wollte den Jungen, der seinerzeit der Größte und Stärkste in der Klasse war und an mir mitunter regemäßig Gewalt ausübte, später eine ordentlich Abreibung verpassen, wenn ich groß geworden bin und vielleicht trainiert bzw. einen Kampfsport beherrschen würde. Eine sehr skurrile Vorstellung. Heute trifft höchstens zu, dass ich groß bin.

tiffi

Re: Mobbing

Beitragvon tiffi » 15. Dezember 2015, 06:01

hmm, ich finde die Ratio eigentlich auch recht hilfreich.

Von den anderen Einsicht und Wiedergutmachung zu erhoffen hat sowas kindliches, es macht
die anderen immer noch groß.

Machtlosigkeit umkehren und Rache.....scheint eine Phase zu sein, intensiver und langanhaltender je
nach Grad der Verletzung.

Ich selber halte es idR für Phantasie, mit gewissen Personen noch Kontakt auf Augenhöhe
halten zu können und alles Friede-Freude Eierkuchen.
Kindliche Phantasie, dass alles nicht so schlimm war und alles wieder wohlgesonnen ist.

Ich würde gewisse Personen nicht mehr in meinem Leben haben wollen, es sei denn es wären vernünftige sensible
Menschen, was ja kaum zu erwarten ist, wo soll das herkommen.
(Außerdem, Einschub, ist mein Neid auf unreflektierte Menschen die ganz in ihren Sinnen
ihrem Handeln sind ohne zig mal zu zweifeln, nicht zu leugnen. Sie haben/hatten was, Macht,
Durchsetzungsvermögen, Präsenz, was ich nicht hatte)

Wenn ich sie treffen würde wäre ich innerlich und äußerlich so schnell wie möglich weg, ich denke
sie könnten/sollten mich nicht mehr tangieren.

Versöhnung und alle lieb haben hat aus meiner Sicht/Erfahrung mehr was von Political
Correctness, wird aber selten den Erlebnissen gerecht.
Rollenspiel Teil 1002


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