Wer seinen einzigen Lebenssinn an eine empfundene Liebesbeziehung zu einem anderen Menschen hängt, ist in meinen Augen immer jemand, bei dem etwas "psychisch sonstwie im Argen" liegt.
Sei es dass sich andere akute psychische Stressfaktoren mit dieser ungesunden emotionalen Abhängigkeit vermischen oder dass derjenige von seinen eigenen Mustern her die Grundlage für derartige emotionale und schwerwiegende Abhängigkeiten mitbringt. Das würde die subjektiv als existenzvernichtend empfundene Krise desjenigen erklären, der sich (vordergründig) wegen "Liebeskummer" umzubringen versucht bzw. das erfolgreich durchführt.
Stark zu trauern ist etwas anderes, als sich ernsthaft umbringen zu wollen, weil man psychisch betrachtet einen Verlust erlitten hat. Sonst könnte jeder Mensch nur einmal final trauern bei Verlust von nahestehenden Personen. Es ist im Menschen normalerweise angelegt mit sowas klarzukommen und Trauerprozesse sind immer auch Neuorientierungsprozesse, bei denen Altes losgelassen wird und man innerlich bereit für Neues wird - aber soweit ich gelesen habe nur, wenn man seine Gefühle dabei durchlebt anstatt sie zu unterdrücken. Also das Gegenteil macht von dem, was du empfiehlst. Fraglich daher, ob die Empfehlung sich zu betäuben in dem Ausmaß nachhaltig/langfristig hilfreich ist für denjenigen bei solchen einschneidenden Erfahrungen. Das klingt für mich mehr nach einem Verschleppen als nach einem "Verarbeiten" im konstruktiven Sinne.
Ob es auf menschlicher Ebene wirklich ein Verlust ist, wäre ja auch noch die Frage. Gerade im Teenageralter ist es normal, dass "Liebesbeziehungen" nicht für die Ewigkeit sind und es typischerweise eine Phase des Sich-Ausprobierens ist bei vielen.
Deshalb erschließt sich mir das gerade bei Teenagern emotional ehrlich gesagt nicht gefühlsmäßig; die müssten sich dieses Umstandes rational betrachtet doch selbst bewusst sein eigentlich?!
Wenn die jetzt Jahre zusammen gewesen wären und sich gemeinsam ihr Leben miteinander aufgebaut hätten oder zusammen verbracht hätten konstant und auf einem tief verbundenen Level, könnte ich starke Trauer im Falle von Tod oder Trennung und womöglich das Abgleiten in eine Depression mit ggf. irgendwann im weiteren Verlauf suizidalen Anwandlungen eher verstehen gedanklich.
(Wobei dabei zu schauen wäre, ob die Depression nicht gerade aufgrund von unbewusst unterdrückten Gefühlen & Bedürfnissen entstanden ist bzw. diese Faktoren zu ihr beigetragen haben können.)22. Feb 2015, 13:42 » krebsi hat geschrieben:Aber die psychosomatischen Symptome wie Schmetterlinge im Bauch, Kribbeln, Appetitlosikeit und Liebeskummer bei unglückliche Liebe war auch bei mit früher vorhanden.
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Ich habe aber noch ein Tip für welche, die unter Liebeskummer so stark leiden, dass sie denken es nicht mehr aushalten zu können. Neuroleptiker blockieren im Hirnstoffwechsel das Dopamin so stark, das bestimmte Sexual und Gefühlshormone nicht mehr gebildet werden können. Auch die Vulnerabilität (Verletzlichkeit) wird stark gesenkt.
Das kann man auch bei Psychose-Patienten beobachten, die mit Neuroleptika behandelt werden. Sie haben oft kein Sexualtrieb mehr und meinen sich nicht mehr verlieben zu können.
Man kann sich also künstlich mit Medikamenten in einen anästhetischen gemütlosen (Schizoiden) Zustand versetzen.
Ach wenn es um das Sich-Abschießen und Empfindungslos-Werden geht könnte man auch empfehlen sich mit Alkohol oder anderen Drogen künstlich zu betäuben, wenn es emotional schwierig wird und man leidet. ...
Vor sich selbst davon rennen. Ob man entkommen kann?Du schlägst es zwar nur temporär vor, aber bei ungewöhnlich heftig ablaufenden Akutzuständen von "Liebeskummer" (hier ja aufgrund der ungewöhnlichen Symptomatik auf einem krankhaften Level) würden andere Beruhigungsmittel doch auch helfen können? Und jemand mit akuten suizidalen Anwandlungen wäre mMn bei einem psycho-sozialen Krisendienst besser aufgehoben in dem Moment anstatt sich daheim abzuschießen.
Darauf bezog sich übrigens auch meine Frage bei dem Punkt mit der medizinischen Indikation für ein Neuroleptikum bei Liebeskummer. -> Ob das dann nur bei dabei auftretenden psycho-motorischen Erregungszuständen des Patienten angewandt werden sollte - und gerade nicht als "Universalberuhigungsmittel", geschweige denn als Selbstbedarfsmedikation für suizidale Menschen bzw. äußerst labile Personen.
Du schreibst oben nur, dass du "Liebeskummer" hattest + andere Beschwerden (Appetitlosigkeit usw.). Also die körperlichen Beschwerden abgegrenzt von dem, was du als "Liebeskummer" bezeichnest. Was ist Liebeskummer für dich?
Mir hat sich das mit dem ominösen "Liebeskummer" zwar nie erschlossen gefühlsmäßig, aber von dem, was ich darüber gelesen und mitbekommen habe bei anderen, muss es ein Trauerzustand aufgrund eines erlittenen Verlustes sein. Das Konstrukt "Liebeskummer" müsste sowohl körperliche als auch gedanklich-gefühlsmäßige Komponenten haben. Z.B. so, wie du sie aufgezählt hast, nur hast du die körperlichen/psychosomatischen Beschwerden von "Liebeskummer" abgetrennt.
Das mit dem Liebeskummer als Trauerzustand stelle ich mir in etwa so vor, wie wenn ein Haustier stirbt, das einem nahestand oder andere Menschen, zu denen man eine (sehr) große emotionale Bindung gehabt hat. Das würde das Verhalten/Empfinden mancher Menschen erklären, für dessen Ursache sie Liebeskummer angeben.
(Mal die suizidale Klientel außen vor; die sehe ich wie gesagt als Sonderfall dabei, vgl. oben.)