Das mit den ¨Masken¨ ist so eine Sache... tatsächlich gibt es Situationen, in welcher bewußt Masken eingesetzt werden, z.B. gegenüber Authoritätspersonen.
Aber grundsätzich vertrete ich Nebeltals Ansicht:
Nebeltal hat geschrieben:Diesen "Wesenskern" gibt es nicht, es gibt kein "Ich" im eigentlichen Sinne, man ist in jeder Situation ein anderer Mensch.
Wenn man annimmt, daß man verschiedene Masken in verschiedenen Umgebungen annimmt, so bedeutet das meines Erachtens nicht, sich zu verstellen, sondern jene Teile der eigenen Persönlichkeit hervorzuholen, die man als passend erachtet und andere, die man als unpassend ansieht, zurückstellt. Somit entstehen für jede Situation Masken, aber jede von ihnen zeigt nur einen Teil unseres Ichs.
Keine Maske ist etwas vom Ich abgetrenntes, sondern nur ein angepasstes, äusserlich-projeziertes Ich.
Bernstein hat geschrieben:Es ist dies eine andere Art zu Seins, die sich ohne bewusstes Wollen quasi dazwischen schiebt und ich verliere dabei eigentlich eher mein Empfinden für mich als irgendein gewolltes Erscheinungsbild. Wobei ich mit "Verlieren" auch nicht die Auflösung meines inneren Wesens meine, sondern den Verlust des Zugangs dazu.
Ich denke, du kannst diesen Zugang nicht verlieren, denn...
Muschel hat geschrieben:Wenn man sich öffnen (wachsen) möchte, sucht man (vielleicht zuerst nur einen) Menschen (für den Bonsai wäre es eine Landschaft), wo einen Großteil des Jahres "mildes und wohlwollendes Klima" erahnt wird.
Zurückblickend empfand ich mich immer als ¨bei mir selbst¨ bei Menschen, die sich ein höheres Vertrauen verdient hatten. Natürlich begann die Bekanntschaft mit einem angepassten ¨Ich¨ meinerseits.
In Gesprächen machte ich (unbewußt) kleine Vorstoße! Testete aus, wie die Person reagierte, wenn ich spontan einen Gedanken äußerte, der möglicherweise etwas heikel oder tiefergehend war. Reagierte diese Person dann in einer mir angenehmen Weise, so wuchs das Vertrauen. Ich hatte gelernt, daß jener Mensch mit diesem spontanen Teil meiner Selbst gut umgehen konnte - diesen anscheinend sogar mochte!
Seien es zynische Bemerkungen oder richtig verstandene Ironie, Ablehnung oder Annahmen diverser Themen oder Menschen.
Wenn in diesen mir wichtigen Dingen eine Übereinkunft mit oder auch nur eine aufrichtige Annahme dieser Person stattfand, bekam ich die Bestätigung, daß ich mich nicht mehr so stark in meinen Äusserungen kontrollieren musste. Das entspannte meinen menschlichen Umgang mit jener Person ungemein. So ein Mensch wurde ¨un-anstrengend¨!
Solche Menschen (so selten sie auch sind) akzeptieren die Maske, in welcher wir selbst am wohlsten fühlen. Und bei jedem dieser besonderen Menschen haben wir eine andere ¨Maske¨.
Diese Masken würde ich als das eigentliche Ich bezeichnen, oder auch den sog. ¨Wesenskern¨.
Es sind die Rollen, welche uns keine Anstrengung abverlangen!
... und so wie es aussieht:
Bernstein hat geschrieben:Es gibt jedoch einen Menschen, dem gegenüber dieser Automatismus nicht vollends ausgeprägt ist, deshalb habe ich den Gedanken, dass eine Anpassung an dieses Level vielleicht doch erreichbar wäre.
Der Gedanke, daß man sich - sein wahres Selbst - nur in isolierter Einsamkeit erkennen kann, klingt zwar schön mystisch, ist aber leider unvollständig.
Nichts gegen Abstand von der Welt! Der ist notwendig und gut! Er hilft dabei, seine verschiedenen Rollen zu reflektieren. Sich in Ruhe Gedanken darüber zu machen.
Doch wenn man sich selbst nur in Stille und Abwesenheit aller anderen Menschen finden könnte, wie kommt es dann, daß gerade weitgehend isolierte Menschen an der Existenz ihres ¨ Ichs ¨ so stark zweifeln? Ihr ¨ Ich ¨ nicht sehen können?
Unser Ich nehmen wir nur durch Reflektionen wahr. Unsere Gedanken und Gefühle gehören dazu, aber sie sind nicht unser Wesen. Dieses Wesen ist nur durch unsere Handlungen fassbar.
Ein Beispiel: ein Misantrop lässtert gegen die ganze Welt, eben weil er Menschen hasst, sieht er aber einen Obdachlosen auf der Strasse, gibt er ihm ohne Aufforderung 10 Euro.
Ist er jetzt ein böser Mensch, weil er Menschen hasst? Oder ein guter Mensch, weil er ohne groß nachzudenken, jemand anderem weiterhelfen möchte?
Zur Bewertung würde ich seine Handlung und nicht seine geäusserten Ansichten zu Grunde legen!
Und diese Handlungen zeigen, WER wir sind. Diese können wir konkret reflektieren.
Doch ist Selbstreflektion ist nur ein Teil unseres Selbstbildes. Wir sind beeinflusst von uns selbst. Somit können wir nur Teile unseres Selbst sehen.
Wir brauchen auch die Augen anderer, um ein weitgehend fassbares Bild zu erhalten. Natürlich muss immer abgewogen werden, WER uns sieht und reflektiert.
Um zu einem Ende zu kommen: du hast jemanden, der dich eher so sein lässt, wie es für dich angenehm ist. Fast ganz ohne anstrengende Masken!
Bei solchen Menschen, sind wir am ehesten ¨Wir selbst¨!
Sie sind die Porten zu unserem ¨Wesenskern¨.
Bye,
Ghostvoice!