Abhängigkeit von anderen

Ein Leben in (völliger) Isolation? Du bist sehr introvertiert, ängstlich-vermeidend oder gar schizoid? Wie gehst du damit um?
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andersoderwie
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Abhängigkeit von anderen

Beitragvon andersoderwie » 18. Februar 2014, 18:08

Im Gegensatz zu wahrscheinlich vielen von euch, bemerke ich immer mehr, wie abhängig ich von anderen bin. Es ist als hätte ich keine Willenskraft. Würde man mir etwas andrehen wollen, würde ich nein sagen. Aber würde ich nach etwas fragen wollen, bin ich regungslos.

Erst wenn andere Menschen mich beinflussen, tue ich Dinge. Dies ist schon so schlimm geworden, dass ich aufschiebe wie eine wahnsinnige, beim arbeiten unselbstständig geworden bin und oft Feedback brauche. Das Feedback eher weniger, um mich gut zu fühlen, aber um zu wissen, ob das Getane "okay" ist... :(

Ich gehe sonst mit niemandem mit, bin alleine ganz zufrieden. Jetzt weiß ich langsam echt nicht mehr, was ich eigentlich will und wie ich das umsetzen soll. Diese Fremdbestimmtheit hängt sicher auch mit einem überbehüteten Elternhaus zusammen und schlechter Erfahrung in der Außenwelt.

Habt ihr so etwas auch erlebt? Wie gingt ihr damit um?

johannes
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Re: Abhängigkeit von anderen

Beitragvon johannes » 21. Februar 2014, 14:58

Bei mir dominieren die schizoiden und auf der anderen Seite die emotional abhängigen Persönlichkeitsanteile.

Momentan lebe ich sehr isoliert. Auf mich alleine gestellt habe ich aber kaum Interessen. Keinen Antrieb etwas zu tun. Mein Leben zu gestalten.

In Beziehungen ( Partnerschaft, Freundschaften, Arbeit) kommen die emotionale abhängigen Anteile zum Tragen. Ich lasse mich von Aussen steuern. Ausnutzen....Immerhin tue ich dann überhaupt etwas und bin in Kontakt.
Allerdings wird die Situation dann über kurz oder lang immer verfahrener und irgendwann unerträglich, so dass ich "raus muss".

Inzwischen dominiert leider das Gefühl, dass mit dieser Persönlichkeitsstruktur kein gutes Leben möglich ist. Und das kotzt mich richtig an.

Yemoaj
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Re: Abhängigkeit von anderen

Beitragvon Yemoaj » 27. Februar 2014, 01:53

@andersoderwie
Ich kenne es zum Teil denke ich. Ich bin bei aller gewollter Autonomie immer noch abhängig.
Zufrieden bin ich alleine Unzufrieden und in Bewegung bin ich Zufrieden mit anderen Unzufrieden. Viva Ambivalenzia! Ich bin dabei, einen von mir gestalteten Mittelweg zu erfinden, aber ich denke ich bin auch jenseits von Gut und Böse in letzter Zeit.
Mir ist aufgefallen das mir eine besondere Art von Kontakt fehlt.
Ich war vor einiger Zeit in einer Ausbildung zum Koch, und auch wenn ich wusste, das alles soweit gut erledigt ist brauchte ich Feedback. Danach zu fragen war mir aber nicht möglich. Bekam ich ungefragtes Feedback war ich sauer auf mich, dieses überhaupt zu benötigen. Ich sah mich oft als Hündchen das auf eine Zuwendung vom Herrchen wartet oder schlimmeres. Ich habe gekündigt, der (selbstgemachte) Stress war einfach nicht aushaltbar.
Ein überbehütetes Elternhaus kenne ich nun nicht, eher das gegenteil. Aber es wäre nicht das erste Mal das aus gegensätzlichen Positionen ähnliche Probleme auftauchen.
Btw.: In den letzten Posts bin ich für meine Verhältnisse dramatisch, liegt daran, dass ich hier gerade meine Isolation (trotz Umfeld) durchbrochen habe :)

@Johannes
Das kein gutes Leben möglich sei in deiner Situation ist hinterfragenswert. Ich habe aber auch keine Ahnung wie deine Beziehungen aussehen. Ich würde da gerne mehr zu schreiben, aber leider musst du präziser werden, sonst rede ich ins blaue. Das habe ich in diesem Post schon einmal getan. Zweimal geht nicht.

Gruß Yemoaj

NowhereMan
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Re: Abhängigkeit von anderen

Beitragvon NowhereMan » 27. Februar 2014, 09:15

Yemoaj hat geschrieben: Zufrieden bin ich alleine Unzufrieden und in Bewegung bin ich Zufrieden mit anderen Unzufrieden.

Den Satz verstehe ich nicht, kannst du das etwas näher erläutern?

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Re: Abhängigkeit von anderen

Beitragvon boramey » 18. Mai 2014, 22:23

kenne das nur zu gut, in Abhängigkeiten von anderen zu leben. Ich bin fast am laufenden Band damit beschäftigt meine Unabhängigkeit irgendwie zu wahren, weil sich die Zerrissenheit ins unermessliche unerträgliche steigert, je mehr ich mich abhängig fühl oder auch tatsächlich bin..
ich verliere mich viel zu leicht in dem, was andere von mir erwarten oder denken, fuhlen oder in dem, was ich denke, was andere erwarten, denken, fühlen.

BlickwinkelFraktal
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Re: Abhängigkeit von anderen

Beitragvon BlickwinkelFraktal » 23. Mai 2014, 17:15

Hmmmm....

Ich erfahre meine Angst, Unabhängigkeit und Identität gegenüber Anderen zu verlieren, oft als inneren Konflikt zwischen der Beobachtung, sich unter bestimmten umständen Vertrauen lernen zu können, also auch tatsächlich an Hand hochgradig authentischen Begegnungen, Möglichkeiten eigener Identität zu entfalten; und der, dass ich mich in Gegenwart selbst mir herausragend vertrauter Personen, regelmäßig um mein wahres Ich betrogen fühle.

Ich kann mein eigenes Verhalten in jemandens Gegenwart nur bedingt, für Momente, oder in Teilgültigkeit, als authentischen Ausdruck meiner anerkennen, wiedererkennen. Meistens erlebe ich mich irgendwie eher, wie die Funktion der um mich bestehenden Einflüsse, als Ausdruck anderer Menschen, fremden und eigenen Erwartungen, Bildern und Formen möglichen Lebens... nur mehr Projektionsfläche, bei sich analog dazu einstellendem Gefühl der Entrückung von dem was ich "meine Identität" nennen würde. Und ja, leider gilt das bei mir auch für die "Nahestehendsten". :x
Das kann sich bei mir hochschaukeln, und zu der Angst werden, demjenigen überhaupt zu begegnen. oder andere Menschen über einen gew. Zeitraum, weil ich immer Gefahr laufe, mich dahingehend in ihnen zu verlieren, dass ich in ihrer Gegenwart (was zur Zerstreung der Identität genügt) weder gültige Entscheidungen treffen kann, noch echte schadhafte Einflüsse, von "bloßem" Misstrauen unterschieden bekomme.
Wenn ich mich aber dem Einfluss des Anderen nicht entziehen kann, sei es weil ich jemanden zu sehr liebe, oder in einer strukturellen Abhängigkeit zu ihm stehe, wie bei einem Arzt oder Kollegen, Behörden, Telefonanbieter... wenn ich schon zu oft das Gefühl hatte, mich entgegen eigener Bedürfnisse (die ja in diesen Momenten gar nicht greifbar waren) habe beeinflussen lassen, dann muss ich aufpassen, wie ich das dauerhaft richtig dosiere, damit mein Gehirn nicht die Notbremse zieht, und mir mit beängstigend surrealem Empfinden meiner selbst und der Welt, oder anderen Gemeinheiten wie Panik oder kosmischer "Reiselust" daherkommt.

Denn nicht aus jedem mich selbst Herausfordern, ist Wachstum geworden, ich bin schon so oft einen Schritt vor- und zwei zurückgegangen, um festzustellen, dass ich danach noch nervöser, noch anfälliger, misstrauischer, oder dass ich in In Folge innerer Kapitulationen schon sogar tatsächlich abhängiger geworden bin... selbsterfüllende Prophezeiungen. Es gilt wohl, die Waage zu halten, von allem Etwas, vielleicht ist es wichtig sich gegenüber allem soweit vor- und zurückzuhalten, dass man nicht gezwungen ist, sich an einem Ende wieder irgendwo radikal zu beschneiden!? ...also versuchen... :glück:

Ich kann es anhand meines derzeit engsten Kontaktes beschreiben. Da gibt es zwei Menschen, ein liebes Pärchen, die ich seit einigen Jahren kenne. Ich nenne ihn mal Peter, und sie Lotta..
Mit Peter und Lotta bin ich durch ein gemeinsames Interesse verbunden, weswegen wir überhaupt erst Gelegenheit hatten, uns näher kennenzulernen. Darüberhinaus arbeiten wir seit etwa einem Jahr (beide Selbstständig) zusammen. Mit der Zeit habe ich Peter und Lotta, die ich in ihren Wesen und ihrer Art zu Leben ohnehin zum Knuddeln finde, auf der Ebene echten Vertrauens kennengelernt. Das ging auch deshalb, weil diese Begegnungen von viel Respekt und Toleranz geprägt waren und sind. Das Vertrauen, was sich im Laufe der gemeinsam erlebten Zeit entwickelt hat, ist in mir in konkreter Begegnung für "Momente" bis "Zeitspannen" gefühltermaßen authentisch.
Wenn es nicht das gemeinsame Interesse, dass uns beim Kennenlernen verbunden hat, gegeben hätte und es nicht die gemeinsame Arbeit gäbe -deshalb hatten wir ja überhaupt Gelegenheit, uns über einen so langenZeitraum kennenzulernen- dann würde ich wohl echte Freunde vermissen... Ist schon komisch. Naja soweit..

Also jedenfalls stelle ich fest, dass ich Peter und Lotta gerne mag und sie mich allem Anschein nach auch. Wir verbringen fast jeden Tag mehrere Stunden miteinander. Das ist jeden Tag ein Wechselbad für mich. Ich Wechsel in die Vertraute soziale Form, momentweise vollauthentisch und auch sonst nah dran, und habe im Hintergrund bis auf eben diese kurzen Momente, dennoch einen prüfenden, analytischen Film am Laufen. Ich beobachte das Verhältniss von Aktion und Reaktion, wer wen wann durch seine Äußerungen, seinen Ausdruck und sein gesamtes Auftreten wie beeinflusst. Es ist aber vor allem die Ebene der Beobachtung, ich leite daraus kein Korrektiv ab. Es sei denn es dient der Aufrechterhaltung meiner zur Tarnung notwendigen sozialen Umgangsformen.
Aber eben weil ich das nicht tu, verhalte ich mich schlussendlich abhängig, weil mir ja gar nichts anderes übrig bleibt. Verpuffen geht nicht, ich bin nicht zu blöd irgendwas nachzumachen, ich bin grad nicht da, also ja.... lass machen. Kann man das verstehen?

Und so sage ich gegenüber Peter und Lotta alle möglichen Sachen zu, das sind für sich, an sich alles nette Ideen, Sachen die man (ich) durchaus mit Freude tun können wollen würde. Schöne Sachen, wir haben jetzt z.B. zusammen einen Gemüsegarten und bauen eine Hütte. Niemand zwingt mich zu irgendwas, aber es mangelt mir einfach an der zur Entfaltung eines eigenen Antriebs nötige Begeisterungsfähigkeit für zum Beispiel den Kohlrabi im Angesicht des Universums. Kohlrabi aus dem eigenen Gärten, lecker, ich weiß sowas zu schätzen und schmecke den Unterschied, aber ob ich selbst auf die Idee gekommen wäre ihn anzubauen werde ich wohl nie erfahren.
Ich gerate angesichts ständiger Passiventscheidungen und meiner Unfähigkeit mich und meinen Willen im Außen darzustellen langsam in so eine Art sklavische Bestätigungstrance, wenn ein weiterer theoretisch guter Vorschlag kommt. Verzeiht mir den Galgenhumor, aber ich hasse es, .... Ich hasse es dazu verdammt zu sein (es zu glauben), dieser Art selbsterfüllender Prophezeiung als stummer Beobachter gegenüberzustehen, und mich angesichts der Menschen, die ich glaube zu lieben, soviel verhalte und so wenig bin. Denn so wächst mein Misstrauen wider aller Logik und ich fühle mich gefangen, obwohl ich den Käfig mitbaue.

Ups, ich hätte den Beitrag bei der Sache mit dem richtigen Dosieren enden lassen sollen.. Das Fazit bleibt aber irgendwie das Gleiche: Es nur nicht zu viel werden lassen, seine Grenzen kennenlernen um mit ihnen umgehen zu können.. Was auch immer man mit ihnen zu tun gedenkt. :glück:

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Re: Abhängigkeit von anderen

Beitragvon Nachtgängerin » 24. Mai 2014, 00:03

Hallo BlickwinkelFraktal,


vielen Dank für diesen Beitrag, der komplett und nahezu eins zu eins von mir stammen könnte.
Ich beginne ob derselben Fragen zu resignieren. Ich habe dazu auch nicht besonders viele Worte, irgendwie scheint mein Artikulationsvermögen zunehmend zu verkümmern, sobald ich etwas von mir selbst schreiben möchte.

Nunja. Nicht sehr erhellend, mein Beitrag, aber nun. Schön, dass du Worte findest, die ich suche. :glück:


Grüße.
Und dann wird die Dunkelheit zur Pforte.

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Re: Abhängigkeit von anderen

Beitragvon BlickwinkelFraktal » 24. Mai 2014, 00:50

Guten Abend Nachtgängerin,

Danke für dieses durchaus erhellende Feedback, dass mir mal wieder zeigt, wie unallein ich bin. Du bist ein weiterer lebendiger und sympathischer Beweis für die Möglichkeit tatsächlichen Überlebens und Wirkens in dieser Welt und noch besser: unmissverständlicher Kommunikation! :feiern: Ich weiß , dass Du weißt, was das Wert ist.

Zeit, dass wir endlich die die Weltherrschaft an uns reißen. Ich finde, wenn man das Gefühl hat verstanden zu werden, ist es der richtige Moment. "Ich rufe hiermit die Republik aus, die Herrschaft der Burg!" vielleicht hört es ja diesmal jemand, klingt immer so unentschlossen, wenn ich meinen Willen in die Welt schreie. Aber dafür hab ich mir grad den hier ausgedacht: Schizße passiert. :verwirrt:

Freu mich, wieder was zu hören, ist ja egal ob das artikuliert ist, irgendwie kriegt man das schon dechiffriert, auch wenns persönlich ist. Vielleicht, also.... ICH WEIß ES NICHT !!!

Auch Grüße :stern:

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Re: Abhängigkeit von anderen

Beitragvon sdsdsdsv » 25. Mai 2014, 21:08

23. Mai 2014, 17:15 » BlickwinkelFraktal hat geschrieben:Ich kann es anhand meines derzeit engsten Kontaktes beschreiben. Da gibt es zwei Menschen, ein liebes Pärchen, die ich seit einigen Jahren kenne. Ich nenne ihn mal Peter, und sie Lotta..
Guter Beitrag. Da kannte ich auch einige Lisas und Peters, die mit Feuereifer bei der Sache waren und es so erreichten, dass ich an spezielle Dinge mit ihren Augen heranging. Das ist immer eine intensive Begegnung mit dem Gegenstand des Interesses, bei der sich viel von ihrem Enthusiasmus auf mich überträgt. Ich kenne mich mittlerweile gut genug um zu wissen, dass diese Hinwendung von mir allein nicht lange aufrechterhalten werden könnte. Ich brauche andere damit sie Dinge für mich mit Bedeutung aufladen, denn sonst stehen die Gründe sich mit etwas zu beschäftigen und es zu lassen gleichberechtigt nebeneinander.

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Re: Abhängigkeit von anderen

Beitragvon Doppelgesicht » 12. Juli 2014, 23:18

@andersoderwie
Mir hat mal ein für mich sehr weiser damaliger, sehr hoher Vorgesetzter gesagt:
"Wer viel fragt, bekommt auch ganz viele Antworten!" -> Mache das so, wie Du es vor Dir selbst vertreten kannst und für richtig hälst!


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