Der wahre eigene Spiegel

Ein Leben in (völliger) Isolation? Du bist sehr introvertiert, ängstlich-vermeidend oder gar schizoid? Wie gehst du damit um?
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tournesol
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Der wahre eigene Spiegel

Beitragvon tournesol » 18. Mai 2012, 12:58

Ihr Lieben :hallo:

Ich möchte Euch einen bzw. mehrere Beiträge, einer ---heute fast geheilten SP - "nahebringen,
da sie so ehrlich authentisch ausgespochen und reflektiert sind, wie dies mir vorher ,in dieser Form "begenet" sind.
Ich war fassungslos, als ich es laß....


Ich kopiere Euch unsere Unterhaltung (aus dem anderen Forum) jetzt hier.

Ich habe sie per pn. gefragt, ob sie es nicht hier auch posten könnte....wolle?
Sie schrieb mir zurück, dass ich es gern posten könnte, wo immer ich glaube, dass es weiterhefen kann !!!
Ja, ich glaube, dass es dies hier kann..... :sonne:

( Es kann gern verschoben werden, falls der Platz hier dazu nicht tichtig sein sollte.... :herzen: admin.)

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VON IHR:
Ihr Lieben,
ich habe eure Beiträge verfolgt. In letzter Zeit war oft die Rede von den Ursachen schizoider störungen, in dem Zusammenhang auch Misshandlung und Vernachlässigung.
Ich möchte euch eine Kostprobe aus dem Tagebuch einer 21- jährigen geben, aus einer ganz normalen Familie mit keinen extrem auffälligen Versäumnissen:

"Vielleicht bin wirklich ich die, die die Mauern aufbaut, die zu krampfhaft bemüht war, sich zu behalten,nicht zu viel zu geben, aus dem tiefen Wissen haraus, abgelehnt zu werden, nicht zu genügen,ohnehin zu enttäuschen. Ich verschanze mich, weil ich vor Kontakt zurückschrecke, ein offener Blickkontakt kann mich zutiefst erschrecken.
...
Der Sehnsucht nach Zärtlichkeit, die mich manchmal überfällt, habe ich Angst mich auszuliefern, einen Kontakt mit meiner verkrampften Innenwelt kann ich nicht zulassen. Und wenn entdeckt wird, dass viele meiner Reaktionen und meine "Unabhängigkeit" aus dieser Angst wachsen- was bleibt dann noch von mir?
Ich habe Angst, mich auszuliefern mit dieser Angst und dann verlassen zu werden, im Stich gelassen, Angst, den Boden zu verlieren. Wenn jemand daran rührt, muss ich flüchten.

...vielleicht habe ich dich benutzt.Ich wollte sehen, ob ich nicht doch in der Lage bin, zu einem Menschen Freundschaft zu finden. Aber meine Widerstände sind zu groß. Was du als Ablehnung empfindest, das ist nur mein Panzer. Diesen Schutz aufgeben kann ich nicht.
Ich stoße Menschen vor den Kopf. Aber ich will lieber an der Oberfläche abgelehnt werden als Mitleid bekommen. Einsamkeit, die mich manchmal hart macht, unsensibel für andere.

...Kompromisse machen fällt schwer. Anpassung macht mich leblos. Im Zusammensein mit anderen habe ich oft das Gefühl, dann garnicht ich selber zu sein.
... Auf der anderen Seite das große Verlangen nach Hingabe, die Riesensehnsucht zu lieben und geliebt zu werden. Erlebe Situationen meist als unvollkommen und Kontakte nur als partiell. Die kranke Idee, ich betrüge die anderen mit dem, was sie sehen, und ich werde sowieso enttäuscht wenn mir jemand Sympathie entgegenbringt,weil der andere ja nur eine Facette sehen und mich somit nicht meinen kann.

...Wenn ich dem Wollen anderer nichts entgegensetzen kann, passe ich mich an und komme mir vom Wollen des anderen überfahren vor.

...alles verbaut mir den Weg zu Freundschaft und Liebe.

...Als Entschädigung für die tiefe und grausame Einsamkeit (auch mit anderen zusammen) das Gefühl der Weite und Freiheit, wenn ich alleine bin. Vielleicht werde ich eines Tages verrückt, wenn nur ein kleiner Halt zerbricht...


-------------------------- Was meint ihr, ist das schizoides Erleben?
Es ist aus meinem Tagebuch, habe es heute gefunden und bin erschrocken.
Das ist nun 30 Jahre her.






...erschrocken deswegen, weil mir so deutlich geworden ist, was für Welten zwischen Innen und Außen liegen können. Ich kenne ja jetzt beide Seiten. Man müsste lernen, mit dem Herzen zu sehen...
Schönen Abend!

_________________________________________________________________________________________________ von Mir :

Liebe .......

Ich war eben völlig verwirrt und ergriffen, als ich dies von Dir laß....weil ich dieses so---den Hintergrund genauso seit ewigen Zeiten von, bei meinem Geliebten wahrnehme.....
Mir ist ja fast alle SP-Fachliteratur bekannt, doch da "ist es in der wahren Form" vergeblich zu suchen....

Was hat Dir geholfen, liebe an... diese furchtbare Mauer zu durchbrechen ???
Was und womit konnten andere Dir dabei helfen ???

Ich bin Dir unendlich dankbar für einen Wegweiser.....


Tournesol


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Die Frage ist schwer zu beantworten. Ich war ja selber überrascht, als ich das so fand.
Es war bestimmt nichts einzelnes, eher eine lange Entwicklung.
Leidensdruck war da, und immer schrieb ich Tagebuch. Einen Schrank voll. Immer wenn da was ist, mit dem ich nicht klarkomme. Geholfen haben mir Menschen, die zum richtigen Zeitpunkt da waren und für die Unvollkommenkeit und Angst nichts bedrohliches waren. Die mir die Idee davon gaben, dass Mensch sein nichts mit Perfektion zu tun hat. Die meinen inneren Dramen mit Liebe und Gelassenheit begegneten ohne mit eigener Verletzung und eigenem Drama zu reagieren. Dann waren da Schicksalsschläge, Trennungen, der Tod meines Mannes im frühen Alter...es ging nicht mehr ohne Hilfe. Hab auch Therapie gemacht. Es hat sich irgendwie unmerklich was verändert, heute habe ich selten noch solche Beklemmungen. Ich erlaube mir, Angst zu haben, unsicher zu sein, verletzt zu sein, ich lerne, das nicht mehr verbergen zu müssen, keine Angst vor der Angst zu haben. Und kürzlich habe ich durch meinen schizoiden Bekannten erleben dürfen, dass ich es auch überlebe, mich geöffnet und verletzbar gemacht zu haben, seit langem wieder zu lieben... und "abgelehnt" zu werden. Das war schwer!

Gerade durch schwierige Beziehungen habe ich immer viel über mich gelernt. Befreundet bin ich noch mit allen Partnern des Typs "guter Freund". Diese Menschen sind immer noch wichtige Begleiter, auch wenn die Partnerschaft so nicht mehr existiert.

Geholfen hat es mir in Kriesenzeiten, zu erfahren, dass es einen inneren Raum in mir gibt, in dem alles in Frieden ist.
Geholfen haben mir auch Menschen, die mir Vertrauen vorgelebt haben. Die sich nicht verunsichern ließen. Die im richtigen Moment "da" waren. Jedes "outing", was auf Akzeptanz traf. Jede Offenheit eines anderen, die auf Resonanz traf (übrigens auch in diesen Forum :)

Es ist wohl ein Prozess, der sich an vielen Stationen im eigenen Tempo sich vollzieht.
Man muss ihn WOLLEN.

Und an manchen Tagen hab ich auch das Gefühl, ich hab garnix dazugelernt...;)


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Von mir :
DANKE......Allen Dank, der nur möglich ist,
..... möchte ich Dir für diese...Deine Beiträge JETZT senden !

Sie sind für mich so unschätzbar wertvoll, dass ich es kaum fassen kann...

Deine Beiträge sind so NAH, beinhalten so viel NÄHE, dass es beinah -gefühlt- "zu viel" für nicht schizoide Menschen ist .....und diese in" Schizoides verfallen"....Ich meine damit: ablehnen Angst zu fühlen, was ist.... Und dieses in "so kann, so darf es nicht sein" Denken "verkleiden" (müssen) und für sich so zu rechtfertigen.... versuchen
Dieses ist ja "auch Reflex" und nicht bewußt

Dies nimmt nur leider völlig den Ansatz von Verständigung oft weg. Grade auch von Menschen, die ihre SPs wirklich lieben.

Du schreibst, Menschen, die ihre Dramen rauslassen könnten, wären Dir hilfreich gewesen.
Es ist sehr schwer, die eigenen "Dramen" wirklich raus zu lassen (Weiß ich von mir....),denn ,die" eigenen Dramen" sind ja auch bei "Normalen" fast immer vorhanden...und Freunde wissen um diese....Auch wenn diese wesentlich leichter lösbar sind, als die des Schizoiden.....,so sind "die normalen Dramen" gefühlt den NSP "einnehmend" vorhanden.
Gefühlt vom NSP.Und da dieser meist nichts Stärkeres fühlen kann, als sein eigenes Drama, reicht sein Fassungsvermögen oft leider nicht für den SP aus....
Wenn er jetzt sein Drama für den SP ,völlig beiseite läßt, so fühlt er sich "nicht mehr vorhanden", als Märtyrer,oder auch "als unwertes Opfer" (woraus Aggression entsteht, was negativ auf den SP einwirkt....)
Um das eigene Drama wirklich raushalten zu können, bedarf es m.E. entweder der Lösung dieses Dramas, oder der gefühlten Einschätzung seines eigenen Dramas, als "nicht so schlimm" und des Vertrauens dass es sich lösen wird !-Nicht aufgesetzt, sondern GEFÜHLT...., sodass es eben "kein Drama" darstellt
Dies ist grade in der Verbindung mit einem geliebten SP Partner....fast schier unmöglich, da der SP-Partner es ist, der "das Drama" des Liebenden darstellt nährt....und daher ist....
Theoretisch kann der Liebende dies erkennen....Er kann sich auch gewaltsam trennen, doch damit ist seine Liebe nicht gestorben, sondern bestenfalls verdrängt---Und sein Problem...Drama ! ist nach wie vor aktiv (bewußt, oder unbewußt)

Du schriebst ,keineswegs Mitleid anderer haben zu wollen, nicht ertragen zu können.
Kann ich gut verstehen (da dies das eigene "unwert",weniger wert zu sein Gefühl "puscht".... bestätigt....Und dadurch den eigenen Selbstvorwurf im Außen "sichtbar macht")
Nur das Gegenüber ist oft nicht zu anderem fähig...als Mitleid, da er mit Mitgefühl überfordert ist. Mitgefühl beinhaltet...zu Fühlen was der andere fühlt....!!! Mitleid beinhaltet eine" weniger sein" Einschätzung des anderen und eigenes "mehr sein" (wobei man freilich "dem anderen gönnt" auch mehr zu sein, jedoch ganz froh ist ---unzugegeben! dass der andere einem durch "sein weniger sein" zeigt "dass man mehr ist...")

Ach Entschuldigung, dass ich jetzt "mal wieder" meinen ungeordneten ,mir dazu auftauchenden Punkten ,Raum gelassen habe

JAA...man sieht nur mit dem Herzen gut... Ich bemühe mich sehr, nur dem gerecht zu werden....doch gelingt es mir leider oft trotzdem nicht....

Ich bewundere Dich sehr
Du hast Ungeheures geschafft vollbracht !!!

Dein Gefühl, manchmal"...garnix dazugelernt zu haben....", ist ein ganz NORMALES Gefühl,
was alle Menschen haben, die ehrlich zu sich selbst sein können

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VON IHR :



Liebe Tournesol, das stimmt alles was du schreibst.
es ist besonders schwierig, wenn beide im Grunde das gleiche "Drama" haben...und es scheint so zu sein, dass diese Verbindungen besonders unauflöslich scheinen. Vielleicht auch sind. Wenn auch nicht unbedingt auf einer alltagstauglichen Ebene.
Da hift nur Distanz und wahrnehmen des eigenen Anteils. Denn im Moment der Verstrickung hat man keinen klaren Kopf.
Mit manchen Menschen verstrickt man sich immer wieder. Das sind Beziehungen, die einen herausfordern zur Entwicklung.... Und Kraft kosten! Andere sind eher zum "Ausruhen"...
"Ausruhbeziehungen" waren nährend, und wenn ich satt war, hab ich mich in die nächste Verstrickung gestürzt. Kein Ende in Sicht ;)
Wenn es gelingt, auf eine andere Ebene zu kommen, wo man Beobachter, nicht Akteur ist, erfährt man manchmal einen berauschenden Moment von Freiheit. Eine Freiheit, aus der heraus es dann möglich ist, alles, was ist, einschließlich sich selber und dem Menschen, mit dem man sich verstrickt hat mit einer überwältigenden Liebe zu umschließen. OHNE etwas ändern zu müssen...
...und dann fällt man kurz drauf wieder ins banal- menschliche ;)
Man muss sich wohl abschminken, dass es für irgendwas DIE Dauerlösung gibt...

Lasst euch drücken... irgendwie sitzen alle im gleichen Boot ;)

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von mir:

Liebe An......

Du sprichst mir so sehr aus der Seele......

Was Du jetzt beschrieben hast, ist genau der Weg ( Beobachter...) , den ich bewußt beschreite und
aus dem ich die Kraft schöpfe....,die damit immer wieder sich "auffüllt"

Ja, ich komme zu dem gleichen Ergebnis der Einschätzung, wie Du....

Das Bedürfnis ,die Motivation zur "Dauerlösung" ist es jedoch (wie ich fühle),
die mich mich vorwärts bewegen läßt.....
Dies ist "mir Ziel" im Leben hier.....(und danach (grins)...)
Ohne dies Gefühl, wüßte ich nicht "was ich hier soll, warum ich lebe"...

Meine Vision hierzu ist : Bewußtsein zwischen Menschen soweit sich bewußt sein müßte, ( in Bezug "zum banal Menschlichen", dass es auch gemeinsam möglich ist , dies "zu tun" , ohne sich darin zu entzweien und zu verheddern, gegeneinander !Da jedem klar ist, was da passiert,
"wie unwichtig dies ist....", sodass "ein Blick zwischen den Betroffenen reicht", um gemeinsam über das "materielle Geschehen"gemeinsam zu schmunzeln.....
und dabei ECHT zu fühlen, dass" Dauer" immer nur im JETZT sein kann.....

Da möchte ich noch hin.....

Alles Liebe
Tournesol

__________________________________________________________________________________________________ VON IHR :

Ich teile diese Vision 100 prozentig!!!
Vielleicht ist die "Dauerlösung" der beständige Weg dorthin...über Umwege, Täler, Berge, und dem Aushalten/Annehmen all dessen, was dort kreucht, fleucht und sein Unwesen treibt ;))...



...dafür brauchts Menschen mit viel Bewusstsein ihrer selbst und viel Bereeitschaft. In meinen schwierigen "Lernbeziehungen" gings an den blinden Flecken eines der Beteiligten (zunächst)dann nicht weiter...der aha-effekt kam oft erst "hinterher", manchmal Jahre später.
schönen Feiertag, jetzt gehts wandern...


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Re: Der wahre eigene Spiegel

Beitragvon knallschnute » 18. Mai 2012, 19:06

Liebe Tournesol,

lieben Dank für deine Mühe diesen sehr spannenden Dialog hier einzufügen. Natürlich ist hier der richtige Ort dafür, du hast es prima gemacht!
Beim Lesen eurer Texte ging mir so viel durch den Kopf, ich möchte das erstmal ordnen und dann auch gerne etwas von meinen Gedanken hinzufügen... :)

Lieben Gruß
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Re: Der wahre eigene Spiegel

Beitragvon knallschnute » 19. Mai 2012, 09:36

Hallo!

Ich habe Angst, mich auszuliefern mit dieser Angst und dann verlassen zu werden, im Stich gelassen, Angst, den Boden zu verlieren. Wenn jemand daran rührt, muss ich flüchten.


Dieses Zitat von IHR hat mich an meine eigenen Unzulänglichkeiten erinnert, wobei ich es immer wieder schaffte mich doch auf andere einzulassen, aber das loslassen - selbst wenn es nicht mehr gut war, wie es war - fiel mir so unendlich schwer, weil ich dabei auch einen Teil von mir zu verlieren glaubte.
Stelle man sich vor, man wächst in eine Welt der Vergänglichkeiten hinein mit der Sehnsucht nach Unendlichkeit, nach Sicherheit, Verlässlichkeit und Halt und erfährt überwiegend das Gegenteil davon, was die Sehnsucht danach umso größer werden lässt. Jede Beziehung (egal in welcher Form) die ich einging und sich dann wieder löste hat mich sicherlich weiter gebracht - es sind immer Lernschritte beinhaltet, wie man es auch betrachten mag - aber auch tief in mir gerüttelt. Eine Verkrampfung ist aufgetreten, die ich nicht so wirklich erkennen kann, zunächst, welche sich jedoch, um so näher mir jemand kommt, umso imposanter hervor drängt. Zusätzlich wuchs in mir der Gedanke daran, dass es nur noch einmal so sein darf und dann, wenn ich die Mauern überwunden habe und vermeine endlich angekommen zu sein, das Endliche mit der selbst hervorgerufenen Unendlichkeit zu umgehen. Nicht, dass ich dies tun wolle, in die Tat umsetzen könnte, aber das Verlangen im höchsten Glück sterben zu können ist immer präsent und lässt mich erst so richtig den Schrecken meiner unaufhörlichen Trauer begreifen. Etwas vor dem ich mich versuche zu schützen, aber nicht immer bewahren kann, weil Begegnungen mit Menschen an Vergangenes erinnern, (bewusst oder unterbewusst läuft dann so viel ab).
Ich bin fähig mich einzulassen, in die Tiefen zu steigen und vom Glück überwältigen zu lassen und gleichzeitig wohnt da immer noch die Angst in mir, denn je höher man steigt, desto tiefer kann man fallen!

Es war auch die Rede in einem der Texte von IHR, dass es vor allem schwer sei, wenn beide das selbe "Drama" durchlebten... Gut, dies wird zweifelslos so sein, doch auf der anderen Seite, wenn man sich dessen bewusst ist und sich quasi selbst immer wieder einen Spiegel vor hält und ein Wiedererkennen im anderen möglich ist, so ist es auch möglich sich gegenseitig zu helfen, weil man einander versteht - fast wortlos. Es ist dann kein Rätselraten mehr, wie bei anderen Menschen und das Annehmen der eigenen Unzulänglichkeit fällt leichter, wird erträglicher - wie bei dem Sprichwort bzgl. des geteilten Leides, dass dann nur noch halb so schlimm ist. :D
Man weiß einfach, man ist damit nicht allein und irgendwie verbunden mit noch so einem Wesen, dieser Art.

Mir ist aufgefallen, dass die Dramen sich dann entwickeln, wenn nur eine Seite die Beziehung gestaltet und die andere sich überwiegend verweigert. Es geht nicht darum, was wer wie oft zu geben hat und dass alles 100% ausgeglichen sein "muss", sondern, dass die Bereitschaft und der Wunsch der Zweisamkeit (wie sie auch ablaufen mag) dem Wunsch der Einsamkeit überwiegt und man sich somit gegenseitig befruchten kann.

Geholfen hat es mir in Kriesenzeiten, zu erfahren, dass es einen inneren Raum in mir gibt, in dem alles in Frieden ist.
Geholfen haben mir auch Menschen, die mir Vertrauen vorgelebt haben. Die sich nicht verunsichern ließen. Die im richtigen Moment "da" waren. Jedes "outing", was auf Akzeptanz traf. Jede Offenheit eines anderen, die auf Resonanz traf (übrigens auch in diesen Forum :)


Dies ist eine ganz tolle Beschreibung dessen, was helfen kann!
Ich wünschte ich hätte bereits einen inneren Raum, der mich rascher besänftigen/trösten kann, wenn ich emotional aus dem Ruder laufe. Aber ich bin dabei und so manches das mich ziemlich aufwühlt ist einfacher verkraftbar für mich. Das Vertrauen ins Leben muss ich zudem noch finden... Dinge einfach geschehen lassen, gelassen bleiben und darauf vertrauen, dass alles gut ist und wird. (Vielleicht wird es mir mehr und mehr gelingen, wenn ich mich in der Therapie immer mehr begreifen und entwirren kann.)

Deine Texte dazu sind ebenso sehr sinnig, liebe Tournesol!
In meinem Thread Theatralik schrieb ich ja schon einmal davon, und es sind in meinem Leben vor allem diese Dramen die ich leid bin, weil sie mich jedes Mal seelisch und körperlich entkräften, regelrecht kaputt machten. Es ist also ein Balanceakt in dem man zwischen Oberfläche und Tiefe die richtige Position für sich finden muss, in der man weder resigniert, noch unter geht.
Das Wissen darum ist bereits viel Wert und mein erster Schritt zu mehr Gelassenheit und Freude an meinem Leben.

Dies war es vorerst, was mir zu all dem in Gedanken zutage trat.

LG
Knallschnute
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Re: Der wahre eigene Spiegel

Beitragvon tournesol » 19. Mai 2012, 20:35

Danke,liebe Knallschnute :flower:

Deine Gedanken dazu ....finde ich,sehr viel Weite schaffend.... :sonne:


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