Knallschnute hat geschrieben:du erwähnst in deinem Beitrag häufig, dass du keine Freunde hast. Aber wenn ich so lese, wie du über Beziehungen schreibst, was du darüber zu berichten hast, zeigt, mir, dass du durchaus einige Erfahrungen in diesem Bereich sammeln konntest, oder nicht?
Im vergangenen Posting erwähnte ich dies, da du eben von Freunden sprachst- ich kann ja schlecht auf einen Vorschlag von dir eingehen, wenn ich die nötigen "Zutaten" nicht dahabe .
Ich habe gelegentlich mehr oder weniger lange, intensive Kontakte, die man als Freundschaft deklarieren könnte oder eben auch nicht. Jetzt gerade und einen großen Anteil meiner gesamten Lebenszeit über aber nicht.
Dazu muss man wissen, dass meine Definiton von Freundschaft eine relativ enge ist, "gelegentlich zusammen einen Kaffee trinken gehen" zählt bei mir als Bekanntschaft, bei vielen aber schon als Freundschaft.
Dabei stellt sich für mich die Frage, wie definierst du "Freund" bzw. was würde einen Freund von einem netten, dir wohlgesonnenen Menschen unterscheiden? (Denn von der Sorte scheinst du auf jeden Fall welche (gehabt) zu haben!)
Ich werde es ganz einfach definieren- Freundschaft ist für mich beiderseitig; der eine ist ein dauerhafter, regelmäßiger, aktiv aufgesuchter Bestandteil des Lebens, Denkens und Fühlens des anderen. Es findet mehr oder weniger regelmäßig ein Austausch statt, der über bloße Oberflächlichkeiten oder rein Sachbezogenes hinausgeht.
Das dauerhafte, regelmäßige ist in der Freundschaftsdefinition der meisten Menschen nicht enthalten, bei mir basiert es auf meinem Bezugsverlust- ich kann einen Bezug nicht über längere Pausen hinweg halten, ich fange immer wieder bei "0" an, zwangsläufig, was sowas sehr erschwert.
Von Bekannten bzw. netten, mir wohlgesonnenen Menschen unterscheidet sich der von mir definierte Freund dadurch, dass er eher nicht oder nur selten aktiv aufgesucht wird- der Kontakt ergibt sich einfach automatisch, z.B. durch arbeiten in der selben Firma. Der eine ist kein bedeutender oder nur ein sehr unregelmäßiger Bestandteil des Lebens, Denkens und Fühlens des anderen UND es muss nicht zwangsläufig reziprok sein. Der Austausch kann sich auf Smalltalk oder rein Sachbezogenes beschränken, jedoch auch daraus ausbrechen (sonst wäre ja kein Übergang vom einen ins andere möglich).
Ich selbst z.B. erscheine im Internet eher sozial (engagiert), kommunikativ und bin es im realen Leben eher nicht. D.h. ich igel mich förmlich in meiner Behausung und innerhalb der Familie ein. Über Smalltalk darüber hinaus geht fast gar nichts, außer derzeit hin und wieder mit den Eltern meines Mannes. Da redet man doch etwas mehr, als über das Wetter - gezwungener Maßen.
Ja, so erscheinst du wirklich. Online, also schriftlich, mag das auch einfacher zu realisieren sein, bei mir selbst sieht es ja nicht viel anders aus, auch wenn ich momentan stärker im RL stehe als dass ich virtuell aktiv wäre.
Sehr interessant, geht mir auch so. Wenn ich in der von Menschen überfüllten Stadt unterwegs bin, zieht es mich noch mehr in mich zurück. Es ist dann fast so, als würde ich nur schielend oder zumindest verschwommen das um mich herum geschehene wahrnehmen können. Außerdem bekomme ich auf Feiern, in Menschenmengen, etc. bei all zu langem Aufenthalt regelrechten Kopfdruck. Mir ist einfach alles zu viel, ich bin enorm angespannt und will nur noch fort...
Bei mir ist es paradoxerweise so, dass ich in Menschenmengen gar kein Problem habe. Mit denen habe ich ja nichts bestimmtes zu tun, ich muss mit ihnen nicht sonderlich interagieren, ich kann in Ruhe dem nachgehen, weshalb ich hier bin. Aber "kleine, gemütliche Sit-Ins", nette Firmenfeiern und derlei können für mich die Hölle sein, da mir dann eben bewusst (gemacht) wird, wie es eigentlich laufen sollte und wie ich es eben nicht erbringen kann.
Von welcher Arbeitshypothese gehst du in deinem Fall aus?
Die ist komplex, vermutlich könnte sie ein Buch füllen, daher wird es etwas schwierig, sie mal eben so in einen Satz zu fassen .
Was heißt, es ist in deiner Beziehung genauso theoretisch? Wird da nur gesprochen und sonst nichts - hab ich das so richtig verstanden?
Nein, natürlich wird nicht nur gesprochen. Da ich aber nonverbal Sympathie eben kaum bis gar nicht wahrnehmen kann, wird genau diese dann eben doch verbal übertragen. Das ist soweit ja auch nichts unnormales, mal "Ich liebe dich" zu sagen .
wirft in mir die Frage auf: Wenn du deiner Intuition bei positiven Sympathiebekundungen deines Gegenübers (z.B.) nicht wirklich "glauben" kannst und für dich nicht erfassbar/wahrnehmbar ist, wie willst du feststellen, was wahrhaftig dem Gefühl entspricht oder evtl. nur projiziert wurde?
Exakt . Wie will ich es feststellen? Das ist es eben, ich kann es schlicht und ergreifend nicht feststellen, es sei denn, ich frage den Betreffenden einfach ganz offen und direkt. Natürlich ist das eine etwas "krasse" Variante. Meist offenbare ich mich selbst verbal und schaue, wie die Reaktion aussieht, die dann oft recht klar ist.