Im Meer der Einsamkeit ertrinken...

Ein Leben in (völliger) Isolation? Du bist sehr introvertiert, ängstlich-vermeidend oder gar schizoid? Wie gehst du damit um?
NaturalBornOutsider

Im Meer der Einsamkeit ertrinken...

Beitragvon NaturalBornOutsider » 17. Dezember 2013, 13:41

Ich habe keinen einzigen Freund, alle Menschen, die mir bis jetzt auf meinem Lebensweg begegnet sind, haben sich nach kurzer Zeit wieder von mir abgewandt... Und nun stehe ich immer noch ganz alleine in der Welt, alle meine Gefährten, die mir Kraft und Zuversicht geben und nie von meiner Seite weichen, sind bereits tot - Künstler, mit denen ich mich verbunden fühle, Seelenverwandte wie Ian Curtis, Knut Hamsun, Hermann Hesse, Adolf Wölfli, August Walla, Henry Darger, Edvard Munch, Francis Bacon, Vincent van Gogh etc. ... An meiner Wand hängen Fotos von diesen Menschen und wenn ich sie mir anschaue, fühle ich mich nicht mehr ganz so allein... Dennoch spüre ich, dass ich allmählich in einem Meer der Einsamkeit, in einer dunklen See aus Trübsal ertrinke, ich friste ein trostloses Dasein, kann mich niemandem anvertrauen, sehe die Menschen lachend und miteinander sprechend durch die Straßen gehen und ich stehe abseits, Welten von ihnen entfernt...

Die Menschen, denen ich bis jetzt begegnet bin, meinten bereits nach kurzer Zeit, dass ich zu still, zu introvertiert, zu pessimistisch sei... Ich habe mich wirklich bemüht, Kontakte zu knüpfen, um der lähmenden Einsamkeit zu entrinnen, doch jeder Versuch war irgendwie zum Scheitern verurteilt... Wollen die anderen Menschen denn nur noch Freunde an ihrer Seite, die sie stundenlang unterhalten, damit es ihnen nicht langweilig wird in ihrem monotonen Alltag? Ist heute kein Platz mehr für die Stillen und Verträumten in dieser Gesellschaft?

Tut mir leid, dass ich hier so rumjammere, aber ich musste mir das einfach von der melancholischen Seele tippen...

Es grüßt euch der Vollzeit-Melancholiker aus Kiel

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Re: Im Meer der Einsamkeit ertrinken...

Beitragvon Nachtgängerin » 17. Dezember 2013, 14:11

Du schreibst, es gäbe keinen Platz "mehr" für die Stillen. Gab es diesen Platz denn jemals?
Und all die Idole, die du benennst - und die vermutlich deswegen so reizvoll sind, weil es unmöglich ist, tatsächlich Kontakt zu ihnen zu pflegen -, wären die nicht auch nur Menschen, nicht mehr, nicht weniger, würde man sie real kennenlernen?

Gibt es vielleicht Menschen, die dich über deine Kunst ansprechen und mögen, vielleicht darüber vorsichtigen Kontakt aufbauen?



Grüße!
Und dann wird die Dunkelheit zur Pforte.

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Re: Im Meer der Einsamkeit ertrinken...

Beitragvon Nebeltal » 17. Dezember 2013, 16:10

Es gibt im Leben nur 2 Möglichkeiten mit den Dingen umzugehen, entweder man akzeptiert sie oder man verändert was einem nicht gefällt. Ich bin auch ein ziemlicher Einsiedler, es macht mich nicht unbedingt glücklich aber ich bin zufrieden damit und habe für mich akzeptiert, dass es bis zum Tage meines ablebens so bleiben wird. Auch weil ich es so will. Die Gedankliche Einstellung den Dingen gegenüber ist einfach wichtig. Total unzufrieden mit der Welt und sich zu sein bringt nichts wenn man weder dass eine noch das andere macht, sondern "rumjammert". Es gibt aber auch Dinge die kann man schlicht und ergreifend auch nicht ändern. Ich könnte beispielsweise nicht die derzeitige Regierung stürzen. Deshalb lebe ich damit, wie wir alle.
Du hast recht die Welt gehört überwiegend den lauten, aber so ist die Realität. Die kann man nicht verändern, zumindest nicht einer alleine. Man könnte höchstens versuchen die Dinge mehr positiv zu sehen, soll laut Hirnforschung gesünder sein, aber da verstehe ich dich und alle, denen das nicht möglich ist. Ich habe damit auch meine Schwierigkeiten.
Ich glaube wirklich, wenn man die Dinge akzeptiert und zwar wirklich innerlich und es nicht nur so dahersagt, ist man zufriedener. Oder man verändert eben etwas und ist dann zufriedener.

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Re: Im Meer der Einsamkeit ertrinken...

Beitragvon Schattentanz » 17. Dezember 2013, 19:10

Hallo NaturalBornOutsider,

siehst du das mit der Einsamkeit etc. immer so extrem (vgl. deine "expressionistische" Wortwahl) oder ist das nur der von dir erwähnten akuten "melancholischen Phase" geschuldet?
Wer nie vom Weg abkommt, bleibt auf der Strecke.

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Re: Im Meer der Einsamkeit ertrinken...

Beitragvon NaturalBornOutsider » 17. Dezember 2013, 22:23

Erst mal danke für die Anteilnahme! ... Ich fühle mich innerlich so zerrissen, einerseits liebe ich die Einsamkeit und gehe völlig in meiner Kunst auf, regeneriere mich nach der Uni und kapsel mich völlig ab von der Außenwelt, bloß keine Menschen, nur ich, meine Bilder, Musik, von der ich mich berieseln lasse und abdrifte in Traumwelten, andererseits schmerzt es auch gelegentlich sehr, all die anderen zu sehen, die Familie haben, Freunde, auch wenn ich das eher pessimistisch sehe und denke, dass es richtige Freunde wohl nicht mehr gibt in dieser Ego-Gesellschaft... Es ist wohl ein von der Natur eingepflanztes Verlangen, das ein jeder Mensch in sich trägt, die Sehnsucht nach der Nähe zu "Artgenossen"... Und es ist verdammt schwer, immer allein zu sein, nur auf Ablehnung zu stoßen, sich keinem öffnen zu können... Manchmal denke ich, dass aller Voraussicht nach niemand in den letzten Stunden meines Lebens an meinem Sterbebett sitzen wird, um meine Hand zu halten - eine finstere Vorstellung... Und wenn ich nicht irgendwann vielleicht mal Erfolg mit meiner Kunst haben werde, dann werde ich eine dieser unscheinbaren, einsamen Seelen sein, die in die Welt gespuckt und wieder ausgelöscht wurden, ohne eine Spur hinterlassen zu haben...

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Re: Im Meer der Einsamkeit ertrinken...

Beitragvon bjarne » 28. Dezember 2013, 22:44

Hm, ich habe gar nicht so sehr Schwierigkeiten damit alleine zu sein, es ist eher die von dir erwähnte Ablehnung von Anderen, weil man aus irgendeinem Grund den allgemeingültigen, ungeschriebenen Verhaltenskodex nicht oder nur unzureichend beherrscht. Wenn das nicht wäre, wäre ich vermutlich nicht so alleine und du mit hoher Wahrscheinlichkeit auch nicht. Deine Zerissenheit rührt natürlich - wie bei mir - daher, dass du wie jeder Andere auch den Wunsch nach Gesellschaft hast, die Sprache(n) die dafür gebraucht wird/werden aber nicht beherrscht. Insofern ist deine Zerissenheit ein Ausdruck mangelnder Fertigkeit und nur ein Symptom einer größeren Angelegenheit.

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Re: Im Meer der Einsamkeit ertrinken...

Beitragvon Winter » 2. Januar 2014, 12:37

Hallo NaturalBornOutsider,

sich mit Künstlern zu "umgeben" sie als "Freunde" zu sehen kenne ich von früher, hat mich aber immer tiefer in die Isolation getrieben.
Und die Sehnsucht nach anderen Menschen, sich mitzuteilen zu können ist normal, aber mit SPS ( Du hast auch die Diagnose?) gestaltet sich so was schwierig, ist sehr kraftraubend. Der Einsatz ist oft höher wie das man zurückbekommt. Versuche Dich damit abzufinden.
Irgendwie ist diese unter Leute gehen, kommunizieren auch ein Kampf gegen das eigene Wesen - so habe ich es früher empfunden und ist bis heute so geblieben.

Übrigens nicht alle Schizoide sind leise, still. Ich konnte bei früheren Kontakten vom Leisen/Stillen ins Schrille/Laute übergehen und viel reden. War hinterher immer total fertig, ausgelaugt.

Liebe Grüße

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Re: Im Meer der Einsamkeit ertrinken...

Beitragvon Distanzierte » 3. Januar 2014, 02:52

Wenn dir etwas an den Kontakten liegt, könntest du versuchen, die Mechanismen in deinem Verhalten aufzudecken, die dazu führen, dass Kontakte abbrechen. Vielleicht ist es ja gar nicht (nur), dass du den Leuten zu still bist, sondern du zeigst auch (unfreiwillig / unbewusst) ablehnende Signale. Vielleicht wird manches nicht einfach nur als (zu) still bei dir gedeutet, sondern eben auch als Signal, dass du keinen (weiteren) Kontakt willst. Und so denken die Leute, dass der Wunsch nach Kontaktabbruch als erstes von dir ausgeht und sie dem dann einfach nur nachgehen, indem sie sich auch nicht mehr um dich bemühen.

Ist jetzt nur Spekulation und beruht auch sehr auf meinen eigenen Erfahrungen und Beobachtungen. Ich habe viel darüber nachgedacht, warum sich Kontakte immer schnell im Sand verlaufen oder sich nicht intensivieren und ich bin mir sicher, dass ich viel in meinem Verhalten habe, das mir selbst gar nicht so bewusst ist, das aber sehr ablehnend rüberkommen muss.

Mira

Re: Im Meer der Einsamkeit ertrinken...

Beitragvon Mira » 23. März 2014, 12:59

Ich bin gross geworden Ende 70er bis Mitte 80er Jahre, dass war meine Jugendzeit. Vielleicht hatte ich auch Glück damals, denn ein paar schöne Kontakte hatte ich schon, an die ich immer noch gern zurückdenke, aber nach der Schulzeit wurden die Kontakte deutlich weniger. Meine soziale Umgebung war damals noch nicht so monokulturalistisch, sondern bunt und vielfältig, es gab Individuen in meinem Alter, die hatten Interesse am Mitmenschen, waren unheimlich neugierig, auch, wenn man eben recht still war. Den Menschen geht heute tendenziell die Aufmerksamkeit abhanden für die kleinen schönen und auch alltäglichen Dinge, sonst könnten die viel mehr sehen, auch die Schönheit der Introvertierten!

DrrolFinger

Re: Im Meer der Einsamkeit ertrinken...

Beitragvon DrrolFinger » 25. Mai 2014, 23:11

Bin neu hier mir geht`s Genau so! Ich hätte es nimals so schreiben können wie du halt zum ausdruck bringen!


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