Rückzugsfolgen (Nachteile)

Ein Leben in (völliger) Isolation? Du bist sehr introvertiert, ängstlich-vermeidend oder gar schizoid? Wie gehst du damit um?
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Schattentanz
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Re: Rückzugsfolgen (Nachteile)

Beitragvon Schattentanz » 6. März 2013, 02:46

@ stefischer: ja damit sprichst du ein sehr großes und wichtiges Problem an, dass der ein oder andere Schiozide und auch Asperger-Autisten und andere berufliche "Einzelkämpfer" haben können. Teamfähigkeit wird heutzutage gerne gefordert.

Persönlich denke ich, dass auch gerade dieser small-talk und das generelle "socializing" mit den Arbeitskollegen nicht unterschätzt werden sollte. Ich kann mir nur sehr wenige Berufe vorstellen, wo so eine "soziale Isolation" keinen größeren Nachteil in der eigenen Karriere darstellt.
Es gab ja mal diese Feststellung , dass die wirklich wichtigen Entscheidungen abends beim Bier in trauter (Geschäfts-)Runde getroffen werden und nicht am Arbeitsplatz selbst. Da ist viel Wahres dran, finde ich. Wenn man sich isoliert von den anderen, bekommt man solche internen Absprachen unter der Hand gar nicht mit, geschweige denn, dass man da mitreden könnte. Man erfährt das Ergebnis dieser Absprachen dann erst, wenn es zu spät ist, weil sich die Entscheidungsträger längst im Zwei-Augen-Gespräch auf die offizielle Marschroute geeinigt haben. Gibt es so nicht nur in der Berufswelt, sondern auch bei Privatkontakten.
Wer nie vom Weg abkommt, bleibt auf der Strecke.

Maulbeere

Re: Rückzugsfolgen (Nachteile)

Beitragvon Maulbeere » 7. Juli 2013, 01:14

knallschnute hat geschrieben:Zumal ich mit meinen Ideen über eine "bessere Welt" und den ewigen Grübeleien nichts wirklich bewegendes anfangen kann und mich dies allein nur noch frustrierter werden lässt...


Freut mich, noch eine Weltverbesserin :)

Sich allgemein zurückzuziehen kann zu Einsamkeit und Depressionen führen. Ich denke, dass sich viele deshalb zurückziehen, weil sie sich nicht mit der Gesellschaft identifizieren können, doch die Gesellschaft ist vielfältig. Ich denke, dass es immer Personen gibt, die ähnlich denken, von denen mensch sich verstanden fühlt und mit denen man gerne zusammen ist und sich nicht von diesen zurückziehen will. Das Problem ist, so denke ich, diese Personen zu finden. Meist findet mensch diese Personen in alternativen Kreisen, die sich nicht dem Mainstream zurechnen lassen. Doch viele schreckt es ab, denke ich, sich dort umzusehen. Den Mut muss man aufbringen. Ich denke, die Lösung besteht darin, sich den Teil der Gesellschaft zu suchen, die ähnlich denken und so lassen sich auch die Nachteile eines kompletten Rückzugs vermeiden. Hier ein paar persönliche Zeilen von mir dazu:

Als ich mich mit dem Thema Tierrechte beschäftigt hatte, war ich auch noch sehr zurückgezogen und las die ersten Bücher alleine mitten im Wald. Geistig empfand ich mich schon weiter und kritisierte diese Bücher stark (für mich und gedanklich). Ich war auch viel zu dem Thema im Internet unterwegs und fand 'Gleichgesinnte'. Ich wollte etwas bewegen und überwand mich und traf mich mit jemanden. Ich war sehr nervös. Wir bastelten ein Transparent für eine Stehdemonstration. Es war meine erste Demo und ich hatte schiss - ich hatte keine Ahnung was mich erwarten würde. Ich hielt mich stark zurück und hoffte, dass mich keiner anspricht. Die Demo war für mich ein krasser Schritt, denn es bedeutete für mich, sich aus dem Sicherheitsbereich herauszuwagen und sogar in Konfrontation mit der Gesellschaft zu gehen. Anschließend engagierte ich mich in einer Tierrechtsgruppe und wir machten regelmäßig Infostände. Ich lernte Leute kennen, die auf meiner Wellenlinie waren. Es wurde für mich immer leichter und ich glaube durch mein Engagement in der Tierrechtsbewegung habe ich mich grundlegend verändert. Mittlerweile laufe ich sogar am Fronttranspi auf Großdemos mit und habe schon selbst welche organisiert und angemeldet.

Mit dem Großteil der Gesellschaft kann ich nichts anfangen und wünsche ich keinen Kontakt, doch es gibt Personen, die eine ähnliche Einstellung haben, wie mensch selbst. Mit diesen Leuten bin ich gerne zusammen und suche den Kontakt. Die Frage ist nur, wie findet mensch solche Personen. Ein Weg ist, sich in dem Bereich zu engagieren, den man für Verbesserungswürdig hält. Wichtig ist jedoch, dass mensch erst seine eigene Theorie aufgestellt hat, eine mit der man sich identifizieren kann. Was es an Möglichkeiten des Bestehenden gibt, wo mensch sich engagieren kann, ist meist nicht konsequent genug und macht zu viele Kompromisse. Im Notfall muss mensch selbst etwas auf die Beine stellen - zum Beispiel die Idee auf einer Internetseite verkünden und Leute finden, die sich damit identifizieren können. Ich ziehe mich nicht allgemein zurück, sondern nur aus bestimmten Teilen der Gesellschaft, mit denen ich mich nicht identifizieren kann. Auf der Arbeit habe ich eine Rolle gespielt, habe nur die notwendige Zeit gearbeitet und nur die unbedingt notwendige Zeit mit den Kollegen verbracht. Sich außerhalb der Arbeit zu treffen, habe ich immer vermieden. Kontakte habe ich heute durch mein Engagement, doch eine gewisse Zeit brauche ich auch heute für mich, aber ich denke, dass ist 'normal'.
Zuletzt geändert von Admin am 7. Juli 2013, 20:08, insgesamt 1-mal geändert.
Grund: Bitte bei Zitaten auch den User, der zitiert wird, einfügen - So: [quote="knallschnute"]"Text"[/quote]

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Re: Rückzugsfolgen (Nachteile)

Beitragvon Distanzierte » 11. August 2013, 23:38

- man verlernt es, mit Leuten umzugehen
- man bekommt kein Feedback und weiß gar nicht, was an einem liebenswert/sympathisch ist, wie man wirkt oder woran man bei sich arbeiten könnte
- es fehlt das Gefühl, gebraucht zu werden, anderen helfen zu können, ihnen eine Freude zu machen
- es fehlt die Energie, die man trotz aller Anstrengung, die ein Treffen kostet, doch irgendwie mitbekommt von anderen Menschen
- man wird vielleicht immer sensibler, depressiver und eigenbrötlerischer
- man verliert die Verbindung zur Außenwelt/Normalität

Diese Folgen habe ich gemerkt, als ich ein halbes Jahr lang relativ isoliert war, keine Uni mehr hatte, nur zuhause saß und eine Arbeit schreiben musste. Ich komm nicht klar mit dieser Zerrissenheit. :( Einerseits der Wunsch nach Nähe, ich brauche das Gefühl zu wissen, es gibt jemanden, der mich mag, der mich treffen will.. Aber wenn es dann dazu kommt und der andere wieder ein Treffen vorschlägt.. oh Gott, ein Tag ist schon wieder verloren, es stresst mich, ich habe keine Lust, ich zerbreche mir den Kopf über Ausreden, warum ich angeblich nicht kann. :heulen:

marie

Re: Rückzugsfolgen (Nachteile)

Beitragvon marie » 7. April 2014, 12:12

Vielleicht kennt das jemand von Euch. Gibt Situationen, bei denen Rückzug folgt. Diesen (teilweise) sogar mitteilt (zugegeben manchmal hölzern formuliert, aber die Situation gibt das je nach Tagesverfassung nicht besser her).
Das Gegenüber interpretiert den Rückzug anders als er gemeint ist und als Reaktion folgen Repressalien. - Rückszugsnachteile.


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