Wenn Internetkontakte real werden
Verfasst: 30. Juli 2013, 13:14
Hallo,
ich bin mir immer sicherer, dass ich keine Kontakte brauche, weil sie mich langweilen, anstrengen, stressen und ich mich viel besser allein beschäftigen kann.
Kennt ihr das auch, dass euch Internetkontakte absolut reichen und das Internet eigentlich die angenhemste Art von Kontakt ist? Durch das Medium besteht eine große Distanz, was mir sehr entgegenkommt. Wenn die Leute weit weg wohnen, kommt es meist eh nicht zu einemTreffen. Man kann den PC an- und ausmachen, wann man will. Wenn man mal nicht mehr schreiben kann/will, kann der andere immer denken, dass es irgendwelche technischen Probleme gab oder man "in echt" irgendwas zu tun hatte und weg vom PC musste. Man kann sich Zeit lassen zum Antworten und muss nicht spontan face-to-face eine angemessen Reaktion zeigen. Man kann Smilies zuhilfe nehmen, was ich oft tue, sodass der Gesprächspartner denkt, ich würde wirklich die passende Emotion zeigen können.
Früher, als ich angefangen habe, im Internet unterwegs zu sein und virtuelle Kontakte aufzubauen, habe ich mich sogar ernsthaft gefragt, warum sich andere Menschen überhaupt in echt mit Leuten treffen, da Internet-Kontakt doch viel unkomplizierter und stressfreier ist. Man muss sich nicht 5 Std. mit jemandem treffen und sich mit dessen Bedürfnissen arrangieren, sondern kann kommen und gehen, wann man will, und muss nicht den halben Tag für ein Treffen mit jemandem "opfern".
Kennt ihr diese Denkweise oder seht ihr Internet eher als Nachteil, weil es dazu führt, sich noch mehr zu isolieren?
Irgendwann habe ich dann angefangen, Leute aus dem Internet auch in echt zu treffen, was mir anfangs unmöglich erschien, ich dann aber doch irgendwann wagen wollte. Ich habe dann gemerkt, sobald ich jemanden in echt kenne, ist es ganz komisch. Dann kann ich im Internet plötzlich auch nicht mehr so locker wie vorher mit demjenigen reden, weil ich immer im Hinterkopf habe, derjenige weiß, wie steif, emotionslos und anders ich in echt wirke, und dass meine Art zu schreiben eigentlich gar nicht zu meiner Art in echt passt. Von einer sehr direkten früheren Freundin, die ich aus dem Internet kannte, habe ich sofort beim 1. Treffen gesagt bekommen, dass ich in echt ganz anders wäre. Ich würde so gelangweilt wirken und als hätte ich keinen Bock. Das hat mir sehr zu schaffen gemacht, da ich das gar nicht selbst bemerkt habe. Bei weiteren Treffen hat sie mir oft schon direkt beim ersten Sehen gesagt, was denn los wäre, ich würde so gucken, als hätte ich eigentlich gar keinen Bock.
Schämt ihr euch auch für diese Diskrepanz, schriftlich relativ kommunikativ und vielleicht auch emotional wirken zu können, aber in echt dann total steif, desinteressiert und ganz anders? Oder ist das bei euch gar nicht so und ihr wirkt schriftlich genauso wie in echt oder könnt in echt ganz normal und interessiert rüberkommen?
Als ich jemand anders, den ich flüchtig im Internet kannte, zufällig in echt gesehen habe, hat mir diese Person hinterher gesagt, ich hätte so gewirkt, als würde ich schnell weg wollen. Ich schäme mich richtig für diese Diskrepanz, im Internet anscheinend anders zu wirken und in echt so desinteressiert und abgeneigt. Seitdem kann ich auch im Internet nicht mehr ganz so locker wie früher sein, weil ich immer Angst habe, dass diese Unverhältnis irgendwann mal wieder aufgedeckt wird, falls ich meinen Gesprächspartner in echt treffen sollte.
Meint ihr, dass man als emotional eingeschränkter Mensch im Internet einfach besser tricksen kann mit Smilies, langen Texten usw.? Oder meint ihr, dass die Art, wie man im Internet rüberkommen kann, eigentlich die wahre Persönlichkeit von einem ist und man in echt nur durch die situativen Umstände (Unmittelbarkeit, Spontaneität) so emotional eingeschränkt und kalt rüberkommt?
Was mir auch noch auffällt: Wenn ich eine Person in echt vor mir habe, habe ich sehr großes Misstrauen ihr gegenüber. Im Internet fällt das Misstrauen irgendwie weg. Die Person ist weit weg, "ungefährlich" und mir auf irgendeine Weise sympathisch von ihrem Nickname her oder was sie so schreibt. Eigentlich sollte das doch umgekehrt sein. Wenn man jemanden in echt vor sich hat, sollte man doch weniger Misstrauen haben und mehr Sympathie empfinden können?
LG
Distanzierte
ich bin mir immer sicherer, dass ich keine Kontakte brauche, weil sie mich langweilen, anstrengen, stressen und ich mich viel besser allein beschäftigen kann.
Kennt ihr das auch, dass euch Internetkontakte absolut reichen und das Internet eigentlich die angenhemste Art von Kontakt ist? Durch das Medium besteht eine große Distanz, was mir sehr entgegenkommt. Wenn die Leute weit weg wohnen, kommt es meist eh nicht zu einemTreffen. Man kann den PC an- und ausmachen, wann man will. Wenn man mal nicht mehr schreiben kann/will, kann der andere immer denken, dass es irgendwelche technischen Probleme gab oder man "in echt" irgendwas zu tun hatte und weg vom PC musste. Man kann sich Zeit lassen zum Antworten und muss nicht spontan face-to-face eine angemessen Reaktion zeigen. Man kann Smilies zuhilfe nehmen, was ich oft tue, sodass der Gesprächspartner denkt, ich würde wirklich die passende Emotion zeigen können.
Früher, als ich angefangen habe, im Internet unterwegs zu sein und virtuelle Kontakte aufzubauen, habe ich mich sogar ernsthaft gefragt, warum sich andere Menschen überhaupt in echt mit Leuten treffen, da Internet-Kontakt doch viel unkomplizierter und stressfreier ist. Man muss sich nicht 5 Std. mit jemandem treffen und sich mit dessen Bedürfnissen arrangieren, sondern kann kommen und gehen, wann man will, und muss nicht den halben Tag für ein Treffen mit jemandem "opfern".
Kennt ihr diese Denkweise oder seht ihr Internet eher als Nachteil, weil es dazu führt, sich noch mehr zu isolieren?
Irgendwann habe ich dann angefangen, Leute aus dem Internet auch in echt zu treffen, was mir anfangs unmöglich erschien, ich dann aber doch irgendwann wagen wollte. Ich habe dann gemerkt, sobald ich jemanden in echt kenne, ist es ganz komisch. Dann kann ich im Internet plötzlich auch nicht mehr so locker wie vorher mit demjenigen reden, weil ich immer im Hinterkopf habe, derjenige weiß, wie steif, emotionslos und anders ich in echt wirke, und dass meine Art zu schreiben eigentlich gar nicht zu meiner Art in echt passt. Von einer sehr direkten früheren Freundin, die ich aus dem Internet kannte, habe ich sofort beim 1. Treffen gesagt bekommen, dass ich in echt ganz anders wäre. Ich würde so gelangweilt wirken und als hätte ich keinen Bock. Das hat mir sehr zu schaffen gemacht, da ich das gar nicht selbst bemerkt habe. Bei weiteren Treffen hat sie mir oft schon direkt beim ersten Sehen gesagt, was denn los wäre, ich würde so gucken, als hätte ich eigentlich gar keinen Bock.
Schämt ihr euch auch für diese Diskrepanz, schriftlich relativ kommunikativ und vielleicht auch emotional wirken zu können, aber in echt dann total steif, desinteressiert und ganz anders? Oder ist das bei euch gar nicht so und ihr wirkt schriftlich genauso wie in echt oder könnt in echt ganz normal und interessiert rüberkommen?
Als ich jemand anders, den ich flüchtig im Internet kannte, zufällig in echt gesehen habe, hat mir diese Person hinterher gesagt, ich hätte so gewirkt, als würde ich schnell weg wollen. Ich schäme mich richtig für diese Diskrepanz, im Internet anscheinend anders zu wirken und in echt so desinteressiert und abgeneigt. Seitdem kann ich auch im Internet nicht mehr ganz so locker wie früher sein, weil ich immer Angst habe, dass diese Unverhältnis irgendwann mal wieder aufgedeckt wird, falls ich meinen Gesprächspartner in echt treffen sollte.
Meint ihr, dass man als emotional eingeschränkter Mensch im Internet einfach besser tricksen kann mit Smilies, langen Texten usw.? Oder meint ihr, dass die Art, wie man im Internet rüberkommen kann, eigentlich die wahre Persönlichkeit von einem ist und man in echt nur durch die situativen Umstände (Unmittelbarkeit, Spontaneität) so emotional eingeschränkt und kalt rüberkommt?
Was mir auch noch auffällt: Wenn ich eine Person in echt vor mir habe, habe ich sehr großes Misstrauen ihr gegenüber. Im Internet fällt das Misstrauen irgendwie weg. Die Person ist weit weg, "ungefährlich" und mir auf irgendeine Weise sympathisch von ihrem Nickname her oder was sie so schreibt. Eigentlich sollte das doch umgekehrt sein. Wenn man jemanden in echt vor sich hat, sollte man doch weniger Misstrauen haben und mehr Sympathie empfinden können?
LG
Distanzierte