Rückzug und Ängste

Ein Leben in (völliger) Isolation? Du bist sehr introvertiert, ängstlich-vermeidend oder gar schizoid? Wie gehst du damit um?
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Horizont
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Re: Rückzug und Ängste

Beitragvon Horizont » 14. Juli 2015, 21:50

Ich habe mir folgende Frage gestellt: inwieweit zwingt Euch eine konkrete Annäherung einer einzelnen Person oder aber ein besonderes (schlimmes) Ereignis, das nicht wissentlich/vorsätzlich durch einen Menschen ausgelöst wird, zum Rückzug. Wie wirkt sich der Rückzug auf Euren Umgang mit den einzelnen Menschen in Eurer Umgebung aus (hierbei ist zu differenzieren ob es sich um Bekannte, Freunde, Familie oder Verwandte 1.Grades handelt). Unterscheidet Ihr hierbei nach dem Prinzip des Verursachers oder findet der Rückzug in einem breiteren Personenspektrum statt (auch Unbeteiligte sind mit eingeschlossen)?

Um den Sachverhalt klarer zu definieren, eine Fallunterscheidung mit den möglichen Folgen:

1. Person B nähert sich Person A so an, daß Person A sich irgendwann im Rückzug befindet.
Es gilt folgende Möglichkeiten zu unterscheiden:

- Person A distanziert sich lediglich von Person B
- Person A distanziert sich aufgrund der Situation mit Person B auch von weiteren Personen, die völlig
unbeteiligt sind (laßt mir doch alle meine Ruhe).

2. Ein Ereignis tritt ein, daß nicht wissentlich/vorsätzlich durch eine Person ausgelöst wurde, z.B. ein
Unfall, eine Krankheit oder das geliebte Tier ist gestorben.

Wie wirkt sich das Ereignis auf Euer Rückzugsverhalten aus:
- Rückzug vor Bekannten/Freunden
- Rückzug vor der Familie/Verwandschaft 1.Grades
- kein Rückzug, das hat nichts mit den anderen zu tun
- kein Rückzug, ich bin sogar dankbar vertraute Menschen um mich zu haben

Da die Geschehnisse sehr unterschiedliche individuelle Auswirkungen auf jeden Betroffenen haben können, läßt sich nicht jeder Fall exakt einer bestimmten Reaktion zuordnen. Es geht um eine tendenzielle Zuweisung der möglichen Verhaltensweisen.

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Re: Rückzug und Ängste

Beitragvon Headmatter » 15. Juli 2015, 09:03

14. Jul 2015, 21:50 » Horizont hat geschrieben:1. Person B nähert sich Person A so an, daß Person A sich irgendwann im Rückzug befindet.
Es gilt folgende Möglichkeiten zu unterscheiden:

- Person A distanziert sich lediglich von Person B
- Person A distanziert sich aufgrund der Situation mit Person B auch von weiteren Personen, die völlig
unbeteiligt sind (laßt mir doch alle meine Ruhe).
Reaktion #1 Ich nehme niemanden in Sippenhaft, sondern betrachte immer das Individuum.
14. Jul 2015, 21:50 » Horizont hat geschrieben:2. Ein Ereignis tritt ein, daß nicht wissentlich/vorsätzlich durch eine Person ausgelöst wurde, z.B. ein
Unfall, eine Krankheit oder das geliebte Tier ist gestorben.

Wie wirkt sich das Ereignis auf Euer Rückzugsverhalten aus:
- Rückzug vor Bekannten/Freunden
- Rückzug vor der Familie/Verwandschaft 1.Grades
- kein Rückzug, das hat nichts mit den anderen zu tun
- kein Rückzug, ich bin sogar dankbar vertraute Menschen um mich zu haben
Tendenziell in Bezug auf das Ereignis Rückzug von allen i.S.v. "Einigelei", weil ich generell Dinge lieber mit mir allein ausmache.
Der Rückzug betrifft aber nur das Ereignis als solches bzw. die Thematisierung dessen (d.h. ich rede nicht drüber), ansonsten ziehe ich mich nicht zurück, sondern mache weiter wie bisher und benehme mich im Umgang auch nicht anders, also #3.
"T. H. White always took great pains to be gentle precisely because he wanted to be cruel."

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Re: Rückzug und Ängste

Beitragvon Geextah » 15. Juli 2015, 09:31

14. Jul 2015, 21:50 » Horizont hat geschrieben:Um den Sachverhalt klarer zu definieren, eine Fallunterscheidung mit den möglichen Folgen:

1. Person B nähert sich Person A so an, daß Person A sich irgendwann im Rückzug befindet.
Es gilt folgende Möglichkeiten zu unterscheiden:

- Person A distanziert sich lediglich von Person B
- Person A distanziert sich aufgrund der Situation mit Person B auch von weiteren Personen, die völlig
unbeteiligt sind (laßt mir doch alle meine Ruhe).

In dem Fall würde es sich um eine Distanzierung von Person A handeln. Alle anderen hätten damit nichts zu tun.
Wobei es aber auch vorkommen kann, dass durch das Verhalten von Person B, die Reaktion des "lasst mich doch alle in Ruh" ausgelöst werden kann. Oder genauer gesagt, kann es passieren, dass ich dadurch von der ganzen Welt nichts mehr hören und sehen will und mich komplett für einige Tage zurückziehe und nur den Kontakt zulasse, den ich zulassen will.

14. Jul 2015, 21:50 » Horizont hat geschrieben:2. Ein Ereignis tritt ein, daß nicht wissentlich/vorsätzlich durch eine Person ausgelöst wurde, z.B. ein
Unfall, eine Krankheit oder das geliebte Tier ist gestorben.

Wie wirkt sich das Ereignis auf Euer Rückzugsverhalten aus:
- Rückzug vor Bekannten/Freunden
- Rückzug vor der Familie/Verwandschaft 1.Grades
- kein Rückzug, das hat nichts mit den anderen zu tun
- kein Rückzug, ich bin sogar dankbar vertraute Menschen um mich zu haben

In den meisten aufgeführten Fällen mache ich so weiter wie bisher.
Besonders Krankheiten mache ich lieber mit mir alleine aus und will auch nicht, dass mich jemand pflegt oder sowas...
"Erfindungen bedürfen der ungestörten Ruhe, des stillen, beständigen Nachdenkens und eifrigen Erprobens, und all dies gibt nur die Einsamkeit, nicht die Gesellschaft der Menschen."
- Gerolamo Cardano -

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Re: Rückzug und Ängste

Beitragvon tournesol » 15. Juli 2015, 10:56

Alle die von Dir geschilderten Fälle ----kenne ich von mir :)

Und ALLE kommen vor, je nach Situation :lachen:

Jedoch " die Situationen" sind oft die Selben..... die Reaktionen von mir DARAUF unterschiedlich... ;)
:rätseln: Vorher nicht voraus -SEH---oder DENK-bar ( in der Ausführung )
Es ist auch nicht mein Wunsch,oder Anliegen, was kommt "in Planung vorher" festzulegen..." ;)
( weder in " Vermeidung", noch in " Dabeisein --Haben-Wollen" !!! )
Zuletzt geändert von tournesol am 15. Juli 2015, 13:33, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Rückzug und Ängste

Beitragvon Headmatter » 15. Juli 2015, 11:04

15. Jul 2015, 10:56 » tournesol hat geschrieben:Alle die von Dir geschilderten Fälle ----kenne ich von mir Headmatter :)
Die stammen von Horizont, nicht von mir.
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Re: Rückzug und Ängste

Beitragvon tournesol » 15. Juli 2015, 13:32

OH.....SORRY ....verzeih Headmatter :blumengabe:

L.G. Tournesol

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Re: Rückzug und Ängste

Beitragvon Headmatter » 15. Juli 2015, 15:03

Hehe, kein Problem. Wollte nur dem Autor die Ehre lassen.
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Re: Rückzug und Ängste

Beitragvon Horizont » 16. Juli 2015, 19:18

15. Jul 2015, 09:03 » Headmatter hat geschrieben:
14. Jul 2015, 21:50 » Horizont hat geschrieben:1. Person B nähert sich Person A so an, daß Person A sich irgendwann im Rückzug befindet.
Es gilt folgende Möglichkeiten zu unterscheiden:

- Person A distanziert sich lediglich von Person B
- Person A distanziert sich aufgrund der Situation mit Person B auch von weiteren Personen, die völlig
unbeteiligt sind (laßt mir doch alle meine Ruhe).

Reaktion #1 Ich nehme niemanden in Sippenhaft, sondern betrachte immer das Individuum.


Genauso ist es bei mir, ich differenziere von welchen Personen eine Handlung ausgeht und verhalte mich entsprechend personenbezogen.

14. Jul 2015, 21:50 » Horizont hat geschrieben:2. Ein Ereignis tritt ein, daß nicht wissentlich/vorsätzlich durch eine Person ausgelöst wurde, z.B. ein
Unfall, eine Krankheit oder das geliebte Tier ist gestorben.

Wie wirkt sich das Ereignis auf Euer Rückzugsverhalten aus:
- Rückzug vor Bekannten/Freunden
- Rückzug vor der Familie/Verwandschaft 1.Grades
- kein Rückzug, das hat nichts mit den anderen zu tun
- kein Rückzug, ich bin sogar dankbar vertraute Menschen um mich zu haben

Tendenziell in Bezug auf das Ereignis Rückzug von allen i.S.v. "Einigelei", weil ich generell Dinge lieber mit mir allein ausmache.
Der Rückzug betrifft aber nur das Ereignis als solches bzw. die Thematisierung dessen (d.h. ich rede nicht drüber), ansonsten ziehe ich mich nicht zurück, sondern mache weiter wie bisher und benehme mich im Umgang auch nicht anders, also #3.


Auch hier finde ich mich wieder. Bersondere Ereignisse mache ich alleine mit mir aus. Dabei habe ich folgende Erfahrung gemacht: Ich habe in einer Krisensituation versucht mit einer vertrauten Person zu sprechen (anderen tut das bekanntlich gut). Das Ergebnis war: das Gespräch mit der Person hat rein gar nichts gebracht, obwohl sie sich Mühe gab, mich zu verstehen und zu unterstützen. Ich war einfach nur froh, als das Gespräch vorbei war und ich mir eigene losgelöste Gedanken machen konnte. Trotzdem war ich der Person für ihr Entgegenkommen und den Versuch zu helfen dankbar. Ich hätte mich lieber in der umgekehrten Rolle gesehen (als der Helfer) und der leidenden Person geholfen.

Ein genereller Rückzug ist nicht notwendig, wenn mich die Kontaktpersonen in Ruhe lassen und nicht aufs Thema ansprechen (insofern sie davon wissen).

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Re: Rückzug und Ängste

Beitragvon MirrorMirror » 18. Juli 2015, 20:24

Ich bin immer bereit für einen Rückzug. Dazu brauche ich die angesprochenen Szenarien nicht. Situationen werden für mich schnell unerträglich und ich ziehe mich (geistig) zurück. Manchmal kann man nicht tatsächlich wegrennen. Ich habe in meinem Leben zur relevanten Zeit keine Rückendeckung erlebt, daher kenne ich Rückendeckung nicht. Ich glaube niemandem. Als mein Hund damals gestorben ist, da war ich emotional alleine. Ich habe nicht darüber geredet und die Leute gemieden. Ich sehe überall nur Verräter und versuche erst gar nichts. Meine Synapsen in der Beziehung sind tot. Will mir jemand helfen, ich blocke ab. Ich empfinde keine Beruhigung bei einem Hilfsangebot. Da bin ich geimpft. Nur der Rückzug vermittelt mir ein Gedühl von Sicherheit.

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Re: Rückzug und Ängste

Beitragvon Scar » 19. Juli 2015, 22:20

Horizont hat geschrieben:1. Person B nähert sich Person A so an, daß Person A sich irgendwann im Rückzug befindet.
Es gilt folgende Möglichkeiten zu unterscheiden:

- Person A distanziert sich lediglich von Person B
- Person A distanziert sich aufgrund der Situation mit Person B auch von weiteren Personen, die völlig
unbeteiligt sind (laßt mir doch alle meine Ruhe).


#2: Zuerst bezieht sich der Rückzug zwar nur auf die Situation, in der ich mich gerade befinde aber sobald die unmittelbare "Gefahr" vorüber ist, hat das eine so starke Wirkung auf mich, dass ich mich von allen Menschen zurückziehe. Ich denke dann, dass sowieso alle gleich sind und weil ich es mir vor einiger Zeit zum Ziel gesetzt habe, meine sozialen Kontakte zu verbessern, rede ich mir auch noch ein, das würde ich sowieso niemals schaffen.

Horizont hat geschrieben:2. Ein Ereignis tritt ein, daß nicht wissentlich/vorsätzlich durch eine Person ausgelöst wurde, z.B. ein Unfall, eine Krankheit oder das geliebte Tier ist gestorben.

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- kein Rückzug, ich bin sogar dankbar vertraute Menschen um mich zu haben


#3, wenn wirklich keine Person daran beteiligt ist. Meistens versuche ich aber mich jemandem ansatzweise mitzuteilen. Dieser Versuch besteht aber immer nur aus schwachen Andeutungen, sodass mein Gegenüber gar nicht verstehen kann, was ich genau sagen will. Das Unverständnis, mit dem er reagiert, deute ich als persönlicher Angriff, was nicht selten mit einem Wutausbruch endet, obwohl mir immer bewusst ist, dass es keinen Grund für die Wut gibt.
Solche Ausbrüche finden aber nur statt, wenn ich mich im Umgang mit einer Person ziemlich wohlfühle (meistens bei meiner Mutter). Durch die Enttäuschung, die durch das Unverständnis ausgelöst wiird, ziehe ich mich dann zurück.

Ich hatte schon oft den Verdacht, dass ich Gefühle relativiere bzw. ableite, um sie ertragen zu können. Oft werden sie in Träume/Fantasien umgewandelt, oder eben in andere Gefühle. So bin ich zum Beispiel oft wütend oder habe Angst in Situationen, in denen andere Menschen mit Trauer reagieren.
"Ich errichtete mir in einer Ecke des endlosen Irrgartens eine kleine, eigenständige Welt und tat so, als hätte ich mich nicht verirrt, sondern wäre hier daheim" John Green


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