Rückzug und Ängste

Ein Leben in (völliger) Isolation? Du bist sehr introvertiert, ängstlich-vermeidend oder gar schizoid? Wie gehst du damit um?
Maulbeere

Rückzug und Ängste

Beitragvon Maulbeere » 6. Juli 2013, 11:40

Hallo zusammen,

ich lese hier im Forum öfters von Rückzügen und Ängsten. Aus welchen Gründen zieht ihr euch zurück - Ängste oder fehlendes Interesse? Da ich mir SPS ja bisher eher selbst diagnostiziere und von einem Psychiater bisher
nur die Idee erhalten habe, interessiert es mich, in wie weit es in diesem Bereich auf mich zutrifft.

Ängste bestehen bei mir, öffentlich Personen mit dem Hintergrund anzusprechen, diese kennenlernen zu wollen. Habe ich noch nie wirklich hinbekommen. Geht es um Sachthemen (Frage nach Uhrzeit), habe ich damit keine Probleme, wobei ich dann meistens einzelne Personen auswähle - Gruppen spreche ich nicht( sehr selten? *grübel*) an, habe da ein 'nicht so gutes Gefühl' ('Bedenken'). Kenne ich eine Person, sei es auch erst nur online, so habe ich keine Ängste mich mit dieser real zu treffen. Wobei, ich denke, dass es damit zu tun hat, dass ich diese Person ausgewählt habe. Ist es eine Person, mit der ich zum Beispiel geschäftlich etwas zu besprechen habe, habe da schon ein flaues Gefühl und bin dann froh, wenn ich das Treffen überstanden habe. Bin ich in einer realen Gruppe neu (zum Beispiel Sportverein), muss ich mich immer ein wenig überwinden hinzugehen - besonders am Anfang habe da ein wenig Ängste und wirke schüchtern, mit der Zeit öffne ich mich aber. In Zweierkontakten kann ich sogar mit der Zeit unerwartet 'dominant' werden (meist durch Wissen, welches ich auf einem Gebiet habe). Ich versuche besonders im Wohnumfeld Kontakte zu Nachbarn zu meiden - irgend eine Art von Ängsten werden da wahrscheinlich eine Rolle spielen, vielleicht, weil ich mich als 'anders' empfinde (bin immer froh, wenn ich Nachbarn nicht über den Weg laufe). Früher, wo ich den 'Hausflur' mit einer anderen Partei teilen musste und ich eine Dachgeschosswohnung in einem EFH hatte, welches für die Wohnung keinen eigenen Zugang hatte, habe ich, wenn ich unten Geräusche gehört habe, meistens etwas abgewartet, bevor ich das Haus verlassen habe.

Beim Schreiben dieses Textes ist mir 'bewusst' geworden, dass ich scheinbar doch mehr Ängste habe, als ich anfangs dachte. Habe erst gedacht, dass dieser Punkt weniger auf mich zutrifft, hm..

Liebe Grüße
Maulbeere

IULIUS

Re: Rückzug und Ängste

Beitragvon IULIUS » 7. Juli 2013, 01:09

Bei mir gehe ich davon aus, daß mich primär meine Wahrnehmung zu sehr anstrengt.

Menschen haben ein extrm komplexes Verhalten, daß ich aufnehme und verarbeiten muß. Das in Echtzeit.

WWSCDneutrino

Re: Rückzug und Ängste

Beitragvon WWSCDneutrino » 7. Juli 2013, 09:08

Menschliches Verhalten ist Anfangs völlig unkontrolierbar; das ist das was zumindest mir Angst macht. Man weis nicht wie man sich verhalten soll um einigermaßen akzeptiert zu werden.
Das kann mitunter auch sehr verwirren; z.b. wenn man mit jemanden reden muss bevor man ihn durch beobachten ungefähr einschätzen konnte. Dann passieren mir so Sachen wie dass ich eher zurückhaltend und schüchtern bin, obwohl mein Gegenüber doch Selbstbewusstsein hat (ich ging von keinem aus, da derjenige sehr klein und zierlich war und zudem sehr leise gesprochen hat).
Wenn man sich allerdings jemanden heraus gesucht hat, kann man ihn ungefähr einordnen; derjenige kann einen mit seinem Verhalten nicht mehr (völlig) überumpeln. Die Angst wird durch die gewisse Kontrolle der Situation vermindert.

--->"wissen mit dem ich bei anderen dominiere"
-Ich ziehe fast mein ganzes ganzes Selbstbewusstsein daraus... in meiner Welt zählt kein guter Charater und kein gutes Aussehen :kein Plan:

LG

Maulbeere

Re: Rückzug und Ängste

Beitragvon Maulbeere » 7. Juli 2013, 14:56

WWSCDneutrino hat geschrieben:in meiner Welt zählt kein guter Charater und kein gutes Aussehen


Bis vor wenigen Monaten war mein Aussehen auch eher abschreckend: Sehr lange Haare, meist ein wenig fettig, da ich diese seit vielen Jahren nicht mehr geschnitten und nur mit Wasser gewaschen hatte - erst heiß, dann kalt. Direkt nach dem Waschen sahen sie einigermaßen ok aus, doch bereits am 2. oder 3. Tag wirken sie fettig. Da ich zwei große Geheimratsecken habe, war ich nie wirklich mit meiner Frisur zufrieden. Ich konnte die Haare nie so legen, dass diese verdeckt wurden, es sah meiner Meinung nach immer beschissen aus. Irgendwelche chemischen Substanzen wollte ich mir nicht in die Haare schmieren, daher kam Shampoo und Gel nie in Frage für mich - früher gab es das Zeug schließlich auch nicht. Mode finde ich einfach furchtbar und betrachte diese als Instrument des Kapitalismus. Mit Personen, die modisch gekleidet sind, wollte und will ich nie etwas zu tun haben. Ich kann diese nicht ernst nehmen, da sie sich nicht selbst darstellen, sondern nur eine Kopie von Werbeplakaten darstellen. Das gilt meist nicht nur fürs Aussehen, sondern auch bezüglich des Verhaltens (künstliches Gehabe).

Meine Mitbewohnerin schaffte es dann vor einigen Monaten, mich doch zum Friseur zu bringen. Für mich war aber klar, lang bleiben die Haare. Die Lösung war: Alles etwas kürzer, gesplisste Haarspitzen weg und ein stufiger Schnitt. Dann bekam noch den Tipp, da sich Haare an die Lage gewöhnen (die Wurzeln richten sich wahrscheinlich nach einer Seite aus), diese in der Mitte sorgsam zu teilen, wo ich erst nie einen Mittelscheitel wahrnahm. Die Geheimratsecken sind tatsächlich nicht mehr sichtbar, ich bin zufrieden. Zum Waschen, nahm von Lush eine Haarseife, dann Lavaerde , da diese die natürliche Schutzschicht heil lässt und nicht das komplette Fett entfernt - aber es ist keines sichtbar. Zur Zeit ist es wieder Wasser, da nichts mehr hier habe. Ich wollte mal versuchen, ob nicht auch Lehm beim Waschen funktioniert, da Lavaerde weltweit nur aus einer Gegend (Marokko) abgebaut wird und für mich eher negativ für die Umwelt klingt und nicht nachhaltig ist.

Ich muss sagen, dass ich dank meiner Mitbewohnerin nun ein wenig mehr auf mein Aussehen achte, versuche dabei aber meine Prinzipien nicht über Bord zu werfen. Ich denke, es hat bei mir beim Kontakt mit anderen Menschen einen positiven Einfluss auf mein Selbstbewusstsein.

Was meinen Charakter angeht, komme ich wahrscheinlich eher etwas emotionslos bzw. gleichgültig herüber, eher sachlich-kühl - Lob und Kritik beeindrucken mich kaum. Extreme Euphorie bei anderen Menschen kann ich nicht wirklich nachvollziehen. Ich gebe dann oft einen Kommentar ab, zum Beispiel dergleichen wie "hey, ist ja gut, beruhige dich mal wieder" oder "warte erst einmal ab, es kann alles anders kommen, als es in diesem Moment scheint". Wenn mich etwas erfreut, merkt man es bei mir eher durch die Begeisterung, die ich ausstrahle, wenn ich über ein Thema rede, welches mich gerade interessiert. Negative Emotionen äußere ich hingegen schon ab und an, zum Beispiel bei einer polizeilichen Kontrolle, was ich als Angriff auf meine Freiheit empfinde. Muss mich da echt beherrschen, den Beamten nicht doch den Schädel einzuschlagen und es bei verbalen Attacken zu belassen. Negative Emotionen laden sich meistens über einen Zeitraum auf und entladen sich dann blitzartig - wie bei der Ladekurve eines Kondensators. Durch einige Äußerungen von Bekannten bin ich in letzter Zeit darauf aufmerksam geworden, wie ich nach außen wirke. Seit dem versuche ich mehr darauf zu achten - war mir zuvor nie wirklich 'bewusst' gewesen, wie ich nach außen wirke. Ich versuche durch Nachfragen, wie ich wirke, ein wenig Feedback zu erhalten.

Ich bin vom Charakter eher sehr ich-bezogen. Ich bin es mein Leben lang gewohnt, dass ich mich um mich selbst kümmer. Das erwarte ich scheinbar auch intuitiv von anderen, was mich manchmal etwas asozial erscheinen lässt. Ich habe letztens mit einem Freund mein Feldstadel repariert und er sagte mir seit Stunden, dass er dringend auf die Toilette muss (groß), ich habe es zur Kenntniss genommen, habe aber weiter gearbeitet. Er erwähnte es öfters und ich sagte, ich beeile mich. Nach einer Zeit hielt er mir eine Standpauke, erst dann wurde mir bewusst, dass es wirklich eine Notlage für ihn war. Ich dachte mir wahrscheinlich "ja, ist scheiße, kenne ich das Gefühl, muss man durch". Ich glaube, ich muss da wirklich schauen, dass ich ein wenig mehr auf andere achte.

WWSCDneutrino

Re: Rückzug und Ängste

Beitragvon WWSCDneutrino » 7. Juli 2013, 16:34

Naja, die Resoucen werden uns so oder so irgendwann einmal ausgehen; und ob es in 200 oder 600 Jahren so weit ist ist mir relativ egal. Jedes Tier- auch der Mensch- stirbt irgendwann einmal aus. Das haben organische Lebensformen nun einmal so an sich! es bedarf nicht mehr wie einen großen Meteoriten Einschlag, für dass unsere Zivilisation hinüber ist.
Und ich bezweifle das vegan zu leben da irgend einen Sinn hat- vorallem: "hey, ich will nicht das Tiere gequält werden, also esse ich Tofu, da werden nur Regenwälder zerstört und Menschen gequält"
Wie bist du eigentlich auf die Idee gekommen, das Shampoo "böse" wäre? Es reinigt Harre, pflegt sie und ist auf jede Fälle hygienischer. Und import ist förderlich für die Wirtschaft, ich sehe keinen sinnvollen Grund es nicht zu verwenden. Das Argument, früher wäre es doch auch ohne gegangen, ist fehlerhaft. Früher MUSSTE es ohne gehen. Es musste früher auch ohne Antibiotika gehen, und wenn eines der 7 Kinder Fieber hatte ist es eben gestorben! wozu haben wir sowas wie Technologischen Fortschritt?
Noch was: Mode hat auch zu einem großen Teil was mit Ästhetik zu tun. Selbst in irgendwelchen afrikanischen Stämmen tragen z.b. die Frauen bunte Ringe, um den Männern zu gefallen. Alle tragen sie, da es in ihrem Stamm Mode ist. Kleidung ist hübsch an zu sehen; was in der Tierwelt ein buntes Gefieder ist, ist beim Menschen ein hübsches Kleid. Und unsere Geselschaft definiert nunmal was genau hübsch ist- daher mögen wir dünne Menschen auch mehr wie übergewichtige (solange keine Hungersnot herrscht, dann dreht es sich nähmlich wieder um).

-bitte nicht als Beleidigung aufgreifen.

Das mit dem in meiner Welt kommt es nicht auf den Charater und das Aussehen an hätte ich wohl etwas ausführlicher formulieren sollen.
Ich werde nicht als hässlich angesehen, und wenn ich mein Schauspielerisches Talent ausgrabe bin ich den meisten sogar sympathisch. Nur kann ich mein Selbstbewusstsein nicht aus meinem äußeren ziehen; nur aus meinem Wissen und meiner Interligenz. Und da mein Charater nur vorgetäuscht ist, kann ich an der Ecke auch nicht sonderlich Stolz sein.

LG

costa

Re: Rückzug und Ängste

Beitragvon costa » 11. Juli 2013, 10:19

Nach einer Zeit hielt er mir eine Standpauke, erst dann wurde mir bewusst, dass es wirklich eine Notlage für ihn war. Ich dachte mir wahrscheinlich "ja, ist scheiße, kenne ich das Gefühl, muss man durch". Ich glaube, ich muss da wirklich schauen, dass ich ein wenig mehr auf andere achte.


Ganz ehrlich: das glaube ich auch. Wenn jemand ganz direkt ein Bedürfnis anmeldet, kann man da doch einfach drauf hören. Was anderes ist, wenn man z.B. in einer sozialen oder emotionalen Situation nicht versteht, was jemand eigentlich meint/will. Aber in der Situation bei dir hilft es wahrscheinlich einfach nur wirklich zuzuhören was der andere sagt und darauf zu reagieren.

IULIUS

Re: Rückzug und Ängste

Beitragvon IULIUS » 11. Juli 2013, 16:14

Nach einer Zeit hielt er mir eine Standpauke, erst dann wurde mir bewusst, dass es wirklich eine Notlage für ihn war.


Anstelle eine Frage zu stellen eine Statusmitteilung machen und sich dann auch noch beschweren... :begeistert:

DrrolFinger

Re: Rückzug und Ängste

Beitragvon DrrolFinger » 25. Mai 2014, 23:33

Egal wo auch immer ich komme sagt man mir das ich böse schaue.weiß dann eh oft nicht mehr wie ich mich verhalten soll.Ich selbst schaue nicht Böse denke ich! Aber alle anderen wißens ja besser.Bin schon so so so oft enteucht wieder nach Hause gegangen. denn da Kann ich Träumen.

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Re: Rückzug und Ängste

Beitragvon Leonius » 8. Juni 2014, 00:54

Hallo Maulbeere,

Dein Text klingt ein wenig nach einer ausgeprägt sozial Phobie. Kenn ich allzu gut.
Was manchmal hilft dagegen ist sich seiner Angst konkrekt zu stellen. Und sie net zu meiden.
Wird wohl ein langer Weg werden zu mehr Selbst-bewusstsein. Am besten genau das machen was Angst macht. Net abwarten bist der Flur menschenleer ist sondern sich der Angst stellen und einfach rausgehen. Hat mir oft geholfen.
Setze die anderen Menschen vllt nicht so hoch auf den Sockel.

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Re: Rückzug und Ängste

Beitragvon Doppelgesicht » 10. Juli 2014, 23:26

@Maulbeere
Stichwort Geheimratsecken: Ja die habe ich meines Alters (40) auch aber ich kanns gut kaschieren. Durch mein relativ junges Gesicht kann ich den Haarschnitt Emo gut tragen, das paßt auch und sieht nicht "dümmlich" aus. Durch die langen Haare ins Gesicht gekämmt, blauschwarz gefärbt, sieht man keine Geheimratsecken mehr. Die Haare müssen natürlich jeden Tag gewaschen werden, sonst fallen sie nicht mehr gleichmäßig und die Stirn kommt durch ... aber das geht! Mich behandeln auf der Straße Halbsstarke teilweise wie ihres gleichen und sind entsetzt, wenn sie mein reales Alter kennen. Deine Phase des sich nicht pflegen kenne ich auch! Schau in den Spiegel und überlege Dir, was Du aus Deinem Gesicht machen kannst. Du mußt zuerst einmal Dir selbst gefallen! Bist Du das, was Du im Spiegel siehst? Entspricht das Deiner Seele?

Stichwort Rückzug und Ängste: Ich fühle mich unter fremden äußerst unwohl. Meine ganze Haltung zeigts dann auch: völlig verkrampft, wortkarg ... eigentlich will ich da blos noch weg! Das ist mir einfach nicht vertraut, bin eher "Höflichkeitsgast". Dominant werden durch Wissen - diesen "Fluch" kenne ich nur zu gut! Sich als "anders" zu empfinden kommt bei mir aber nicht nur von mir selbst - ich hörs ja stets auch von außen. Erst raus zu gehen, wenn unten nichts zu hören ist - ebenfalls exakt bei mir so (wohne in einem - wie sagt man? - Siedlerhäuschen, unten wohnen die Vermieter) ich mags nicht gern, jemandem über den Weg zu laufen obwohl das Verhältnis herzlich ist. In der Wohnung bin ich sehr leise, meine Schritte hört man nicht, öffne oder schließe ich eine Tür, so hört man es nicht. Die Vermieter haben schon so manches Mal gesagt, wir dachen schon, Sie sind verstorben. Ich mags einfach nicht wenn was klappert oder knarrt oder quitscht - mich kriegt man gar nicht mit, wenn ich im Haus bin.

[Edit: Textstelle entfernt durch Nachtgängerin]

Stichwort Lob und Kritik: Das sind beides sachen, mit denen ich nicht umgehen kann. Werd ich gelobt, geht das runter wie Öl aber ich werd dann auch sofort nachlässig! (Wieso denn, ist doch alles erreicht, besser gehts nicht) Lob ist mir auch irgendwo unangenehm, fühl mich "betreten" werd rot, schäme mich fast. Kritik hingegen: die muß man bei mir gaanz vorsichtig äußern. Ich geh da sonst hoch wie das HB-Männchen! Ein "schau mal, hier irrst Du Dich" - das ist ok aber ein "Du spinnst doch" - dem bring ich höchst persönlich das "spinnen" bei. Da bin ich seehr cholerisch und das über Tage. Ich grüble über Dinge nach über die denkt kaum ein Mensch nach.
Zuletzt geändert von Nachtgängerin am 11. Juli 2014, 02:56, insgesamt 1-mal geändert.
Grund: Privat, dem User per PN mitgeteilt.


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