Verlust und Trauer

Ein Leben in (völliger) Isolation? Du bist sehr introvertiert, ängstlich-vermeidend oder gar schizoid? Wie gehst du damit um?
läusel

Verlust und Trauer

Beitragvon läusel » 8. April 2013, 22:34

Hallo ihr Lieben,
seid längerem überlege ich hin und her, dieses Thema anzusprechen. Warum eigentlich nicht, denn es betrifft uns doch alle. Ob nun der Tod eines nahestehenden Menschen, oder der Verlust nach dem Umzug eines Bekannten, der verlorenen Liebe oder dem Wechsel des Arbeitsplatzes. Das alles hat doch irgendwie mit Abschied nehmen und der darauffolgenden Trauer zu tun.
Ich,so eigenbrötlerich, launisch und manchmal schwierig wie ich bin, habe das Gefühl, meinen Mitmenschen nicht immer fair gegenüber zu sein, ohne sie bewußt verletzen zu wollen, sondern weil ich wieder mal müde und lustlos bin. Es ist zwar bequem, sich schön zu reden, daß man sich ein andermal die Zeit für denjenigen nimmt, wenn die Batterien wieder voll genug sind und seinem Gegenüber später mal mehr Aufmerksamkeit schenken kann. Was ist aber, wenn es kein nächstesmal gibt ? Wenn es einfach zu spät ist und die Zeit für immer demjenigen geraubt wurde, dem man sich doch widmen wollte?
Hattet ihr auch mal so etwas wie Reuegefühle, oder ward totunglücklich, diesem Menschen nicht ein bisschen mehr Zeit geschenkt haben zu können, weil ihr anderes zu tun hattet, oder keine Lust hattet ? Für mich war es schlimm, diese Gewissheit, daß es sich um Menschen handelte, denen etwas mehr Gesellschaft von meiner Seite lieb gewesen wäre. Das macht einem die Trauer, die einen derart überrollt dadurch, so glaube ich, sogar schwerer, da einem bewußt wird, daß nichts mehr umzukehren und wieder besser zu machen wäre. Die Chance, beigetragen
haben zu können, am Leben eines Menschen mit teilhaben zu dürfen, ist einem unwiederruflich genommen.

Ich wäre dankbar, über eure Meinung und Erfahrung mit solch einer Situation und der darauf folgenden Emotionsflut.
Es grüßt euch alle, Läusel.

whocares

Re: Verlust und Trauer

Beitragvon whocares » 9. April 2013, 10:46

Hallo lauesel,einen Todesfall hatte ich nicht aber das ein oder andere mal habe ich mir schon gedacht,haettest du Person x mal doch eine Chance gegeben,haettest du doch mal etwas mehr naehe/offenheit zu gelassen.Ich trauere aber nicht hinter her,ich behalte die guten Zeiten im Gedaechtnis und naehre mich davon an weniger guten Zeiten.Versuche daraus zu lernen scheitern aber immer wieder aufgrund des alten Musters und Misstrauen.Es ist halt schwer aus seiner Haut zu kommen aber eigentlich sollte man schon versuchen,die hier gegebene Zeit zu nutzen und auch mal ueber seinen Schatten springen bevor es zu spaet ist.lg

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Re: Verlust und Trauer

Beitragvon knallschnute » 9. April 2013, 11:19

Das sind gute Fragen, liebe läusel.
Ich würde sagen, man sollte für die Menschen, die einem wirklich wichtig sind und vor allem am Herzen liegen Zeit aufwenden. Und wenn die Zeit nicht gegeben ist, ihnen auf irgend eine Weise vermitteln, was sie einem bedeuten!
Man kann für sich nicht in Anspruch nehmen, der Freund, die Eltern oder Kinder würden einem stetig verpflichtet sein und wenn sie für einen nicht all zu oft da sein könnten, müssten sie ein schlechtes Gewissen haben.
Unfair finde ich es dahingehend vielmehr, wenn man seinen Mitmenschen etwas vor macht. Wenn man so tut, als hätte man Zeit, nur um des lieben Friedens willen oder weil das seit jeher schon so war, dass man am Sonntag die Eltern besucht, etc.
Klar, man ist womöglich ein wenig enttäuscht und traurig, wenn es gerade nicht klappt mit einem Treffen - vor allem, wenn man sich dies in seiner Vorstellung bereits so schön ausgemalt hat. Trotzdem, mir wäre es lieber der andere überfordert sich nicht, nur um an meinem Grabe ein besseres Gewissen zu haben.

Allein die Tatsache, dass du, liebe läusel, gerne öfter bei diesem Menschen gewesen wärst ist doch ein Indiz dafür, wie sehr du ihn gemocht hast und wie schwer es dir fiel auch mal an dich zu denken.
Aber es ist wichtig auch an sich zu denken - jeder Freund möchte doch auch, dass es einem selbst gut geht.
Niemand kann das Geschehene rückgängig machen, aber du kannst in dir Frieden schließen, denn es bringt nichts sich deswegen das Leben schwer zu machen.

Wir Menschen sind unterschiedlich veranlagt und haben verschiedenste Bedürfnisse, die geachtet werden sollten und für die man Verständnis aufbringen kann.
läusel hat geschrieben:Hattet ihr auch mal so etwas wie Reuegefühle, oder ward totunglücklich, diesem Menschen nicht ein bisschen mehr Zeit geschenkt haben zu können, weil ihr anderes zu tun hattet, oder keine Lust hattet ?

Nein, ich hatte einen solchen Verlust noch nicht. Wenn ich wo zu Besuch bin, weil ich es möchte und nicht weil ich meine, dass ich mich doch mal wieder Blicken lassen müsste, dann kommt das von Herzen und jedes weitere Mal, dass ich aus reinen Gewissensbissen dort wäre, würde mir gekünstelt vor kommen und könnte ich noch weniger mit meinem Gewissen vereinbaren.
Mein Opa starb erst vor einigen Jahren und das bewegte mich schon ein wenig, aber, ich kräme mich nicht, ihn nicht öfter besucht zu haben - hätte er es umgekehrt doch auch tun können, zumindest bis zu einem bestimmten Alter.

Lieben Gruß
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Re: Verlust und Trauer

Beitragvon Schattentanz » 10. April 2013, 02:57

Hallo läusel,

dein Text macht mich nachdenklich, weil ich es verdränge, dass die paar Menschen, die mir sehr viel bedeuten, nicht ewig leben werden. Manchmal tut es mir auch etwas Leid nicht mehr Zeit mit ihnen zu verbringen oder sie unabsichtlich verletzt zu haben mit meinem Desinteresse an Kontakt, auch wenn ich meine Gründe recht legitim fand in dem Moment. Denke der Zeitpunkt wird kommen, in dem ich es wohl bereuen werde, aber aktuell ist das zu weit weg irgendwie.

... andererseits werde ich den Tod mir nahestehender Menschen garantiert so oder so bedauern. Eigentlich finde ich es in der Hinsicht am wichtigsten, dass sie mit ihrem Leben zufrieden waren und nicht darunter gelitten haben, dass ich mich vielleicht nicht so häufig gemeldet habe. Wenn ihnen zu Lebzeiten bewusst war, wie sehr ich sie mochte, ist alles ok. Wichtig finde ich die Qualität im Kontakt, nicht die Quantität.

@Knallschnute:
Nein, ich hatte einen solchen Verlust noch nicht. Wenn ich wo zu Besuch bin, weil ich es möchte und nicht weil ich meine, dass ich mich doch mal wieder Blicken lassen müsste, dann kommt das von Herzen und jedes weitere Mal, dass ich aus reinen Gewissensbissen dort wäre, würde mir gekünstelt vor kommen und könnte ich noch weniger mit meinem Gewissen vereinbaren.

sehr gut und sehr treffend ausgedrückt!

Mein Opa starb erst vor einigen Jahren und das bewegte mich schon ein wenig, aber, ich kräme mich nicht, ihn nicht öfter besucht zu haben - hätte er es umgekehrt doch auch tun können, zumindest bis zu einem bestimmten Alter.

ja da hast du absolut recht. Kontakt beruht auf Gegenseitigkeit.
Wer nie vom Weg abkommt, bleibt auf der Strecke.


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