Schwarz/Weiss-Denken vs. Überzeugungen

Ein Leben in (völliger) Isolation? Du bist sehr introvertiert, ängstlich-vermeidend oder gar schizoid? Wie gehst du damit um?
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Re: Schwarz/Weiss-Denken vs. Überzeugungen

Beitragvon hinterdemmond » 2. Oktober 2019, 00:32

schnuff hat geschrieben:Ich habe versucht, deinem extrem ein anderes gegenüber zu stellen, um es zu relativieren.
Denn letztendlich sind es eben Menschen, die hier und da ihre Stärken und Schwächen haben. Jeder anders und für jeden ist etwas anderes gut.

ja und, deswegen brauchen wir klare gesetze, die das regeln. zb. ein einwanderungsgesetz usw. denn letzteendlich sind wir eine gesellschaft, die sich darüber einig werden muss, was zb. mit den flüchtlingen die hilflos im mittelmeer vor sich hin treiben, passiert. damit mutige menschen wie carola rackete nicht auch noch vor gericht gezerrt werden, weil sie innerlich noch nicht so abgestupft sind und einfach mal ihrem gewissen folgen. damit sie zumindest ihre arbeit machen, und menschen retten können, wenn das schon sonst niemand tut.
schnuff hat geschrieben:Ich habe übrigens auch schon einen jungen Syrer getroffen , der hier studiert, und seine Familie schrecklich vermisst. Und die ihm dafür noch Vorwürfe macht, dass er die Prüfung nicht beim ersten Mal bestand. Klar lacht er nach aussen. Glücklich ist er trotzdem nicht.

jo, der arme junge. der wird es schon schaffen. im russischen gibt es ein schönes sprichwort: "ein leben zu leben, ist nicht so einfach wie über ein feld zu gehen" (ich gebe zu, die übersetzung ist etwas holprig geraten). oder wie sagte es mein ehemaliger hausarzt, ein trockener alkoholiker, so schön: "nicht nur die leber wächst mit ihren aufgaben."
schnuff hat geschrieben:Ich bin wirklich der Meinung, dass es kein objektives "reines" richtig oder falsch gibt.
Niemals.
Und schon gar nicht für eine Entscheidung, die eine unbestimmte Zahl Menschen mehr oder weniger direkt betrifft.

also was jetzt, retten oder ersaufen lassen? ich kapiere es immer noch nicht. was soll carola rackete jetzt machen?
schnuff hat geschrieben:Letztendlich bleibt doch jeder für sich selbst verantwortlich.

danke für diesen satz! das erzähle ich demnächst dem obdachlosen, der bei uns an der ecke sitzt und bettelt.
schnuff hat geschrieben:PS: falls deine AFD Anmerkung ein Versuch zu provozieren war, hast du vergessen in welchem Forum wir hier sind. :katze:

nein, nein, ich habe nur ein paar leute aus dem verein getroffen, die so ähnlich argumentieren.
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Re: Schwarz/Weiss-Denken vs. Überzeugungen

Beitragvon schnuff » 2. Oktober 2019, 05:32

[/quote]
danke für diesen satz! das erzähle ich demnächst dem obdachlosen, der bei uns an der ecke sitzt und bettelt.
.[/quote]

Natürlich ist er das. Jeden Tag aufs Neue.

Weißt du denn, ob er tatsächlich unglücklicher ist als du z.B.?

Und selbst wenn, hat sich ein (unbewusster) Teil in ihm genau das ausgesucht.
Viele Menschen tragen eine Opfer-Haltung in sich und würden die ums verrecken nicht loslassen. Sie wissen aber selber nicht und oft ist es nicht so offensichtlich.
Aber es ist einfacher, Opfer als "Täter" am eigenen Leben zu sein.

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Re: Schwarz/Weiss-Denken vs. Überzeugungen

Beitragvon hinterdemmond » 2. Oktober 2019, 09:50

schnuff hat geschrieben:Natürlich ist er das. Jeden Tag aufs Neue.

Weißt du denn, ob er tatsächlich unglücklicher ist als du z.B.?

Und selbst wenn, hat sich ein (unbewusster) Teil in ihm genau das ausgesucht.
Viele Menschen tragen eine Opfer-Haltung in sich und würden die ums verrecken nicht loslassen. Sie wissen aber selber nicht und oft ist es nicht so offensichtlich.
Aber es ist einfacher, Opfer als "Täter" am eigenen Leben zu sein.

ich weiß nicht, ob er unglücklicher ist als ich, ich habe ihn nicht gefragt. ich weiß aber auch, dass im winter, nachts bei -10% es ziemlich schwierig ist auf der straße zu überleben. und ich weiß auch, dass es jede menge leute gibt, die aus diversen gründen teils absolut unverschuldet auf der straße gelandet sind und jetzt nicht mehr zurück in ein geregeltes leben finden, weil wenn du erstmal auf der straße lebst, ist es ganz schwer da wieder wegzukommen, gerade zb. für leute mit psychischen problemen und gerade bei der extrem angespannten wohnungssituation in den großstädten heutzutage. es gibt vermieter hier bei uns im kiez, die früher gerne an sozialhilfeempfänger vermietet haben, weil dann die miete sicher floss, weigern sich aber jetzt an hartz-4 empfänger zu vermieten, und nehmen stattdessen nur noch studenten mit einer bürgschaft von den eltern.
sorry, nichts für ungut, aber ich glaube die unterhaltung hier gerade hat keinen sinn. ich glaube auch nicht, dass ich hier extreme positionen vertrete oder so, es geht schlicht und einfach um menschlichkeit und um nichts anderes. um ein minimum an menschlichkeit sogar. mehr nicht.
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Re: Schwarz/Weiss-Denken vs. Überzeugungen

Beitragvon hinterdemmond » 2. Oktober 2019, 14:12

...
Zuletzt geändert von hinterdemmond am 3. Oktober 2019, 01:58, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Schwarz/Weiss-Denken vs. Überzeugungen

Beitragvon Ghostvoice » 2. Oktober 2019, 16:07

schnuff hat geschrieben:Was kann daran verkehrt sein, sich im Geiste solchen Fragen mal zu stellen und die spontane Antwort dann auch nochmal zu hinterfragen?

Nichts ist falsch daran...

In dem Artikel ging es darum, das man Ja/Nein-Fragen gestellt bekommt und damit auch eine Prämisse, welche man - ohne sie in dem Moment zu hinterfragen - akzeptiert.
Würde man sich Zeit nehmen, würde man oft herausfinden, dass es mehr als nur die beiden Optionen gibt. Das verrät uns der Fragesteller nicht.
Er sagt durch diese Frage, es gibt nur die eine Möglichkeit oder die andere.

Bei hypothetischen Szenarien ist das wenig problematisch. Interessanter wird es, wenn man in realen Situationen mit diesem Prinzip der eingeschränkten Entscheidungen konfrontiert wird.
Diese Tür war immer nur für dich bestimmt.Und nun werde ich sie schliessen.

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Re: Schwarz/Weiss-Denken vs. Überzeugungen

Beitragvon hinterdemmond » 2. Oktober 2019, 17:52

Ghostvoice hat geschrieben:Würde man sich Zeit nehmen, würde man oft herausfinden, dass es mehr als nur die beiden Optionen gibt. Das verrät uns der Fragesteller nicht.
...
Bei hypothetischen Szenarien ist das wenig problematisch. Interessanter wird es, wenn man in realen Situationen mit diesem Prinzip der eingeschränkten Entscheidungen konfrontiert wird.

meistens hat man in solchen fällen aber keine zeit, man muss blitzschell handeln, eine millisekunde entscheidet über leben und tod.
da ist dann die frage, handelt man wie ina k. aus osterwald: https://www.stern.de/panorama/erzieheri ... 54224.html
oder steht man rum und verplempert wertvolle zeit, um über andere optionen nachzudenken?
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Re: Schwarz/Weiss-Denken vs. Überzeugungen

Beitragvon schnuff » 3. Oktober 2019, 12:15

Wir können immer nur für den Moment entscheiden.

Was die Entscheidung mit sich bringt, können wir nur zum Teil wissen.

Um Mal bei dem Beispiel zu bleiben, klar würde ich einen ertrinkenden Menschen retten, wenn ich die Möglichkeit hätte. Jeder würde das (hoffe ich). Denn ja, das ist menschlich.

Aber was das mit sich bringt, keine Ahnung.

Es würde zunächst mich verändern, vielleicht sogar ins negative (ich bin ein toller Held :teufel: )

So. Dann löst das verlängerte Leben dieses Menschen natürlich ein stark verkürztes Leben bei xxx Hühnchen und was auch immer der so essen mag, aus. Vielleicht kriegt der sogar Kinder oder schafft sich einen Hund an und die auch wieder und es müssen unendlich viele Hühnchen sterben.
Über sowas denken wir nicht so oft nach, denn, naja, was soll man machen.

(Aber vielleicht spannend als hypothetische Frage: wie viele Hühnchen-Leben ist ein Menschenleben wert?)


Dann weiss ich nicht was das für ein Mensch ist.

Vielleicht bringt ihn die Rettung in einen neuen psychischen Zustand und er wird ein Mensch, der anderen viel zu geben hat
Vielleicht hat er aber auch ein Trauma in sich, das durch die Erfahrung nur verstärkt wird und wird zum Mörder.

Ich weiß, das sind ungewohnte , vielleicht komische, Gedanken.

Es geht mir nur wieder darum, zu zeigen, dass in jedem guten etwas schlechtes verborgen ist und umgekehrt. Und dass wir vieles schlicht nicht wissen oder sehen können.

Deshalb gibt es kein absolutes richtig oder falsch.

Jedes schwarze trägt weißes in sich - und umgekehrt ebenso.

Denn alles in der Welt ist irgendwie miteinander verbunden.



(Der Bettler übrigens ist wie jeder Mensch ein Resultat seiner eigenen Psyche. Denn niemand "muss" in Deutschland dazu werden. Ob man darin nun Glück oder Pech oder Karma sehen mag, lasse ich mal außen vor. Und auch wenn das zunächst "kalt" klingen mag, natürlich habe ich Mitgefühl für Menschen, denen es schlecht geht).

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Re: Schwarz/Weiss-Denken vs. Überzeugungen

Beitragvon schnuff » 3. Oktober 2019, 22:44

Spannend, dass Du auf meinen sachlich gemeinten und vollkommen emotionslosen Post so emotional reagierst!?

Du hast vieles missverstanden.

Es sind Gedankenspiele, keine Argumente.

Ich habe überhaupt keine Vorurteile gegen Ausländer oder Menschen anderer Kultur. Der Mensch in meinen Gedanken-Beispiel war ja auch nicht als solcher beschrieben.

Und dass die meisten Menschen Fleisch essen (ja, ich auch!) und damit Leben nehmen ist leider nunmal ein Fakt. So funktioniert diese Welt eben nunmal.
Wieso unterstellst du mir, dass ich das für mich ok finde und für andere nicht? Habe ich nichtmal angedeutet!
Und ja, natürlich wäre das Ende dieses Gedankengangs, dass man sich am besten selber die Kugel gibt. Denn wir essen ja nicht nur, wir nehmen auch der Natur Lebensraum weg, produzieren Müll und was weiss ich nicht alles.
Weiss nicht, ob Menschen eine Bereicherung für diesen Planeten sind; in der Menge, in der es uns gibt, ganz sicher nicht.

Das ist ein Fakt.
Aber damit will ich ja nicht automatisch sagen, man solle die Ertrinkenden nicht retten!

Um das abzukürzen, gehe bitte nicht davon aus, dass ich irgendwas sagen möchte - was da oben überhaupt nicht steht!
Dann "muss" ich mich rechtfertigen für etwas das ich nicht "getan" habe und dazu habe ich keine Lust.


Und ja, ich habe einen leichten Schlag ins Schizoide und ich glaube in der Tat, dass das etwas mit Karma zu tun hat. Ich glaube, dass alles eine Ursache hat.
Davon ab, nehmen wir kaum 99% der Welt bewusst wahr und jedes Unterbewusstsein entscheidet sich da bisschen für was anderes. Insofern lebt tatsächlich jeder zu einem gewissen Teil in seiner eigenen - selbst gemachten - Realität und trifft entsprechende Entscheidungen, die dann wieder entsprechende Folgen haben....
Zuletzt geändert von schnuff am 3. Oktober 2019, 23:40, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Schwarz/Weiss-Denken vs. Überzeugungen

Beitragvon 2ost » 3. Oktober 2019, 23:32

schnuff hat geschrieben:Du hast vieles missverstanden.

Es sind Gedankenspiele, keine Argumente.
Denkst du denn, dass es auch für die, die im Mittelmeer gerade ertrinken bloß Gedankenspiele sind, oder für diejenigen die versuchen deren Sterben zu verhindern, oder für die, die die Retter bewusst daran hindern, sie festsetzen und so von Hilfsaktionen abhalten?
Erich Fried hat geschrieben: Die Jungen
werfen
zum Spaß
mit Steinen
nach Fröschen
Die Frösche
sterben
im Ernst
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Re: Schwarz/Weiss-Denken vs. Überzeugungen

Beitragvon schnuff » 3. Oktober 2019, 23:47

Öhm, wir sind hier aber keine Entscheidungs-Treffer.

Es ging um die Frage nach schwarz/weiss denken.

Irgendwer brachte das Flüchtlingsbeispiel.

Das habe ich nun eben als zufälliges hergenommen, um zu versuchen zu zeigen, dass es kein nur schwarz (falsch) vs. nur weiss (richtig) gibt.

Vielleicht wäre ein weniger emotionsgeladenes Thema besser gewesen. Das war mir nicht bewusst, dass das damit wohl nicht geht, weil daran so viele Vorurteile hängen (entweder man ist Mensch oder AFDler usw).

Aber bitte nochmal. Ich habe nirgends meine Meinung verkündet! (Ausser, dass ich einen ertrinkenden sehr wohl retten würde).

Sondern nur auf Dinge aufmerksam gemacht , die an gewissen Entscheidungen nun einmal hängen und die sehr gern nicht bedacht werden - weil es dann eben ganz schnell ganz schwierig wird.
Aber diese Dinge sind da, ob man sie ausblendet oder nicht ändert daran nichts.

So ist die Welt eben. Niemals nur gut und kann und wird sie auch nie sein. Dann gäbe es die Welt nicht mehr.

Ohne schwarz gibt es kein weiss so wie es ohne hoch kein tief gibt oder ohne Licht keinen Schatten undsoweiter.


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