Der Einfluss Anderer

Ein Leben in (völliger) Isolation? Du bist sehr introvertiert, ängstlich-vermeidend oder gar schizoid? Wie gehst du damit um?
schnuff
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Re: Der Einfluss Anderer

Beitragvon schnuff » 7. September 2018, 07:50

Ghostvoice hat geschrieben:Aber wie soll man „verlernen“ ein Klugscheisser zu sein, wenn einem die Realität kein Futter dafür bietet? :rätseln:



Meditieren. :cool:


Ich habe gestern über Körpersprache gelesen, dass wir alle ständig unbewusst winzige Signale aussenden (= und empfangen), teils sogar irgendwie "gemeinsam schwingen", was man nur auf Zeitlupenfilmen überhaupt wahrnehmen kann.
Das scheint ein wesentlich grösseres Ausmaß zu haben als man gemeinhin so annimmt und hat natürlich auch Einfluss darauf, ob einem jemand "grün" ist oder eben nicht.

tiffi

Re: Der Einfluss Anderer

Beitragvon tiffi » 7. September 2018, 10:18

Ghostvoice hat geschrieben:
tiffi hat geschrieben:Könnte man bei Bewusstheit als Erwachsener ohne diese jugendlichen Missverständnisse die Bandbreite
erhöhen? :rätseln: (Hab ich noch nicht so drüber nachgedacht, aber interessant)
Ich denke die Antwort darauf ist wieder der Oberbegriff "Anpassungsfähigkeit".
Je jünger man ist, umso leichter fällt es, diese Fähigkeit zu trainieren, aber ich glaube, ab einem gewissen Alter ist es wie mit dem erlernen einer neuen Sprache.
Durch die Festigung unseres Weltbildes mitsamt seinen Vorurteilen (die wir als Filter brauchen), müssten wir eben jene bewußt zeitweilig ausblenden können, um tatsächlich offen für bisher komplett unzugänglche Menschentypen zu sein. Aber warum haben wir uns denn gerade DIESE Vorurteile aufgebaut...? :rätseln:
Damit man was zum ablehnen hat und sich reiben kann und dann aus nem Forum fliegt :breites grinsen:

Hmm, mit der Anpassungsfähigkeit. In der luftigen Blase meiner Jugend hab ich mir ja mal zusammengestrickt,
dass ich JEDEN Mensch zum Partner nehmen kann, egal aus welcher Kultur und egal mit welcher Persönlichkeit.
Ich hatte so eine Art Überzeugung und Vertrauen, dass ich passend damit umgehen werde.

(Das war meine 2. radikale Idee neben- ich könnte auch Weltflucht betreiben und ins Kloster gehen.....nee,
dachte ich dann, ich flüchte mich in die Welt und guck mal, wie das klappt.)

So richtig gut war diese Erfahrung dann aber auch nicht.... ich meine, die Leute mit dem Stockholmsyndrom
schaffen es zwar auch, sich anzupassen, oder die Frauen die irgendwo ohne große Wahl leben, sich einzustellen
auf den zugewiesenen Mann, aber meine Idee mit der allgemeinen Anpassung hat irgendwie doch einen
großen Teil meiner Emotion und Selbstachtung übergangen; es war eine rein rationale Idee, und in der
Realität scheiterte ich dann (erinnert dann wieder etwas an Don Quijote und die Sunk Cost Fallacies).

Es kamen in mir mehr Urteile und Einschätzungen dazu, was passt und was nicht passt, und was ich
besser meide (mein erster Partner war auch gefährlich, Waffen spielten eine Rolle und so die Haltung
"was mir nicht passt, mach ich platt".)

Wäre ich in einer Anpassung geblieben, und ich wusste was er wollte und was für ihn gut
war und was er nicht wollte, hätte ich das ganze auch in der Beziehung drin überstanden.
Aber irgendwas in mir drängte dann doch zum Profil zeigen.
Plötzlich "MUSSTE" ich Schweinefleisch essen, als hinge mein Leben davon ab, obwohl er
strenger Moslem war.
Ich wollte es wissen. Wie es ist, Profil zu haben. (Selbst wenn es mir alles gar nicht SOOO wichtig war).

Doch eigentlich, und auch schon in der früheren Jugend, so ab 12 oder so, kam mich mir immer total
strukturlos und angepasst vor.
Viel Beobachtung der anderen, viel Reaktion darauf, wenig eigenes Profil.
Fühlte mich wie „Fähnchen im Wind" und Wind gleichzeitig, wo dagegen die anderen doch irgendwie
Profil und Präsenz zu haben schienen und gerade das Gruppenspiel bei denen viel interaktiver
war, wer ist aktiv, wer zieht Aufmerksamkeit auf sich, wer kommt an den Topf von Bewunderung
und Liebe. (so idealisiert, wie ich mir das damals vorstellte _ wer IST und GEWINNT, erhält diese reine
alles erlösende Liebe)

Also hab ich wegen dieser Unsichtbarkeit und dem Gefühl, nie irgendwohin zu kommen, wohl schon ein paar
- beliebige- Kriterien gesetzt, Hauptsache MEINS :D.
Um dann irgendwann auch diesen komischen Preis "Beziehungskonstrukt" zu bekommen, der
gar nicht so ideal war, wie gedacht. Diese Jagd nach "Liebe", wenn man nur was bestimmtes ist.
Manchmal denke ich, ich bin einem großen Missverständnis aufgesessen.

Wie wichtig ist die Individuierung? Wofür ist sie wichtig?
Vielleicht dazu, ein Vehikel zu haben um durch das Leben zu kommen?

Aber ist letztendlich dann doch nicht wieder alles beliebig?
Könnte ich nicht doch alles oder nichts oder was ganz anderes sein?

Oder ist Festigkeit und Verlässlichkeit hilfreich bei der Orientierung? Sonst wäre ja nur Tohuwabohu?
Säuglingsparadies? (oder auch -hölle, null Steuerung und Erkenntnis und eigene Handlungsfähigkeit):
Irgendwie existent aber keine Trennung zwischen Ich und Du und Welt und innerem Leben?

Gewachsene Strukturen:
Ich merke ja manchmal so den Wechsel von tiefesten Vorurteilen und Abscheu gegen jemanden, Verhärtung
pur; und dann kommt zwischendrin wieder mein alter Wesenszug durch von Weichheit und auch
in diese Position des anderen reinfließen können;
und es ganz verständlich und erweiternd und schön zu finden.
Durchlässiges Wabern.

Aber so ein ordentlicher bleibender Feind, das hat natürlich auch was. :teufel:

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Re: Der Einfluss Anderer

Beitragvon Ghostvoice » 7. September 2018, 10:52

schnuff hat geschrieben:Ich habe gestern über Körpersprache gelesen, dass wir alle ständig unbewusst winzige Signale aussenden (= und empfangen), teils sogar irgendwie "gemeinsam schwingen", was man nur auf Zeitlupenfilmen überhaupt wahrnehmen kann.
Das scheint ein wesentlich grösseres Ausmaß zu haben als man gemeinhin so annimmt und hat natürlich auch Einfluss darauf, ob einem jemand "grün" ist oder eben nicht.


Unsere non-verbalen Signale machen ja bekanntlich den größten Teil unserer Kommunikation aus. Wie sagt das erste Gesetz der Kommunikationslehre so schön:

„Man kann nicht nicht kommunizieren!“

Mithilfe von Worten können wir sehr genaue Sachverhalte übermitteln. Genauso wie Ideen und Ansichten.

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Tatsächlich ist der Umstand, ob wir jemanden sympathisch finden oder nicht kaum abhängig davon was der Mensch verbal äussert. Es sind immer die körpersprachlichen Elemente, die uns zu Menschen hinziehen oder uns abstossen. Grundsätzlich können wir nur einen kleinen Teil davon bewußt erfassen und erkennen, weshalb wir dieser Person so oder so gegenüber eingestellt sind. Mit genauerer Beobachtung und langer Reflektion gelingt es sogar, sich solche Dinge bewußter zu machen.
Und auch selbst Signale bewußt zu senden. Allerdings nicht durch nicht Trend-Techniken wie NLP. ;)
(ist das heutzutage eigentlich noch ‚In‘?)
Diese Tür war immer nur für dich bestimmt.Und nun werde ich sie schliessen.

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Re: Der Einfluss Anderer

Beitragvon Ghostvoice » 7. September 2018, 18:26

tiffi hat geschrieben:
Ghostvoice hat geschrieben:Aber warum haben wir uns denn gerade DIESE Vorurteile aufgebaut...? :rätseln:
Damit man was zum ablehnen hat und sich reiben kann und dann aus nem Forum fliegt :breites grinsen:
„Meinen Account könnt ihr haben... aber meine Seele werdet ihr NIE besitzen!“
(- "Damit können wir leben! Und jetzt raus mit dir!")
;)

tiffi hat geschrieben:Plötzlich "MUSSTE" ich Schweinefleisch essen, als hinge mein Leben davon ab, obwohl er strenger Moslem war.
Das liest sich schräg... aber vor allem, so wie du es schreibst recht witzig! War ein so ein „radikaler Toleranter“, der andere Kulturen respektieren wollte – egal ob das denen recht war oder nicht?

tiffi hat geschrieben:Doch eigentlich, und auch schon in der früheren Jugend, so ab 12 oder so, kam mich mir immer total strukturlos und angepasst vor.
Geht das in dieser Zeit nicht jedem so? :) Und ab wann würdest du sagen, hat sich bei dir ein Drang nach Individualität bemerkbar gemacht?
(Es interessiert mich deshalb, weil ich weiss, daß sich mit 15 die Grundlage für das, was ich später werden sollte endgültig festigte – in Bezug auf Individualität...)

tiffi hat geschrieben:(so idealisiert, wie ich mir das damals vorstellte _ wer IST und GEWINNT, erhält diese reine alles erlösende Liebe)
Die Schulzeit als Kindergarten des richtigen Lebens. Da sieht man tatsächlich gut, wie es später mal laufen wird und sollte sich gleich ausprobieren. Nur sagt einem das niemand...
Und diese Idealisierung war doch recht schön. Vor allem das absurde Bild der kosmischen Gerechtigkeit: „Wer Gutes tut...“ naja.

tiffi hat geschrieben:Diese Jagd nach "Liebe", wenn man nur was bestimmtes ist. Manchmal denke ich, ich bin einem großen Missverständnis aufgesessen.
Da fällt mir konkret die Frage ein: hast du heute eine realistischere Antwort darauf gefunden?


tiffi hat geschrieben:Wie wichtig ist die Individuierung? Wofür ist sie wichtig?
Vielleicht dazu, ein Vehikel zu haben um durch das Leben zu kommen?
Ich denke, viele kommen ohne sie ebenfalls nicht so schlecht durch.
Zudem fällt mir dabei „Das Leben des Brian“ ein. Die Szene, wo er am Fenster steht und zu ihnen spricht.
„Ihr braucht niemanden der euch anführt – ihr seid alle Individuen!“
Und die Masse antwortet unisono: „Ja! Wir sind alle Individuen!“
Bis einer ruft: „Ich nicht!“
:lachen: :lachen: :lachen:

tiffi hat geschrieben:Aber ist letztendlich dann doch nicht wieder alles beliebig?
Könnte ich nicht doch alles oder nichts oder was ganz anderes sein?

Oder ist Festigkeit und Verlässlichkeit hilfreich bei der Orientierung? Sonst wäre ja nur Tohuwabohu?
Das ewige Dilemma... unsere Grenzen, Regeln und Beschränkungen sind wie ein Anker, der es unserem Schiff erlaubt nur in einem beschränkten Bereich zu schippern. Aber könnten wir den Anker losmachen, stünde uns das Meer offen... aber würden wir das tatsächlich wollen?

tiffi hat geschrieben:und dann kommt zwischendrin wieder mein alter Wesenszug durch von Weichheit und auch in diese Position des anderen reinfließen können; und es ganz verständlich und erweiternd und schön zu finden.
Es ist meist ein bisschen eine Zeit der Naivität. Man weiss es zwar besser, aber man möchte etwas anderes glauben. Die Ernüchterung folgt meist eh recht schnell. Dennoch finde ich solche Phase hin und wieder recht gut.
Angst machen mir eher verbitterte Menschen, die dieses Gefühl so gar nicht kennen. Sie haben diesen Teil ihrer Welt zementiert und das sieht man ihren Gesichtern an. :(
Diese Tür war immer nur für dich bestimmt.Und nun werde ich sie schliessen.

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Re: Der Einfluss Anderer

Beitragvon tiffi » 8. September 2018, 11:39

Ghostvoice hat geschrieben:War ein so ein „radikaler Toleranter“, der andere Kulturen respektieren wollte – egal ob das denen recht war oder nicht?
War wer radikal tolerant? Ich vermute du meinst mich.
Zur Anpassung, um die es hier ging, gehören halt alle möglichen Gepflogenheiten, und eine davon ist die
kulturelle Einbindung; aber nichts was für mich einen herausgehobenen Stellenwert hat.
Bin weder extra pro noch extra kontra irgendwelche Kulturen. Mein Vater war ein einfacher Arbeiter,
SPD konservativ, aber offen für alle Menschen , Kollegen oder Reisende, es war immer was los
- und diese Offenheit "den ganzen Menschen so nehmen" finde ich auch heute noch gut.
Ghostvoice hat geschrieben:Und ab wann würdest du sagen, hat sich bei dir ein Drang nach Individualität bemerkbar gemacht?
So bewusst gar nicht.
Aber vielleicht hat auch nur mein Kopf das nicht erfasst und irgendwas unter dieser Nummer lief dann doch.
Z. B Rückzug und eigene Gedanken, nicht wohlfühlen mit bestimmten Schulfreundinnen,
den Eltern "Paroli" bieten, würde ja wahrscheinlich ohne Individualität nicht gehen?

Was waren für dich die Meilensteine des Individuellen?
Ghostvoice hat geschrieben:
tiffi hat geschrieben:Diese Jagd nach "Liebe", wenn man nur was bestimmtes ist. Manchmal denke ich, ich bin einem großen Missverständnis aufgesessen.
Da fällt mir konkret die Frage ein: hast du heute eine realistischere Antwort darauf gefunden?
Nicht in Form eines neuen Konzepts und allgemeingültigen Modells, denke ich.
Mehr über eigene Erfahrung und Pragmatismus und sich korrigieren während der Erfahrung, wenns denn Not
tut.
Ghostvoice hat geschrieben:Das ewige Dilemma... unsere Grenzen, Regeln und Beschränkungen sind wie ein Anker, der es unserem Schiff erlaubt nur in einem beschränkten Bereich zu schippern. Aber könnten wir den Anker losmachen, stünde uns das Meer offen... aber würden wir das tatsächlich wollen?
Die Buddhisten scheinen das zu wollen. Dass der Tropfen sich an seine "Essenz" erinnert, dass er ja eigentlich nicht
getrennt ist und die Tropfenform nicht in Stein gemeißelt, sondern der Tropfen selbst Meer ist.
Ob ich es will? Nicht durchgängig, wie es aussieht.
Manchmal machts ja auch Spaß ein flitzender Wassertropfen zu sein, der gegen den Strom schwimmt
und seine eigenen Brechungen und Spiegelungen hat.

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Re: Der Einfluss Anderer

Beitragvon Ghostvoice » 8. September 2018, 17:46

tiffi hat geschrieben:
Ghostvoice hat geschrieben:War ein so ein „radikaler Toleranter“, der andere Kulturen respektieren wollte – egal ob das denen recht war oder nicht?
War wer radikal tolerant? Ich vermute du meinst mich.
Ich hatte es so gelesen, daß dein Freund ein Moslem war, der von dir wollte, daß du Schweinefleisch ist – weil es für dich ja nicht verboten war. Deshalb der Gedanken des „radikalen Toleranten“...

tiffi hat geschrieben:Mein Vater war ein einfacher Arbeiter, SPD konservativ, aber offen für alle Menschen , Kollegen oder Reisende, es war immer was los - und diese Offenheit "den ganzen Menschen so nehmen" finde ich auch heute noch gut.
Ich habe einen ganz ähnlichen familiären Background. Beim Lesen deiner Zeilen wurde ich einen Moment in die frühen 80er zurückversetzt...
Ich denke, wenn man als Arbeiter damals Seite an Seite neben einem Migranten schuftet, sieht, daß sich der genauso quält wie man selbst, dann wird es schwer sein faschistische Gedanken zu entwicklen. Klar, wenn er Muslim ist, wird er am Freitag Abend nicht in die Kneipe auf ein Bier mitgehen. Aber jeder der sich dann lautstark über Ausländer äussert, der wird erstmal von den anderen zurechtgestutzt. Wenn man selbst gut und hart arbeitet, weiss man jeden zu schätzen, der genauso anpackt. Und solche Leute neigen weniger dazu andere runterzumachen, die ihren Teil leisten.
Wann ist uns das (gesellschaftlich) so dermaßen verloren gegangen...? :(

tiffi hat geschrieben:Was waren für dich die Meilensteine des Individuellen?

… puh...na gut
► Text zeigen


tiffi hat geschrieben:Die Buddhisten scheinen das zu wollen. Dass der Tropfen sich an seine "Essenz" erinnert, dass er ja eigentlich nicht getrennt ist und die Tropfenform nicht in Stein gemeißelt, sondern der Tropfen selbst Meer ist.
Ob ich es will? Nicht durchgängig, wie es aussieht.
Manchmal machts ja auch Spaß ein flitzender Wassertropfen zu sein, der gegen den Strom schwimmt
und seine eigenen Brechungen und Spiegelungen hat.
Ich habe mich niemals tiefer mit dem Buddhismus beschäftigt. An der Oberfläche – sprich, das was man von sog. Buddhisten hört – macht er keinen Sinn, da er schon in seiner Grundannahme dem menschlichen Sein widerspricht. Aber wie gesagt: das bezieht sich auf Äusserungen jener, die mit dem Buddhismus liebäugeln... zumindest solange bis das neue Iphone da ist. ;)

Die Person Buddha fiel mir hingegen durch zwei Dinge auf, die ich interessant fand:

1) er soll gesagt haben, daß er versteht, daß auch ein gläubiger Buddhist die 5(?) Grundregeln im täglichen Leben nicht immer unsetzten kann – aber er sollte sich bemühen ihnen zu folgen, so gut es geht!
Ein SEHR menschlicher Ansatz, vor allem im Vergleich zur jüdischen/christlichen Religion:
„Es gibt einen liebenden Gott und der hat euch 10 Gebote gegeben. Brecht ihr eines davon landet ihr in der Hölle, einem schrecklichen Ort, wo ihr bis ans Ende der Zeit Qualen leiden werdet! Aber: er LIEBT euch!“

2) Siddhartha soll ebenfalls gesagt haben: „Wenn dir Buddha auf dem Weg begegnet – so töte ihn!“ Der Ausspruch soll bedeuten, daß er sich gegen organisierte Religionen wandte. Du brauchst keine Priester, die dir erklären, was richtig und falsch ist. Und wenn sie trotzdem Anspruch drauf erheben – schaffe sie ab!

So wie ich die gewollte Lehre von Siddhartha verstehe, hat er keinen fixen Weg gepredigt. Vielmehr scheint er eine Richtung gezeigt zu haben, aber immer mit einem ausdrücklichen: und wenn du mal nicht genau dorthin gehst, ist es auch kein Drama! ;)
Diese Tür war immer nur für dich bestimmt.Und nun werde ich sie schliessen.

tiffi

Re: Der Einfluss Anderer

Beitragvon tiffi » 9. September 2018, 11:25

Huhu auch nochmal hier :winken:
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Ghostvoice hat geschrieben:Ich habe einen ganz ähnlichen familiären Background. Beim Lesen deiner Zeilen wurde ich einen Moment in die frühen 80er zurückversetzt...
Ich denke, wenn man als Arbeiter damals Seite an Seite neben einem Migranten schuftet, sieht, daß sich der genauso quält wie man selbst, dann wird es schwer sein faschistische Gedanken zu entwicklen. Klar, wenn er Muslim ist, wird er am Freitag Abend nicht in die Kneipe auf ein Bier mitgehen. Aber jeder der sich dann lautstark über Ausländer äussert, der wird erstmal von den anderen zurechtgestutzt. Wenn man selbst gut und hart arbeitet, weiss man jeden zu schätzen, der genauso anpackt. Und solche Leute neigen weniger dazu andere runterzumachen, die ihren Teil leisten.
Wann ist uns das (gesellschaftlich) so dermaßen verloren gegangen...?  
Hach ja, ich sehe manches von der alten Zeit, auch wenn selber kaum erlebt, als sehr romantisch,
mit einer unmittelbaren Verbundenheit und Bodenständigkeit, an.

Ich denke, dieses bodenständige miteinander arbeiten und nicht soviel rumschwafeln und politisieren,
Feindbilder aufbauen, das trifft es.
Muslime haben nachher auch eine Wohnung vom Elternhaus meines Vaters gemietet.
Sinti haben im Sommer schonmal kampiert und es wurde abends Musik gemacht und ist eine längere Freundschaft entstanden von Familie zu Familie.

Mein Vater hat auch noch als Jugendlicher den 2 WK erlebt.
Wenn ich so Bilder sehe mit seinen Brüdern,ich finde da wirkten die „Jungs“ so herzlich und bodenständig.
Hobbies waren „Kräheneier warm halten und sich eine Krähe zähmen“. :herz:

Aber obwohl die Zeit Ende der 30er / Anfang 40 er und das Umfeld noch nicht so hoch technisiert war,
der Mensch nicht so entfremdet und komfortabel eingerichtet, und die Menschen ggf. eher einfach waren,
weicht hier doch das Ideal " Es war alles harmonisch und lieb", denn gerade zu dieser Zeit
konnte sich Hitler ja etablieren.

Mein Vater sollte noch mit 16 eingezogen werden zu Ende des Kriegs, und er hat das weite gesucht,
also bei ihm scheint dieses Feindbild nicht angekommen zu sein und dass er dafür treudoof tätig sein muss.
Ich glaub, der hat sich vor schrecklichen Dingen auch noch gehörig erschreckt. War zwar kein Widerstands-
kämpfer, aber auch kein Mitläufer.
Sein älterer Bruder musste aber nach Russland, der ist auch da gefallen.

Diese Welt hat sich heute in Bezug Gesellschaft und Komfort so rapide gedreht.
Nur manchmal laufe ich hier noch durch ein sehr ländliches Dorf im Tal, da sind noch enge Gassen
und Männer sitzen abends einfach mal auf der Straße und es wirkt etwas natürlicher.
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Re: Der Einfluss Anderer

Beitragvon Ghostvoice » 9. September 2018, 22:38

tiffi hat geschrieben:z. B. bei den Geboten kann man statt "du sollst dies und das tun"; auch "du wirst" übersetzen;
Davon hatte ich bisher noch nicht gehört. Das klingt um einiges harmloser, allerdings stellt sich mir die Frage, inwiefern diese Gebote, die eigentlich eher Prophezeihungen sind, für eine harmomische Gesellschaft sorgen wollen, wenn sie keine Verbindlichkeit hatten.
Das Problem mit allen Geschichten, die zuerst ausschliesslich mündlich weitergegeben wurden, ist leider ja das „Stille Post“ Prinzip. Und selbst wenn man einen Text Wort für Wort übersetzt, kann man nur mutmaßen, welche konkrete Bedeutung es damals hatte... kein leichtes Thema.

tiffi hat geschrieben:„Hölle und Qual“ ist auch erst eine spätere Erfindung, die sich dann erst in einem der Konzilien die späteren Kirchenfürsten (die es gar nicht unbedingt geben sollte) ausgedacht haben.
Die hatten sich dabei in dem Gedankengut von Aristoteles bedient, konkret seinem Dualismus, nachdem die Welt in Gegensatzpaaren aufgeteilt ist. Als ich das erfuhr, begann ich diese Dualität in Frage zu stellen. ;)


tiffi hat geschrieben: Es gibt soviele Textvarianten im Urtext, wo ein anderer Sinn bei rauskommt und es nicht um Bestrafung durch Hölle geht. Aber es verkauft sich besser zur weltlichen Unterdrückung.
Ein Arbeitskollege erzähle mal lachend wie er zu jemandem sagte: „Ich hoffe du stirbst bald und kommt in den Himmel - damit ich sich nie wieder sehen muss!“ :)
Tja, das hat sich damit wohl erledigt...

Meine persönlich grösste Furcht ist ja, daß es DOCH ein Leben nach dem Tod gibt! Ich wäre komplett überfordert! Habe dafür nichtmal ansatzweise einen Plan!
Ich sehe mich selbst schon vor Gott, eine Zigarette nach der anderen rauchend, hektisch vor ihm auf- und ablaufend: „Das ist jetzt aber nicht dein Ernst, oder? Du verarscht mich doch! Wozu hab ich denn den ganzen Mist da unten mitgemacht? Damit ich wenigstens nachher Ruhe habe und du sagst mir, es geht bis in alle Ewigkeit weiter! Du hast doch nen Vollschaden! Das kannst du vergessen!“ :)

tiffi hat geschrieben:Wer gehorsam ist könnte ewiges Leben haben, wer nicht und sein Ding macht und das toll findet, ist ok, nur am Ende „weg vom Fenster“, halt als Konsequenz.
Auch dazu fällt mir konkret eine Geschichte ein. Sie soll veranschaulichen, wie ungezwungen Nomadenvölker mit ihrer Religion umgehen.
Ein Beduinenanführer wurde nach Gott gefragt und er antwortete: „Wenn wir sterben und in den Himmel kommen, werden wir Allah unsere Aufwartung machen. Wenn er sich als gastfreundlich erweist, werden wir bleiben. Wenn nicht, werden wir auf unsere Pferde steigen und weiterreiten.“
Anscheinend gibt es wohl immer noch eine Option... ;)

tiffi hat geschrieben:Siddharta, gehört der jetzt zu den Indern? (klar Kunstfigur, aber in Indien angesetzt, oder?)
Yepp. Stammte aus dem Norden Indiens der gute Mann. Begründer des Buddhismus und wieder mal daselbe Problem wie schon oben erwähnt: anfänglich wurden seine Lehren nicht niedergeschrieben, sondern mündlich verbreitet. Aber zumindest scheint sich da der Grundgedanke erhalten zu haben!

tiffi hat geschrieben:Da hab ich nur mal was von Krishnamurrti gelesen.
Auch so ein Witzbold- schreibt an die 20 Bücher, wird berühmt, hat seine Anhänger und Schulen,
um gegen Ende kurz vorm Abnippeln dann zu sagen „ihr braucht keine Bücher und Vorschriften“.
Ich kannte den Namen überhaupt nicht! Laut Wiki allerdings hat er immer geraten alles in Zweifel zu ziehen - sogar das, was er sagt! Das fand ich dann doch sehr beeindruckend!
Leider warten noch ca.6 Bücher darauf in den nächsten Jahren von mir gelesen zu werden, aber danach werde ich schauen, ob ich mal was von ihm kriege! Er klingt sehr interessant!
Diese Tür war immer nur für dich bestimmt.Und nun werde ich sie schliessen.

tiffi

Re: Der Einfluss Anderer

Beitragvon tiffi » 10. September 2018, 07:02

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Mein Verstand schaltet sich gerade ein und sagt, wir sind vom Thema etwas weg. :cool:

Vom Einfluss anderer, wer uns prägt, wie Interaktion rüberspringt, von Anpassungsfähigkeit hin zu Vorurteilen
und dann, das brach uns das Genick, zum Thema Individualismus und buddh. Ansätzen dazu und Religion....

Wieder zurück auf 0? :liebäugeln:
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Re: Der Einfluss Anderer

Beitragvon Ghostvoice » 10. September 2018, 07:14

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tiffi hat geschrieben:Mein Verstand schaltet sich gerade ein und sagt, wir sind vom Thema etwas weg. :cool:
...
Wieder zurück auf 0? :liebäugeln:
Das passiert schon mal häufiger hier und passt ja auch, wenn es interessant wird.

Aber ich würde mich schon freuen, hier von Anderen zu hören, ob es solche Personen gibt oder gab und auf welche Dinge sie in euch hervorriefen? (Abgesehen von Wut, Verzweiflung, Welthass und dem heilsamen Gedanken an einen globalen Genozid an der Spezies Mensch! dDese Dinge kann ja so gut wie jeder Neurotypische hervorrufen. :teufel: )
Diese Tür war immer nur für dich bestimmt.Und nun werde ich sie schliessen.


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