Re: Wohnlage
Verfasst: 23. Juni 2018, 22:39
Mir wird durch die Postings in diesem Thread wieder so deutlich bewusst, wie stark man vom Wohnumfeld - das ja das Privatleben, das wiederum eigentlich der Hort und Rückzugsort ist, großenteils ausmacht - abhängig ist in seinem Wohlbefinden. Und wie stark es buchstäblich "krank" machen kann, wenn da keine Rücksicht genommen wird.
Anekdote am Rande, ich zog vor gut 5 Jahren übergangsweise (Auszug beim Ex und auf Suche nach wieder eigener Wohnung) für drei Monate in ein möbliertes 10-qm-Zimmer bei einer älteren Dame (geschieden und daher gesellschaftssuchend; sehr verschrobene, aber interessante Person; hatte ihren selbstgezimmerten (!) Sarg schon in ihrem Schlafzimmer stehen; sehr aktiv), die im Haus insgesamt vier Zimmer zur Kurzzeitvermietung (ab einer Woche bis monatelang) eingerichtet hatte. Sie warb mit "sehr ruhig", in der Anzeige und dann auch im "Vorstellungsgespräch". So sah es zunächst auch aus, Kellerzimmer in EFH-Gegend, hell genug (Vollfenster) und "nur" an der Treppe zum Keller gelegen, wo Wäsche-/Werkzeugraum und Zweitküche für die Mieter. Dachte, so oft muss da niemand runter, wird sich nicht bemerkbar machen. Weit gefehlt.
Mietverhältnis in meiner Situation (suchte ja auch etwas Anschluss und hatte sehr ausgefallene Gespräche mit ihr, die mir heute noch nachwirken) schon sehr okay. Aber von Ruhe keine Spur : Sieben Tage die Woche treppte sie ab spätestens 8 und bis 21 Uhr eifrig und laut auf und ab, um Werkzeuge zu holen, nachzuholen, auszutauschen etc.; bohrte, hämmerte (flieste zu der Zeit ihr Bad selbst), staubsaugte und mähte im Garten vor meinem Fenster; Lärmpegel während des ganzen Tages.
Aber sie fand es "ruhig" , was ja von der Wohnumgebung her auch stimmte.
War manchmal anstrengend, aber im Ganzen eher lustig; und da sie selbst so getrieben war und die Mieter als Therapeutikum nutzte, konnte man es ihr gar nicht übel nehmen.
Nein, ernst gemeint: Diese Rasen-mit-der-Nagelschere-Schneider und Laub-vom-Nachbarn-Hasser wecken bei mir eher Mitleid. Die haben ganz andere Probleme, die sie mal bearbeiten sollten. MICH kratzen sie jedenfalls nicht und MIR haben sie auch nichts zu sagen.
Aber die Sonntage in diesen Siedlungen finde ich ganz schrecklich; Totenstille. Erzwungene Totenstille, Lähmung. Führt mich im Sonntagsdienst meine Tour im ambulanten Pflegedienst in solche Gegenden, bin ich heilfroh, da wieder wegzukommen.
@ Kalliope:
Ich wünsche Dir wirklich, dass Du da bald wegkommst! Klingt ganz schrecklich, zumal Alkis Vernunftargumenten ja nicht zugänglich. Drücke Dir die Daumen!
Ich persönlich stelle mit zunehmendem Alter fest, dass in extremen Stresssituationen mein Gehör einfach "dicht macht". Hatte ja vor 13 Jahren in kurzer Folge zwei Hörstürze mit vorübergehender Taubheit auf dem betroffenen Ohr; und die ist seither - und derzeit phasenweise besonders - "selbstaktivierend". Mir tut das sehr, sehr gut und ich nehme es dann jeweils als Warnsignal zur Kenntnis, kürzer zu treten.
Ich könnte ohnehin nichts daran ändern. Aber die Dankbarkeit für diese Zwangs-Offs überwiegt: Nicht hören Können bedeutet auch nicht hören Müssen.
Anekdote am Rande, ich zog vor gut 5 Jahren übergangsweise (Auszug beim Ex und auf Suche nach wieder eigener Wohnung) für drei Monate in ein möbliertes 10-qm-Zimmer bei einer älteren Dame (geschieden und daher gesellschaftssuchend; sehr verschrobene, aber interessante Person; hatte ihren selbstgezimmerten (!) Sarg schon in ihrem Schlafzimmer stehen; sehr aktiv), die im Haus insgesamt vier Zimmer zur Kurzzeitvermietung (ab einer Woche bis monatelang) eingerichtet hatte. Sie warb mit "sehr ruhig", in der Anzeige und dann auch im "Vorstellungsgespräch". So sah es zunächst auch aus, Kellerzimmer in EFH-Gegend, hell genug (Vollfenster) und "nur" an der Treppe zum Keller gelegen, wo Wäsche-/Werkzeugraum und Zweitküche für die Mieter. Dachte, so oft muss da niemand runter, wird sich nicht bemerkbar machen. Weit gefehlt.
Mietverhältnis in meiner Situation (suchte ja auch etwas Anschluss und hatte sehr ausgefallene Gespräche mit ihr, die mir heute noch nachwirken) schon sehr okay. Aber von Ruhe keine Spur : Sieben Tage die Woche treppte sie ab spätestens 8 und bis 21 Uhr eifrig und laut auf und ab, um Werkzeuge zu holen, nachzuholen, auszutauschen etc.; bohrte, hämmerte (flieste zu der Zeit ihr Bad selbst), staubsaugte und mähte im Garten vor meinem Fenster; Lärmpegel während des ganzen Tages.
Aber sie fand es "ruhig" , was ja von der Wohnumgebung her auch stimmte.
War manchmal anstrengend, aber im Ganzen eher lustig; und da sie selbst so getrieben war und die Mieter als Therapeutikum nutzte, konnte man es ihr gar nicht übel nehmen.
Über diesem Typus stehe ich ehrlich gesagt, gefühlt natürlich nur - aber meilenweit. Die können sich von meiner Souveränität noch was abschneiden.tiffi hat geschrieben:weil ich denke, ich müsste mein Sein
einer jede Hecke ist rechteckig geschnitten Rentner Denke anpassen und mich verstellen
und Angst haben, völlig missbilligt zu werden
Nein, ernst gemeint: Diese Rasen-mit-der-Nagelschere-Schneider und Laub-vom-Nachbarn-Hasser wecken bei mir eher Mitleid. Die haben ganz andere Probleme, die sie mal bearbeiten sollten. MICH kratzen sie jedenfalls nicht und MIR haben sie auch nichts zu sagen.
Danke, dass es noch jemandem so geht. Versteht fast niemand, vor allem das so-lange-"satt" (erfüllt, überfüllt im positiven, manchmal auch irritierenden Sinne)-Sein. (Wieder das Thema der langsamen Verarbeitung; des "daran Kauens".)Kalliope hat geschrieben:Das mit der Musik geht mir sehr ähnlich. Ich höre insgesamt extrem selten welche. Und wenn, dann phasenweise und dann sehr intensiv (nicht laut-intensiv, sondern zuhör-intensiv). Aber dann bin ich auch wieder lange, lange sehr satt davon.
Ja - merkwürdige Maßstäbe. Die Eltern meines Ex wohnten in einer EFH-Gegend (Typus wie die, in der ich auch aufgewachsen bin; hab seither - und der wurde mit dem Ex, der anfangs unserer Beziehung noch im DG der Eltern wohnte, wieder aktiviert - einen Horror vor der Verlogenheit und Forderndheit bei gleichzeitiger Bigotterie und Ignoranz in solchen Siedlungen). Die Nachbarn mähten und heimwerkten lautstark, die mangelhaft erzogenen Sprößlinge machten abends im (selbstredend von den Eltern bezahlten) Auto Furore, es wurde gefegt und gelaubbläsert auf Teufel komm raus - aber als dann die Überflugzeiten des nahe gelegenen Sport(!)flugplatzes bis 21 Uhr verlängert wurden, gab es dort eine Bürgerinitiative. Es fehlen völlig die Bezugsrahmen.Kalliope hat geschrieben:Aber meine Schwester, die in Landes-bester Wohnlage residiert, beschwert sich über die Privatflieger, die mit erheblichem Lärm (und mutmaßlich auch Abgas) über die Nobelgegenden unserer Republik flattern ("guck mal, da wohne ich"). Zudem scheint in diesen Gegenden dann auch die Ellenbogen-ich-komm-zuerst-Mentalität zum Tragen zu kommen.
Aber die Sonntage in diesen Siedlungen finde ich ganz schrecklich; Totenstille. Erzwungene Totenstille, Lähmung. Führt mich im Sonntagsdienst meine Tour im ambulanten Pflegedienst in solche Gegenden, bin ich heilfroh, da wieder wegzukommen.
@ Kalliope:
Ich wünsche Dir wirklich, dass Du da bald wegkommst! Klingt ganz schrecklich, zumal Alkis Vernunftargumenten ja nicht zugänglich. Drücke Dir die Daumen!
Ich persönlich stelle mit zunehmendem Alter fest, dass in extremen Stresssituationen mein Gehör einfach "dicht macht". Hatte ja vor 13 Jahren in kurzer Folge zwei Hörstürze mit vorübergehender Taubheit auf dem betroffenen Ohr; und die ist seither - und derzeit phasenweise besonders - "selbstaktivierend". Mir tut das sehr, sehr gut und ich nehme es dann jeweils als Warnsignal zur Kenntnis, kürzer zu treten.
Ich könnte ohnehin nichts daran ändern. Aber die Dankbarkeit für diese Zwangs-Offs überwiegt: Nicht hören Können bedeutet auch nicht hören Müssen.