Wollen Menschen belogen werden?

Ein Leben in (völliger) Isolation? Du bist sehr introvertiert, ängstlich-vermeidend oder gar schizoid? Wie gehst du damit um?
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foobar
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Wollen Menschen belogen werden?

Beitragvon foobar » 24. November 2017, 23:38

Gerade wurde mir mal wieder von einer Internetzbekanntschaft an den Kopf geworfen, das ich ihr zu negativ wäre und sie runtergezogen hätte. Eigentlich dachte ich, ich könnte etwas ehrlicher zu ihr sein und müsste nicht den gut gelaunten "foobar" spielen. Wenn es mir nicht gut geht, würde ich das schon auch sagen dürfen. Und ich schreibe ja nicht nur negatives. Aber manche scheinen in einer rosa Traumwelt leben zu wollen, in die ja kein Schatten fallen darf, weil sie sonst erkennen könnten, in was für einer Lüge sie leben.

Hat man denn nur die Wahl sich zu verstellen und den ewig gut gelaunten zu spielen und viele oberflächliche Bekanntschaften zu haben (und innerlich kaputt zu gehen und vorzeitig einen Abgang zu machen), oder einsam und alleine vor sich hin zu siechen?
Immer wenn du dich einsam, unwichtig und ungeliebt fühlst, denk daran: das Leben geht weiter - auch ohne dich! :lachen:

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Re: Wollen Menschen belogen werden?

Beitragvon Helen » 25. November 2017, 06:19

Ich denke schon,das die meisten Menschen , die Wahrheit nicht hören wollen. Jedesmal, wenn ich ehrlich war,wollte mein Gegenüber es nicht hören.

tiffi

Re: Wollen Menschen belogen werden?

Beitragvon tiffi » 25. November 2017, 11:00

ich vermute, dass manche Menschen mit bestimmten Seiten nicht gut umgehen können.
Es belastet sie irgendwie, aber sie können damit nicht umgehen
und stoßen es weg.

Das kann an "nur Bekannten" liegen, wo man nicht tiefer taucht,
aber auch bei meiner Schwester hab ich die Rückmeldung bekommen, ebenso
von ner Arbeitskollegin, wo wir über Jahre ein tiefere Verhältnis aufgebaut hatten,
und dann kam irgendwie "ist mir zu negativ, zu viel, will ich mich nicht mit
beschäftigen".

Ich vermute, dass viele Menschen entweder in ihrem Leben nur ganz intime Partner
haben für Austausch (Partner, Eltern), oder das auch in ihrem Leben nicht richtig
zulassen, weil sonst der Kurs ins Wanken gerät....also den Kurs oben halten, etwas
Ablenkung usw.

Als ich in der Klinik war, wurde mir von der Therapeutin gleich prophezeit, dass ich mit
meiner Geschichte + Schwere darin kaum einen draußen finden würde.

Meist sinds ja dann eher Leute die das selbst erlebt haben und damit umgehen,
und dann ist man oft wieder eher im Kreis Selbsthilfegruppe, Therapie, Foren eben,
anders ist das in unserer Gesellschaft schwierig, glaub ich.

Viele versuchen ihr Leben mit etwas mehr Leichtigkeit zu leben, und kann man
ihnen ja auch nicht verübeln, wenn sie sich nicht mit Trauma ect rumschlagen
müssen und keinen Grund haben innerlich.

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Re: Wollen Menschen belogen werden?

Beitragvon Chrome » 25. November 2017, 14:07

Also ich denke schon, dass jeder für den du wichtig bist, auch die Wahrheit von dir hören möchte, aber leider können viele damit dann nicht umgehen. Jeder hat irgendwelche Probleme, mit denen er zurechtkommen muss, da kann es eben irgendwann zuviel sein, wenn man den ganzen Tag noch die Probleme von Freunden,... zu hören bekommt. Versuch doch einfach auch dein Umfeld dran teilhaben zu lassen, wenn es dir mal richtig gut geht, auch wenn es dir schwer fällt. Bei vielen reicht das bereits.

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Re: Wollen Menschen belogen werden?

Beitragvon Kalliope » 25. November 2017, 22:26

Ja und nein.
Manche Menschen leben tatsächlich in einer (so nenne ich es bislang) rosa Wattebauschwelt. Und ja, die reagieren in der Regel extrem nervös oder mit Fluchtreflex, wenn da mal "echtes Leben" reinzudringen droht.
Andererseits ist es aber auch so, dass es durchaus Menschen gibt, die ihre Negativblase und Depressivität hingebungsvoll pflegen. (Und durchaus allergisch auf die "ewig gut Gelaunten" reagieren.)
Vielleicht passt die eine (Extrem-)Sorte mit der anderen nur einfach nicht zusammen. Jeder lebt in seinem Film.

Und das mit der "Wahrheit" ist ja immer so eine (ziemlich subjektive) Sache.
Belogen werden möchten Menschen immer gern dann, wenn etwas an ihrem positiven Selbstbild zu kratzen droht. "Positiv" im Sinne von dem Bild, was sie von sich selber gerne angucken und mit dem sie sich nach außen präsentieren - was ja durchaus auch in einer "Sonderrolle" und gern eingenommenen Außenseiterposition bestehen kann.

Kommt also nun wer daher und nagt an dem hingebungsvoll gepflegten Image als xyz, dann gerät was ins Wanken. Man muss sich unter Umständen den eigenen Schatten und Dämonen stellen.
Meist weiß ja jeder mind. im Unterbewussten recht gut, wie die subjektiv empfundenen oder sogar objektiven Schwachstellen und Kratzer der eigenen Persönlichkeit heißen. Nur mag selten jemand gern direkt drauf hingewiesen werden und schon gar nicht, wenn es einer Bloßstellung (z.B. vor anderen/Dritten) gleichkommt.
Ist also ein sensibles Thema und da heißt es, den rechten Augenblick abpassen. (Falls der je kommt.)
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Re: Wollen Menschen belogen werden?

Beitragvon Themis » 26. November 2017, 05:12

foobar hat geschrieben:... dass ich ihr zu negativ wäre und sie runtergezogen hätte
Peinlich, das auch noch selbstmitleidig dem Anderen vorzuwerfen - statt mal das eigene Weltbild zu überprüfen. Oder wenigstens zu lernen, unerwünschtes Negatives an sich abprallen zu lassen.

Das sind so Personen, bei denen immer die Anderen schuld sind. Brrrr.

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Re: Wollen Menschen belogen werden?

Beitragvon Indigocat » 26. November 2017, 08:54

Kalliope hat geschrieben:Andererseits ist es aber auch so, dass es durchaus Menschen gibt, die ihre Negativblase und Depressivität hingebungsvoll pflegen. (Und durchaus allergisch auf die "ewig gut Gelaunten" reagieren.)
Ja und unter denen gibt es welche, die gebetsmühlenartig ihre Negativität als alleinige Wahrheit anpreisen, was eine durchaus übergriffige und fremdverletzende Form annehmen kann. Da reagiere ich dann auch allergisch.
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Re: Wollen Menschen belogen werden?

Beitragvon Kalliope » 26. November 2017, 17:59

Tja, es gibt halt auf dem Gebiet der Persönlichkeitsbetrachtung ungefähr so viele Wahrheiten, wie es Menschen gibt.
So gesehen ist jede Aussage halt auch subjektiv. Was ja gerade für den Fall hier nichts ausmacht. Denn letztlich geht es eben um das subjektive Empfinden von hier zwei Personen über- und/oder zueinander.
Sie empfindet Foobar offenbar als "zu negativ" und er "zieht sie runter". Vielleicht ist sie starke Mitschwingerin.
Foobar wiederum ist aus seiner subjektiven Sicht einfach "ehrlich" und schmückt seine Aussagen nicht mit Blumengirlanden, um sie leichter verdaulich zu gestalten.
Vielleicht gibt es irgendwie einen Weg in der Mitte, so beiden an einer weiteren Interaktion liegt.
Oder es passt halt nicht, weil keiner von beiden aus seiner Haut kann.
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Re: Wollen Menschen belogen werden?

Beitragvon Schattentanz » 27. November 2017, 19:35

Offen gesagt hinterlässt der Thread mit seinem Titel und den pauschalisierten schwarz-weißen Schlussfolgerungen, die aus dem geschilderten Erlebnis gezogen werden, bei mir auch einen gewissen Eindruck.

Ansonsten könnte man auch einfach festhalten, dass sie keine geeignete Gesprächsperson für deine Probleme ist. Da müsstest du dir überlegen, ob du den Kontakt so wie er ist fortsetzen möchtest oder nicht.
Wer nie vom Weg abkommt, bleibt auf der Strecke.

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Re: Wollen Menschen belogen werden?

Beitragvon Indigocat » 28. November 2017, 06:49

Kalliope hat geschrieben:Was ja gerade für den Fall hier nichts ausmacht. Denn letztlich geht es eben um das subjektive Empfinden von hier zwei Personen über- und/oder zueinander.
Mal abgesehen vom aktuellen Fall soll es ja vom psychologischen Standpunkt her durchaus von Vorteil sein, eine leicht verzerrt positive Wahrnehmung beziehungsweise Einstellung zu haben. So auch erlebt im eigenen Umfeld: Eine Person, die sich alles schön denkt und auch mal Dinge übersieht, ist sehr erfolgreich, ihr werden viele rote Teppiche ausgerollt und die Herzen der Menschen, auch die des anderen Geschlechts, fliegen ihr nur so zu...
Andere Personen mit einer realistischen beziehungsweise negativen Einstellung gehen viel mühevoller durchs Leben. Ich führe z. B. ein Mauerblümchendasein, das zwar mittlerweile irgendwie funktioniert, aber weder meinen Wünschen noch meinen Fähigkeiten entspricht...
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