Weihnachten - allein oder in Gesellschaft?

Ein Leben in (völliger) Isolation? Du bist sehr introvertiert, ängstlich-vermeidend oder gar schizoid? Wie gehst du damit um?
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Re: Weihnachten - allein oder in Gesellschaft?

Beitragvon Nordstern » 6. September 2013, 17:31

Heute habe ich beim Einkaufen die ersten Lebkuchen gesehen. Meine Frau hat gleich eine Packung gekauft - sie mag Lebkuchen :) . Solange ich nicht jetzt im Sommer Lebkuchen essen muss, soll es mir recht sein. Nur fürs Protokoll: Außentemperatur 26 Grad.

Da denke ich natürlich gleich an die obligatorische Weihnachtsfeier mit der Familie am 1. Feiertag (16 Personen). Vielleicht werde ich die Veranstaltung dieses Jahr mal schwänzen... :verlegen:

LG
Nordstern.
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Re: Weihnachten - allein oder in Gesellschaft?

Beitragvon Bambusbär » 16. November 2014, 13:29

Mahlzeit!

Hab mal einen älteren Thread ausgebuddelt. Bild

Ich bin allein. Auch und besonders an Feiertagen. Mit meiner Ursprungsfamilie habe ich vor ca. 20 Jahren gebrochen - seit dem kein Kontakt mehr. Freundeskreis = 0.

So what? Ich bin's zufrieden. Ich genieße die Ruhe und tu' mir was Gutes. Leckeres Essen, kleines Geschenk, ausgiebig schlafen, etc.

Geburtstag, Weihnachten, Silvester und Co. sind für mich kein Problem. Ich vermisse nix. :begeistert:
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Re: Weihnachten - allein oder in Gesellschaft?

Beitragvon BlickwinkelFraktal » 16. November 2014, 16:15

Klingt ganz schön gemütlich Bambusbär. So mag ich Weihnachten auch am Liebsten.

Ich hab da aber immernoch Abgrenzungschwierigkeiten. Allein die Fragen meiner Familie, was wie wo Weihnachten machen mir :erschrocken: :zu halten: :verwirrt:

Die Kraft, die mich die Auseinandersetzung und das Erklären kostet, warum ich Weihnachten lieber nicht mit dem einen oder anderen Elternteil -oder Beiden nacheinander- verbringen möchte, wiegt mittlerweile fast schwerer, als die "Feierlichkeiten" augenzuckend auszusitzen und sich für die Wochen danach nichts vorzunehmen.

Entweder bin ich da zu sensibel oder meine Eltern sind jeder auf seine Art Meister des emotionalen Zwangs, der Gewissensaufladung..... "Dein kleiner Neffe, der Dich ja so liebt..... der braucht doch seinen Onkel...", "das vielleicht letzte Weihnachten mit beiden Großeltern", "...Ich hab die Gans schon gekauft", "bin sonst ganz allein" .......+..... es wird einfach vorausgesetzt.......... es ist zum Haareraufen............... Von zwei Seiten die Frage, wie "wir" es denn nun machen dieses Jahr. Als würde sich die Frage aus mir heraus überhaupt stellen.
In solchen suggestiven Zwängen verwoben fühle ich mich zur Groteske herausgefordert, als wolle man, dass ich mich nackt und mit essen geschminkt in Trance tanze, weil sich das so gehört.... und "weil es doch wiedermal so richtig schön war, alle zusammen, oder?"

......ich wohn in den Wolken, mein Weg ist ZU weit..... :stern:

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Re: Weihnachten - allein oder in Gesellschaft?

Beitragvon Bambusbär » 16. November 2014, 17:16

Kann ich gut nachvollziehen. Früher ging es mir ähnlich. Die Angst vor dem Ereignis war fast schlimmer, als das Ereignis selbst. Familie war ein Martyrium. Anderen Mitmenschen kann man leichter aus dem Weg gehen. :angst:
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Re: Weihnachten - allein oder in Gesellschaft?

Beitragvon BlickwinkelFraktal » 16. November 2014, 19:11

Ja anderen Menschen kann man wirklich leichter aus dem Weg gehen. Ich wünschte ihnen einfach ein paar Tage in meinem Kopf und sie könnten es endlich verstehen oder wenigstens respektieren. Ich habe sporadisch Kontakt zu meinem Vater und meiner Mutter, und zu meiner Schwester. Wir hören uns alleaar Monate telefonisch, und wir sehen uns jeweils ein bis zwei mal im Jahr. In allen Fällen weil ich damit zumeist ihren Bedürfnissen nach Familienwelt nachkomme. Das mach ich jetzt seit 13 Jahren so. Ja, etwa seit ich ausgezogen bin.

Ich stelle fest, dass ich meine Familienmitglieder schlichtweg nicht aushalten kann und auch sehr mit meiner Toleranz zu kämpfen habe. Wenn wir uns sehen hab ich das Gefühl, meine Grenzen würden permanent überschritten. Es fühlt sich auch den Anderen Gegenüber kafkaesk an, das das unkommuniziert bleibt und ich auf 380 laufe, um den Schein zu wahren. Diese Überforderung hat mir bei Festen im Familienkreis schon manch wackelnde Kaffeetasse eingebracht und auch die entsprechenden Blicke (der arme Junge wird doch kein junky geworden sei). In solchen Momenten drohen mir gefühltermaßen in jeder Sekunde die weichgekochten Spaghetti aus der Hosentasche zu fallen, worauf ich dann ausrutsche, meine schöne Maske an der Tischkante zerbricht und ich mich formidabel im Tischtuch verheddere und "Alles in Ordnung" rufend aus dem Fenster stolper.
Naja jedenfalls, in der eigenen dissoziativen Wolke gefangen am Tisch sitzen und sich wie Gollum auf geheimer Mission zu fühlen, damit man sich keine hahnebüchenden Vorwürfe anhören muss und es dann 10 Jahre später beim Betrachten von Photos heißt, man hätte hübsch zusammen am Tisch gesessen..., das kann es doch nicht sein eigentlich...

Tut mir leid Bambusbär, das hatte jetzt nur noch wenig mit Deinem Beitrag zu tun, hab ich mir hier ein bisschen was von der Seele geschrieben.... hat sich dann verselbstständigt.

Du schreibst Ursprungsfamilie... hält's Du Kontakt zu einer anderen, einer neuen Familie (wie z.B. die eigene oder die der Partnerin)? Also Du hast ja geschrieben, Du bist allein, das würde eher heißen nein.. Das Wort Ursprungsfamilie gefällt mir.

:glück:

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Re: Weihnachten - allein oder in Gesellschaft?

Beitragvon Bambusbär » 16. November 2014, 21:57

16. Nov 2014, 19:11 » BlickwinkelFraktal hat geschrieben:Tut mir leid Bambusbär, das hatte jetzt nur noch wenig mit Deinem Beitrag zu tun, hab ich mir hier ein bisschen was von der Seele geschrieben.... hat sich dann verselbstständigt.

Du schreibst Ursprungsfamilie... hält's Du Kontakt zu einer anderen, einer neuen Familie (wie z.B. die eigene oder die der Partnerin)? Also Du hast ja geschrieben, Du bist allein, das würde eher heißen nein.. Das Wort Ursprungsfamilie gefällt mir.


Kein Problem. :)

Als Neuling sehe ich das Forum auch als eine Möglichkeit an, die eigenen Gedanken durch Niederschreiben zu ordnen. - Mit dem angenehmen Gefühl, dass die Leser sich mit dem Verstehen vermutlich leichter tun als 99% der übrigen Gesellschaft. ;)

Den Begriff "Ursprungsfamilie" habe ich von meiner Therapeutin beim letzten Klinikaufenthalt gelernt. Gefällt mir auch. Einerseits ist es ein klares Unterscheidungsmerkmal zu möglichen aktuellen Beziehungen und zum Zweiten drücke ich damit auch aus, dass ich von diesen Menschen zwar abstamme, aber sie nicht mehr als "meine Familie" betrachte.
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tiffi

Re: Weihnachten - allein oder in Gesellschaft?

Beitragvon tiffi » 17. November 2014, 00:25

an Weihnachten fand ich eigentlich immer nur gut dass die Bäume draußen beleuchtet wurden. also Wochen vorher.
manchmal hat mich das als Kind geflasht.

Den ganzen Zirkus hab ich sonst noch nie verstanden.
Meine Familie war nicht religiös. Um die Sache/Inhalt gings also nicht.

Warum man sonst auf Krampf zusammensitzt, sich 3/4 der Familie besäuft/zu spät kommt,
sich ankeift, 1/4 meiner Familie (meine Schwester) meint, daraus ein besonders harmonisches Fest machen
zu müssen, wie toll das mit den Geschenken ist ect, brrrr.
aber es hat ja irgendwie doch auch bei mir Erwartungen und Enttäuschungen geweckt. dass es was schönes sein
soll und warums dann doch nix ist.

Weihnachten war so ungefähr die letzte Bastion vor den runden Geburtstagen die fielen im Kontakt zu meiner Familie.
Am Anfang bin ich noch hunderte Km in eine andere Richtung gefahren und hab dann irgendwo alleine verbracht.
später war das zu anstrengend und ich war nicht da weil ich nicht da war.

einerseits geisterte dann schon manches mal im Kopf rum "wie asozial, ausgeschlossen, schrecklich" ect.
aber ich konnte das mit mir rumgammeln und auch mal nur Cevapcici machen und mal spazieren gehen dann gut genießen.

seit drei Jahren leb ich mit meinem Freund zusammen der das ähnlich empfindet wie ich (bzw er ruft seine Familie vorher an, schickt ein Päckchen),
wir kamen ja mal kurz vor Weihnachten zusammen und da hab ich das gleich klargestellt (nicht feiern, keine Geschenke, nur einen netten ruhigen Tag und gut essen wie sonst auch - heute geht auch richtig kochen [:)] )
obwohl ich mal mehrere Jahre in einer freikirchlichen Gemeinde war, krieg ich zu dem Fest/Inhalt/Sinn keine Verbindung hin, was der einzige Grund wäre es ernst zu nehmen für mich.

Dass meine Familie mein Empfinden absolut nicht nachempfinden kann auch wenn ich vor denen schonmal offen zusammengebrochen bin zwischen Heul- und Schreikrampf/hysterischem Anfall, das ist leider nicht änderbar.
Dass es komisch rüberkommt und irgendwas verletzt/sie? ihre Norm, Erwartung? das ist wohl so.
leider hab/hatte ich mit meiner Familie kein inneres Verhältnis sondern ein normgebundenes.

und das produziert irgendwie bei mir immer extreme Spannungen.

@Blickwinkel Fraktal
ich glaub, ich kann deine Schilderungen sehr gut nachvollziehen.
klingt ja auch so als könntest du es im nachhinein auch etwas humorig sehen...

ich hatte noch Glück, dass meine Familie mir nicht soooo anhänglich hinterher ist.
das ein oder andere Schuldgefühl machen kam auch und das verurteilen "ist ja komisch"
und ein sehr dramatischer Unterton.
das appellieren und verfolgt werden stresst mich auch ungemein, da würde ich auch abwägen
was das kleinere Übel ist.
Bei mir sind die Bindungen da auch eher unausgesprochen. /das schlechte Gewissen/Schuldgefühl drinnen
und das Gefühl dass ihre Welt real ist und meine unreal, das war viele Jahre vorherrschend,
sodass der Selbstzweifel sehr groß war.
Dass man das überhaupt "darf" - eigen empfinden und eigene Entscheidungen treffen und mal aus
bekanntem vorgegebenem Gehege "hoppeln".

Grüße
tiffi

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Re: Weihnachten - allein oder in Gesellschaft?

Beitragvon Nachtgängerin » 17. November 2014, 02:32

Ich kann gut bestätigen, dass ich meine Familie gleichfalls nicht aushalte. Allein das Eingesperrtsein mit ihnen über Stunden in einem Raum, das gemeinsame Essen, beschenken und das Gerede kostet mich extreme Anstrengungen.

Gut, dass es diesen Thread gibt, der mich gerade daran erinnert, wie gut es ist, keinen Kontakt mehr zu haben.
Und dann wird die Dunkelheit zur Pforte.

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Re: Weihnachten - allein oder in Gesellschaft?

Beitragvon Maikäfer » 17. November 2014, 16:11

:Blümelein: alles auch so bei mir. :Ballon:
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Die Weisheit jagt mich, aber ich bin schneller
Mit einer Gruppe die sich selbst beschäftigen kann - komme ich zurecht!

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Re: Weihnachten - allein oder in Gesellschaft?

Beitragvon SunlessDawn » 2. Dezember 2014, 22:13

Normalerweise kann ich Familientreffen ganz gut ertragen, allen voran weil meine Familie sich benehmen kann und alles ziemlich langweilig vonstatten geht :D
Aber dieses Jahr graut es mir davor, weil mich die Depression, die sich seit letztem Jahr entwickelt hat , daran gehindert hat irgendwas zu erreichen. Außer der Erkenntnis SPS zu haben und das etwas ist was ich ganz sicher nicht mit meiner Familie besprechen möchte. Aber auch über die Depression möchte ich nicht sprechen, was es ziemlich schwer machen wird irgendwie die Feiertage durchzustehen, weil irgendwas wollen Verwandte ja hören. Studium ist auf null im Moment, damit werden sie sich zufrieden geben müssen. Naja, immerhin wirds besser als letztes Jahr wo ich es nicht mal auf die Reihe bekommen habe Geschenke zu kaufen...


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