"Ungeselliger Stil" von Oldham / Morris

Ein Leben in (völliger) Isolation? Du bist sehr introvertiert, ängstlich-vermeidend oder gar schizoid? Wie gehst du damit um?
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"Ungeselliger Stil" von Oldham / Morris

Beitragvon Headmatter » 7. Dezember 2015, 09:40

Der Psychiater John M. Oldham beschreibt verschiedene Persönlichkeitstypen und ihre jeweils milde und psychiatrisch auffällige Ausprägung.

In Kapitel 13 des Buchs "The New Personality Self-Portrait" beschreibt er "Solitary Style - The Loner" bzw. in der Übersetzung "Ungeselliger Stil - der Einzelgänger" den Charakter von Menschen mit schizoider Persönlichkeitsstruktur.

Ich zitiere aus der Übersetzung:

Ungesellige Menschen sind unabängig. [...] Ihr Wunsch nach Einsamkeit ist weder eine Reaktion noch ein Vermeiden. Sensible Menschen z.B. vermeiden andere oft, weil sie in deren Nähe nicht sie selbst sein können. Einige exzentrische Typen ziehen sich von der Gesellschaft zurück, weil sie sich den konventionellen Verhaltensregeln nicht anpassen können. Ungesellige Typen dagegen ziehen einfach ihre eigene Gesellschaft vor. Sie sind gern allein. Sie brauchen niemanden, um ihr Selbstwertgefühl aufzupäppeln oder sie vor der Langeweile zu retten. Sie fühlen sich keineswegs einsam. [...]

Kann mich darin gut wiederfinden. Finde den Kontakt zu anderen durchaus anregend, brauche das aber nur sporadisch & finde letzteres auch nicht pathologisch. Ist nur schwer, dass Nähesuchern verständlich zu machen.
"T. H. White always took great pains to be gentle precisely because he wanted to be cruel."

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Re: "Ungeselliger Stil" von Oldham / Morris

Beitragvon hinterdemmond » 7. Dezember 2015, 13:49

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Re: "Ungeselliger Stil" von Oldham / Morris

Beitragvon cerebrum » 9. Dezember 2015, 03:51

Gesellige Menschen sind abhängig. [...] Ihr Wunsch nach Gemeinsamkeit ist kein Resultat aus Anpassung oder gesellschaftlichem Zwang. Gesellige Typen ziehen die Gesellschaft anderer vor. Sie sind nicht gern allein. Sie brauchen jemanden, um ihr Selbstwertgefühl aufzupäppeln oder sie vor Langeweile zu retten. Sie fühlen sich ohne andere Menschen schnell einsam. [...]

Nun DAS klingt nach einer schweren Störung! Ein Glück bin ich gesund und leide nicht unter Geselligkeit.
Was ist wohl die Ätiologie dieser schweren Persönlichkeitsstörung? Vermutlich ist bei diesen Menschen in der Kindheit viel schief gelaufen...
The world's smartest man poses no more of a threat to me than does its smartest termite.

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Re: "Ungeselliger Stil" von Oldham / Morris

Beitragvon tiffi » 9. Dezember 2015, 06:19

Geselligkeit ist irgendwie ja immer mit Quatschen verbunden, mit Rollenspiel und agieren....
Geselligkeit geht wohl kaum ohne Projektionen....


Gemeinschaft und Bindung ist irgendwie was anderes für mich als Geselligkeit.
Ersteres zum ablenken, Zeitvertreib oder Narrsein....ab und an ok oder notwendig wenn man sich
eh irgendwo aufhalten muss (aber mit stillen Zwischenzeiten wenn möglich da es end-anstrengend ist für
mich und es sich für mich "krank" anfühlt so zu agieren)

Gemeinschaft und Bindung gehört nie auf den Arbeitsplatz....und selten in den Bekannten/Hobbykreis...
ein rares Gut...

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Re: "Ungeselliger Stil" von Oldham / Morris

Beitragvon Ambivalenz » 9. Dezember 2015, 10:07

Headmatter hat geschrieben:Ungesellige Menschen sind unabängig. [...] Ihr Wunsch nach Einsamkeit ist weder eine Reaktion noch ein Vermeiden. Sensible Menschen z.B. vermeiden andere oft, weil sie in deren Nähe nicht sie selbst sein können. Einige exzentrische Typen ziehen sich von der Gesellschaft zurück, weil sie sich den konventionellen Verhaltensregeln nicht anpassen können. Ungesellige Typen dagegen ziehen einfach ihre eigene Gesellschaft vor. Sie sind gern allein. Sie brauchen niemanden, um ihr Selbstwertgefühl aufzupäppeln oder sie vor der Langeweile zu retten. Sie fühlen sich keineswegs einsam. [...]

Hm. Auf mich trifft alles dreies zu.
Dann bin ich wohl sensibel, exzentrisch und ungesellig.
:glück:
Wer leuchten will, der flieht das Licht...
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Re: "Ungeselliger Stil" von Oldham / Morris

Beitragvon Headmatter » 9. Dezember 2015, 10:12

Sagen wir's mal schlichter: Viele, wenn nicht die meisten Menschen haben gerne andere Menschen um sich.

Pathologisch wird's wohl erst, wenn man andere Menschen DAUERND um sich haben MUSS, um sich wohl zu fühlen.

Solche Zeitgenossen kenne ich auch. Können das Alleinsein schlicht nicht aushalten. Höchst eigenartig.
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Re: "Ungeselliger Stil" von Oldham / Morris

Beitragvon hinterdemmond » 9. Dezember 2015, 12:59

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Re: "Ungeselliger Stil" von Oldham / Morris

Beitragvon Geextah » 16. Dezember 2015, 08:43

@hinterdemmond: Das ist ja grausig und damit meine ich nicht nur die Alkoholfahne. Ich wüsste gar nicht wohin mit mir. Alleine der Gedanke bereitet mir schon unbehagen...
"Erfindungen bedürfen der ungestörten Ruhe, des stillen, beständigen Nachdenkens und eifrigen Erprobens, und all dies gibt nur die Einsamkeit, nicht die Gesellschaft der Menschen."
- Gerolamo Cardano -

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Re: "Ungeselliger Stil" von Oldham / Morris

Beitragvon Nichts » 20. März 2016, 12:45

9. Dez 2015, 10:12 » Headmatter hat geschrieben:

Pathologisch wird's wohl erst, wenn man andere Menschen DAUERND um sich haben MUSS, um sich wohl zu fühlen.

Solche Zeitgenossen kenne ich auch. Können das Alleinsein schlicht nicht aushalten. Höchst eigenartig.
diese menschen sind so gruslig. Sobald ich merke dass, jemand fremdes so drauf ist, direkt großen bogen

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Re: "Ungeselliger Stil" von Oldham / Morris

Beitragvon Sempiternal » 27. Mai 2016, 20:00

9. Dez 2015, 04:51 » cerebrum hat geschrieben:Gesellige Menschen sind abhängig. [...] Ihr Wunsch nach Gemeinsamkeit ist kein Resultat aus Anpassung oder gesellschaftlichem Zwang. Gesellige Typen ziehen die Gesellschaft anderer vor. Sie sind nicht gern allein. Sie brauchen jemanden, um ihr Selbstwertgefühl aufzupäppeln oder sie vor Langeweile zu retten. Sie fühlen sich ohne andere Menschen schnell einsam. [...]

Nun DAS klingt nach einer schweren Störung! Ein Glück bin ich gesund und leide nicht unter Geselligkeit.
Was ist wohl die Ätiologie dieser schweren Persönlichkeitsstörung? Vermutlich ist bei diesen Menschen in der Kindheit viel schief gelaufen...


Super Post!

Genauso sehe ich das auch. Es ist klar, dass "die Gesellschaft" so etwas wie SPS auch nicht gerne akzeptiert, da es für sie ja erhebliche Nachteile hat. Darum tue ich mich auch so schwer damit, SPS als "Störung" anzusehen. Natürlich muss es für die Gesellschaft als Störung klassifiziert werden. In einem anderen Kontext, z.B. als daoistischer Schüler oder in einem Zen Kloster hätte der SPSler die besten Voraussetzungen und Fähigkeiten, die Praxis zu meistern.


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