Loyalität?

Ein Leben in (völliger) Isolation? Du bist sehr introvertiert, ängstlich-vermeidend oder gar schizoid? Wie gehst du damit um?
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cerebrum
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Loyalität?

Beitragvon cerebrum » 2. November 2014, 20:50

Ich wollte mal fragen ob andere auch die Erfahrung gemacht haben, dass sich dieses Misstrauen gegenüber allen anderen Menschen eigentlich am Ende immer bestätigt? Gibt es sowas wie uneingeschränkte Loyalität?
Ich selbst hatte mich total von allen Menschen zurückgezogen als die Schule zuende war. Denn in der Schule wurde ich über Jahre massiv, extrem gemobbt. Jeder Schultag war die absolute Hölle und ich musste teilweise sogar ernsthaft um mein Leben und meine Gesundheit fürchten (mehrfach mit Verletzungen im Krankenhaus etc..).
Daher zog ich mich danach überglücklich von allen zurück.
Ich hatte einfach die Erfahrung gemacht wirklich _keinem_ vertrauen zu können. Nicht nur wegen des Mobbings, auch sonst erwies sich nie jemand als vertrauenswürdig.
Nach 2-3 Jahren war das Glück langsam zuende und Einsamkeit setzte ein.
Ich denke viele mit SPS kennen das. Man zieht sich in die einsame Burg zurück. Und anfangs ist das Innere der Burg noch schön und interessant. Aber mit der Zeit wird die Innenwelt einfach zu wenig von äußerer Stimulanz am Leben gehalten und es wird dunkel und sehr sehr einsam.
OK. Dann machte ich einen letzten Versuch. Ich lernte eine Person kennen und sie schien vertrauenwürdig. Ich war skeptisch. Musterte diese Person von allen Seiten. Und erst als es mir wirklich sicher war diese Person hat ein gutes, goldenes Herz sozusagen, da erst lies ich mich drauf ein. Diese besagte Person überzeugte mich davon, dass es sich lohnt doch mal wieder zu vertrauen.
OK. 3 Jahre später: Mir ging es eine Zeit lang gesundheitlich schlecht. Besagte Person meldete sich nicht wieder. Dann nochmal kurz und dann nie wieder. Völliger Kontaktabbruch. Besagte Person lies mich völlig und gänzlich im Stich als es mir schlecht ging. Einfach so. Alle vorherigen Bekundungen von "ewiger" Zuneigung erwiesen sich als blanke Lüge.
Und jetzt bin ich wieder überzeugt, dass ich a) null Menschenkenntnis besitze und b) _definitiv_ niemals mehr jemandem vertrauen werde.
Habt ihr ähnliche Erfahrungen gemacht?
The world's smartest man poses no more of a threat to me than does its smartest termite.

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Re: Loyalität?

Beitragvon Ceytlin » 3. November 2014, 23:59

Ich habe diese Erfahrung mehrfach gemacht, aber dennoch derzeit einen sehr loyalen Freund, allerdings beschränkt sich der Kontakt aufs Schreiben, dennoch sind wir füreinander da. Wir haben beide, wenn wir uns erstmal geöffnet haben starke Verlassensängste und haben uns anfangs sehr oft in die Haare bekommen, jetzt auch noch manchmal, meist weil da halt doch noch etwas Misstrauen ist und man irgendwie so ein komisches Gefühl hat, dass irgendwas nicht stimmt, obwohl da nichts ist. Das wird aber viel seltener, weil wir beide daran arbeiten, anzusprechen, wenn etwas nicht stimmt. Er schreibt manchmal, dass ich mich weit weg anfühle, dann weiß ich das, kann drauf achten und es erklären, umgekehrt sage ich offen: Ich hab grad das Gefühl du magst mich nicht mehr in letzter Zeit. Es kommt immer noch auf beiden Seiten vor, dass man irgendwie gereizt ist und wir selber gar nicht so recht wissen warum wir auf eine Bemerkung gerade so abgehen, ist auf beiden Seiten manchmal so, aber zu lernen zu erkennen, was da gerade nicht stimmt und das offen auszusprechen ist eben ein Prozess. Was aber eine Zeit lang, als es uns beiden nicht gut ging eher die Regel war, ist inzwischen zu einer echt seltenen Ausnahme geworden, wir streiten fast nie, und wenn, dann fliegen da erstmal verbal die Fetzen, aber danach versichert man sich auch gegenseitig, dass alles wieder in Ordnung ist und man sich immer noch lieb hat. Und wir haben einander fest versprochen, dass wir einander nicht fallen lassen und sind wirklich füreinander da, wenn etwas nicht stimmt.

Ob das allerdings mit mehr Nähe möglich wäre, weiß ich nicht, der nur schriftliche Kontakt ist zwar einerseits sehr persönlich, andererseits ist da ja aber alleine schon die räumliche Distanz. Für mich ist es aber eine sehr angenehme Form, Kontakt zu halten. Bislang hält die Freundschaft drei Jahre und hat schon mehrere Krisen überstanden, darüber bin ich sehr glücklich.

Das geht aber denke ich auch nur, weil wir eben auch über unsere Probleme im Zwischenmenschlichen offen miteinander gesprochen haben und wir beide um unsere Defizite wissen. Ich glaube mit jemandem, der diese Probleme nicht kennt wäre es schwieriger, da er manches nicht verstehen könnte.

Ich wünsche dir auf jeden Fall, dass du wen findest, dem du trauen kannst und der dich nicht fallen lässt wenn es schwierig wird.

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Re: Loyalität?

Beitragvon SunlessDawn » 5. November 2014, 18:22

Vielleicht sollte man bei dem Schritt auch hinterfragen ob und in welchem Maße uneingeschränkte Loyalität wichtig ist. Mir persönlich ist sie es nicht, da ich kein Bedürfniss nach Loyalität verspüre und sie auch von niemandem einfordere. Vielleicht liegts daran so auch nicht enttäuscht werden zu können aber ich glaube bei mir liegt es eher daran, dass ich selbst derjenige bin der seine Freunde oft enttäuscht (zumindest habe ich das Gefühl, das ist etwas was noch nie angesprochen wurde)und ich deswegen anders damit umgehe.
Mir fällt es z.B. sehr schwer Kontakte aufrecht zu erhalten und deswegen lasse ich sie oft lieber einschlafen. Das hat aber NIE mit dem Gegenüber zu tun, nur mit meiner Unfähigkeit. Aber ich könnte auch gar nicht sagen wie ich reagieren würde wenn tatsächlich mal jemand meine Loyalität einfordern würde. So einen Fall wie deinen hatte ich noch nie, dass sich jemand in Notzeiten direkt an mich gewand hätte. Von meinem besten Freund (den ich als meinen besten Freund betrachte) habe ich zum Beispiel erst ein halbes Jahr später erfahren das sein Vater gestorben ist. Ich wusste nicht wie ich mich in der Situation verhalten sollte, weil ich irgendwie das Gefühl hatte der Moment zu sagen dass man für ihn da ist war schon lange vorbei. Vielleicht hätte er es sich trotzdem gewünscht? Keine Ahnung. Für mich kann Loyalität viel zu unterschiedlich interpretiert werden als dass ich sie für mich von jemandem einfordern könnte. Enttäuscht werden kann ich in der Richtung wohl eher schwer. Wenns doch mal passiert meld ich mich

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Re: Loyalität?

Beitragvon Ashmedai » 11. November 2014, 04:55

Ich habe einen extrem ausgepraegten gerechtigkeitssinn und kann deswegen nur hundertprozentig loyal sein oder nicht. Da kann es mir noch so beschissen gehen, wenn es jemand anderem schlecht geht den ich mag, dann bin ich sofort fuer ihn und probiere nach meinen moeglichkeiten eine hilfe zu sein.

Es gibt meiner erfahrung nach nur sehr wenige menschen die wirklich loyal sind. Loyalität entsteht bei den meisten sicherlich aus dem kosten - nutzen faktor, wie auch einige erfahrungen von euch zeigen. Ich selber verkehre mit wenigen menschen, unter anderem auch aus diesem grund, doch trotzdem habe ich 2 - 3 stueck die mir näher stehen.
Leider bin ich nur bei einer von hundertprozentiger loyalität ueberzeugt. Bei den anderen "dulde" ich quasi das es nicht ganz auf dem level ist wie ich es mir wuensche. Entsprechend habe ich mich da aber auch angepaßt und stehe diesen personen nicht mehr in dem umfang zur verfuegung wie sie es gerne haetten. Natuerlich auch nicht besonders schoen, doch man muss sich einfach klar machen das die meisten ueber so eine sache wie loyalitaet ueberhaupt nicht nachdenken. Die handeln einfach so wie sie sich fuehlen und reflektieren ihr verhalten im nachhinein nicht. Wenn sie selber ein problem haben schreien sie nach aufmerksamkeit, wenn man aber etwas von ihnen moechte sind sie schon nach einer minute abgelenkt und wirken desinteressiert.

Auch gesagt werden sollte vielleicht das die meisten einen guten kontakt gar nicht in dem ausmaß zu schaetzen wissen wie es z.b der thread ersteller tut. Die meisten sind es gewohnt zwölfdrilliarden leute in ihrer facebook freundesliste zu haben, da findet sich immer irgendwer zum volllabern. Da wird weder wert auf ein harmonisches miteinander noch loyalität gelegt. Das meiste laeuft zu 95% oberflaechlich ab und keiner verschwendet auch nur 2 gedanken daran was man fuer einen brei fabriziert. Wenn da mal einer weg faellt, latte, es gibt ja noch genug andere leute die man "kennt".

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Re: Loyalität?

Beitragvon tournesol » 11. November 2014, 15:17

Hy Ihr Lieben :winken:

Ich stölpere bei diesem Thread als Erstes " uber die Definition von LOYALITÄT " ???
Habe den Eindruck ,dass hier damit gkeichzeitig FREUDSCHAFT und/ oder GEGENSEITIGES FÜR EINANDER TUN vorausgesetzt und verknüpft wird ;)

M.E. bdeutet LOYALITÄT jedoch " nur", dass man in der Lage ist, den anderen ---in und mit seinem SEIN , DENKEN und FÜHLEN zu achten und zu respektieren ( auch wenn das eigene Sein dazu konträir ist )
Was m.E. nur möglich ist, wenn der andere mir auf gleiche Weise entgegen kommt.
( Denn ,wenn der mich angreift, werde ich mich wehren ....)

Gesetzt den Fall Menschen begegnen sich SO (loyal zueinander ) , so dedeutet dies keinesfalls, dass sie " deswegen" schon Freunde sein müssten , oder für DAS des ANDEREN einstehen müßten . Sondern lediglich ,dass sie den anderen " SICH SEIN LASSEN" wollen und können ! Ihm also nicht FEIND SIND !
Nicht Feind sein bedeutet m.E. allerdings nicht automatisch FREUND ;)

Asbmedai :) Du sprichst dies m.E. nach sehr gut " mit GERECHTIGKEITSSINN" an :Sonne:
Und FB-Freunde sind m.E. auch nicht "als Freunde" im wahren Sinne zu betrachten. ( Obwohl sicher einige davon auch :lachen: wahre Freunde sein können. Doch dies ist unabhängig davon, ob man mit denen bei FB freund ist, oder nicht,finde ich )
Meine FB-Freunde ( ich hab da auch sehr Viele ;) ....) bestehen zum überwiegenden Tei aus Menschen, die Interessen und Themen bearbeiten, wie ich ----Und in diesen Themen "...an einem ähnlichen Strang ziehen" und ab und an diesbezl. posten, wie ich auch. Der Austausch ist daher -BEIDSEITIG-fruchtbar und erfreulich ( im FB-Rahmen ;) ) Es verhält sich m.E. ---FB-Freund zu FREUND-------- Wie hübsch zu SCHÖN !!!

Ein ECHTER, WAHRER FREUND erfüllt m.E. Loyalität und gemeinsame Interessen, sondern es bedarf dazu noch gegenseitige SYMPATHIE , Offenheit und vor allem VERTRAUEN zu dem FREUND als GANZES :Sonne: :herz:
Dieses ist etwas sehr Seltenes !-----Diamanten , schwer und selten zu finden ;)

Der Threadsteller hat hier m.E. sehr seiner Vorstellung nach wehrtend und daran folgernd gemischt :high:
Z.B. ein Freund müsse , wenn es einem schlecht geht "eingreifend da sein...!" (".... sonst wär es kein Freund und man hätte ihm nicht vertrauen sollen" )
Ein Freund tut, was er kann und soll und darf tun und SEIN , WAS ER IST !!! ( Dies macht Menschen aus, die ich als meine Freunde empfinde !) Sie sind nicht "meine Dienstleister und ich nicht der Ihre !!!"
Ebensowenig sind sie dazu da " mir meine Probleme abzunehmen, oder mich von meinen Problemen abzulenken!"
Dieses einzufordern zu wollen ( dazu noch ohn dass ich dem " Freund" sage, was ich von ihm erwarte ---sondern zu fordern , dass er dies erahnt....und tut ) ist m.E. eine Zumutung!
Und einem "Freund", der mich so einer Zumutung unterziehen würde, ---dem würde ich ferner MISSTRAUEN ( bzw, wäre er die längste Zeit mein Freund gewesen )
Denn spätestens an diesem Punkt, hätte ich beberkt, dass ICH DIESEM MENSCHEN NIE FREUND WAR :(
----da ich ihn nämlich gar nicht " als der Mensch in GÄNZE " gemeint habe, der er IST---- sondern nur meine Wünsche von ihm gefordert und erfüllt haben wollte ( die mit ihm nichts zu tun haben ! )

Lieber Gruß Tournesol

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Re: Loyalität?

Beitragvon Ceytlin » 12. November 2014, 01:06

Den anderen sein lassen wie er ist, würde ich nicht mit Loyalität gleichsetzen, für mich ist das Akzeptanz als Person mit allen Facetten, aber das ist nicht dasselbe wie Loyalität. Allerdings ist auch Freundschaft zwingend das gleiche, auch wenn ein guter Freund durchaus loyal sein sollte. Man kann sich aber ja nicht nur Freunden gegenüber loyal verhalten.

Loyalität geht für mich zumindest einen Schritt über das einfach nur sein lassen wie man ist hinaus, es bedeutet, auch zu demjenigen zu stehen, sich nicht auf einmal gegen das Gegenüber zu stellen oder ihm in den Rücken zu fallen oder ihn einfach fallen zu lassen. Daher denke ich, dass man jemanden durchaus akzeptieren kann, ohne ihm gegenüber loyal zu sein, da ich auch ein neutrales Verhältnis zu dieser Person haben kann - ich stell mich weder gegen sie noch hinter sie, ich lasse sie halt machen. Loyalität hat aber bereits etwas mit einer gewissen Verbundenheit zu tun und bedeutet zumindest, dem anderen nicht den Rücken zu kehren, wenn mal ein Konflikt ensteht. Gleichgültige Akzeptanz ist meines Erachtens möglich, nicht aber gleichgültige Loyalität, da der Begriff immer irgendeine Form von Bindung impliziert, sei es nun eine emotionale wie bei Freunden oder aber eine aus einer Pflicht entstehende wie die gegenüber dem Arbeitgeber, dem gegenüber eine vertragliche Bindung besteht.

Aber der Aussage, dass Loyalität nicht zwingend Freundschaft bedeutet, stimme ich wie gesagt zu. Nicht Feind sein und einfach sein lassen ist für mich aber noch keine Loyalität.

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Re: Loyalität?

Beitragvon BlickwinkelFraktal » 12. November 2014, 09:04

Laut Duden gelten in der deutschen Sprache nach derzeitiger Lehrmeinung folgende Begriffe als Synonym für Loyalität:

Anstand, Aufrichtigkeit, Ehrlichkeit, Fairness, Geradheit, Geradlinigkeit, Integrität, Lauterkeit, Rechtschaffenheit, Redlichkeit, Unbescholtenheit, Unbestechlichkeit, Vertrauenswürdigkeit, Wahrhaftigkeit, Zuverlässigkeit.

Hiern noch ein paar Definitionen von "Loyalität" aus verschiedenen Enzyklopedien:

[url]http://www.enzyklo.de/Begriff/loyalität[/url]

Dazu kommen dann noch all die individuellen Definitionen, die Bedeutungen die Tatsächlich auf der Straße, im Job, in der Familie oder in einem Forum artikuliert und diskutiert werden. Für ein Wort von derartig starker, subtil-manipulierender und suggestiver Kraft sind das ganz schön viele mögliche Bedeutungen....

...es lebe die Sprache! :verwirrt: Ich habe mich gerade entschieden, dass ich ohne den Begriff "Loyalität" in weniger Verwirrung lebe. Diesem Wort haften derart unterschiedliche Bedeutungen, Bilder, Erwartungen.... ein ganzer komplex aus theoretischen Konstruktionen an, die schon im Einzelnen recht missverständlich sind. Da dieses Wort also nicht annähernd abgleichbar ist, frage ich mich wozu ich es überhaupt brauche. Vielleicht ist es gesünder, lieber in Einzelfällen zu sprechen und zu erläutern, anstatt in der Verwendung eines solchen Überbegriffs eine sprachliche Erleichterung zu suchen, aber das Gegenteil zu finden. .......das aus meinem Munde. :verlegen:

Ähnliche Schwierigkeiten hab ich mit vergleichbar moralisch herausfordernden und komplexen Begriffe wie zB. "Solidarität", "Verantwortung", "Tugend", "Generationenvertrag", "Treue" ..... Begriffe bei denen selbst nach einem Abgleich mit dem Kommunikationspartner, ein ggf. schwerwiegender Rest Missverständlichkeit, mindestens aber ein paar Fragezeichen übrigbleiben. Diese Worte haben für mich irgendwie den Charakter von übernommener, aber ungeprüfter sozialer Positionen und Erwartung. Das macht mir die gleiche Gänsehaut wie wenn man irgendwo zusammen im Chor singt..... klingt insgesamt schön, macht aber den Inhalt eines Liedes hinfällig, weil die individuell ausgeprägte Identifikation des Sängers/des Schreibers mit ihm übergangen werden muss, um den hypnotischen und vermeintlichen Gleichklang des gemeinsamen Gesanges/des Wortes zu ermöglichen.

Ich glaub ich kann gut ohne dieses Wort leben, soll aber nicht heißen, dass ich die Diskussion darum nicht schätze, (oder etwas dagegen hab, wenn jemand in einem Chor singt). Der thread hat mich schließlich auch zum Nachdenken angeregt.

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Re: Loyalität?

Beitragvon tournesol » 12. November 2014, 12:48

:peace: :peace: :peace: :herz: :Sonne: lieber Blickwinkelfraktal !!!
Da bin ich ganz bei...... :)

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Re: Loyalität?

Beitragvon Ambivalenz » 13. November 2014, 10:19

BlickwinkelFraktal hat geschrieben:Laut Duden gelten in der deutschen Sprache nach derzeitiger Lehrmeinung folgende Begriffe als Synonym für Loyalität:

Anstand, Aufrichtigkeit, Ehrlichkeit, Fairness, Geradheit, Geradlinigkeit, Integrität, Lauterkeit, Rechtschaffenheit, Redlichkeit, Unbescholtenheit, Unbestechlichkeit, Vertrauenswürdigkeit, Wahrhaftigkeit, Zuverlässigkeit.

Erstaunlich. Ich hätte keines dieser Worte mit Loyalität assoziiert. Eher Begriffe wie Ergebenheit, Treue, Verbundenheit.
Wikipedia sagt wiederum: Loyalität (ˌlo̯ajaliˈtɛːt, von franz.: legal „dem Gesetz entsprechend“) bezeichnet (in Abgrenzung zu Treue, Unterwerfung oder Gehorsam) die auf gemeinsamen moralischen Maximen basierende und somit von einem Vernunftinteresse geleitete innere Verbundenheit und deren Ausdruck im Verhalten gegenüber einer Person, Gruppe oder Gemeinschaft. Loyalität bedeutet, im Interesse eines gemeinsamen höheren Zieles, die Werte (und Ideologie) des Anderen zu teilen und zu vertreten bzw. diese auch dann zu vertreten, wenn man sie nicht vollumfänglich teilt, solange dies der Bewahrung des gemeinsam vertretenen höheren Zieles dient. Loyalität zeigt sich sowohl im Verhalten gegenüber demjenigen, dem man loyal verbunden ist, als auch Dritten gegenüber.
Im Prinzip ist Loyalität also nichts anderes als Parteilichkeit. Witzig, dass diese beiden Begriffe im Allgemeinen so unterschiedlich (positiv/negativ) bewertet werden.

Integrität ist etwas anderes: Integrität ist eine ethische Forderung des philosophischen Humanismus nach möglichst weitgehender Übereinstimmung zwischen den eigenen Idealen und Werten und der tatsächlichen Lebenspraxis. (Wikipedia)
Das Gegenteil von Doppelmoral also. Was übrigens ebenfalls (wie mMn eigentlich alles) wertfrei gesehen werden sollte; kommt schließlich auf die jeweiligen Ideale etc an.

Ambivalenz, loyal dem (nihilistischen) Relativismus folgend.
(Und damit integer). :breites grinsen:
Wer leuchten will, der flieht das Licht...
Grey would be the color, if I had a heart.

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Re: Loyalität?

Beitragvon BlickwinkelFraktal » 13. November 2014, 19:59

Ambivalenz, das hast Du wirklich anschaulich und erhellend auseinanderklamüsert. Bringt mich definitiv in meinem Verständniss weiter... und in meiner Position. Dein Fazit.... :coool: ....erste Sahne.

Danke Sonnenblume, auch so .....also Dein Beitrag hier :Sonne:


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