Innerer Kritiker

Ein Leben in (völliger) Isolation? Du bist sehr introvertiert, ängstlich-vermeidend oder gar schizoid? Wie gehst du damit um?
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tournesol
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Re: Innerer Kritiker

Beitragvon tournesol » 1. November 2014, 09:21

Hy lieber Insuffiziez :) freut mich sehr, dass Du von meinen Gedanken was brauchen konntest !

Hy liebe Bernstein ;)
Du hast m.E. völlig RECHT damit, dass der lebenslange Versuch " zu überwinden "
( zumeist " so verstanden , dass " das Zu-Überwindende" Feind ist und " Feind sein muss, der " umgebracht gehört ...")
zu nix Positiven führen kann , besonders da ja ," in diesem Fall"----das " zu Überwindende" auch noch SICH SELBST betrifft ( Und so , in gewissem Maße SELBSTZERSTÖRUNG " gefühlt beinhalten muss )

Jedoch eben " um damit umgehen zu können" , bedarf es der Kenntnis " der Quelle dessen" ( Wobei sich mit Prüfung herausstellt , dass ich ungeprüft " übernommen habe "----sozusagen " aus einem ,für mich schwarzen Sack gegriffen habe...."---Dann es benutzt habe, ohne drauf zu schauen ;) )

Damit meine ich nicht, " .....dass ich dies nicht da raus nehmen gesollt hätte ( bzw.soll )------oder nicht benutzen sollte/ dürfte-------- ABER ich sollte es anschauen und prüfen........eh und ob ich es benutze.
Es kennenlernen :herz: :Sonne:
( Dazu mag ich " als Kind " nicht in der Lage gewesen sein........ ALS ERWACHSENER habe ich jedoch diese Möglichkeit und Fähigkeit.......finde ich. )

Ich brauche nicht " zum Feind" erklären und bekämpfen, wenn ich " den Feind kenne ", dadurch kann ich nämlich mit ihm FRUCHTBAR kommunizieren......und einigen
Denn ich kann mir damit von ihm nehmen, was ich --GEPRÜFT---haben möchte........und " bei dem lassen", was für mich ---GEPRÜFT--durchgefallen ist.

Und damit IST Frieden, finde ich----und "alle Anteile" fühlen sich VERSTANDEN WOHL ;)

L.G.Tournesol

lucy69
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Re: Innerer Kritiker

Beitragvon lucy69 » 1. November 2014, 09:47

Hallo,

ich teile Bernsteins Meinung, dass der innere Kritiker durchaus zum (inneren) "Team" dazugehört und er ebenso seine Daseinsberechtigung hat wie bsp.weise derjenige, der einen anspornt (zu mehr) oder der, der sich kindlich freuen kann oder der, der zur Vernunft mahnt. Gut beschrieben wir diese Thematik in "Miteinander reden", Teil 3 von Schulz v. Thun.

Es wird von einem Team ausgegangen, welches einen im tägliche Leben gemeinsam (!) führt und leitet. Ohne, dass man sich dessen immer bewusst ist. Erhält ein Teammitglied die Oberhand, ist lauter als alle anderen, wie z.B. der innere Kritiker, ist womöglich ein Ungleichgewicht entstanden.
Dann lohnt es sich, da noch einmal genauer hinzugucken und vielleicht ganz bewusst den "inneren Relativierer" auf Plan zu rufen. :)

Insuffizienz
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Re: Innerer Kritiker

Beitragvon Insuffizienz » 1. November 2014, 14:25

Hallo lucy96,

danke für deine Meinung. ;)

Wie gesagt, ich halte den inneren Kritiker für einen Atavismus aus der Kindheit, der nur in jener sinnig war, und heute, als erwachsener Mensch, sollte man dem Persönlichkeitsanteil, oder wie man ihn auch immer kategorisieren möchte, so wenig Gehör schenken wie möglich, seine ausschließlich irrationale, negative Denkstruktur erkennen und verpönen, verspotten.
Ich wüsste nicht, warum ich solch einen Dummschwätzer in mein Team lassen sollte? Er spricht die Worte nach, die mir dumme, negative, verletzende, gar(?) boshafte Menschen unangemessener Weise an den Kopf geworfen haben; wieso sollte ich ihn gewähren lassen und mich mit eine derart schlechte Sichtweise identifizieren, die für mich *ausschließlich* eine negative Auswirkung auf mein Selbstwertgefühl hat und ebenfalls ausschließlich unlogisch ist?

Lieber lasse ich den waisen, vernunftbegabten Kritiker in mein Team und mich durch denselben repräsentieren.

:erklärbär2:

lucy69
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Re: Innerer Kritiker

Beitragvon lucy69 » 1. November 2014, 18:45

Hallo Insuffizienz…. :winken:

Wie gesagt, ich halte den inneren Kritiker für einen Atavismus aus der Kindheit, der nur in jener sinnig war, und heute, als erwachsener Mensch, sollte man dem Persönlichkeitsanteil, oder wie man ihn auch immer kategorisieren möchte, so wenig Gehör schenken wie möglich, seine ausschließlich irrationale, negative Denkstruktur erkennen und verpönen, verspotten.


Genau! :)
Er funkt oft dazwischen, ärgert nur, ist ein steter Zweifler und verdirbt einem gelegentlich die Laune. Wenn? Man ihn machen lässt.

Aber ein Überbleibsel aus der Kindheit?
Ja, Teile seiner Ansichten mögen überholt sein und könnten neu justiert werden.
Dennoch, hat auch ein kritisches Beleuchten einer Situation eine Funktion. Schätze ich. :)
Deshalb, glaube ich persönlich, dass man den inneren Kritiker auch im Erwachsenenalter noch ganz gut gebrauchen kann und seine Inhalte sachlich prüfen könnte, um zuzustimmen, zu verwerfen, dagegen zu halten.
Einfach für das eigene (fundierte) Wohlbefinden.
Hat er bsp.weise Recht, wenn er sagt, dass dieses Lob jeder bekommen hätte? Ist diese Fragestellung an sich überhaupt nützlich, irgendwie von Wert? Habe ICH MICH nicht sehr über dieses Lob gefreut? Das Gefühl Freude erlebt? Und ist damit nicht alles andere müßig?

Ich wüsste nicht, warum ich solch einen Dummschwätzer in mein Team lassen sollte?


:lachen:

Er spricht die Worte nach, die mir dumme, negative, verletzende, gar(?) boshafte Menschen unangemessener Weise an den Kopf geworfen haben; wieso sollte ich ihn gewähren lassen und mich mit eine derart schlechte Sichtweise identifizieren, die für mich *ausschließlich* eine negative Auswirkung auf mein Selbstwertgefühl hat und ebenfalls ausschließlich unlogisch ist?


Ja, setze dich mit ihm auseinander. :)

Um es noch einmal mit Schulz v. Thun zu sagen:
Bei der "kooperativen Selbst-Führung" (des inneren Teams) geht es um das Miteinander-Reden, das Zuhören, Moderieren, Sich-Beraten und das Wertschätzen jeder Wortmeldung. Eben z.B. auch auch der Wortmeldung ungeliebter Anteile.

Ich glaube, wenn man sich selbst durchschaut hat, kann man recht gut aus einer Mücke keinen Elefanten mehr machen. Einfach, weil man es jetzt besser weiß.

Die Mücke nehme ich jetzt einfach mal als Beispiel, weil ich natürlich auch selbst schon erlebt habe, wie sich Situationen manchmal hochschaukeln und im Nachhinein nicht mehr erklärbar sind hinsichtlich ihrer (unnützen) Intensität.

Dieses "innere Team" ist nur ein Modell. Es kann helfen. Ich finde diesen Ansatz sehr plastisch. Er hilft sogar in "richtigen" Teams weiter. :) :rätseln:

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Re: Innerer Kritiker

Beitragvon Insuffizienz » 1. November 2014, 19:48

1. Nov 2014, 18:45 » lucy69 hat geschrieben:Aber ein Überbleibsel aus der Kindheit?
Ja, Teile seiner Ansichten mögen überholt sein und könnten neu justiert werden.
Dennoch, hat auch ein kritisches Beleuchten einer Situation eine Funktion. Schätze ich. :)
Deshalb, glaube ich persönlich, dass man den inneren Kritiker auch im Erwachsenenalter noch ganz gut gebrauchen kann und seine Inhalte sachlich prüfen könnte, um zuzustimmen, zu verwerfen, dagegen zu halten.
Einfach für das eigene (fundierte) Wohlbefinden.


Ich weiß jetzt nicht, ob du tatsächlich wiederholt genau meine These überlesen hast, aber ich sag's noch einmal. ;D

Ich unterscheide zwischen einem inneren, destruktiven und irrationalen Kritiker und einer kritischen Instanz, meinetwegen einem waisen oder vernünftigen Kritiker.
Damit wäre mit deiner Haltung der innere Kritiker ebenfalls zu unterdrücken oder man müsste ihm zumindest kein Gehör mehr schenken, da man ja schon eine rationale, vernunftbegabte Instanz innehat, die einem Zugriff auf einen unsinnigen, wie gesagt ausschließlich destruktiven, völlig obsoleten Kritiker vorzuziehen ist.

Natürlich ist es nicht leicht zu differieren, ob die Denkweise negativ und sinnlos ist oder aber konstruktiv. Dafür bedarf es eben das bewusste observieren der "Stimmen" oder "Persönlichkeitsanteile" oder wie auch immer.

Gehst du mit mir d'accord?
:erklärbär2:


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