Alles war offen.
Zu Beginn stand nur das Gefühl ungemütlicher Kälte eines ungereinigten Raumes zwischen ihr und mir. Wir wollten möglichst schnell fort, raus - und sei es auch, daß auf einen kurzen Abschied kein Wiedersehen folgen würde. Gegenseitig spürten wir den Zustand des Genervtseins.
Dann fiel dieser Satz: „Was willst du, daß ich dir tun soll?“
Wie ich auf diese Frage kam, ist mir bis heute unerklärlich. Eine Intuition führte Regie, und mir selbst verschlug es die Sprache, ja den Atem. Ich war ja nicht im Dialog, vielmehr hatte sich eine fremde innere Instanz zu Wort gemeldet.
W. suchte Blickkontakt, ungläubig, unverständig. Sie prüfte, ob ich diesen Satz wirklich ausgesprochen hatte.
Dann schloß sie die Augenlider bis auf einen Spalt, senkte den Kopf, als ob sie, vom schmutzigen Dielenfußboden angewidert nach einer Entscheidung suchte. Und W. formulierte es in einem Satz: „Ich möchte auf dich keine Rücksicht nehmen.“
Noch bevor sich das Entsetzen in mir ausbreiten konnte, hatte mein Unterbewußtsein die Situation analysiert. Aus! Das Spiel war aus. Für alle Zeiten verloren.
Ich will auf dich keine Rücksicht nehmen
- IsidorIgel
- aktiv
- Beiträge: 55
- Registriert: 8. März 2012, 17:21
- SPS: Ja
- Wohnort: Ruhrgebiet
-
- interessiert
- Beiträge: 25
- Registriert: 19. Dezember 2013, 22:15
- SPS: Eher Ja
- Wohnort: Leipzig
Re: Ich will auf dich keine Rücksicht nehmen
hi.
Vom poetischen Gehalt her: wow
Was bzw. wie analysierteste dein Hirn das, wenn ich fragen darf? (besonders bei dem Romanreifen Dialog )
Vom poetischen Gehalt her: wow
Was bzw. wie analysierteste dein Hirn das, wenn ich fragen darf? (besonders bei dem Romanreifen Dialog )
- IsidorIgel
- aktiv
- Beiträge: 55
- Registriert: 8. März 2012, 17:21
- SPS: Ja
- Wohnort: Ruhrgebiet
Re: Ich will auf dich keine Rücksicht nehmen
Danke für deine Frage, Blackeyeddog. Bedenke bitte: Ich bin SP, sehe und deute die Welt anders als meine Umgebung. (Dazu braucht es in diesem Forum wohl nicht viel Erklärung).
Der gepostete Text ist eine Mischung von Erlebnis und Fiktion. Zum Erlebnis: Dieses „Ich will auf dich keine Rücksicht nehmen“ paßte absolut nicht zum Verhältnis zwischen W. und mir. Ich wollte nichts von W. und schon gar keine Rücksicht. Aber es hatte sich ein geradezu dramatischer Gleichklang zwischen uns entwickelt, der leider nicht mit Harmonie einherging. Oder anders ausgedrückt: Stell dir zwei Menschen vor, die ihr Innerstes furchtsam schützen, ummauern wir ihr Allerheiligstes - und plötzlich fühlen sich beide erkannt, durch-schaut, wehrlos. Panik und tiefe Trauer - wie damit umgehen? Jedenfalls traf mich dieses „Ich will auf dich keine Rücksicht nehmen“ so unvermittelt, unlogisch wie ein Messerstich in den Rücken.
Es war mein Unterbewußtsein, das die Situation analysiert hat. Und es hat mir leider die Bestandteile der Analyse bis heute nicht freigegeben.
-
- interessiert
- Beiträge: 32
- Registriert: 6. April 2014, 19:49
- SPS: Nein
Re: Ich will auf dich keine Rücksicht nehmen
IsidorIgel hat geschrieben:Der gepostete Text ist eine Mischung von Erlebnis und Fiktion.
Hallo
Ich fand Deinen Post interessant und dieser hat eine gewisse Neugier bei mir geweckt.
Siehst Du Dich in der Lage, einmal rational aus Deiner Sicht das tatsächliche Geschehen zu skizzieren ?
Viele Grüsse
prittiwummen
Zuletzt geändert von knallschnute am 28. April 2014, 13:11, insgesamt 1-mal geändert.
Grund: Zitat ausgebessert...
Grund: Zitat ausgebessert...
Wer nur am Körper arbeitet, verfehlt die Hälfte der Wirklichkeit.
- IsidorIgel
- aktiv
- Beiträge: 55
- Registriert: 8. März 2012, 17:21
- SPS: Ja
- Wohnort: Ruhrgebiet
Re: Ich will auf dich keine Rücksicht nehmen
Hallo Prittiwummen
Aber die Geschichte beschäftigt mich immer noch, denn ich finde keinen Abschluß. Jetzt könntest du einwenden, daß es wenig Sinn macht, eine einzige Szene, quasi nur die Schlußszene zu posten. Langatmige Berichte mag aber auch kaum einer lesen. Ich setze also auf die Intuition der Forumsteilnehmer/Innen.
Aber was hat deine Neugier geweckt? Vielleicht kommen wir so weiter.
Lieber Gruß von
Isidor
Hm, ich glaube, das geht nicht so einfach . Zum einen ist die Vorgeschichte etwas lang und kompliziert, zum anderen liegen alles mehr als 10 Jahre zurück. Und weil ich die ganze Sache nicht verstanden habe, bis heute nicht, würde irgendwie auch der rote Faden fehlen. Auch müßte ich bei detaillierter Darstellung der Rahmenhandlung befürchten, daß meine Identität nicht verborgen bliebe. Die „Bühne des Geschehens“ bildete eine Selbsterfahrungsgruppe…prittiwummen hat geschrieben: Siehst Du Dich in der Lage, einmal rational aus Deiner Sicht das tatsächliche Geschehen zu skizzieren ?
Aber die Geschichte beschäftigt mich immer noch, denn ich finde keinen Abschluß. Jetzt könntest du einwenden, daß es wenig Sinn macht, eine einzige Szene, quasi nur die Schlußszene zu posten. Langatmige Berichte mag aber auch kaum einer lesen. Ich setze also auf die Intuition der Forumsteilnehmer/Innen.
Aber was hat deine Neugier geweckt? Vielleicht kommen wir so weiter.
Lieber Gruß von
Isidor
-
- interessiert
- Beiträge: 25
- Registriert: 19. Dezember 2013, 22:15
- SPS: Eher Ja
- Wohnort: Leipzig
Re: Ich will auf dich keine Rücksicht nehmen
Wo ich mir den Post oben nochmal durch den Kopf gehen lasse, muss ich auch zurück denken, an eine Verflossene und ein - glaube ich - ähnliches Verhältniss. Und vielleicht interpretiere ich dann auch selber was rein.
Also aus der Distanz und nur mal die beiden Sätze betrachtend, scheint mir, dass sie ein Abhängigkeitsverhältniss befürchtet hatte, als du ihr ein ähm ..."höriges" Angebot machtest.
Dies scheinen mir die Intentionen in den Sätzen zu sein.
Die Themen Distanz und Nähe kommen hier im Forum auch immer wieder zum Vorschein, könnte ein typischer Übungsplatz zu sein.
LG
blackeyeddog
Also aus der Distanz und nur mal die beiden Sätze betrachtend, scheint mir, dass sie ein Abhängigkeitsverhältniss befürchtet hatte, als du ihr ein ähm ..."höriges" Angebot machtest.
Dies scheinen mir die Intentionen in den Sätzen zu sein.
Die Themen Distanz und Nähe kommen hier im Forum auch immer wieder zum Vorschein, könnte ein typischer Übungsplatz zu sein.
LG
blackeyeddog
-
- interessiert
- Beiträge: 32
- Registriert: 6. April 2014, 19:49
- SPS: Nein
Re: Ich will auf dich keine Rücksicht nehmen
Hallo IsidorIgel,
Du hast geschrieben :
Gegenseitig spürten wir den Zustand des Genervtseins.
Was glaubst Du, hat damals Dich und "Sie" jeweils genervt ?
Viele grüsse
prittiwummen
Du hast geschrieben :
Gegenseitig spürten wir den Zustand des Genervtseins.
Was glaubst Du, hat damals Dich und "Sie" jeweils genervt ?
Viele grüsse
prittiwummen
Wer nur am Körper arbeitet, verfehlt die Hälfte der Wirklichkeit.
- Schattenfrau
- interessiert
- Beiträge: 24
- Registriert: 5. April 2014, 18:34
- SPS: Ja
Re: Ich will auf dich keine Rücksicht nehmen
Hallo,
ich möchte den Thread nicht an mich reißen, bin aber grade recht erschrocken darüber, wie Isidorigels Worte zu Beginn auf meine momentane Situation zutreffen - genau gesagt, eine Situation, die ich heute Nachmittag erlebte und die mich dazu führte, dass ich mitten im Gespräch in den Wald "geflohen" bin.
Der Punkt der Rücksichtnahme ist der entscheidende ... ich bin aufgrund meiner Störungen nicht in der Lage authentisch rücksichtsvoll bzw. liebevoll und wertschätzend mit meinem Partner umzugehen - es ginge, wenn ich mir eine Maske, eine Rolle überstreifen würde ... fordert er von mir die Fassade abzulegen und ich zu sein, hat das oft sehr verletzendes Verhalten von mir zur Folge ... nach spätestens drei Wochen gehts los - Enttäuschungen und Wut prasseln von ihm auf mich ein ... er fordert ein, dass ich aufhöre mich zu vergraben, am Leben teilnehme und mir selbst mal was in den Ar*** trete ... Es ist eine "Endlosschleife", die sich nun schon beinahe drei Jahre hin zieht. Einige Male habe ich die Beziehung abgebrochen, zuletzt Anfang des Jahres - wir sind grad in einem "Freundschaftsstatus". Ich weiß, dass er nur darauf wartet, dass ich mehr geben kann und er fordert von mir eine Offenheit und Flexibilität für und bei Treffen, die ich nicht habe.
In solchen Momenten bin ich total genervt - ich kenne meine Schwächen - ich muss sie nicht dauernd hören - ich habe dann das Gefühl, dass er nicht im entferntesten begriffen hat, dass ich gefangen bin in einer Störung, in einer Ansammlung von Ängsten - in einer Haut, die mir selbst nicht gefällt - denn ich würde gerne "normaler" sein ...
Aber weil die Hürden so hoch sind, schaffe ich es nicht und es zieht mich sehr sehr runter! Ich muss mich dann zurück ziehen, um überbaut "sein" zu können. Ich möchte auch keine Rücksicht mehr nehmen - der emotionale Zustand ist zu existenziell und vor lauter Anspannung habe ich am nächsten Tag nen unglaublichen Muskelkater.
Ich möchte an mir arbeiten, aber in meinem Tempo ... meinem Partner gehen Puste und die Bereitschaft zur Rücksichtnahme aus.
Vielleicht versteht mich der ein oder die andere hier!? Ich bin grad ziemlich ratlos ...
Schattenfrau
ich möchte den Thread nicht an mich reißen, bin aber grade recht erschrocken darüber, wie Isidorigels Worte zu Beginn auf meine momentane Situation zutreffen - genau gesagt, eine Situation, die ich heute Nachmittag erlebte und die mich dazu führte, dass ich mitten im Gespräch in den Wald "geflohen" bin.
Der Punkt der Rücksichtnahme ist der entscheidende ... ich bin aufgrund meiner Störungen nicht in der Lage authentisch rücksichtsvoll bzw. liebevoll und wertschätzend mit meinem Partner umzugehen - es ginge, wenn ich mir eine Maske, eine Rolle überstreifen würde ... fordert er von mir die Fassade abzulegen und ich zu sein, hat das oft sehr verletzendes Verhalten von mir zur Folge ... nach spätestens drei Wochen gehts los - Enttäuschungen und Wut prasseln von ihm auf mich ein ... er fordert ein, dass ich aufhöre mich zu vergraben, am Leben teilnehme und mir selbst mal was in den Ar*** trete ... Es ist eine "Endlosschleife", die sich nun schon beinahe drei Jahre hin zieht. Einige Male habe ich die Beziehung abgebrochen, zuletzt Anfang des Jahres - wir sind grad in einem "Freundschaftsstatus". Ich weiß, dass er nur darauf wartet, dass ich mehr geben kann und er fordert von mir eine Offenheit und Flexibilität für und bei Treffen, die ich nicht habe.
In solchen Momenten bin ich total genervt - ich kenne meine Schwächen - ich muss sie nicht dauernd hören - ich habe dann das Gefühl, dass er nicht im entferntesten begriffen hat, dass ich gefangen bin in einer Störung, in einer Ansammlung von Ängsten - in einer Haut, die mir selbst nicht gefällt - denn ich würde gerne "normaler" sein ...
Aber weil die Hürden so hoch sind, schaffe ich es nicht und es zieht mich sehr sehr runter! Ich muss mich dann zurück ziehen, um überbaut "sein" zu können. Ich möchte auch keine Rücksicht mehr nehmen - der emotionale Zustand ist zu existenziell und vor lauter Anspannung habe ich am nächsten Tag nen unglaublichen Muskelkater.
Ich möchte an mir arbeiten, aber in meinem Tempo ... meinem Partner gehen Puste und die Bereitschaft zur Rücksichtnahme aus.
Vielleicht versteht mich der ein oder die andere hier!? Ich bin grad ziemlich ratlos ...
Schattenfrau
-
- interessiert
- Beiträge: 32
- Registriert: 6. April 2014, 19:49
- SPS: Nein
Re: Ich will auf dich keine Rücksicht nehmen
Schattenfrau hat geschrieben:Einige Male habe ich die Beziehung abgebrochen
Hallo Schattenfrau,
ich werde Dir vermutlich (leider) schlecht einen Rat geben können da ich quasi "den Blickwinkel der anderen Seite" habe.
Doch mich würde interessieren : was hat Dich denn in der Vergangenheit dazu bewogen / Dich motiviert, wieder an die Beziehung anzuknüpfen, - Dich wieder auf ihn einzulassen, nachdem Du diese beendet hattest ?
Viele Grüsse
Wer nur am Körper arbeitet, verfehlt die Hälfte der Wirklichkeit.
- Nachtgängerin
- Moderator
- Beiträge: 918
- Registriert: 15. Dezember 2013, 05:42
- SPS: Ja
Re: Ich will auf dich keine Rücksicht nehmen
Hallo Schattenfrau,
dieses Gefühl kenne ich sehr gut.
Es ist ein Gefühl, welches einem dieses "Kontakte halten"/"Bindungen eingehen" langfristig total vergällt.
Grüße.
29. Apr 2014, 20:33 » Schattenfrau hat geschrieben:Ich möchte auch keine Rücksicht mehr nehmen - der emotionale Zustand ist zu existenziell und vor lauter Anspannung habe ich am nächsten Tag nen unglaublichen Muskelkater.
dieses Gefühl kenne ich sehr gut.
Es ist ein Gefühl, welches einem dieses "Kontakte halten"/"Bindungen eingehen" langfristig total vergällt.
Grüße.
Und dann wird die Dunkelheit zur Pforte.
Zurück zu „Schizoide Wesenswelten“
Wer ist online?
Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 39 Gäste