Standortbestimmung im Leben

Ein Leben in (völliger) Isolation? Du bist sehr introvertiert, ängstlich-vermeidend oder gar schizoid? Wie gehst du damit um?
Nordstern
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Standortbestimmung im Leben

Beitragvon Nordstern » 13. April 2014, 14:05

Irgendwann im Leben kommt die Zeit, wo man sich über das Vergangene, das Gegenwärtige und das Zukünftige Gedanken macht. Meistens zu einem Zeitpunkt, wo die Orientierung verloren zu gehen droht. Bei diesem wird der Zeitpunkt früher, bei jenem später und bei dem Dritten mehrfach im Leben kommen.

Was sind die wichtigsten Bereiche, auf die man seine Gedanken und Überlegungen lenken sollte und welche Gewichtung sollte man diesen Bereichen geben? Leben, Gesundheit, Familie, Beruf, Gesellschaft...
Ich versuche mal einen Anfang:

Leben
Das eigene Leben hat für mich oberste Priorität. Bin ich darin nicht zufrieden, wird es auf alle anderen Bereiche ausstrahlen und dort weitere Probleme erzeugen. Akzeptanz und Zufriedenheit mit sich selbst sind wichtig; das Glück möchte ich hier nicht als wichtige Eigenschaft nennen.

Gesundheit
Gesundheit kann man nicht bezahlen. Bestimmte Krankheiten kommen, sie raffen einen temporär dahin oder sind sogar unheilbar. Wir wissen nicht, ob und wann wir von solchen Krankheiten betroffen werden und das ist auch gut so. Auf der anderen Seite sollten wir heute unsere Gesundheit und das Fehlen von Krankheit positiv wahrnehmen.
Viele gesundheitliche Beeinträchtigungen sind zivilisationsbedingt: Infekte, Verspannungen, Müdigkeit etc. Gegen diese kann man viel Förderliches tun und damit meine ich nicht die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln, Vitaminprodukten u.ä. Der zu einem selbst passende Tagesablauf trägt viel zur Gesundheit bei. Die Hilfen, die für jeden von unterschiedlicher Natur sind, sind dazu noch häufig nicht teuer: der Spaziergang (einer meiner Lieblinge), die ausgewogene Ernährung unter Ausschluss von TK-Fertigprodukten, eine selbst gewählte Stille etc.
Ich bin der Überzeugung, dass durch einige Maßnahmen die Abwehrkräfte und das Immunsystem gestärkt werden können, was zu einer stabileren Gesundheit beiträgt.

Familie
Die Familienverhältnisse sind bei jedem unterschiedlich. Für den innersten Kreis (Lebenspartner, Kinder) wage ich zu behaupten, dass die Verantwortung für diese Menschen einem wichtig sein sollte.

Beruf
Der Beruf ist Teil unseres Lebens. Unsere Gesellschaft baut darauf auf. Die meisten Berufe sind mit Kontakten verbunden - und damit sind sie für Personen mit SP-Neigung ein Minenfeld. Die vorgenannten Bereichen "Leben, Gesundheit, Familie" sind eher intim, eigen, überschaubar - aber der Beruf: unendliche Weiten von Gefahren und damit Stress pur.
Wir verbringen sehr viel (zu viel?) Zeit im Leben mit Arbeit. Wenn da nachhaltig etwas nicht passt, ist das Auftreten von Problemen in den anderen Bereichen vorprogrammiert. Was ist einem da wichtiger?
Klar, der Druck, das Geld zum täglichen Leben zu verdienen ist da. Und ohne Zweifel ist der richtige Beruf auch eine sinnvolle Arbeit, ohne die der Wunsch nach einem erfüllten Leben nicht in Erfüllung geht. Die Hoffnung auf einen Beruf, eine Arbeitsstelle im Maßanzug sollte man aufgeben - überall wird es Probleme geben. Wenn diese für einen persönlich zu groß sind/werden, sollte man mE die Reißleine ziehen, um nicht im eigenen Leben, der eigenen Gesundheit und der Fürsorge für den Lebenspartner/die Kinder "Baustellen" aufzureißen, die viel schwieriger zu schließen sein werden.
Die Möglichkeiten der Veränderungen im beruflichen Bereich sind meistens da. Der eigene Wille zur Änderung fehlt häufig; manchmal ist es auch (falsche) Rücksichtnahme.
Ich kenne einige Menschen, die sich mit dem, was sie gelernt haben, selbständig gemacht haben und für sich alleine dieser Tätigkeit in dem Umfang nachgehen, wie es ihnen gefällt. Sie sind glücklich mit dem, was sie tun und haben so viel, wie zum Leben reicht.

Gesellschaft
Meine Auflistung beinhaltet eine Rangfolge der Bereiche nach deren Bedeutung für mich. Gesellschaft steht weit unten. Die Bereiche Leben, Gesundheit, Familie, Beruf haben noch einen starken Kontakt mit meiner eigenen Person, während die Gesellschaft mehr die Außenseite darstellt.
Normen, Kultur, Gepflogenheiten etc. sind alles Dinge, die keine unmittelbare Auswirkung auf mein Leben und meine Gesundheit haben.

Mein Ergebnis: Zunächst die eigene Lebens-Fähigkeit, dann die Arbeits-Fähigkeit und wenn dann noch etwas Kraft übrig ist, die Gesellschafts-Fähigkeit.

Orientierung zu finden ist wichtig. Ich habe meine Situation vor einigen Monaten mal so beschrieben:
"Mein Seelenzustand ist labil. Ich habe den Mut zur Veränderung (vielleicht ist es der Mut der Verzweiflung) und bin auch bereit, den ersten Schritt auf diesem Weg zu gehen. Ich bin erfüllt von riesigen Zweifeln, ob ich auf diesem Weg bleiben kann, ob ich nicht die Orientierung verliere und ob am Ende wieder die Sonne scheint; momentan herrscht dichter Nebel und ohne Sicht ist nicht einmal "Fahrt auf Sicht" möglich. Mein Rucksack ist prall gefüllt mit Angst, die sehr schwer wiegt. Ich hoffe, er reißt mich nicht zu Boden. Ich habe die Befürchtung, dass ich scheitern könnte."
Das ist jetzt ca. ein Jahr her - ich bin noch da; erste Veränderungen greifen; die Sonne habe ich auch schon mal wieder gesehen; Rückschläge waren auch einige dabei...

Ich wünsche allen und auch mir die eigene Orientierung und den Blick für's Wesentliche
Nordstern. :stern:
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Re: Standortbestimmung im Leben

Beitragvon Jette » 13. April 2014, 14:35

Ich glaube, dass ich in erster Linie daran zu arbeiten habe, wieder eine gewisse Zufriedenheit und ein neues Selbstwertgefühl zu erlangen. Ich zwinge mich in letzter Zeit zu vielem, wozu ich eigentlich nicht wirklich viel Lust habe. Aber erste Erfolge haben sich eingestellt und ich kann Resultate erkennen. Außerdem erhalte ich sehr viel aufbauende Rückmeldungen. Das tut mir richtig gut.
Die Veränderung des Blickwinkels kann die Wahrnehmung von kleinen Dingen bewirken, die wir manchmal gar nicht mehr sehen. - Namasté

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Re: Standortbestimmung im Leben

Beitragvon AlleinunterMenschen » 13. April 2014, 18:15

Mein Leben fühlt sich grad extrem wacklig und instabil an. Ich schwanke ständig zwischen Hoffnung und Verzweiflung hin und her. Das Gefühl, dass alles und insbesondere meine (psychische) Gesundheit nur noch an einem seidenen Faden hängt, begleitet mich jeden Tag. Ich gebe Dir Recht, Nordstern, wenn Du schreibst, dass alle Bereiche des Lebens miteinander verknüpft sind und und sich gegenseitig beeinflussen. Und bei mir hakt es an genau dieser Stelle meines Lebens ganz enorm:

13. Apr 2014, 14:05 » Nordstern hat geschrieben:Beruf
Der Beruf ist Teil unseres Lebens. Unsere Gesellschaft baut darauf auf. Die meisten Berufe sind mit Kontakten verbunden - und damit sind sie für Personen mit SP-Neigung ein Minenfeld. Die vorgenannten Bereichen "Leben, Gesundheit, Familie" sind eher intim, eigen, überschaubar - aber der Beruf: unendliche Weiten von Gefahren und damit Stress pur.
Wir verbringen sehr viel (zu viel?) Zeit im Leben mit Arbeit. Wenn da nachhaltig etwas nicht passt, ist das Auftreten von Problemen in den anderen Bereichen vorprogrammiert. Was ist einem da wichtiger?
Klar, der Druck, das Geld zum täglichen Leben zu verdienen ist da. Und ohne Zweifel ist der richtige Beruf auch eine sinnvolle Arbeit, ohne die der Wunsch nach einem erfüllten Leben nicht in Erfüllung geht. Die Hoffnung auf einen Beruf, eine Arbeitsstelle im Maßanzug sollte man aufgeben - überall wird es Probleme geben. Wenn diese für einen persönlich zu groß sind/werden, sollte man mE die Reißleine ziehen, um nicht im eigenen Leben, der eigenen Gesundheit und der Fürsorge für den Lebenspartner/die Kinder "Baustellen" aufzureißen, die viel schwieriger zu schließen sein werden.
Die Möglichkeiten der Veränderungen im beruflichen Bereich sind meistens da. Der eigene Wille zur Änderung fehlt häufig; manchmal ist es auch (falsche) Rücksichtnahme.
Ich kenne einige Menschen, die sich mit dem, was sie gelernt haben, selbständig gemacht haben und für sich alleine dieser Tätigkeit in dem Umfang nachgehen, wie es ihnen gefällt. Sie sind glücklich mit dem, was sie tun und haben so viel, wie zum Leben reicht.


Eine Selbständigkeit habe ich bereits hinter mir, hat mir damals auch sehr viel Spaß gemacht, ging aber leider mehr als gründlich in die Hose. Trotzdem überlege ich immer wieder mal, es noch einmal zu versuchen, aber "gebranntes Kind scheut das Feuer'.
Aber so wie es jetzt ist (als Angestellte), kann es definitiv auch nicht weitergehen. Es ist mir klar, dass ich an genau diesem Punkt ansetzen muss und grundlegend was verändern muss, denn es macht mich fertig, krank, kaputt und hat längst begonnen, sich negativ auf die anderen Bereiche meines Lebens auszuwirken.
Aber:

13. Apr 2014, 14:05 » Nordstern hat geschrieben:Ich habe den Mut zur Veränderung


Und ich leider nicht. Weder den Mut noch die Kraft noch die Energie noch den Antrieb. Ein Tag nach dem anderen vergeht und ich ändere nichts. Vermutlich warte ich auf ein Wunder. Vielleicht kommt es in Form der Therapie, auf die ich zumindest ein bisschen Hoffnung setze.

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Re: Standortbestimmung im Leben

Beitragvon Nordstern » 13. April 2014, 19:36

Liebe AlleinunterMenschen,

ich vergaß bei meiner Darstellung, dass es einige Zeit gebraucht hat, bis die Verzweiflung so groß war, dass daraus Mut erwachsen ist. Auch heute habe ich nicht immer Mut und vieles geht vollkommen daneben, was mich innerhalb kürzester Zeit in tiefe innere Unruhe und Trauer stürzt.

Wenn halbwegs etwas an der von mir aufgezeichneten Reihenfolge stimmen sollte, dann würde ich mich an deiner Stelle einen Schritt zurück zu (deinem eigenen und einzigen) Leben mit der Herstellung der Gesundheit bewegen, um dort wieder Fuß und Vertrauen zu dir zu fassen. Nur mit diesem Fundament kannst du weiter fortschreiten. Aber bitte, gebe auf meine Ratschläge nicht so viel, wie gesagt, ich mache vieles verkehrt.

Und: Jedes robuste Kleidungsstück findet seinen Anfang mit einem seidenen Faden.

Herzlichen Gruß :glück:
Nordstern. :stern:
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Re: Standortbestimmung im Leben

Beitragvon Zarathustra » 13. April 2014, 21:18

Hallo nordstern. Dein Thread war eine super Idee!

Bin auch noch nicht so weit... meine Orientierung war klar, als mir
ein ganzer Komplex eingefallen ist, von dem ich bewusst höchstens
eine Ahnung hatte. Er war zu 99% verdrängt. Wusste auch nicht,
warum ich diese alte Sache noch mal durchkauen musste.

Ich war für mehrere Stunden von dem Gefühl befallen, das ich damals
einige Jahre hinter diesem Vorfall noch als Flash-Backs spürte,
ein Bild des Komplexes sah und mich aufforderte, es zu verstehen!
Ich konnte es nicht lösen, denn die Lösung war verdrängt!

Ich fand es NUN: Ein wichtiges Detail im Komplex war der Grun
für die anschließende Verdrängung! Wie soll ich denn aus einem
Teufelskreis ausbrechen.. mit 9 Jahren!
:winken: Holy Shit!

Mit Depressionen hätte ich das nicht durchgestanden.
Hab noch andere Therapien vor mir, bevor ich 6/7 meiner
Zeit einem Unternehmen schenken kann. Und überhaupt:
Ein, wie man so schön sagt, LEBEN zu haben, wie ich es
in Vergangenheit führen musste.... (richtig schlecht! aber
immerhin mit galgenhumor) ... möchte niemand. Ok, das
was ich dafür gekriegt hab, kann man nicht mit Geld kaufen.

Ich freu mich total für dich, nordstern! :winken: Du scheinst
auf deiner therapeutischen Zielgeraden angekommen zu sein. :blumengabe:

EDIT: Ich gehe davon aus, dir zu aufdringlich geantwortet zu haben,
AlleinunterMenschen, also habe ich mich zurückgezogen.

LG
Zarathustra

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Re: Standortbestimmung im Leben

Beitragvon AlleinunterMenschen » 18. April 2014, 01:34

13. Apr 2014, 19:36 » Nordstern hat geschrieben:Wenn halbwegs etwas an der von mir aufgezeichneten Reihenfolge stimmen sollte, dann würde ich mich an deiner Stelle einen Schritt zurück zu (deinem eigenen und einzigen) Leben mit der Herstellung der Gesundheit bewegen, um dort wieder Fuß und Vertrauen zu dir zu fassen.

Danke für Deinen Beitrag!
Ja, genau das erhoffe ich mir auch und versuche das auch anzugehen. Auch wenn ich im Moment nicht so recht weiß, wie das funktionieren soll, weil ich mir vermutlich zu einem großen Teil selbst im Weg stehe.


13. Apr 2014, 21:18 » Zarathustra hat geschrieben:EDIT: Ich gehe davon aus, dir zu aufdringlich geantwortet zu haben,
AlleinunterMenschen, also habe ich mich zurückgezogen.

Hallo Zarathustra,
das wollte ich wirklich nicht. Ich bin Dir eigentlich dankbar, dass Du Dich interessiert hast. Wie gesagt, ich steh mir leider meistens selbst im Weg. Du hast Recht, ich war tatsächlich ein bisschen überfordert, denn ich kann darüber einfach nicht detaillierter schreiben, wahrscheinlich aus Scham. Ich wollte es versuchen, aber dann hatte ich plötzlich nur noch das Gefühl, ich muss hier weg. Weglaufen, Abhauen, Verschwinden, ja, ich hab schon eine tolle Strategie. Tut mir wirklich sehr leid, ich hoffe, Du bist mir nicht böse. Ich bin einfach nur seltsam. :grünes Monster:

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Re: Standortbestimmung im Leben

Beitragvon Zarathustra » 18. April 2014, 21:39

Hi AlleinunterMenschen,
Ich kann dir versichern, dass mir dein Nicht-Antworten nur bestätigt hat, was
ich mir schon während des Schreibens dachte: Dass Druck auszuüben nix
bringt. Erinnerte mich an mein eigenes Verhalten. Und, wie du selbst ja
schriebst, ist diese Art von Angst mächtiger als der bewusste Wille.
Ist schon okay... :peace:

Als erstes:
Ernährst du deinen Körper denn ausgewogen? Kriegt er genug Vitamin B-12?
Treibst du Sport? Hast du deine Schilddrüse untersuchen lassen?
(ich (noch) nicht, obwohl...) Stell dir vor, deine psychischen Leiden wären "nur"
organisch bedingt und vor allem: heilbar! Hier ist ein kleiner Test:
Wie gesund ist Ihre Schilddrüse?

“Der durch zahlreiche Symptome verunsicherte und verängstigte Erkrankte benötigt in der Regel keine Psychopharmaka, sondern neben einer wirksamen [Anm.: Schilddrüsenhormon-] Behandlung einen Arzt, der zuhört, mitfühlt, versteht und Mut macht. [...] Eine klassische Psychoanalyse ist nicht sinnvoll. Die Schuld für die Erkrankung in der eigenen Psyche zu suchen, ist weder weiterführend noch wird es den eigentlichen Krankheitsursachen gerecht.”


Habe gesehen, dass du mal einen Thread hattest, der um Therapie ging.
Ist da irgendwas bei rausgekommen? Dass du eine schizoide Persönlichkeit
hast, hast du geschrieben. Ausgehend von dem, was du bei deinem letzten
Post hier geschrieben hast, bist du (vermutlich) neurotisch-depressiv.
Irgendetwas, (an deinem Arbeitsplatz??) was dein Ego geschädigt hat, (??)
ist dir widerfahren. Seitdem wirst du regelmässig von Angst überwältigt und
flüchtest, verstehe ich das richtig?

Bei dem auftreten von Angst, ohne körperlicher Gefahr, sollte eigentlich dein Ego,
sozusagen dein zweites Ich, in dein Bewusstsein kommen und dir den nötigen
Schneid geben, trotz der Angst reden und reagieren zu können. Zumindest hinterher,
wenn du dir wegen deiner Angst Vorwürfe macht, sollte dein Ego helfen, deine innere
Balance zu halten. Das tut es anscheinend nicht!

Besonders nach langem Alleinsein, emotionaler Isolation, habe ich festgestellt,
war die Beziehung meines aktiven Bewusstseins und meinem Ego gestört!
(meine Angststörung hatte soziale Ursachen)

AlleinunterMenschen hat geschrieben:Ich wollte es versuchen

AlleinunterMenschen hat geschrieben:aber dann hatte ich plötzlich nur noch das Gefühl, ich muss hier weg.


So ganz von außen betrachtet hört sich das an, als wäre das Ganze eine von
vom Ego erzeugte Übung, diese Angst zu überwinden, um mit dieser Kraft dann
deine Lebenseinstellung ändern zu können - denn dann ändert es sich mit.
Das musst du, denn die Welt ist voll von Gefahren und Fallen. Nur wo könntest
du anfangen?

Da kannst du wohl nix anderes tun, als dich in kleinen Schritten in verschiedenen
Bereichen weiterzuentwickeln. Besonders im sozialen Bereich. Ich hatte das Glück
meine neurotischen Auslöser in einer ganz leichten Version mit anderen Menschen
erneut erleben zu dürfen und ich bin mir sicher, dass mir das, weil ich diesmal anders
reagierte, sehr geholfen hat.

Du könntest z.B. in einen Verein eintreten. Magst du Rollenspiele? Oder Theater?
Es gibt auch selbstorganisierte Gruppen. (z.b. http://www.groops.de/)
Auch wenn du die (meisten) anderen Menschen nicht verstehst... vielleicht findest du
sogar einen Menschen, der sich mit dir anfreundet? Über das Interesse..

Wenn es zu schwer ist, gegen die Angst (alleine) anzugehen, um überhaupt irgendwas
starten zu können, kann ich dir nur raten einen Psychiater/Neurologen aufzusuchen.
Der kann dich dabei beraten, wie du weisst, dem musst du aber genau erklären, was
du brauchst. (z.B. ein leichtes Anxiolytikum)
Das kann helfen, die ersten Schritte zu machen. Denn abzuwarten, macht die Situation
wie wir wissen, in keiner Weise besser. :erklärbär1:

Wünsch dir alles Gute
Zarathustra

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Re: Standortbestimmung im Leben

Beitragvon AlleinunterMenschen » 19. April 2014, 00:49

18. Apr 2014, 21:39 » Zarathustra hat geschrieben:Ernährst du deinen Körper denn ausgewogen? Kriegt er genug Vitamin B-12?
Treibst du Sport? Hast du deine Schilddrüse untersuchen lassen?


Ich habe zwar beides noch nicht untersuchen lassen, aber ich denke nicht, dass es die Ursache ist. Ich ernähre mich eigentlich schon recht ausgewogen und bin auch kein Vegetarier. Die Symptome einer Schilddrüsenfehlfunktion treffen zwar teilweise zu, aber die Symptome von Depressionen passen sehr viel mehr, fast alle eigentlich.
Sport mache ich allerdings nicht, das muss ich zugeben.

18. Apr 2014, 21:39 » Zarathustra hat geschrieben:Habe gesehen, dass du mal einen Thread hattest, der um Therapie ging.
Ist da irgendwas bei rausgekommen?

Ich war bisher erst einmal dort und da gab's die vorläufige Diagnose 'Rezidivierende Depression' und ich bekomme seit zwei Wochen ein Antidepressivum, bisher allerdings noch ohne jegliche Wirkung (ich weiß, das dauert). Aber das Ganze ging eh so dermaßen schnell dort, ein paar Fragen, viel Getippe in den Computer, fertig. Der Arzt hat bisher aber nur einen Bruchteil von mir erfahren, eben alles nur in Bezug auf eine mögliche Depression. Von meinen sonstige "Eigenarten" weiß er noch nichts. Ich habe am Dienstag wieder einen Termin dort und hab mir vorgenommen, ein bisschen was in diese Richtung zu erzählen. Vorausgesetzt seine Zeit lässt das überhaupt zu.

18. Apr 2014, 21:39 » Zarathustra hat geschrieben:Dass du eine schizoide Persönlichkeit hast, hast du geschrieben.

Das weiß ich noch nicht, das vermute ich bislang nur.


18. Apr 2014, 21:39 » Zarathustra hat geschrieben:Irgendetwas, (an deinem Arbeitsplatz??) was dein Ego geschädigt hat, (??)
ist dir widerfahren. Seitdem wirst du regelmässig von Angst überwältigt und
flüchtest, verstehe ich das richtig?

Nein, das ist es nicht, mir ist nichts widerfahren und ich habe auch keine Angst vor der Arbeit. Ich halte mich selbst beruflich auch eigentlich für recht fähig. Anfangs dachte ich allerdings, es käme von dem wirklich sehr extremen Stress dort, das ist Bürofließbandarbeit mit sehr sehr viel Telefon - und ich hasse es zu telefonieren. Ich dachte an ein Burn out, es hat sich so angefühlt, als würde ich drauf zusteuern. Aber der eigentliche Zusammenbruch kam nicht, es ging wieder vorbei, nicht wirklich gut, aber besser.
Mittlerweile habe ich gemerkt, dass der Stress mich zwar logischerweise stresst, aber es nicht das ist, was mich fertig macht, sondern beinahe schon eher hilft, den Arbeitstag schnellstmöglich zu überstehen.

Und dann ist mir plötzlich wieder eingefallen wie es damals während und nach meiner Lehrzeit war, das war nämlich fast genauso, nur nicht ganz so extrem. Für mich war das damals ein regelrechter Schock, jeden Tag bis 18.00 Uhr da drin bleiben zu müssen. Das war richtige Verzweiflung, genau wie jetzt. Ja, es ist die Arbeitszeit, die ich nicht packe, die 8 Stunden. Aber damals hatte ich Blockschule, war also immer wieder mehrere Wochen lang in der Berufsschule. So konnte ich die Lehrzeit halbwegs gut hinter mich bringen. Nach der Lehre wurde es aber richtig übel, ich hatte jeden Morgen Bauchschmerzen und häufig Suizidgedanken. Warum es damals nicht so extrem geworden ist wie jetzt, liegt wahrscheinlich daran, dass ich einen Ausweg für mich gefunden habe - ich bin schwanger geworden.

Alles das, was für andere Menschen völlig normal ist und womit der Rest der Welt klar kommt, nämlich einen ganz normalen Vollzeitjob zu haben, kriege ich einfach nicht hin. Und dafür schäme ich mich auch ganz klar. Ich habe aber keine Ahnung, wie ich das ändern könnte, auch schon, weil ich nicht erkennen kann, woher das kommt. Ob das etwas mit einer möglichen schizoiden Persönlichkeit zu tun haben könnte, weiß ich ebenfalls nicht, könnte aber eventuell mit reinspielen, denn ich hab ganz klar ein Problem damit, den ganzen Tag mit so vielen Leuten so nah zusammen in einem Raum verbringen zu müssen und keine Möglichkeit für einen Rückzug zu haben.
Ich habe natürlich auch überlegt, ob ich einfach nur faul bin. Aber das ist nicht richtig, ich bin eigentlich kein fauler Mensch. Ich kriege nur diese 8 Stunden nicht hin... :(

Natürlich ist mein Problem mit der Arbeit nicht der einzige Bereich, wo ich "anders" ticke, aber es ist das, was mich am meisten belastet und was ich als Auslöser für die Depression vermute. Denn in den vielen Jahren vorher, in denen ich halbtags gearbeitet habe, habe ich mich gut gefühlt. Ich hatte einfach genügend Alleinzeit im Gegensatz zu jetzt, konnte mich rechtzeitig zurückziehen und das war einfach gut so.

Ich kann mir natürlich gut vorstellen, dass das wohl alles absolut lächerlich klingt, aber für mich ist es nicht lächerlich. Die Tatsache, dass ich's nicht hinbekomme in Verbindung mit den daraus folgenden Selbstzweifeln macht mich krank. Ich bin gestört, in irgendeiner Art und Weise bin ich gestört.
Und dann habe ich immer die Bemerkung von Nachtgängerin im Kopf - "artgerechte Haltung" - ja, das stelle ich mir schön vor.

Naja, jetzt hab ich also doch drüber geschrieben, hmm.... [:)]

18. Apr 2014, 21:39 » Zarathustra hat geschrieben:Bei dem auftreten von Angst, ohne körperlicher Gefahr, sollte eigentlich dein Ego,
sozusagen dein zweites Ich, in dein Bewusstsein kommen und dir den nötigen
Schneid geben, trotz der Angst reden und reagieren zu können.

Ich denke, mein Nichtantworten und Verschwinden war vermutlich weniger auf Angst begründet, sondern eher auf ein Gefühl der Überforderung. Und manchmal brauche ich erst ein bisschen Anlauf, so wie jetzt.


18. Apr 2014, 21:39 » Zarathustra hat geschrieben:Du könntest z.B. in einen Verein eintreten. Magst du Rollenspiele? Oder Theater?

Oje, ich glaube, da hast Du wohl die drei schlimmsten Dinge aufgelistet, die ich mir überhaupt vorstellen kann. Das wären so ziemlich die letzten Sachen, die ich machen möchte. :breites grinsen:

18. Apr 2014, 21:39 » Zarathustra hat geschrieben:(...)kann ich dir nur raten einen Psychiater/Neurologen aufzusuchen.

Ja, das mache ich jetzt, schon allein, weil ich endlich wissen will, was mit mir los ist. Hochsensibel, schizoid, depressiv, neurotisch oder was auch immer.


18. Apr 2014, 21:39 » Zarathustra hat geschrieben:Wünsch dir alles Gute
Zarathustra

Danke! Du hast es jedenfalls geschafft, dass ich mich ein Stück weit geöffnet habe. :)

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Re: Standortbestimmung im Leben

Beitragvon IsidorIgel » 16. Mai 2014, 20:44

Wendepunkt in meinem Leben

Einen von außen erzwungenen Wendepunkt hat es in meinem Leben nie gegeben. Auch keinen, der erkennbar mit einem bewegenden Erlebnis zusammenhängt.

Aber ich kann ich einen Wendepunkt klar benennen. Er heißt: Für mein Glück bin ich allein verantwortlich.

Diesen Satz fand ich mal irgendwo, und nun dient er mir als farbiger Markierungspunkt, um ihn an eine ganz bestimmte Stelle meines Lebensweges zu kleben. Der Satz aber war nicht Auslöser.

Irgendwann war ich einfach so weit: für mein Glück allein verantwortlich.

Auf meinem Lebenswanderweg eröffnete sich unvermittelt die Aussicht auf eine herrliche helle Lebenslandschaft. Und seitdem geht es mit unglaublich gut. Mit allem, was ich kann oder nicht schaffe, worauf ich mich freue oder wovor ich Angst habe: Ich bin frei.

Meine Wandergefährten – wußten sie, wohin sie mich führten? Sie führten ja gar nicht, sie wanderten nur abschnittsweise mit. Wir redeten und schwiegen gemeinsam, unterwegs. Mancher gab mir auch das eine oder andere Buch in die Hand.

Und doch, wie wäre mein Weg verlaufen ohne die Gefährten?

Darauf weiß ich keine Antwort.


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