Frust und Stressabbau

Ein Leben in (völliger) Isolation? Du bist sehr introvertiert, ängstlich-vermeidend oder gar schizoid? Wie gehst du damit um?
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andersoderwie
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Frust und Stressabbau

Beitragvon andersoderwie » 10. April 2014, 14:19

Das Thema ist so ähnlich wie der Wut-Thread. Nur soll es hier um die Vorstufe Frustration gehen und die Konsequenzen. Wut bzw. Aggression ist ja nur eine mögliche Konsequenz aus dem Frust. Spürt ihr Emotionen, wenn ihr etwas machen wollt aber nicht könnt? Welche Emotionen sind das? Habt ihr schon einmal eine Technik oder Aktivität angewendet, um euch dann zu beruhigen? Arbeitet prophylaktisch am Stressabbau?

Bei mir geht seit Jahren ständig etwas schief. Ich merke so richtig, wie viel Arbeit mir meine Eltern in den letzten Jahren abgenommen haben. Ohne fremde Hilfe bin ich oft aufgeschmissen. Organisation und Spontaneität sind nicht so meins. Wenn es schief geht, versinke ich in traurige Stimmung. Ich will mich nicht mehr bewegen, lenke mich mit Internet ab und breche kurze Anflüge von Wut oder einem Gegensteuern ab. Ich trauere einfach nur und lasse mich hängen.

Wut empfinde ich eigentlich kaum. Selbst wenn andere mich hindern. Ausnahmen sind enge Familienmitglieder. Wahrscheinlich habe ich da wenig Angst vor einem Echo. Allgemein komme ich aber kaum aus mir heraus, bin eher ruhig und schweigsam. Meine Familie sagt mir aber macnhmal, dass ich schon zickig und dominant werden kann.
Außderm gerate ich schnell in Hektik. Das ist dann wohl so etwas wie Angst.

Im Studium habe ich meditiert und PMR-Kurse besucht. Da konnte ich wirklich gut abschalten, aber im Trubel daran zu denken, geht nicht. Ich brauche auch Anleitung von außen. Jetzt habe ich seit Monaten eine Anleitung auf CD, benutze sie aber nicht. Wie so oft...

Mir fällt auf, dass es leider viel zu oft Situationen gibt, bei denen ich mich hätte hängen lassen, aber andere die Probleme erträglicher machten. Manchmal nehme ich etwas sehr genau oder sehr ernst, während andere so etwas sagen wie: "Ach, egal. Klappt schon irgendwie. Ich kann's bis heute nicht.". Das baut mich dann auf und nimmt mir viel Grübelei. In der Schulzeit hatte ich Struktur von außen und soziale Kontakte. Heute existiert das nicht und ich frage mich, ob nicht das der Schlüssel ist. Auf der anderen Seite kann ich Menschen häufig nicht mehr sehen und muss mich anstrengen, um Gefallen an sozialen Situationen zu finden. Es ist schwierig, denn ich kein Sportler, ich brülle nicht durch die Gegend und immer nur Ruhe bewahren hilft auf Dauer nicht beim Frustabbau.

Wie geht ihr damit um?

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Re: Frust und Stressabbau

Beitragvon Nordstern » 10. April 2014, 17:22

Gerade in der Abstufung zur Wut ist das ein schönes Thema mit vielen Fragen. Deine möchte ich gerne mal abarbeiten :) :
andersoderwie hat geschrieben:Spürt ihr Emotionen, wenn ihr etwas machen wollt aber nicht könnt? Welche Emotionen sind das?
Ja, ich ärgere mich, wenn ich etwas machen muss, obwohl ich in dem Moment lieber etwas anderes tun würde. Schlimm wird es eigentlich erst, wenn die von mir gewünschte Betätigung so weit in den Hintergrund tritt, dass ich sie komplett von meiner Liste streichen muss :verstimmt: .
andersoderwie hat geschrieben:Habt ihr schon einmal eine Technik oder Aktivität angewendet, um euch dann zu beruhigen? Arbeitet prophylaktisch am Stressabbau?
Anfang vergangenen Jahres habe ich einen MBSR-Kurs besucht. Ich habe festgestellt, dass ich aber einen gewissen Pegel an Reizen benötige, um überhaupt leben und arbeiten zu können. Das komplette Runterfahren meines Systems führt bei mir nicht zur Entspannung. Dagegen hilft Spazierengehen am Abend eigentlich immer.
Bei prophylaktischer Wirkung wäre ich skeptisch :rätseln: . Ich glaube, Entspannung hat man nur in dem Moment und kann sie nicht als "Tankfüllung" für den nächsten Tag mitnehmen. Das ist ähnlich wie mit dem Urlaub - die Erholung hat man während des Urlaubs aber man nimmt sie nicht in den Alltag mit.

Wenn die Dinge einfach nicht laufen wollen und sich die Probleme stets nur anhäufen, ohne das einige gelöst werden, dann tritt bei mir Traurigkeit und Frustration ein - verbunden mit einer Handlungsunfähigkeit, über die ich schon berichtet habe. (Ich kann mich allerdings auch freuen, wenn ich neue Dinge - wie Hyperlinks - zum Funktionieren bringe [:P] .)
Hektik und fehlende Spontanität sind auch ständige Begleiter in diesen Situationen.
Grübelei ist bei mir permanent vorhanden; sie stört auch schon mal die erforderliche Nachtruhe. Ein richtig wirksames Rezept dagegen habe ich noch nicht gefunden.

Ein weiteres Problem ist bei mir eine gewisse Gereiztheit als Reaktion auf Handlungen anderer. Mein Nervenkostüm ist nicht sehr stark - mir fehlt dann schon mal die Ruhe, anderen zuzuhören, weil ich gedanklich schon weiter oder der Meinung bin, es werden unnötige oder nicht lösungsorientierte Diskussionen geführt. Gerade in Situationen mit erhöhtem Arbeitsanfall macht sich das bemerkbar. Dann steigt meine innere Temperatur und ich versuche, alle Kraft darauf zu verwenden, die Sache in Ruhe zu Ende und nicht zum Überkochen zu bringen.

Wenn ich mir meinen Beitrag so durchlese, denke ich, der einzige Weg ist, während des Aufkommens einer stressigen Situation ein erprobtes und funktionstüchtiges Werkzeug zu haben. Noch bin ich auf der Suche und beim Basteln an diesem Werkzeug...

Ich freue mich auf die Beiträge der anderen :hüpfen:
Nordstern. :sternstunden:
[align=left]Die Tatsache ist ein kleiner kompakter Glaube.[/align] (Les Murray)

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Re: Frust und Stressabbau

Beitragvon Nachtgängerin » 11. April 2014, 03:43

Hallo Andersoderwie,


das ist ein gutes Thema. :glück:

Leider bei mir auch immer wieder aktuell, weil ich mich oft von anderen manipuliert, eingeschränkt, belästigt fühle und weil ich das Leben grundsätzlich mit all seinen Erfordernissen als anstrengend empfinde.

Stress- und Frustrationsbewältiguingsmechanismen sind da wohl grundlegende Überlebenstechniken. Leider habe ich keine wirklich sinnvollen.^^

10. Apr 2014, 14:19 » andersoderwie hat geschrieben:Spürt ihr Emotionen, wenn ihr etwas machen wollt aber nicht könnt? Welche Emotionen sind das? Habt ihr schon einmal eine Technik oder Aktivität angewendet, um euch dann zu beruhigen? Arbeitet prophylaktisch am Stressabbau?



Ich fühle mich schnell getrieben, gehetzt, wenn ich etwas machen will, aber nicht kann. Weil dann die "Quests", die das Leben einem so schreibt, immer mehr werden und einen darunter einbuddelt. Deswegen will ich "meine" Sachen vom Tisch haben. Gelingt mir das nicht, schwebt das irgendwie über mir und drückt mir auf die Laune. Ich bin dann nicht direkt und unmittelbar komplett negativ bewegt, sondern eher so latent-permanent-bedroht. Der Rucksack ist dann schwerer.
Ich kann mich nur durch Erledigung dessen beruhigen oder aber - wenn es unwichtige Sachen sind - indem ich die Entscheidung treffe, mich überhaupt nicht mehr darum zu kümmern.

Prophylaktisch versuche ich, solche Aufstausituationen zu meiden.




Wenn es schief geht, versinke ich in traurige Stimmung. Ich will mich nicht mehr bewegen, lenke mich mit Internet ab und breche kurze Anflüge von Wut oder einem Gegensteuern ab. Ich trauere einfach nur und lasse mich hängen.



Das kenne ich auch, gerade dieses scheinbar sinnlose Zeit verplempern. Aber ich denke, das ist garnicht so richtig verschenkte Zeit. Irgendein Akku lädt sich da bestimmt auf.



In der Schulzeit hatte ich Struktur von außen und soziale Kontakte. Heute existiert das nicht und ich frage mich, ob nicht das der Schlüssel ist. Auf der anderen Seite kann ich Menschen häufig nicht mehr sehen und muss mich anstrengen, um Gefallen an sozialen Situationen zu finden. Es ist schwierig, denn ich kein Sportler, ich brülle nicht durch die Gegend und immer nur Ruhe bewahren hilft auf Dauer nicht beim Frustabbau.

Wie geht ihr damit um?



Ich kann nicht immer und ausschließlich Ruhe bewahren. Aber dadurch, dass ich niemals wütend bin UND kommuniziere, verknote ich mich manchmal sehr seltsam. Ich bin dann hochaggressiv, aber nicht wütend. Erschwerend kommt für mich hinzu, dass ich nicht in der Lage bin, Autoritäten anzuerkennen oder mir etwas von jemandem sagen zu lassen, was ich als mir gegenüber ungerecht empfinde.
Seitdem ich gezielt solche Situationen meide und etwas eigenbrödlerischer geworden bin, aber auch, seitdem ich selbständig bin, hat sich das nochmal extrem verschärft.
Heute rief etwa die Hausverwaltung bei mir an und wollte mir wegen etwas, wofür ich überhaupt nichts konnte, was nicht durch mich verursacht worden war und was zudem auch längst geklärt war, Vorschriften machen. Das ging überhaupt nicht. Innerlich war ich schon bei diversen Gewaltfantasien, aber äußerlich kam nur sachlich-distanziertes Zeugs heraus, das wenig beeindruckend gewesen zu sein scheint. Ich habe dann irgendwann genervt aufgegeben und gesagt "ich gebe Ihnen meinen Mann".
Ja, super. Der hat ein bisschen Wut gezeigt, die Fakten - die ich längst dargelegt hatte - laut und mit Drohungen gespickt auf den Tisch gehauen, und somit war gut. Wenn DAS nicht frustrierend ist, weiß ich auch nicht.
Darüber habe ich mich dann heute den ganzen Tag geärgert. Ich hätte diesen Ärger gerne früher losgeworden, aber keine Ahnung, wie das *regelkonform* gehen soll.

Zum Thema Stress fallen mir etliche weitere unabhängige Stressfaktoren ein. Am Ende läuft es darauf hinaus, dass andere Menschen einfach Stress verbreiten. Sie verseuchen mein schönes, sauberes Ich-Umfeld, entweder durch ihre Anwesenheit, ihre Forderungen oder ihre Einmischungen.

Ich weiß nicht, ob das ein sinnvoller Beitrag war, aber ich kenne das Thema "Frustration" und "Stress" wohl auch sehr gut, und außer Abkapselung nach Innen oder Entfernung vom Ort des Geschehens oder Entfernung des Störfaktors fällt mir keine Lösung ein.



Grüße.
Und dann wird die Dunkelheit zur Pforte.

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Re: Frust und Stressabbau

Beitragvon Zinzin » 13. April 2014, 13:52

:katze:
Zuletzt geändert von Zinzin am 13. April 2014, 21:50, insgesamt 2-mal geändert.

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Re: Frust und Stressabbau

Beitragvon Zarathustra » 13. April 2014, 19:45

@Nachtgängerin: :herz: :peace:
Doch war sehr sinnvoll für mich.

Ich bin faul und mach ne Tabelle ^^

Stressbewältigung, wenn der Stress zu viel ist und ich mich nicht dem gewachsen fühle: SPORT
Körperlich >> Ausdauer > Ausdauersport (Joggen, YOGA)
Psychisch >> Selbstkontrolle > YOGA

Also YOGA finde ich am besten, weil nicht viel dazu gehört. Brauchst ne Matte, deinen Körper
und einen Drucker, um dir die Übungen auszudrucken ^^

Habe auch Selbstkontroll-Übungen gemacht. Mit dem Körper auf meiner Seite, ging es
plötzlich! Ich hab trotzdem zu früh aufgehört... ^^ Ich war schon "richtig aktiv".... (etwas)
Bis ich dann aber in diesem SSRI-Loch steckte (Zombie-Modus) konnte ich garnix
machen. Schon verrückt, dass mich Anti-Depressiva so .. dumm gemacht hatten!

Das Leben vs. ME.
Es muss schon extrem sein, wie bei mir, um zu diesem Mittel zu greifen:
Habe vor einigen Wochen schließlich Amphetamin probiert, was das beste war,
was gegen meine eigene Selbstkontrolle (es nicht zu tun) gewirkt hat. Die Bewegungen
zu machen, machte Spaß. Konnte es aber unmöglich dosieren ohne Wissen über
die Höhe des Wirkstoffgehaltes usw. Habe zuviel genommen (geschluckt) und dann
hatte ich Ultra-Sodbrennen. :zu halten: Und war VIEL zu lange wach und hab Leute
im Internet vollgelabert. :bangen:
Das war schon körperlich sehr erschöpfend. Aber es hat auch was gebracht.

Ist schon Wochen her, aber es fällt mir jetzt noch viel leichter, zu "arbeiten".
Als hätte ich nur nen neurologischen Anschupser gebraucht. Ich habe gemerkt,
dass ich nicht versuchen darf, mich zu körperlich anstrengenden Arbeiten zu
motivieren. Einfach spontan entscheiden, den Besen DIREKT greifen, als
wäre es ein Tanz.

Nach dem Ausschleichen des SSRIs bin ich zwar etwas labil aber... ist pille
palle - kann mich nicht beklagen.

Sehe jetzt: Geht ja um Stressabbau, nicht Aufbau. ^^

Stressbewältigung, wenn der Stress lächerlich ist, nur meine Nerven blank liegen:
PAUSIEREN&Nährstoffe auffüllen
Stressbewältigung, wenn der Stress lächerlich ist, nur mein Ego rumheult:
MEDITATION

Nachtgängerin hat geschrieben:Zum Thema Stress fallen mir etliche weitere unabhängige Stressfaktoren ein. Am Ende läuft es darauf hinaus, dass andere Menschen einfach Stress verbreiten. Sie verseuchen mein schönes, sauberes Ich-Umfeld, entweder durch ihre Anwesenheit, ihre Forderungen oder ihre Einmischungen.


Also ich kenne nur Zen-Meditation. Vorm Schlafen gehen habe ich fast ein Jahr lang gemacht. Allerdings
unregelmäßig. Mit Meditation gehts genauso gut, wie mit Zauberpilzen, dauert auch nicht so lange. Musst
es also am besten regelmässig machen. Ich mache das mit Erinnerungen. Aber auch mit erzeugten Gedanken.
In meinem Zen (Zustand des Friedens) verbleibe ich eine Minute, dann hole ich das, was mich in Vergangenheit
aufregte, einzeln.. in mein Zen und .. tatsächlich rege ich mich immernoch auf. ^^ Das Ziel ist es ja, in der
Situation damit umgehen zu können. Die Körperhaltung muss anstrengend sein. Schneidersitz find ich gut.
Und beim Ausatmen dann summen. Damit du dich besser an dein Zen erinnerst.

Nordstern hat geschrieben:Grübelei ist bei mir permanent vorhanden; sie stört auch schon mal die erforderliche Nachtruhe. Ein richtig wirksames Rezept dagegen habe ich noch nicht gefunden.


Hm, das hatte ich auf SSRI sehr oft. Kenn ich ziemlich gut. Kenn da auch nix. Bin wieder aufgestanden und hab
mich später hingelegt. Hab probiert immer nen Block und n Stift auf dem Nachtschrank zu haben, um es dann
aufzuschreiben. Das Ergebnis war, dass ich dann von Schreibflashs aufgehalten wurde. :katze:
Blöd, wenns etwas ist, was dich stark interessiert.


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