23. Mär 2014, 17:58 » IsidorIgel hat geschrieben: Und so endet Kafkas überaus traurige Geschichte:
Der Türhüter erkennt, daß der Mann schon an seinem Ende ist, und, um sein vergehendes Gehör noch zu erreichen, brüllt er ihn an: "Hier konnte niemand sonst Einlaß erhalten, denn dieser Eingang war nur für dich bestimmt. Ich gehe jetzt und schließe ihn".
Isidor
Ich habe damals, als ich "Der Prozess" gelesen hatte, sehr, sehr lange über diese Geschichte nachgedacht. Natürlich vor allem darüber, was Kafka mit ihr sagen wollte. Da es damals noch kein Internet für die Haushalte gab, musste ich mir selbst einen Reim darauf machen.
Ich denke, das Tor stand die ganze Zeit über offen... nur für ihn! Aber warum ging er nicht hindurch? Weil ihm eine augenscheinliche Autoritätsperson sagte, ohne seine Einwilligung solle der Mann es gar nicht erst versuchen. Gleichzeitig warnte der Wächter ihn, dass er nicht die einzige, sondern nur die erste Hürde sei!
Einschüchternd genug, hm? Aber nirgendwo wird erwähnt, dass der Mann ein einziges Mal tatsächlich versuchte durch das Tor zu gehen... stattdessen richtete er seinen Blick unentwegt auf das einzige "Hindernis".
Und hätte er es einfach gewagt? Hätte der Wächter sich tatsächlich dem einzigen Menschen in den Weg gestellt, der Anspruch auf Einlass hatte?
Nur so ein Gedanke zu deinem Eröffnungsposting...
Bye,
Ghostvoice