Haustiere

Ein Leben in (völliger) Isolation? Du bist sehr introvertiert, ängstlich-vermeidend oder gar schizoid? Wie gehst du damit um?
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Re: Haustiere

Beitragvon MirrorMirror » 12. Dezember 2015, 20:56

Ich hab seit um die 20 Jahre Katzen.
2014 hab ich einen wunderbaren und unvergesslichen Kater verloren. Ein großer Tumor im Bauchraum. Der arme Wurm wollte ewig nur pinkeln, so groß war der Druck auf die Blase. Es war recht schnell sinnlos. Er hat nicht mehr gefressen, nicht mehr kommuniziert. Es ist ihm nicht gutgegangen.
Ich hab ihn schon ohne die letale Spritze tot vor mir liegen gesehen und bin mit sprachlosem Entsetzen abgerauscht. Keine Tränen, nur stumme Fassungslosigkeit. Die Empfindung hat jede andere übertroffen. Stumme Fassungslosigkeit nach innen geparkt und dort wohnt sie seitdem. Wehe sie bricht mal auf.

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Re: Haustiere

Beitragvon Maikäfer » 12. Dezember 2015, 21:09

Im Haus läuft ein Hund rum. Hab schon paar mal geschaut ob ich einen Essenzusatz finde. Gehen uns unterbewusst bestmögliches aus dem Weg. So was Doofes !!! Hab´s vermeiden wolle.
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Re: Haustiere

Beitragvon Indigocat » 12. Dezember 2015, 21:14

12. Dez 2015, 13:11 » knallschnute hat geschrieben:Nun haben wir allerdings ein einsames Böckchen, dass sich ebenfalls von der Schweinefreundin verabschiedet hat.
(Ich hoffe ich finde eine neue Freundin für ihn, die im gleichen Alter ist, sonst wird das eine "never ending Story".)


Ich glaube, für schizoid veranlagte Menschen nehmen Haustiere noch mal einen besonderen Stellenwert ein, nicht selten ersetzen sie den Lebensgefährten. Um so schwerer wiegt der Verlust. Und wenn man mit Tieren zusammenlebt, weiß man, dass sie nicht nur instinktgesteuert, sondern durchaus intelligente und gefühlvolle Wesen sind.

^^ Auch die Freundin im gleichen Alter könnte eine "never ending Story" werden, die Wahrscheinlichkeit, dass beide gleichzeitig sterben, ist ja eher gering. Das Problem habe ich bestimmt auch bald mit meinen Zwergkaninchen, die sind jetzt beide 8 Jahre alt und im Moment noch sehr munter. Ich werde aber dann wahrscheinlich keinen Partner mehr dazugeben. Wenn ich Glück habe, findet sich in der Bekanntschaft jemand mit einem passenden Partner.
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Re: Haustiere

Beitragvon knallschnute » 13. Dezember 2015, 10:32

Hallo zusammen,

lieben Dank für die vielen netten Antworten! Ich bin froh darüber, dass man meine Trauer nachvollziehen kann!

@ Nachtgängerin:

12. Dez 2015, 20:55 » Nachtgängerin hat geschrieben:[...] sondern "gleich" auf einem emotionalen Level der Bindung, die man mit ihnen eingeht.[...]

Du hast es auf den Punkt gebracht! Gestern hatte ich einen fernen Verwandten am Telefon und ihm mitgeteilt, was mit meinem Meerschwein passiert war und wie mich dies doch mitnimmt... Da war an der anderen Seite der Leitung wenig Verständnis und Mitgefühl erkennbar. Weil es wohl auch unangenehm ist auf so eine Nachricht zu reagieren, habe ich zur Antwort bekommen: "Wenn es nix schlimmeres ist!"
Unfassbar, wie man auf diese Weise dem Trauernden begegnen kann.
Darum hat mir deine Antwort gezeigt, dass du nachfühlen kannst, wie wichtig so ein Wesen ist, auch wenn es "nur" als Haustier Zeit mit einem verbracht hat. Denn es ist ebenso schmerzlich, als wenn ein menschlicher verstorben wäre. :begeistert:


@ MirrorMirror

Ich denke, dass jeder in so einer Situation anders reagiert. Deine "stumme Fassungslosigkeit" klingt im Grunde noch schlimmer, als wenn jemand schreibt, dass er Tage lang geheult und sich kaum noch beruhigt hat. Immerhin ist dieses Weinen, das Trauern, etc. eine Verarbeitung des Schmerzes und des Verlustes um das geliebte Wesen. Die Zeit allein heilt keine Wunden, auch wenn es dann weit zurück liegt... Du hast also Recht mit dem, was du schreibst. Vielleicht gibt es da für dich doch einen Weg das mit dem Kater aufzuarbeiten?
Als ich als Kind meinen Kater verlor - er war von heute auf morgen nicht mehr vom Streunen zurück gekehrt - habe ich unsagbar gelitten. Fast zwei Jahre hat es gedauert, bis ich mich davon wieder lösen konnte. Dieses Tier hat mir soviel gegeben: Es war in meinem schwierigen Stunden auf wundersame Weise immer für mich da, als hätte es dies gespürt. Aus diesem Grund war er mein vertrautester Partner, den ich damals hatte. Seine Abwesenheit, die leider endgültig war und die ich mir als Kind nicht erklären konnte, weil niemand wusste, warum er nicht mehr zurück kam, hat mich die Angelegenheit so lange nicht abschließen lassen. Ich hätte mich so gerne von ihm verabschiedet... Wobei es vor seinem Verschwinden eine sehr rührende Begebenheit gab. In der Nacht, bevor er nicht mehr zurück kam, war er zum ersten Mal in meinem Bett und hatte bei mir geschlafen. (Ob dies sein Abschied war - nur ich verstand es nicht?)

@ Indigocat

Indigocat hat geschrieben:Ich glaube, für schizoid veranlagte Menschen nehmen Haustiere noch mal einen besonderen Stellenwert ein, nicht selten ersetzen sie den Lebensgefährten. Um so schwerer wiegt der Verlust. Und wenn man mit Tieren zusammenlebt, weiß man, dass sie nicht nur instinktgesteuert, sondern durchaus intelligente und gefühlvolle Wesen sind.
Ja, da hast du vollkommen Recht. Ein Tier kommuniziert auf solch offene Art und Weise und hat etwas faszinierendes, wenn man sich mit ihm sehr gut versteht. Ich kann nicht für jedes Tier das Selbe empfinden, aber bei manchen Tieren war die Verbindung so eindrucksvoll und schön, dass es um so tragischer ist, wenn man dieses Tier nicht mehr bei sich hat!
Zugegeben, als ich erfuhr, dass mein Großvater gestorben war, hat mich dies erstaunlich wenig berührt. (Wobei ich sagen muss, dass ich mit diesem schon seit Jahren keinen Kontakt mehr pflegte.) Es kommt also weniger darauf an, ob es sich um einen Menschen oder ein Tier handelt, sondern auf die Intensität der Beziehung. :Blümelein:
^^ Auch die Freundin im gleichen Alter könnte eine "never ending Story" werden, die Wahrscheinlichkeit, dass beide gleichzeitig sterben, ist ja eher gering.

Gestern hatte ich mir sowas auch schon überlegt. Stimmt schon, letztlich steckt man da nicht drin, auch wenn man zwei Gleichaltrige hat. Es ist auch nicht gesagt, dass ein jüngeres Meerli dann älter wird, als das ältere Meerschweinchen. Manchmal kommt es eben, wie es kommen muss. Ich hoffe nur, dass wir heute ein Tierchen mitnehmen, dass sich mit unserem einsamen Böckchen gut verträgt und wir an beiden noch einige Jahre Freude haben dürfen. Wenn dann wieder eins von uns gehen sollte, neige ich aber auch eher dazu, dass Hinterbliebene dann abzugeben, weil ich dann vielleicht doch wieder eine Katze haben möchte. (Einen Hund dürfen wir in der Wohnung leider nicht halten.)

Nun hoffe ich aber auf das Beste, schon allein meinen Kindern zuliebe. Die haben mit den Meerschweinchen auch immer viel Freude und lustige Situationen erlebt.

Nochmals lieben Dank euch und noch einen schönen Sonntag! :rose:

Liebe Grüße
Knallschnute
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Re: Haustiere

Beitragvon Yurei » 13. Dezember 2015, 11:18

Liebe Knallschnute,

ein geliebtes Tier zu verlieren, gehört für mich zu den traurigsten Erlebnissen, die man haben kann und ich kann diese Trauer gut nachempfinden.
Für mich gab/gibt es in diesen Zeiten keinen wirklichen Trost. Das einzige, was bei mir den Schmerz etwas abmildern kann, ist diese Vorstellung:
Es gibt einen eigenen Himmel für jeden. Und dort werden wir uns wiedersehen.

Ich wünsch dir und deinen Kindern alles liebe in dieser schweren Zeit :Blümelein:
It's only in my mind, not real life - No, I must be dreaming. (Amy Lee)

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Re: Haustiere

Beitragvon knallschnute » 13. Dezember 2015, 11:32

Hallo Yurei,

dankeschön! :rose:
Es ist eine schöne Vorstellung, all jene wieder sehen zu können, an denen man besonders hing!

Liebe Grüße
Knallschnute
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Re: Haustiere

Beitragvon pesto » 13. Dezember 2015, 13:56

Hallo knallschnute,

ich bin auch sehr tierlieb und kann deinen Schmerz gut nachvollziehen.

Dass Trauernde von verständnislosen Bekannten vor den Kopf gestoßen werden, das gibt es leider nicht nur bei verstorbenen Tieren, sondern auch bei verstorbenen Lebenspartnern. Ich war lange in einem Trauerforum unterwegs, und da wurde das häufig berichtet. Und ich habe das auch selbst erlebt. Für viele Menschen ist halt alles "ersetzbar".

Liebe Grüße

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Re: Haustiere

Beitragvon Indigocat » 13. Dezember 2015, 14:16

13. Dez 2015, 10:32 » knallschnute hat geschrieben:Es kommt also weniger darauf an, ob es sich um einen Menschen oder ein Tier handelt, sondern auf die Intensität der Beziehung.


Das stimmt, ich vermute auch damit, ob das verstorbene Wesen uns etwas gegeben hat, was wir brauchen, uns eher gleichgültig war oder sogar geschadet hat. Als vor einigen Jahren mein Exmann (auf sehr schreckliche Weise) ums Leben gekommen ist, war ich darüber sehr froh und das hat mein Leben wesentlich vereinfacht.

...

Leider sieht man es einem Tier nicht von Anfang an an, welchen Charakter es hat und ob es zu uns passt und im schlechtesten Fall schwankt man zwischen Verantwortungsgefühl und dem Wunsch, es wieder abzugeben, wenn es Macken hat, aggressiv ist oder nicht stubenrein wird. Von einem Menschen kann man sich in diesem Fall leichter wieder trennen, da hier jeder für sich selber verantwortlich ist.
Geniale Menschen sind selten ordentlich, Ordentliche selten genial. A. Einstein

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Re: Haustiere

Beitragvon orinoco » 13. Dezember 2015, 14:44

Hallo knallschnute,

hab gerade eben erst die aktuellen Postings dieses Threads gelesen. Bei der PM vorhin wusste ich noch nichts davon. Auch von mir herzliche Anteilnahme.

Ich hab gerade die Tage wieder darüber nachgedacht wie sehr meiner einer der Verlust von irgendwas Nahe geht. Was andere (NTs) schon bald vergessen (zu) haben (scheinen), hängt mir ewig nach. Und es schmerzt noch mal besonders, wenn andere dafür kein Verständnis haben.

Ich hab ja jetzt zwei Katzen und die eine war und ist mir immer noch nach dem Tod meiner Lebensgefährtin ein großer Trost. Aber auch sie wird irgendwann gehen und davor habe ich jetzt schon Angst, oder besser: vor dem Loch danach. Ich hab zwar noch eine zweite jüngere Katze, aber zu der hab ich nicht so eine enge Beziehung. Eine Beziehung zu Tieren ist für mich noch mal was besonderes und nicht mit der zu Menschen vergleichbar. Denn sie haben nicht das ganze Gehabe und Getue und vor allem nicht diese Falschheit und Verlogenheit der Menschen, was mir die Beziehung zu anderen Menschen so schwer macht. Ein Tier lehnt einen nicht ab, ein Tier demütigt einen nicht, ein Tier begeht keinen Vertrauensbruch, ein Tier ist nicht ungerecht und ein Tier verlässt einen nicht - bis eben auf den letzten Schritt. Tiere können mir auch vollkommen fremd sein: wenn sie sich streicheln lassen, dann habe ich da keine Kontakthemmungen und kann mit allem was zahm ist ... Wenn die Liebe zu Tieren nur so einfach auf Menschen übertragbar wäre ...

Wem es also ähnlich ergeht, den kann ich gut verstehen.

Alles Liebe

Orinoco
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Re: Haustiere

Beitragvon ebowinger » 13. Dezember 2015, 16:14

Meine große Sorge ist, das ich vor meiner über alles geliebten Katze sterbe. Ich habe sie 14 Jahre lang total verwöhnt, die ganze Liebe, die ich nie irgendwo anders los werden konnte, habe ich auf meine "Tigerin" konzentriert. Sie ist die beste Lebensgefährtin und der beste Kumpel, und weit mehr als nur ein Haustier für mich. Sie ist es gewohnt, das ich sie rund um die Uhr verwöhne und alles für sie gebe. Wenn ich vor ihr sterbe, würde sie wohl nicht verstehen, was und warum plötzlich alles anders ist als die vielen Jahre davor. Ich habe manchmal das Gefühl, das sie das instinktiv irgendwie auch weiß, und darum immer wieder versucht mich aufzumuntern.
:herz: :katze: :verliebt: :katze:


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