Themis hat geschrieben:Ein Gedanke en plus:
Ich bin seit über vier Jahren in der Altenpflege. Privat bin ich nach wie vor extrem kühl und distanziert - im Beruf "darf ich ICH sein" nach meinem Empfinden. Das habe ich für mich sekundär so beschrieben. Sehr viele Pat. sind froh, "dass Sie endlich wieder da sind". Kollegen sagen "Man sieht, dass Du gerne fühlst pflegst". Tertiäre "Belege".
Das sagt doch schon alles.
Ich pflege technisch "ganz normal". Für mich ist es aber das einzig mögliche Ventil, "Liebe" zu geben, unter dem Deckmantel des Berufs.
Pat., Kollegen und Angehörige denken "so eine liebevolle Frau".
Für die Situation stimmt das: Und ich bin dort mehr ICH als sonst je.
Nur traue ich mich das in meinem realen Leben nicht. Distanz ist alles. Sonst ist das Überleben gefährdet.
Zur Zeit arbeite ich im Krankenhaus. Täglich habe ich mit extrem vielen Menschen (Personal & Patienten) zu tun. Es irritiert wenn Patienten einen anlächeln und einen wegen „seiner netten Art“ danken. Wie ist das bei Dir? Wechselst du auf die „nette, liebenswürdige Pflegerin“ Ebene oder empfindest du wirklich Nähe zu anderen Menschen? Bist du bewusst oder unbewusst emphatisch? Geht das überhaupt, bewusste Emphatie? Oder ist es mehr so, dass du intellektuell erfassen kannst (z.B. durch Mikromimik) was ein trauriger, ängstlicher, von Schmerzen geplagter Mensch „braucht“ um sich besser zu fühlen, und befriedigst das Bedürfnis so gut du kannst (in etwa wie ein Schauspieler)?
Patienten sind doch sicherlich auch bei dir von dieser Welt gegangen oder mussten wieder zurück geholt werden. Wie ist das für dich? Empfindest du? Wenn ja, was? Trauer? Bedauern? Oder ist es als wenn du wie ein TV-Konsument die Szene wahrnimmst? Oder aber ist es sogar interessant für dich, auf einer intellektuellen Art, z.B. was spritzt der Arzt um den Kreislauf wieder zu starten, etc. etc.?