Abtauchen in ferne Bild- und Traumwelten...

Ein Leben in (völliger) Isolation? Du bist sehr introvertiert, ängstlich-vermeidend oder gar schizoid? Wie gehst du damit um?
NaturalBornOutsider

Abtauchen in ferne Bild- und Traumwelten...

Beitragvon NaturalBornOutsider » 14. Dezember 2013, 12:16

Ich merke, dass ich zur Zeit immer mehr resigniere und mich fast nicht mehr raustraue in die Außenwelt, die zunehmend kälter wird... Ich kann die Menschen nicht mehr ertragen, diese Koma-Gänger mit ihren leeren Augen, die auf Iphones starren... Diese partywütigen, schönen Designermenschen, die mir nur mit Unverständnis oder sogar mit Verachtung begegnen... Ich fühle mich jedes Mal wie ein Außerirdischer unter den anderen, ein Fremdling, der keine Aufenthaltsgenehmigung hat und unerwünscht ist in der Welt der Schönen und Intelligenten, meine Minderwertigkeitskomplexe lähmen mich, ich fühle mich so anders und deplatziert, umhüllt von erstickender Einsamkeit, umspült von feindlicher Menschenwüstenei... :(

Deswegen ziehe ich mich in meine eigene Welt zurück, tauche ab in fantasievolle Bildwelten von Art-Brut-Künstlern, dann fühle ich mich geborgen und sicher, fern der Wirklichkeit... Ich entferne mich immer mehr vom Leben, kehre der Außenwelt den Rücken und suche Schutz in meinem eigenen Inneren...

WWSCDneutrino

Re: Abtauchen in ferne Bild- und Traumwelten...

Beitragvon WWSCDneutrino » 14. Dezember 2013, 22:05

Es wäre interessant zu erfahren ob du das auch schon im Teenager Alter hattest und wenn ja wie die Beziehung zu deinen Mitschülern war.

Auf jede Fälle kommt mir das nur zu bekannt vor-ich weis das die Realität (die Menschen, der rest geht ja) alles andere als angenehm ist und das die Flucht in andere Welten umso akraktiver erscheint.
Nur leider ist unsere Welt sozial ausgelegt und wer nicht hinein passt wird verstoßen.
Wichtig ist noch einiger Maßen Normkoform rüber kommen zu können, und wenn du merkst das es nicht mehr geht und du einfach IMMER auffällst- und ja ich weis es ist schwer- musst du mehr (überhaupt? ) mit anderen reden. Wirklich.
Du kannst machen was du willst, aber wenn du wirklich aufhörst mit anderen zu interagieren wird es immer schwerer da draußen zu überleben.
Du bist...27 laut deinem Profil.
Das heist du arbeitest schon, wo du sogar mit anderen reden MUSST. In dem Fall könntest du doch mal versuchen immer ein kleines bisschen mehr wie nötig zu reden (in z.b. der pause). Oder wie wäre es mit einem lese, philosophie oder sonst was club/Verein? (ob auffällt das ich keine Ahnung von vereinen habe?


...und oh ja: selbst Zweifel kenne ich auch sehr gut (meine zwei stätigen Begleiter könnte man sagen :/ ) aber das zu erleutern wäre hier in dem thead unangebracht (zu lang). Du kannst ja einfach eines meiner Themen lesen (80% haben irgendwie damit zu tun :) )

LG

NaturalBornOutsider

Re: Abtauchen in ferne Bild- und Traumwelten...

Beitragvon NaturalBornOutsider » 15. Dezember 2013, 13:09

In der Tat, ich hatte das schon als Kind und später auch im Teenager-Alter, diesen Drang zum Eskapismus, dieses weltentrückte Schutzsuchen im Selbst, das hat mich davor bewahrt, den Verstand zu verlieren... Ich war schon immer sensibel und ungemein verletzlich, deswegen musste ich fliehen vor der Wirklichkeit, sonst hätte ich nicht überlebt... Ich wurde wegen meines Andersseins gemobbt, ausgegrenzt, verachtet, angespuckt... Ich war zu verträumt und zu still in einer Welt der Lauten und nach Aufmerksamkeit Dürstenden... Deswegen musste ich mich einhüllen in meine Schutzblase aus Tagträumen und Fantasiebildern...

Nein, ich arbeite nicht, ich studiere... Und auch unter den angehenden Akademikern fühle ich mich fremd... Ich verabscheue ihre Arroganz und ihre Angewohnheit, sich an ihrer eigenen Intelligenz zu ergötzen...

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Re: Abtauchen in ferne Bild- und Traumwelten...

Beitragvon knallschnute » 16. Dezember 2013, 14:43

Hallo,

wie gut ich dich versehen kann!
Mir ging es vor allem als Kind und Jugendliche so, dass ich mich überwiegend in meiner Parallelwelt aufhielt.
Oft gab es da ein Wesen, das mich begleitete - eine Art imaginärer Freund. Es war wohl der tief verwurzelte Wunsch nach einem besten Freunden und Partner, der hier seine Figuren in Geschichten und Märchen heraus filterte und dem Wunschbild Gestalt schenkte.
Eigentlich war ich in Gedanken nie ganz bei mir, sondern eher im Dialog mit diesem fantastischen Kopfkino. Gebündelte Gefühle, gewisse Wunschvorstellungen und konkrete Möglichkeiten konnten sich schnell verwischen und ihre eigene Rolle in diesem Leben spielen.

Besonders geprägt wurde ich von den Märchen der Brüder Grimm. Aber auch ein paar Geschichten von Hans Christian Andersen, und so manche Sagen schenkten mir als Kind gewisse Werte. Ich hatte immer die Hoffnung aus meinem, mir wenig geliebten Leben, heraus zu finden und wie die verwunschene Prinzessin von dem einen Helden befreit zu werden. Oder ich befreite mich selbst und rettete diesen imaginären Freund - auch das schien mir in meinem Kopfkino möglich. ;)
Prinzipiell flüchtete ich mich in diese Parallelwelt, weil es mir dort harmonischer erschien und ich keine bösen Überraschungen zu erwarten hatte.

Noch heute benötige ich zeitweise die Möglichkeit mich weg zu träumen - hauptsächlich mit Hilfe von Musik. Der erste Kassetten-Walkman wurde mir mit ca. 10 Jahren geschenkt und war für mich eine echte Errungenschaft. Seitdem habe ich immer gerne meine Musik zum Träumen dabei... Den Rest zum genüsslichen Abtauchen macht dann mein Kopf von ganz allein. Hier finde ich auch die meiste Muse zum kreativen Ausdruck.

Schlimm wird es für mich, sobald das Leben mich zu stark vereinnahmt und ich aus der Realität nur schwer in meine Träume flüchten kann - ich quasi von außen dauerberieselt werde. Gerade dann ensteht in mir Stress und auch eine gewisse Wut gegen das Leben, das auf mich heute noch bedrohlich wirkt.

Lieben Gruß,
Knallschnute
Mopsinator

WWSCDneutrino

Re: Abtauchen in ferne Bild- und Traumwelten...

Beitragvon WWSCDneutrino » 16. Dezember 2013, 15:28

@knallschnute
Ohne Musik bin ich nicht lebensfähig.
Egal ob Metal oder Klassik, wenn ich morgens auf dem hinweg und wenn es wieder nach hause geht von der schule nicht meine Kopfhörer und unterdessen über 750 Lieder parad habe komme ich schlicht nicht runter.
Interessant ist das wenn ich wütend bin oder auch wenn ich ein bisschen arg genervt bin (Schulstress wegen den anderen) mir vorallem metal/nu metal hilft runter zu kommen (marlyn manson, bullet for my valentine, die früheren Alben von Linkin Park).
Auch wenn es sich eigentlich bei jedem Genre eignet geht das wegträumen am besten mit new age Klassik (d.h. nur Violine und Klavier und nichts das älter ist wie 20 jahre).
Ich könnte auch noch weitere Beispiele machen was für was am besten geeignet ist aber das interessiert wahrscheinlich keinen.
Hörst du nur ein bestimmtes Genre oder vielleicht bestimmte je nach Situation? wäre interessant zu erfahren.

...An alle:
Mir ist gerade ganz spontan eine (blöde?) Idee gekommen (da wir es ja hier von Phantasie Welten haben):
Was würdet ihr davon halten wenn ich ein neues Thema aufmache, wo jeder z.b. 5 Sätze zu einer Geschichte beitragen kann?
Praktisch als Anlehnung an das Assoziations Spiel, wo ja auch jeder mit dem Wort das er wählt die darauf folgenden beeinflusst.
Wäre vielleicht lustig zu sehen was dem Haupt Charakter alles widerfährt ^^

MfG :Blume:

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Re: Abtauchen in ferne Bild- und Traumwelten...

Beitragvon Jette » 16. Dezember 2013, 15:43

Mach doch, das wird bestimmt spannend!
Die Veränderung des Blickwinkels kann die Wahrnehmung von kleinen Dingen bewirken, die wir manchmal gar nicht mehr sehen. - Namasté

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Re: Abtauchen in ferne Bild- und Traumwelten...

Beitragvon Nachtgängerin » 16. Dezember 2013, 19:42

NaturalBornOutsider hat geschrieben:
Deswegen ziehe ich mich in meine eigene Welt zurück, tauche ab in fantasievolle Bildwelten von Art-Brut-Künstlern, dann fühle ich mich geborgen und sicher, fern der Wirklichkeit... Ich entferne mich immer mehr vom Leben, kehre der Außenwelt den Rücken und suche Schutz in meinem eigenen Inneren...



Ich kenne das sehr gut. Seit Jahrzehnten, immer mal stärker und mal weniger ausgeprägt. Es gibt keinen Tag, an dem ich nicht mehrere Stunden fantasiere; schwankend scheint nur zu sein, wie bewusst und "freiwillig" ich das mache. Wenn es mir schlecht geht, dann gehe ich ganz bewusst und mit ganzem Willen dorthin.

Es ist doch auch schön dort, oder nicht? Je nachdem, was man gerade braucht - man holt es sich.


Grüße.
Und dann wird die Dunkelheit zur Pforte.

NaturalBornOutsider

Re: Abtauchen in ferne Bild- und Traumwelten...

Beitragvon NaturalBornOutsider » 17. Dezember 2013, 13:05

Wenn mir die Wirklichkeit zu bedrohlich erscheint, suche ich Zuflucht im dunkelbunten Schädelwald im Land der schlafenden Vernunft, so nenne ich die Fantasiewelt, in der ich mich geborgen fühle... Folgender Text, den ich mal geschrieben habe, beschreibt dieses Sicherheit versprechende Reich in meinem Inneren:

LAND DER SCHLAFENDEN VERNUNFT

Im tiefsten verwobenen Schattengespinst
In den magischen Untiefen des Hirns
Erstreckt sich der dunkelbunte Schädelwald
Unter dem Nervengeäst hoher Synapsen-Bäume lebt die Stille
Sieh, es wachsen hier schmackhafte Neuronen-Pilze
Gekleidet in das warme Licht der Scharlachmonde
Am Himmel kreisend zwischen prasselnden Dunkelsonnen
Über das Land der ruhenden Vernunft wacht ein Traumregent
Umgeben von seinem treuen Volk aus Tränen-Männchen
Mondmenschen und Sternenanbeter treffen sich auf schwebenden Eilanden
Hoch über wogenden grauen Ebenen, gesprenkelt mit Nervenblumen
Die Zeit wurde verbannt
Geifernde Plastikpuppen mit Gummihaaren und geschminkten Masken
Schau, sie rütteln verbissen an den Toren
Ich lasse sie nicht rein

bjarne
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Registriert: 20. November 2013, 10:47
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Re: Abtauchen in ferne Bild- und Traumwelten...

Beitragvon bjarne » 4. Januar 2014, 14:24

Dazu muss man aber auch sagen, dass selbst wenn einem dieses Verhalten - also das Abdriften in eine Gedankenwelt - bewußt ist und man es zeitweilig ebenso bewußt ausschalten möchte, gelingt das nicht. Zumindest bei mir.

Ich drifte täglich mehrmals in meine Traumwelt ab und häufig stört das einfach, weil es mich Zeit kostet, die ich gerne produktiv verbringen würde. Meine Theorie diesbezüglich ist, dass der Verstand nur versucht die Reizarmut von Aussen zu kompensieren.


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