Theatralik - gesucht und gefunden!?

Ein Leben in (völliger) Isolation? Du bist sehr introvertiert, ängstlich-vermeidend oder gar schizoid? Wie gehst du damit um?
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Theatralik - gesucht und gefunden!?

Beitragvon knallschnute » 31. März 2012, 11:13

Hallo :engel: ,
wie das Thema schon verläuten lässt, handelt dieser Thread von der Theatralik. :regen:
Ich frage mich, ob ihr diese in eurem Leben häufiger entdecken konntet, ja vielleicht sogar in gewisser Weise herauf "beschwört"?

In meinem Leben verlief vieles nicht wirklich so toll. Kindheit und Jugend waren von harten Zeiten und vielen Unsicherheiten durchwachsen, sodass Dramen durchaus zum Alltag dazu gehörten. Mit einer gewissen Theatralik beäuge ich seither mein Leben, und finde auch am scheinbar "Normalen" nichts mit dem ich mich identifizieren kann.
In so vielen Dingen suche ich die Bedeutung, für Zufälle erscheint mir das Leben mitunter zu "durchdacht", d.h. aber nicht, dass ich unbedingt an ein Schicksal glaube, ich bin dieser Thematik gegenüber vielmehr zwiegespalten.
Aber ja, es zieht mich zu den "Problemfällen", ich mag diese "lösen"(?) und kann mich mit ihnen so schön identifizieren. Das seichte, stupide dahin Gelebe würde mir Leidenschaft und Lebensbejahung vollständig nehmen und so suche ich mir immer wieder neue Dramen in der Hoffnung auf ein "Happy End"(?)...
Klingt naiv, oder? Naja, war nur so ein Gedanke, weil mir das ziemlich oft bei mir aufgefallen ist und gerade durch meine Isolation und Phantasiererei scheinbar verstärkt wird...

Vielleicht fällt euch etwas zu dem Thema ein.

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Re: Theatralik - gesucht und gefunden!?

Beitragvon Synonym » 31. März 2012, 12:56

knallschnute hat geschrieben:Ich frage mich, ob ihr diese in eurem Leben häufiger entdecken konntet, ja vielleicht sogar in gewisser Weise herauf "beschwört"?


Kannst du mir sagen, inwiefern du das meinst? Wie kann sich Theatralik in jemandes Leben zeigen?
Entweder, man ist es selbst oder man trifft auf andere Menschen, die es sind.
Oder siehst du dein Leben bzw. das darin bisher Vorgefallene als theatralisch, also überzogen, übertrieben an? Also im Grunde als dramatisch?

knallschnute hat geschrieben:Aber ja, es zieht mich zu den "Problemfällen", ich mag diese "lösen"(?) und kann mich mit ihnen so schön identifizieren.


Was für Problemfälle sind das? Sind es Menschen, Situationen? Wie löst du sie?

knallschnute hat geschrieben:Das seichte, stupide dahin Gelebe würde mir Leidenschaft und Lebensbejahung vollständig nehmen und so suche ich mir immer wieder neue Dramen in der Hoffnung auf ein "Happy End"(?)...


Klingt ein bisschen histrionisch, muss man aber ja auch nicht gleich pathologisieren- du bist eben keine von denen, die ein ruhiges, gleichförmiges Leben führen wollen, daran ist doch nichts verkehrtes?

Bei mir ist es so, dass in den ersten ca. 25 Lebenjahren im Grunde "viel zu viel" passiert ist, oder sagen wir, es war wesentlich dichter gepackt, als es das wohl bei den meisten anderen Menschen ist. Natürlich hat es den Vorteil großer Lebenserfahrung in relativ jungem Lebensalter und einer Art "vorzeitigen Reife".
Daraus resultiert vermutlich, dass ich mit Gleichaltrigen nie viel anfangen konnte, die Lebenswelten haben sich immer stark unterschieden. Kontakte pflegte und pflege ich überwiegend zu Leuten, die 10-40 Jahre älter sind als ich. Nicht bewusst gewählt, sondern weil es sich eben einfach so ergibt.

Wenn man wollte, könnte man es natürlich auch als großes, unwahrscheinliches Soap Opera-oides Drama sehen, auch hätte man "theatralisch", wie du es nennst, daraus hervorgehen können. Bin ich aber nicht.
Ich bin im Grunde froh, dass die letzten Jahre bis auf einen gerade noch früh genug erkannten Hautkrebs sehr ruhig waren (abgesehen von Dingen, die in jedermanns Leben immer mal passieren- Todesfälle, Krankheiten, Anfang und Ende von Bekanntschaften etc.). Überhaupt zum ersten Mal in meinem Leben. Und dabei alles andere als langweilig oder gleichförmig.
All die Jahre vorher bin ich über das Hetzen von einer "Baustelle" zur nächsten zu einer Sache nämlich nie gekommen- dazu, einfach nur zu leben.

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Re: Theatralik - gesucht und gefunden!?

Beitragvon knallschnute » 31. März 2012, 13:58

Hallo Synonym,

danke, dass du auf meinen Thread so offen ein gehst!
Darüber:
Synonym hat geschrieben:Klingt ein bisschen histrionisch, muss man aber ja auch nicht gleich pathologisieren- ...

habe ich mir auch schon Gedanken gemacht. Laut Wiki, dem ICD-10 und dem DSM-VI passen aber nur diese Punkte auf mich:
Nach ICD-10
- übertriebener Ausdruck von Gefühlen;
- ständige Suche nach aufregenden Erlebnissen
- leichte Verletzbarkeit der Gefühle
Nach DSM-IV
- zeigt Selbstdramatisierung, Theatralik und übertriebenen Gefühlsausdruck
- fasst Beziehungen enger auf, als sie tatsächlich sind ... (wer weiß das schon, wie er was auffassen kann?)

Demnach schließe ich das eher aus, denn im Mittelpunkt möchte ich nicht stehen, in meinem realen Leben ziehe ich mich immer mehr zurück, fühle mich durchaus auch einsam, aber die Menge und die Menschen lassen mich unwohl werden. Ich mag es nicht, wenn man mich in der U-Bahn ansieht, mir sind diverse Eindrücke, sei es Lichteinstrahlung, Geräusche, Gerüche oder auch körperliche Berührungen, Emotionen... alles zuviel, es reizüberflutet mich. Daher würde ich mich eher in die Sparte der HSPler (Hochsensible Persönlichkeit) einordnen, aber diese Charakteristika scheint nicht sonderlich ihren Platz in der Diagnostik zu haben, zumindest wird dies eher als Hochbegabung (wenn überhaupt) denn als Störung gesehen. Was aber, wenn man sich vom Leben gestört fühlt?
Manchmal ist mir, als würde ich immer dünnhäutiger, als enge mich alles ein, übe einen enormen Druck auf mich aus. Mir ist, als hätte ich kaum noch Ausweichmöglichkeiten, keinen Platz wo ich wirklich vor dem Lauf der Dinge, dem Leben ansich sicher bin. Keinen Ort wo ich wirklich zur Ruhe komme.
Kannst du mir sagen, inwiefern du das meinst? Wie kann sich Theatralik in jemandes Leben zeigen?
Entweder, man ist es selbst oder man trifft auf andere Menschen, die es sind.
Oder siehst du dein Leben bzw. das darin bisher Vorgefallene als theatralisch, also überzogen, übertrieben an? Also im Grunde als dramatisch?

Mir hat das Wort Theatralik besser gefallen, als Dramatik, denn die Dramatik wirkt auf mich eher düster, dabei habe ich auch sehr schöne intensive Momente in meinem Leben erfahren dürfen. Also so oder so, oftmals (zu) extrem. Und dann kommt noch hinzu, dass ich mir das Leben wie ein Puppenspiel ausdenke, als hätte jemand die Fäden in der Hand, so vieles entgleitet mir, ich kann es nicht wirklich halten und so einiges gleicht dem vorherigen was ich erlebte und ich denke mir, da hat doch einer was im Drehbuch ausgeheckt. Naja, meine Phantasie halt...
Was für Problemfälle sind das? Sind es Menschen, Situationen? Wie löst du sie?

Das Leben ansich, alles. Die Welt, die Natur, die Menschen und die Tiere, all ihre Eigenheiten und Feinheiten, die mich förmlich anspringen. Und in meiner Brust dieser Wunsch das alles müsse mehr bedeuten, das kann es doch nicht sein, warum ist die Welt so schön, wieso sind mitunter Gefühle so tief... wenn doch alles vergänglich ist. Wenn es vergänglich ist, dann macht es für mich keinen Sinn. Ich stehe auf, immer wieder und wieder, raffe ich mich auf, ich mache weiter, aber hinter mir zieht sich ein Schleier endloser Trauer, endloser Fassungslosigkeit, über das was mich umgibt, das was ich erlebe. Nunja, dann frage ich mich durchaus auch, übertreibe ich evtl., was wenn ich mir diese Dramen regelrecht suche, einbilde, bzw. ich sie sogar brauche?
... die ein ruhiges, gleichförmiges Leben führen wollen, daran ist doch nichts verkehrtes?

Naja, ganz so ist es nicht, ich möchte natürlich auch ausruhen, mir ist Sicherheit und Beständigkeit sehr wichtig, aber nicht einschlafen und dahinleben, immer wieder im Kreis drehen und den selben Mist Tag für Tag, das nenne ich Verblödung in Etappen. :grins:
Bei mir ist es so, dass in den ersten ca. 25 Lebenjahren im Grunde "viel zu viel" passiert ist, oder sagen wir, es war wesentlich dichter gepackt, als es das wohl bei den meisten anderen Menschen ist. Natürlich hat es den Vorteil großer Lebenserfahrung in relativ jungem Lebensalter und einer Art "vorzeitigen Reife".
Daraus resultiert vermutlich, dass ich mit Gleichaltrigen nie viel anfangen konnte, die Lebenswelten haben sich immer stark unterschieden. Kontakte pflegte und pflege ich überwiegend zu Leuten, die 10-40 Jahre älter sind als ich. Nicht bewusst gewählt, sondern weil es sich eben einfach so ergibt.

Kann ich gut nachvollziehen, ist bei mir ähnlich, wobei es für mich mit dem Alter nichts zu tun hat, denn es gibt durchaus auch Menschen die jünger sind als ich und ziemlich gute Antworten auf einige Fragen parat haben! ;)
Wenn man wollte, könnte man es natürlich auch als großes, unwahrscheinliches Soap Opera-oides Drama sehen, auch hätte man "theatralisch", wie du es nennst, daraus hervorgehen können.

Diese Theatralik oder Dramatik des Lebens spielt sich weniger auf der Oberfläche ab, das ist mehr in mir drin, so als ob das Wasser lauwarm ist und ich es als heiß empfinde.
Ich bin im Grunde froh, dass die letzten Jahre bis auf einen gerade noch früh genug erkannten Hautkrebs sehr ruhig waren (abgesehen von Dingen, die in jedermanns Leben immer mal passieren- Todesfälle, Krankheiten, Anfang und Ende von Bekanntschaften etc.). Überhaupt zum ersten Mal in meinem Leben. Und dabei alles andere als langweilig oder gleichförmig.

Nunja, was macht es mit einem, wenn das Leben so verläuft, hat es den Rückzug, die verstärkte Isolation zur Folge? Stress abbauen, nicht zu viel an sich ran lassen und abschirmen von dem was tagtäglich auf einen zu rollt. Bei mir ist es bewusste Flucht, denn diese Soap Opera-oides Drama ist für mich das Leben.
Ich komme mir manchmal vor, als würde ich durch die Bühne huschen, schnell weg vor den Schauspielern, auf der Suche nach einer Figur, die wie ich sich dort im Gedränge und dem Überfluss verirrt hat. Das Leben lässt keine Ruhe und Gelassenheit zu - ich denke das ist Illusion. Wie ignorant ist man, wenn man es schafft alles auszublenden... Eigentlich eine heilsame Eigenschaft, nur, ich schaffe es nicht und ziehe den dunklen Schleier hinter mir her, der sich mitunter auf mein Gemüt legt, sodass ich kaum mehr etwas erkennen kann und gedrückt durchs Leben irre.
Gut, dass der Krebs frühzeitig erkannt wurde! :rose: Da hast du wahres Glück gehabt!

Ja, und was hat das nun mit SPS zu tun, wird man sich fragen... Alles und nichts? Das Leben ist grob, laut und mitunter zuviel in vielerlei Weise. Ich wünschte mir eine gedämpftere Form des Lebens, etwas bei dem meine Emotionen nicht so überbelastet werden, aber durchaus stimuliert, denn ich will nicht verbittern oder sie gar abspalten. Z.B. die introvertierten Menschen die schüchtern sind, die würden mich nicht einfach umarmen, suchten vielleicht selbst einen gewissen Abstand, ohne sonderlich aufdringlich zu erscheinen. Gäbe es weniger Machtstreben und diese vorgegebene Art des Umgangs könnten Schizoide völlig unbefangen ihr Leben leben, sie stünden neben anderen als Ruheinsel, während die Welt um sie herum ausflippt. Nur das Flippige, zu Hippe, das Bunte und Schrille, es blinkt und trötet an allen Ecken und ich nehme meine Beine in die Hand und schaue, dass ich nach Hause komme... Das Leben, muss ich offen sagen, macht mich krank. Und wenn ich kritisch genug bleibe überlege ich mir, ob nun ich diejenige bin die das Leben übertrieben, demnach theatralisch betrachtet und zu intensiv alles erfühlt, oder das Leben die reinste Threatralik/Dramatik ist (?). (Eben alles andere als "normal"!)

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Re: Theatralik - gesucht und gefunden!?

Beitragvon Synonym » 31. März 2012, 15:25

knallschnute hat geschrieben:Daher würde ich mich eher in die Sparte der HSPler (Hochsensible Persönlichkeit) einordnen, aber diese Charakteristika scheint nicht sonderlich ihren Platz in der Diagnostik zu haben, zumindest wird dies eher als Hochbegabung (wenn überhaupt) denn als Störung gesehen.


Richtig, Hochsensibilität ist keine Diagnose, keine Störung, sondern "nur" eine Persönlichkeitseigenschaft. Bringt ja auch durchaus nicht nur Nachteile für denjenigen.

knallschnute hat geschrieben:Was aber, wenn man sich vom Leben gestört fühlt?
Manchmal ist mir, als würde ich immer dünnhäutiger, als enge mich alles ein, übe einen enormen Druck auf mich aus. Mir ist, als hätte ich kaum noch Ausweichmöglichkeiten, keinen Platz wo ich wirklich vor dem Lauf der Dinge, dem Leben ansich sicher bin. Keinen Ort wo ich wirklich zur Ruhe komme.


Überlastung? Dieses "immer dünnhäutiger werden" passiert fast automatisch, wenn man sich solchen Situationen nicht mehr/weniger aussetzt. Einerseits hat man mehr Ruhe, andererseits "verlernt" man, auch andere Situationen zu ertragen.
Ich höre von diesem Phänomen oft bei spätdiagnostizierten Aspergern, die sich eben aufgrund ihrer Diagnose erstmalig im Leben zugestehen, einfach so zu sein, wie sie eben sind, und damit eben auch sozialen Rückzug und Ruhe zu akzeptieren und zu genießen, ohne die vorherigen "Stigmata", was das angeht.
Es endet darin, dass sie eben auch "immer weniger aushalten", sensibler, empfindlicher, overloadgefährdeter werden. Nicht alle sehen das negativ.
Ich nehme an, dass es bei jemandem, der mit SPS in Berührung kommt, sich darin erkennt und jene Eigenschaften anerkennt und würdigt, sehr ähnlich sein muss, denn der grundlegende Mechanismus ist ja der selbe.

Ich habe das für mich selber nie gewollt und daher nie aufgehört, mich sozialen Situationen auszusetzen und sei es nur, um eben funktional zu bleiben in genau dieser Hinsicht. Ich bemerke dieses "empfindlicher werden" schon nach einem 3 wöchigen Sommerurlaub, in dem ich für gewöhnlich dann doch mal so lebe, wie es mir entspricht- allein. Ich möchte nicht wissen, wie es wäre, wenn ich das mehrere Jahre durchziehen würde, gut möglich, dass es dann auch für mich kaum noch einen "Weg zurück" gäbe.

knallschnute hat geschrieben:Mir hat das Wort Theatralik besser gefallen, als Dramatik, denn die Dramatik wirkt auf mich eher düster, dabei habe ich auch sehr schöne intensive Momente in meinem Leben erfahren dürfen.


OK, dann definieren wir das unterschiedlich, für mich ist "Dramatik" das neutrale Wort im Sinne von "es passiert was" (negativ oder positiv), mit Theatralik verbinde ich eher überzogene, hysterische Emotionalität, also eher etwas negatives.

knallschnute hat geschrieben:Also so oder so, oftmals (zu) extrem. Und dann kommt noch hinzu, dass ich mir das Leben wie ein Puppenspiel ausdenke, als hätte jemand die Fäden in der Hand, so vieles entgleitet mir, ich kann es nicht wirklich halten und so einiges gleicht dem vorherigen was ich erlebte und ich denke mir, da hat doch einer was im Drehbuch ausgeheckt. Naja, meine Phantasie halt...


^^- ja. Aber andererseits jetzt ja auch nicht sonderlich abgedreht, ich meine, wenn man bedenkt, wie 'wenig' man im Großen und Ganzen Einfluss auf seinen Lebensweg nehmen kann bzw. besser gesagt, wie stark das alles von Anderen und von Situationen an sich abhängig ist, auf die man kaum oder keinen Einfluss hat, die einem vielleicht nicht mal bewusst sind...

knallschnute hat geschrieben:Das Leben ansich, alles. Die Welt, die Natur, die Menschen und die Tiere, all ihre Eigenheiten und Feinheiten, die mich förmlich anspringen. Und in meiner Brust dieser Wunsch das alles müsse mehr bedeuten, das kann es doch nicht sein, warum ist die Welt so schön, wieso sind mitunter Gefühle so tief... wenn doch alles vergänglich ist. Wenn es vergänglich ist, dann macht es für mich keinen Sinn. Ich stehe auf, immer wieder und wieder, raffe ich mich auf, ich mache weiter, aber hinter mir zieht sich ein Schleier endloser Trauer, endloser Fassungslosigkeit, über das was mich umgibt, das was ich erlebe. Nunja, dann frage ich mich durchaus auch, übertreibe ich evtl., was wenn ich mir diese Dramen regelrecht suche, einbilde, bzw. ich sie sogar brauche?


Sieh es als natürlichen Einstieg in die Philosophie ;)... Bzw. könnte es einer sein, die Fragen sind ja klassisch, viele Menschen haben sie sich gestellt, stellen sie sich noch, werden sie sich noch stellen... Die alte Frage nach dem Sinn des Ganzen, die nur jeder für sich allein beantworten kann- irgendwann mal, wenn überhaupt.

Ich würde sagen, das hängt so lange einzig und allein von deiner eigenen Einschätzung ab, wie du niemanden damit beeinträchtigst oder schädigst. Natürlich schliesst das dich selbst mit ein, und irgendwie beeinträchtigt es dich ja offensichtlich, sonst würdest du ja nicht kritisch darüber nachdenken...

knallschnute hat geschrieben:Naja, ganz so ist es nicht, ich möchte natürlich auch ausruhen, mir ist Sicherheit und Beständigkeit sehr wichtig, aber nicht einschlafen und dahinleben, immer wieder im Kreis drehen und den selben Mist Tag für Tag, das nenne ich Verblödung in Etappen. :grins:


Das ist doch gut und richtig... Eine Motivation, ein Antrieb, um etwas für dich und in dir selbst zu erreichen...
Ich kenne den inneren Widerspruch zwischen dem Bedürfnis nach Ruhe und Rückzug und dem gleichzeitigen nach Erreichen, Erleben, meiner Existenz einen individuell- speziellen Sinn geben... Letztlich wandle ich einfach irgendwo in der Mitte herum, die Extreme wären einzeln nicht schadlos lebbar.

knallschnute hat geschrieben:Kann ich gut nachvollziehen, ist bei mir ähnlich, wobei es für mich mit dem Alter nichts zu tun hat, denn es gibt durchaus auch Menschen die jünger sind als ich und ziemlich gute Antworten auf einige Fragen parat haben! ;)


Natürlich. Bei mir hat es eigentlich auch nichts mit dem Alter zu tun, es ergibt sich nur einfach überwiegend automatisch so, warum auch immer. Sogar online, wenn man das Alter des anderen erstmal gar nicht kennt.
Im Grunde sind es die Ansichten, Einstellungen zu ganz grundsätzlichen Dingen, die sich decken, weniger spezielle Themen bzw. Antworten darauf- du hast recht, interessante Antworten sind altersunabhängig ;). Aber bei mir persönlich sind sie nicht das, was zu einem Bezug, einer Beziehung führt, eher die tief zugrundeliegenden Gemeinsamkeiten.
Mich stört es nicht- ein Problem bekomme ich erst, wenn ich selbst 90 bin :P ;).

knallschnute hat geschrieben:Diese Theatralik oder Dramatik des Lebens spielt sich weniger auf der Oberfläche ab, das ist mehr in mir drin, so als ob das Wasser lauwarm ist und ich es als heiß empfinde.


Das passt zur von dir erwähnten Hochsensibilität... Weisst du, ob es immer so war? Oder hat es sich erst irgendwo im Leben entwickelt?
Bei mir ist es eher umgekehrt, ich war als Kind so, hochsensibel und verletzbar, so extrem, dass es einfach nicht lebbar, ich nicht existenzfähig war. Daher habe ich es abgespalten, ohne das wäre ich mit sehr großer Sicherheit seit langem nicht mehr auf dieser Welt vertreten. Natürlich hat sich an meinem emotionalen Kern seitdem nichts geändert, er ist, wie er ist.

knallschnute hat geschrieben:Nunja, was macht es mit einem, wenn das Leben so verläuft, hat es den Rückzug, die verstärkte Isolation zur Folge? Stress abbauen, nicht zu viel an sich ran lassen und abschirmen von dem was tagtäglich auf einen zu rollt. Bei mir ist es bewusste Flucht, denn diese Soap Opera-oides Drama ist für mich das Leben.


Bei mir ist es eher andersherum, die "Ruhe" ermöglicht eher erst die Wahrnehmung von sozialen Bedürfnissen bzw. mancher sozialer Situationen als positiv, die ansonsten einfach nervend-anstrengender Ballast wären. Dem Rückzug hat es eher entgegengewirkt. Mag daran liegen, dass ich die Bedürfnisse meines Kerns innerhalb großen (Dauer-) Stresses nicht wahrnehme.

Und dann habe ich ja auch "zwei Seelen in meiner Brust"- eine schizoid/autistische und eine überdrehte/Aufregung/Abwechslung suchende. Es ist nicht so, dass sie sich bekämpfen, im Grunde arbeiten sie ganz gut zusammen, mal herrscht die eine vor, mal die andere.

knallschnute hat geschrieben:Ich komme mir manchmal vor, als würde ich durch die Bühne huschen, schnell weg vor den Schauspielern, auf der Suche nach einer Figur, die wie ich sich dort im Gedränge und dem Überfluss verirrt hat. Das Leben lässt keine Ruhe und Gelassenheit zu - ich denke das ist Illusion. Wie ignorant ist man, wenn man es schafft alles auszublenden... Eigentlich eine heilsame Eigenschaft, nur, ich schaffe es nicht und ziehe den dunklen Schleier hinter mir her, der sich mitunter auf mein Gemüt legt, sodass ich kaum mehr etwas erkennen kann und gedrückt durchs Leben irre.


Dir "fehlt" die rosarote Brille also, entweder einfach so, immer schon, oder erworben. Ein Zustand, den ich kenne, habe ja zig Jahre in der Depression verbracht, die ich auch nie hätte missen wollen. Dennoch muss ich sagen, gerade weil der Zustand gelegentlich von einem auf den anderen Tag umspringen konnte, ist eine kleine Veränderung der Wahrnehmung nach "oben" nicht das schlechteste. Macht die eigene Existenz wesentlich erträglicher, ohne, dass man gleich das komplette Urteilsvermögen loswürde.

knallschnute hat geschrieben:Gut, dass der Krebs frühzeitig erkannt wurde! :rose: Da hast du wahres Glück gehabt!


Ich neige dazu und hatte ein jährliches Screening verschlampt, war also eigentlich eher selbst Schuld bzw. wäre selbst Schuld gewesen, wenn es eben nicht mehr früh genug gewesen wäre...

knallschnute hat geschrieben:Ja, und was hat das nun mit SPS zu tun, wird man sich fragen... Alles und nichts? Das Leben ist grob, laut und mitunter zuviel in vielerlei Weise. Ich wünschte mir eine gedämpftere Form des Lebens, etwas bei dem meine Emotionen nicht so überbelastet werden, aber durchaus stimuliert, denn ich will nicht verbittern oder sie gar abspalten. Z.B. die introvertierten Menschen die schüchtern sind, die würden mich nicht einfach umarmen, suchten vielleicht selbst einen gewissen Abstand, ohne sonderlich aufdringlich zu erscheinen. Gäbe es weniger Machtstreben und diese vorgegebene Art des Umgangs könnten Schizoide völlig unbefangen ihr Leben leben, sie stünden neben anderen als Ruheinsel, während die Welt um sie herum ausflippt. Nur das Flippige, zu Hippe, das Bunte und Schrille, es blinkt und trötet an allen Ecken und ich nehme meine Beine in die Hand und schaue, dass ich nach Hause komme... Das Leben, muss ich offen sagen, macht mich krank. Und wenn ich kritisch genug bleibe überlege ich mir, ob nun ich diejenige bin die das Leben übertrieben, demnach theatralisch betrachtet und zu intensiv alles erfühlt, oder das Leben die reinste Threatralik/Dramatik ist (?). (Eben alles andere als "normal"!)


Unser heutiges Leben hier in diesem Kulturkreis und in dieser Gesellschaft ist eben wirklich laut, schrill, bunt, überdreht und dazu noch enorm stressig. Bei weitem nicht alle machen das alles schadlos mit, auch wenn es einem oft so suggeriert wird, als sei es das Normalste der Welt. Noch vor 100 Jahren sah es völlig anders aus, weiter in der Vergangenheit noch mehr. Wie soll eine Spezies sich in so kurzer Zeit völlig umstellen... Kein Wunder, dass dabei einige "hinten herunterfallen".

Ich handhabe es so, dass ich eben Kontakt zu den wenigen Menschen aufnehme, die mit mir kompatibel sind bzw. zu sein scheinen. Sie sind niemals "normal" gewesen, jeder speziell auf seine Weise, Leute mit Persönlichkeitsstörungen aller Art, Schizophrene, Autisten, Depressive, Traumatisierte, Sozialphobiker. Es ist nicht so, als ob ich das gezielt so aussuchen würde, man weiss es am Anfang ja ohnehin nicht. Aber irgendwie ergibt es sich so, es muss ja auch irgendwie passen.

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Re: Theatralik - gesucht und gefunden!?

Beitragvon sdsdsdsv » 31. März 2012, 16:19

[align=justify]
knallschnute hat geschrieben:Ich frage mich, ob ihr diese in eurem Leben häufiger entdecken konntet, ja vielleicht sogar in gewisser Weise herauf "beschwört"?

Ja, das ist ein interessanter Punkt, der vielleicht zur SPS unbedingt dazu gehört. In meinem Fall ergibt sich diese Theatralik durch den Abstand, den ich zu anderen habe. Andere Menschen haben ständig Kontakt miteinander, sie streiten, beleidigen und versöhnen sich mehrfach noch am selben Tag und denken sich nichts dabei. Je weniger Kontakte man jedoch hat, desto mehr Bedeutung misst man Treffen mit anderen bei. Und weil man nicht so eng aufeinander hockt wie andere, die sich ständig sagen, was sie übereinander denken, gibt es ein gewisses Defizit, dass man dadurch ausgleicht, dass man das wenige das man weiß extrapoliert. Das heißt, wenn ich jemanden nur einmal im Monat sehe und dieser vielleicht schlecht gelaunt war, dann konstruiere ich mir eine wochenlange Abneigung mir gegenüber daraus, die ich mir natürlich nicht erklären kann und leide darunter.

Wenn mir jemand die Meinung sagt und dann geht, ist das für mich so, als würde der letzte Akt in einem Theaterstück gespielt werden und ich wäre als Figur damit vollständig charakterisiert und "gezeichnet". Aus einer negativen Bemerkung wird ein Urteilsspruch, der mein ganzes Wesen und vorheriges Leben einbezieht. So jedenfalls empfinde ich es manchmal. Man könnte das vermeiden, indem man einfach mehr Kontakte pflegt, dann müsste man aber auch diese Geselligkeit um der Geselligkeit willen aushalten und das wirkt wieder so belanglos. Ich habe mich auch schon gefragt, ob ich nicht bipolare oder histrionische Anteile habe.

Aber ja, es zieht mich zu den "Problemfällen", ich mag diese "lösen"(?) und kann mich mit ihnen so schön identifizieren.
Ach ja, die lieben Problemfälle... ;)[/align]
Zuletzt geändert von sdsdsdsv am 31. März 2012, 22:09, insgesamt 2-mal geändert.

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Re: Theatralik - gesucht und gefunden!?

Beitragvon Zinzin » 31. März 2012, 20:52

knallschnute hat geschrieben:Aber ja, es zieht mich zu den "Problemfällen", ich mag diese "lösen"(?) und kann mich mit ihnen so schön identifizieren. Das seichte, stupide dahin Gelebe würde mir Leidenschaft und Lebensbejahung vollständig nehmen und so suche ich mir immer wieder neue Dramen in der Hoffnung auf ein "Happy End"(?)...


Ich denke, Du hast es beantwortet: Die Suche nach einem Happy-End für Dich, was nicht unbedingt happy sein muß, aber daß halt das, was in Dir (noch) unbeantwortet oder ungefühlt ist (infolge den unguten Teilen Deiner Vergangenheit), sich in Dir so entwickelt, daß Du es nicht in Phantasiewelt erdenken mußt, sondern es erleben und fühlen kannst.

Auf mich wirkt es, als hättest Du ein ziemliches Problem mit Deinen Gefühlen. Kein Vorwurf, manches ist da einfach vermutlich zu stark, als das man es eben so "loslassen laufen" könnte.

Eigentlich logisch, daß Deine Aufmerksamkeit zum Kaputten (Ungelöstem) geht, weil in Dir was nicht heile (gelöst) werden konnte. Daß es Dich immer wieder dahin zieht. Sie ist vermutlich unbewußt erwünscht (wegen Happy-End), aber derart krypisch und dadurch nicht direkt erkennbar. Aber alles was hier schreibst, gleicht einer Suche nach genau dem.

Du schriebst mal von intensiver Gefühlswelt. Das, was darinnen passiert, dürfte wohl so sehr nah an Dir sein, daß Du es nur dort kannst. Aber.. was dort passiert, passiert nicht in Deinem Leben. Und das ist vielleicht die Belastung allens (?). Ich weiß es nicht.

Hab nicht alles gelesen.
@ Sdsdsdv: :top: Zustimm, man legt dann mitunter alles in die wenigen Begegnungen, die dann alles geben/rausreißen oder lindern mögen. Hm.. mit dem Wissen darum, ändert(e) sich ab da etwas für Dich?

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Re: Theatralik - gesucht und gefunden!?

Beitragvon knallschnute » 31. März 2012, 21:58

Mensch Sdsdsdsv,
das ist ja wirklich fantastisch, du hast es im Grunde auf den Punkt gebracht. Danach suchte ich, ich war so nah dran und konnte es gar nicht wirklich beschreiben. Ja, genau, die wenigen Kontakte sind dann so imposant und die wenigen Male die man sich kontaktiert von solcher Bedeutung, ... :regen: Juhu, ich bin mit diesen Erlebnissen nicht allein!!!
Mensch wirklich, als ich das las, fiel mir ein großer Stein vom Herzen, scheinbar bin ich doch nicht ganz so ein Sonderfall wie ich mir immer denke. :grins:
Ist auch gut zu wissen, dass Zinzin dies gleichfalls befürworten kann. :sonne:

@ Zinzin,

was hast du denn noch nicht gelesen, weil du schreibst du hast nicht alles durchgelesen... Vielleicht erklärt sich da ein wenig was von dem was ich so schrieb. Synonym hat mir nämlich im Anschluss geholfen meine Gedanken besser zu gliedern, mich noch genauer ausdrücken zu können.
Du schriebst mal von intensiver Gefühlswelt. Das, was darinnen passiert, dürfte wohl so sehr nah an Dir sein, daß Du es nur dort kannst. Aber.. was dort passiert, passiert nicht in Deinem Leben. Und das ist vielleicht die Belastung allens (?). Ich weiß es nicht.
Super, eine schöne Anregung für meine Überlegungen. Ja, da kann was dran sein. Aber es bezieht sich mehr auf etwas Geheimes das ich fokussieren kann und dabei fällt dann der Rest ins Unscharfe, sodass ich nicht sonderlich vom Ziel abgelenkt werde. In meinem Leben jedoch lenkt mich vieles zu sehr von dem ab, was in meinem Inneren sich abspielt, zuviel Oberflächliches, dabei möchte ich viel mehr in die Tiefen eintauchen... Ist gerade so eine Überlegung dazu.

@ Synonym,

deinen Beitrag finde ich absolut gut durchdacht, deine Sichtweise nachvollziehbar und zu deiner Frage, ob ich schon immer so hoch sensibel war: Ja, das war und bin ich. Abgespalten hatte ich es nie, aber zwischen 16 - 24 war ich bulimisch (mei, wie ich das Wort schlimm finde...) und konnte in dieser Zeit einige Gefühle einfach an mir abprallen lassen. In meiner Rolle als Mutter, Ehefrau und Knallschnute (die einfach für sich oft allein sein mag, rumspinnen und geheime Sachen aushecken mag) ist das nicht immer so leicht allem gewachsen zu sein, da kommt das eine oder andere mitunter zu kurz. Momentan drehe ich den Radius zu stark um mich selbst, ich hoffe das die Therapie mir hilft wieder ein wenig mehr da heraus zu finden, das Leben etwas gelassener betrachten zu können, mich wieder zu beruhigen, von alle dem was mir nicht gefällt und mir das Leben zur inneren Qual gar macht.
Achso, philosophieren tue ich gerne, aber wird man davon nicht wahnsinnig, wenn man es übertreibt? ;)

LG und nochmal ganz lieben Dank für eure super empathischen und aufschlussreichen Anregungen! :herz:

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Re: Theatralik - gesucht und gefunden!?

Beitragvon sdsdsdsv » 1. April 2012, 23:51

Schön, dass ich bei einem vorherigen Posting die richtigen Worte fand. :)

Synonym hat geschrieben:Dieses "immer dünnhäutiger werden" passiert fast automatisch, wenn man sich solchen Situationen nicht mehr/weniger aussetzt. Einerseits hat man mehr Ruhe, andererseits "verlernt" man, auch andere Situationen zu ertragen.
Synonym hat geschrieben:Ich habe das für mich selber nie gewollt und daher nie aufgehört, mich sozialen Situationen auszusetzen und sei es nur, um eben funktional zu bleiben in genau dieser Hinsicht. Ich bemerke dieses "empfindlicher werden" schon nach einem 3 wöchigen Sommerurlaub, in dem ich für gewöhnlich dann doch mal so lebe, wie es mir entspricht- allein. Ich möchte nicht wissen, wie es wäre, wenn ich das mehrere Jahre durchziehen würde, gut möglich, dass es dann auch für mich kaum noch einen "Weg zurück" gäbe.

Das was du schreibst ist für mich wichtig, weil es mir neu war. Bisher glaubte ich, je mehr Ruhe ich haben könnte, desto besser für mich. Auch war mir nicht bewusst, das man möglicherweise ab einem best. Punkt nicht mehr zurück in die Gesellschaft findet. Wirklich interessant, danke dafür.

Synonym
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Re: Theatralik - gesucht und gefunden!?

Beitragvon Synonym » 2. April 2012, 12:22

sdsdsdsv hat geschrieben:Das was du schreibst ist für mich wichtig, weil es mir neu war. Bisher glaubte ich, je mehr Ruhe ich haben könnte, desto besser für mich. Auch war mir nicht bewusst, das man möglicherweise ab einem best. Punkt nicht mehr zurück in die Gesellschaft findet. Wirklich interessant, danke dafür.


Gern geschehen :)... Wobei ich aus dem Stegreif keine Studien nennen könnte, die das belegen (außer "meine eigenen" innerhalb der letzten ungefähr 6 Jahre in Auseinadersetzung mit Asperger- Autisten und ähnlich gearteten Persönlichkeiten).
Ich denke, es ist wichtig, den Mittelweg zu finden, bei dem einen das Soziale nicht vollkommen überfordert/viel zu viel Energie entzieht, bei dem man die im Laufe des Lebens erworbenen Fähigkeiten aber gleichzeitig nicht verlernt. Es ist mein persönlicher Weg.

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knallschnute
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Re: Theatralik - gesucht und gefunden!?

Beitragvon knallschnute » 2. April 2012, 13:48

Hm, ja, Synonym, hast schon Recht wenn du zu verstehen gibst, dass man einen Mittelweg finden sollte. Sozusagen die "goldene Mitte". Nur, es ist durchaus legitim, sich auch mal aus dem ganzen Trubel heraus zu halten, sich zurück zu ziehen und Distanz zu wahren, wenn es nicht mehr anders geht. Wenn die Birne voller Infos ist, die Gefühle Amok laufen und man einfach nicht mehr kann - alles zuviel wird. Dass der Rückzug durchaus seine Folgen mit sich bringt leuchtet mir ein, aber dass die Welt nun einmal von allem mitunter zuviel hat, ist halt auch wieder das andere Extrem und es ist sauschwer einen echten Mittelweg zu finden.
Und wenn ich dich richtig verstanden habe, Synonym, so bist du ja - zumindest was die Arbeit anbelangt - auch eher vom Typ her einer, der es womöglich gerne mal übertreibt? Es ist doch auch schwer mit zwei (ich nenne es mal) Seelen in einer Brust zu leben - die eine will Ruhe, die andere etwas erleben/lernen/weiter kommen. Tja, du musst also dich so organisieren, damit du nicht in völlige Depression gerätst. Aber, trifft dies automatisch auch auf Menschen zu, die nur allein sein oder sagen wir, zumindest überwiegend ihre Ruhe haben wollen? Naja, okay, ich glaube der Schizoide möchte einerseits seine Ruhe und andererseits sehnt er sich schon auch nach Anerkennung, oder gar Liebe. Dafür gibt es ja dann die "Dramen", es bedarf jedoch keiner Menschenmenge hierfür.

Du sagst, dass du dich in einer großen Gruppe wohler fühlst, weil dort weniger auf den Einzelnen geachtet wird.
Wenn ich in einer Gruppe mich befinde, dann versuche ich mich mit so vielen Leuten wie möglich auseinander zu setzen und wenn es mehr sind, als mein Hirn vertragen kann, tickt es aus und ich ergreife die Flucht, bzw. ich lasse mich eigentlich gar nicht erst darauf ein. Die Folge in der Masse ist bei mir eine Art Depersonalisation, es ist als würde ich alles mögliche abschalten und an mir vorbei fahren lassen, sonst drehe ich durch. Habe ich jedoch meine Kinder mit dabei, kann ich nicht einfach so mal meine Gedanken und Gefühle "auf Reise schicken", sondern muss mich dem ZUVIEL so wie es ist aussetzen. Ich laufe dann wirklich schnell, und denke mir manchmal, dass ich am liebsten die Arme über den Kopf zusammen schlagen könnte, ich nur noch weg will! ... Ich weiß nicht, wie das auf meine Kinder wirkt, ich habe manchmal Angst, sie dächten ich fürchte mich vor dem Leben, aber es ist anders. Es ist keine Furcht es ist einfach eine enorme Überforderung gegen die ich momentan noch nix in der Hand habe. Sowas macht mich immer sehr traurig...
Dann fällt mir der Thread von Zinzin ein, in welchem sie erklärt, dass sie an dem Punkt an welchem sie nicht mehr alles als Stress empfand, sondern in Ruhe von sich aus auf andere zu gehen konnte, sie die Kontakte auch suchte und ihr diese dann auch etwas gaben.

Zusammenfassend möchte ich nur damit sagen, dass wohl wirklich jeder für sich selbst seinen Weg finden muss. Ich freue mich immer wieder die verschiedensten Gedanken und Möglichkeiten anderer mitgeteilt zu bekommen, überlege dann natürlich auch, wie ich dieses oder jenes in mein Leben integrieren kann, ob es mir evtl. sogar hilft, aber ich muss mich dann auch wirklich immer wieder mal von den Meinungen anderer distanzieren, um heraus zu finden, was ich eigentlich selber will und ob das für mich so auch hinhaut. ;)
Studien/Statistiken sind etwas mit denen ich nichts anfangen kann, ich würde aus jeder Statistik heraus fallen, allein schon deshalb, weil ich gar nicht in so einer erfasst werden will. :P

LG Knallschnute
Mopsinator


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