Non-verbale Kommunikation

Ein Leben in (völliger) Isolation? Du bist sehr introvertiert, ängstlich-vermeidend oder gar schizoid? Wie gehst du damit um?
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andersoderwie
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Non-verbale Kommunikation

Beitragvon andersoderwie » 24. August 2013, 12:42

Im Studium hatte ich mich irgendwann mit Kommunikationsstörungen beschäftigt und eine Angabe gefunden, nach der 90% unserer Kommunikation non-verbal verlaufen. Nonverbale Kommunikation hat viele Ebenen, die man insgesamt nicht alle bewusst wahrnimmt.

Ein Punkt, der mir bei der Kommunikation schwer fällt, ist die Mimik. Das ist besonders ärgerlich, da Mimik eine Menge über die Emotionen einer Person als Einstellung gegenüber anderen und deren Belange ausdrückt. Ich habe kein steinerndes Gesicht, aber oft veziehe ich keine Miene und werde falsch wahrgenommen.

Gerade beruflich führt das zu Problemen. Eine ehemalige Kollegin dachte immer, ich wolle nicht arbeiten. Dabei war ich innerlich ständig entsetzt über die Anforderungen und bin alle Varianten einer Problemlösung durchgegangen. Nach außen hin aber verzog ich keine Miene (konnte auch nicht darüber reden) und die anderen mussten somit mein Verhalten interpretieren. Wie üblich folgt dann die Annahme, es sei etwas mit der Person falsch und das permanent.

In der Schule und noch heute werde ich auch oft gefragt, ob es mir nicht gut ginge, weil ich so "gucke". Dann kommt kurz darauf die Aufforderung, ich solle doch mal lächeln oder mehr aus mir herauszugehen. Oder man beschreibt mich als ernst, ohne mich zu kennen. Ich kann noch so viel mit anderen zusammen sitzen, es fällt mir schwer, Regungen in meinem Gesicht zu erzeugen, außer vielleicht ein Lächeln aus Verlegenheit. Am Ende wissen die meisten aber nicht, mit mir umzugehen und interpretieren etwas in meinen Gesichtsausdruck hinein. Bei Kindern fällt der Einsatz von Mimik leichter. Vielleicht habe ich dort eher verinnerlicht, dass Mimik zur Kommunikation dient. Jedoch bin ich dort auch häufiger "regungslos".

Ich wundere mich immer, wie manche Leute durchgängig oder im Kontakt mit anderen lächeln können oder in Gesprächen das Gesicht zum sogenannten aktiven Zuhören verwenden. Selbst die angeblich regungslosen Japaner setzen mehr Mimik ein als ich. Ich kann es aber nicht so leicht ändern, es fällt mir schwer.

Wie läuft die nonverbale Kommunikation bei euch ab? Sind euch Schwierigkeiten aufgefallen?

silencio

Re: Non-verbale Kommunikation

Beitragvon silencio » 24. August 2013, 13:35

Das Problem habe ich auch.
Fand mich da in einigen Beitraegen von huch wieder(ich glaube Kommunikation SPS und nicht Betroffene).
Das deuten von anderleuts Mimik und deren Intentionen bereitet mir keine Probleme,da bin ich sehr geübt,problematisch wird es nur, in für das Gegenüber befriedigenderweise zu antworten(was die Mimik anbelangt,nicht verbal).
Mir wurde auch oft Desinteresse,Undankbarkeit,Freudlosigkeit vorgeworfen und Sätze wie "lach doch mal,was ist denn los mit dir,wieso freust du dich denn nicht über das Geschenk (....) " kenn ich zu Genüge.

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Re: Non-verbale Kommunikation

Beitragvon Ambivalenz » 24. August 2013, 13:47

Wichtiges Thema, zumal Nicht-Betroffene sich meist nichts (konkret) darunter vorstellen können.
Hier einige Anregungen dazu aus diesem Forum:
Fehlende Kongruenz
Fehlende Kongruenz 2
Fehlende Kongruenz 3
Wer leuchten will, der flieht das Licht...
Grey would be the color, if I had a heart.

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Re: Non-verbale Kommunikation

Beitragvon tournesol » 24. August 2013, 14:12

Mir ist dies auch sehr präsent und bewußt, selbst bei Verstehen auf beiden Ebenen.....ist es Problematisch (find ich)
Denn die eine ( verbale und äußerliche ) widerspricht ja der anderen ---oft---meistens.
Und daran knüpft sich dann entweder eine "unwahe Antwort" auf die verbale Äußerung, die jedoch darauf und dazu logisch passt. Oder eine -meißt völlig "Idiotische"....die den wahren Inhalt des Partners (gesamt) berücksichtigt ( Da ja seine Aussage auch total widersprüchlich -in sich-war...)
Bei beidseitigen Verstehen bringt dies keine Mißverständnisse zwischen einander (meiner Erfahrung nach)----jedoch auch wenig Lösung zur Frage, da der jeweilige Widerspruch (in sich) bei uns dadurch nicht gelöst ist....

L.G.Tournesol

silencio

Re: Non-verbale Kommunikation

Beitragvon silencio » 24. August 2013, 14:45

@Ambivalenz: Das Beispiel mit den Geschenk spricht mich an,genauer dieses Unverständniss seitens der Eltern/Verwandten und die Unterstellung man würde sich nicht freuen-zwingt zu Aufbau und Aufrechterhaltung einer Maske.
Sehe das ähnlich,würden andere nicht bestimmte Verhaltensweisen (normorientiert) erwarten und sich stattdessen darauf verlassen dass man,im Rahmen seiner Möglichkeiten,Ausdrucksweise über etwas freut und -auch im Rahmen seiner Möglichkeiten ihre Anwesenheit für einen gewissen Zeitraum mag,erduldet wäre wohl zu hart formuliert ,bräuchte man sich auch nicht maskieren.

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Re: Non-verbale Kommunikation

Beitragvon Schattentanz » 24. August 2013, 18:35

andersoderwie hat geschrieben:Ich wundere mich immer, wie manche Leute durchgängig oder im Kontakt mit anderen lächeln können oder in Gesprächen das Gesicht zum sogenannten aktiven Zuhören verwenden. Selbst die angeblich regungslosen Japaner setzen mehr Mimik ein als ich. Ich kann es aber nicht so leicht ändern, es fällt mir schwer.

Ja darüber wundere ich mich auch. Ich bekomme das nur hin, wenn ich meine Mimik bewusst steuere (= schauspielere) und dass wird dann doch schnell anstrengend (hängt natürlich auch von meiner generellen Tagesform ab). Mal ganz davon abgesehen, dass mein Ausdruck auch mit Schauspielern begrenzt ist. Es gibt ein paar Gesichtsausdrücke, die ich so gut eingeübt habe, dass sie mir leicht von der Hand gehen und ich sie fast schon als meine echte eigene Mimik betrachte - nur eben vom Ausdruck her verstärkt. Durch den Alltag unter Mitmenschen schlage ich mich mit einer Misch-Strategie: Hin und wieder bewusst die Mimik verändern, z. B. lächeln, und dann wieder zurück zum Standard-Ausdruck.

Vor Fehlinterpretationen durch Mitmenschen schützt mich das aber auch nur bedingt. Praktischerweise wird mir mein normaler (neutraler) Gesichtsausdruck bei Lernveranstaltungen etc. regelmäßig als besonders interessiert und aufmerksam ausgelegt :teufel:. Leider ist es ein schmaler Grat bis mir selbiger wiederum als Desinteresse und Gelangweilt-Sein vorgeworfen wird. Mittlerweile weiß ich aber besser, auf welche feinen Nuancen ich da achten sollte. Vielleicht finde ich die deshalb recht angenehm und weniger anstrengend vom schauspielerischen Aspekt her als z. B. private Treffen mit anderen. Dabei wird ja dann doch etwas mehr "gefühlsmäßige Beteiligung/Ausstrahlung" erwartet.

Gibt allerdings noch die negativen Deutungen, die silencio bereits angesprochen hat und die ich aus meinem Leben auch kenne. Ergänzen würde ich noch um den Vorwurf der Arroganz und dass man das Gegenüber nicht leiden könnte. Und mir fällt seltener auf, dass andere Menschen in meinem Gesicht (irritiert/verwundert) wohl nach irgendeiner Regung zu suchen scheinen, wenn ich mal meinen schauspielerischen Einsatz verpasse oder wenn ich gerade sehr in mich versunken und in Gedanken bin. Mir wurde auch gesagt, dass ich sehr beunruhigend und durchdringend dreinschauen kann.

Denke aber, dass man dieses Handicap mit der Mimik bzw. sonstigen nonverbalen Kommunikation zumindest im beruflichen Bereich als Stärke ausbauen kann; Stichwörter: Kompetente Ausstrahlung und Respekt. ... leider kommt da wieder die Kehrseite ins Spiel, dass man lustlos und desinteressiert an der Arbeit wirken könnte. So wie andersoderwie es oben angesprochen hat. Hm ... vielleicht von Zeit zu Zeit der Kollegin einen begeisterten [s]Monolog[/s] Sachvortrag über die faszinierenden Aspekte an deiner Arbeit halten? Geht bei wissenschaftlich geprägten Berufen hervorragend [;)].
Naja zumindest irgendwie ins Gespräch einstreuen, dass dir deine Arbeit gefällt - falls sie dir gefällt. Also sich selbst etwas erklären bzw. über seine inneren Einstellungen aussagen, damit die anderen nicht mehr so viel Spielraum für Spekulationen haben. Ansonsten finde ich, dass die Interpretation des eigenen Gesichtsausdrucks mitunter viel über das Gegenüber aussagt.

ps.: Ich habe mal einen Comic gesehen, in dem darüber gescherzt wurde, dass der ideale Job für einen schizoiden Menschen der als Soldat wäre. Nach außen hin wirkt man ja i.d.R. ziemlich unbeeindruckt und kaltblütig von den Geschehnissen um einen herum. Da wird der Nachteil dann plötzlich zum großen Vorteil. .. Von dem Stress im Inneren merkt ja keiner etwas, vermutlich auch derjenige selbst nicht unmittelbar bewusst, sondern erst später wieder alleine.
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Re: Non-verbale Kommunikation

Beitragvon andersoderwie » 26. August 2013, 22:02

silencio hat geschrieben: @Ambivalenz: Das Beispiel mit den Geschenk spricht mich an,genauer dieses Unverständniss seitens der Eltern/Verwandten und die Unterstellung man würde sich nicht freuen-zwingt zu Aufbau und Aufrechterhaltung einer Maske.
Sehe das ähnlich,würden andere nicht bestimmte Verhaltensweisen (normorientiert) erwarten und sich stattdessen darauf verlassen dass man,im Rahmen seiner Möglichkeiten,Ausdrucksweise über etwas freut und -auch im Rahmen seiner Möglichkeiten ihre Anwesenheit für einen gewissen Zeitraum mag,erduldet wäre wohl zu hart formuliert ,bräuchte man sich auch nicht maskieren.
Das mit den Erwartungen ist vor allem schwer, wenn man aus einer sehr emotionalen Familie kommt. Nicht, dass bei uns Fried, Freude, Eierkuchen wäre, aber die anderen versuchen hier ständig gute Stimmung zu verbreiten. Mir fällt beim Geschenk auf, dass manchmal auch der Aspekt der Antizipation eine Rolle spielt.

Bei vielen Geschenken wusste ich einfach schon, was auf mich zukommt. Auch bei einigen Nachrichten oder anderen Dingen, war ich nicht wirklich beeindruckt, weil mir dazu gleich "Modelle" vor die Augen sprangen, die keine Überraschung zulassen. Wenn z.B. eine Firma etwas vergibt, wundere ich mich, dass manche Leute immer noch ein "Oh!" oder "wow!" von sich geben. Dabei werben doch so viele Firmen mit Gratisplunder. Ich stehe dann immer nur da und warte geduldig auf die Tüte oder gehe eben weiter. Oder wenn ich neue Leute kennen lernen und sie mir ein Kompliment machen, ist es häufig dasselbe nach all den Jahren oder etwas, was ich mit Höflichkeit verbinde und es beeindruckt mich einfach nicht. Auch dieses erste Händeschütteln, wenn die Leute ganz besonders viel Lächeln, ist etwas komisch. Ich lächele eher aus Verlegenheit (kann mich nicht so gut kontrollieren), aber gleichzeitig frage ich mich immer, wie fake dieses Lächeln der anderen sein könnte.

Schattentanz hat geschrieben: Ergänzen würde ich noch um den Vorwurf der Arroganz und dass man das Gegenüber nicht leiden könnte.
Das mit der Arroganz kenne ich zur Genüge. Irgendwann habe ich es so oft gehört, dass ich mit anderen gebrochen habe. Ich wollte sie nicht mehr sehen, nicht mehr hören, nicht mehr wahrnehmen. Ich fühlte mich gekränkt, weil wieder alles missverstanden wird. Vielleicht rührt daher auch dieses Desinteresse an anderen.

Schattentanz hat geschrieben: Denke aber, dass man dieses Handicap mit der Mimik bzw. sonstigen nonverbalen Kommunikation zumindest im beruflichen Bereich als Stärke ausbauen kann; Stichwörter: Kompetente Ausstrahlung und Respekt. ... leider kommt da wieder die Kehrseite ins Spiel, dass man lustlos und desinteressiert an der Arbeit wirken könnte.
Dann würde ich zusätzlich Gesten einstreuen, wie den "Griff an den Bart", die "Erklärmühle" oder das altbekannte "genau das ist der Punkt-Tippen".

Schattentanz hat geschrieben:ps.: Ich habe mal einen Comic gesehen, in dem darüber gescherzt wurde, dass der ideale Job für einen schizoiden Menschen der als Soldat wäre. Nach außen hin wirkt man ja i.d.R. ziemlich unbeeindruckt und kaltblütig von den Geschehnissen um einen herum. Da wird der Nachteil dann plötzlich zum großen Vorteil.
Na ja, atemberaubend klingt das ja nicht. "Kaltblütig"... Was war denn das für ein Comic? Es gibt ja den Medien-Thread, wo das hineinpasst.

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Re: Non-verbale Kommunikation

Beitragvon Schattentanz » 27. August 2013, 01:42

@andersoderwie
andersoderwie hat geschrieben:Na ja, atemberaubend klingt das ja nicht. "Kaltblütig"... Was war denn das für ein Comic? Es gibt ja den Medien-Thread, wo das hineinpasst.

In dem Comic kam es sehr unterhaltsam rüber; ich stimme dir zu, dass es in der Realität weniger erfreulich ist. Galgenhumor eben. Habe den Comic in den Witz-komm-raus-Thread reingestellt. HIER
Wer nie vom Weg abkommt, bleibt auf der Strecke.

Hirsch

Re: Non-verbale Kommunikation

Beitragvon Hirsch » 28. August 2013, 12:02

ich kann andersoderwie wirklich nur zustimmen. Ein Großteil unserer Kommunikation ist eben
Non verbale Kommunikation
:peace:

Sehr schön zusammengefasst ist folgender Text:

"Der berühmte Satz: “Man kann nicht, nicht kommunizieren“ von Paul Watzlawick machen es deutlich. Ein Leben ohne jede Kommunikation ist nicht möglich. Selbst wenn grundsätzlich keine Kommunikation gewünscht wird, muss dies mitgeteilt werden. Wenn nicht durch Worte, dann durch Blicke oder eine ablehnende Körperhaltung. Diese nonverbale Kommunikation umfasst neben der Körperhaltung und dem Blickkontakt auch die Gestik und Mimik eines Menschen. Auch die Prosodie kann zur nonverbalen Kommunikation gezählt werden, obwohl sie in erster Linie die verbale Kommunikation strukturiert. Durch die Betonung, den Rhythmus und die Intonation der Sprache signalisiert der Sprecher beispielsweise, ob er weiterreden oder jemand anderem das Wort erteilen möchte.

Viele Erfolgsmethoden beschäftigen sich mit den Grundregeln einer erfolgreichen nonverbalen Kommunikation. Wenn gezeigt wird, wie Schneewittchen um ihr Leben bittet, ist die Körpersprache eindeutig und leicht zu verstehen. Im Alltagsleben ist die Deutung der häufig unbewussten Körpersignale nicht so einfach. Patentrezepte gibt es keine, da kulturelle Verhaltensweisen, religiöse Prägungen und soziale Milieus auch die nonverbale Kommunikation beeinflussen. Durch das gezielte Beobachten einzelner nonverbaler Signalquellen wie Augenpartie, Körperhaltung und Hände, lernt ein Mensch schnell die Körpersprache seiner Kommunikationspartner zu lesen und seine eigene Kommunikationsfähigkeit zu verbessern.
Wichtige Grundsätze einer gelungenen nonverbalen Kommunikation:

Distanzzonen des Gegenübers einhalten!
Angemessenen Kleidungsstil wählen!
Blickkontakt suchen und entsprechend halten!
Die Gestik kontrolliert einsetzen!
Die Mimik beherrschen (ein Lächeln wirkt manchmal Wunder!)
Der Körper lügt nie!"


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