Kontroverse Diskussionen über die Beziehungsgestaltung

Ein Leben in (völliger) Isolation? Du bist sehr introvertiert, ängstlich-vermeidend oder gar schizoid? Wie gehst du damit um?
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Schattentanz
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Re: Kontroverse Diskussionen über die Beziehungsgestaltung

Beitragvon Schattentanz » 19. August 2013, 05:14

@sapperlotta:
Das ist nicht mein Thread! Texte in grün sind die der Moderation; also offiziell. Ist der Text nicht grün gilt er als ganz normaler Beitrag wie von jedem anderen User hier auch. Steht in den News: Moderationsbeiträge.

Demnach gehört der Thread in dem Sinne keinem bestimmten Mitglied als Thread-Eröffner, sondern wurde von der Moderation als gesonderter Austauschplatz für alle Interessierten zur Verfügung gestellt; vgl. meine Anmerkung als Moderator zu Beginn. Natürlich dreht sich der Inhalt ganz überwiegend um Soleil, da sie diejenige ist, die stark kritisiert worden ist bzw. wird und zu dieser Kritik Stellung bezieht. Deshalb wäre es rein thematisch noch nicht einmal so verkehrt es als "ihren" Thread zu betrachten; wobei sich wie gesagt alle User an der Diskussion hier beteiligen können und es zudem zwangsläufig hintergrundmäßig generell um konfliktreiche/nicht harmonische Beziehungen zwischen Schizoiden und Nicht-Schizoiden geht. Soleil hat übrigens tatsächlich einen anderen eigenen Thread, auf den sie sich ebensogut bezogen haben könnte. :katze:

Und wie Knallschnute schon angemerkt hat, bitte ich dich darum deine Zitate oben zu kürzen. Vgl. Foren-Regel Nr. 11: "Für eine bessere Lesbarkeit wird gebeten Zitate kurz zu halten."
... Ist vielleicht daneben für einen selbst gut, wenn man sich überlegen muss, welche Textpassage man am wichtigsten bzw. am gelungensten findet.
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Re: Kontroverse Diskussionen über die Beziehungsgestaltung

Beitragvon Ambivalenz » 19. August 2013, 09:37

Fliegender Fisch

Sehr passend, finde ich.
Darum/dafür liebe ich die Kunst: Ein Bild/Lied/Gedicht usw. ist oftmals aussagekräftiger als ellenlange Erklärungen/Diskussionen.
[hr]
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Damit meinte ich eigentlich, dass ich diese Nummer (heute bin ich da, morgen weg, ob und wann ich wiederkomme, mal sehen...) in einer Liebesbeziehung NICHT bringen würde. Brauche ich Rückzüge? Ja, extrem sogar. Von der Welt, dem "Außen" an sich. Speziell vom Partner nicht, wenn er denn akzeptiert und versteht, dass ich mental und emotional "weg" bin. Ich beschreib es mal so: Stell dir vor, du bist extrem müde, hast seit Tagen nicht geschlafen, kannst dich auf nichts konzentrieren. Wenn du nun einen Partner hast, der dich in Ruhe so lange schlafen lässt wie du es brauchst, wozu dann extra in einem Hotel übernachten? (17. Apr 2013, 03:33 Wie weit kann man da kommen?-Thread)

Wie diese allgemeinen Rückzüge vom Außen aussehen, ist individuell bedingt. Einer joggt stundenlang durch die Natur, ein anderer baut den Kölner Dom aus Streichhölzern nach. Zu sagen "Verbring nicht so viel Zeit am Computer!" heißt unter diesem Aspekt im Prinzip nichts anderes, als einem Fisch zu sagen "Schwimm nicht so viel herum. Wir wissen beide, du kannst auch fliegen. Ganz abgesehen davon ist das kein gutes Vorbild für mein Küken; am Ende entwickelt es sich noch zu einer Kaulquappe. Sieh dir nur die Kinder aus deiner vorherigen Beziehung an; die haben auch schon Schwimmhäute zwischen den Zehen!" Letztere Behauptung/Befürchtung des Vogels mag stimmen oder auch nicht. Es ändert nichts an der Tatsache, dass ein Fliegender Fisch eher auf das Fliegen verzichten kann, als auf die Zeit im Wasser. Der Fisch wird im Endeffekt bei seinem nächsten Rückzugsbedürfnis nicht mehr in der Nähe des Vogels seine Kreise im Wasser ziehen, sondern auf Tauchgang gehen. Aus dem allgemeinen Rückzug ist ein Rückzug vom Partner geworden.
Ob ich nun konsequenter bin als manch anderer Kiementräger, oder aber ein extremer Tiefseefisch, sei dahingestellt; Fakt ist: Ich würde an einer Stelle des Meeres, an der mir das Schwimmen verwehrt wird, nie wieder "auftauchen".

ps: Um Missverständnisse gleich im Keim zu ersticken:
Dieser Text war nicht als Schuldzuweisung gedacht. Wenn es darum ginge, sollte man den Fisch darauf hinweisen, dass es nichts bringt, sich am Anfang einer Beziehung als Vogel auszugeben; denn so kann man logischerweise nur bei Vögeln punkten, die einen anderen Vogel als Partner möchten und keinen Fisch, mag er auch noch so gut fliegen können.
Zuletzt geändert von Ambivalenz am 21. Januar 2016, 00:24, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Kontroverse Diskussionen über die Beziehungsgestaltung

Beitragvon sapperlotta » 19. August 2013, 13:31

Ambivalenz hat geschrieben:Fliegender Fisch

Sehr passend, finde ich.
Darum/dafür liebe ich die Kunst: Ein Bild/Lied/Gedicht usw. ist oftmals aussagekräftiger als ellenlange Erklärungen/Diskussionen.


Liebe Ambivalenz

Das unterschreibe ich ganz dick. Dieses Lied vom „fliegenden Fisch“ ist unglaublich schön und tief berührend – ich lasse dies lange in mir nachklingen…

Es gibt in der Tierwelt diesen flugunfähigen Seevogel Pinguin, botanisch ist er ein Vogel, fliegen kann er jedoch nicht (mehr), auf festem Grund läuft er aufrecht umher wie ein „Kellner“, dem leider die Knie hinunter zu den Füssen gerutscht sind – seine Eleganz kommt erst dann zur Geltung, wenn er bäuchlings graziösestens ein Eisfeld hinuntersegelt und erst recht dann wird seine Anmut offensichtlich, wenn er in sein Element abtaucht: Ins Wasser. Einem Pinguin beim Schwimmen zuzuschauen ist für mich wie den Tanz von Schwalben beobachten zu können. Es gibt also auch Vögel, deren Element das Wasser ist, die nicht hinauf in den Himmel gezerrt werden wollen…

Vom Kopf aus ist es für mich ganz und gar verständlich, dass nicht jeder Mensch so „tickt“ wie ich. In der Praxis dann jedoch dies auszuhalten, dass ich mich von einem Menschen sehr stark angezogen fühle, diese Nähe zu diesem Menschen deshalb mir wünsche, der sich von mir immer wieder fast vollständig zurückziehen können muss – dies im real life auszuhalten steht dann jedoch auf einem anderen Blatt.

Ich finde, echtes Verständnis ist da hilfreich – und diese illustrative Kunst ist enorm eindrucksvoll. Bei meiner Bekanntschaft, die seit 1,5 Jahren beendet ist habe ich sehr viel erhalten durch dieses Nicht-Beziehungsüberagieren – vielleicht habe ich etwas mehr wieder zu meiner inneren Stille gefunden? Mein Mensch hat mir mehrmals gesagt: Ich möchte mit Dir in die Stille lauschen…wenn ich neverending geschwatzt habe. Ich konnte vom Element Distanz sehr viel profitieren, dochdoch, vielleicht wurde ich etwas pinguinischer???

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Re: Kontroverse Diskussionen über die Beziehungsgestaltung

Beitragvon Soleil » 19. August 2013, 21:05

Liebe Knallschnute,

falls das so gemeint war... ich fühle mich von den Beiträgen nicht sonderlich persönlich getroffen, ja, eigentlich nicht mal angesprochen. Ob ich dem Fisch schlichte, lineare Vorhaltungen gemacht habe, ob ich jemals "nie tust du..." usw. gesagt habe (beides in den drei Jahren nie der Fall gewesen, dafür müsste man in der Tat schon ziemlich schlicht gestrickt sein), können andere User ja gar nicht wissen. Dessen werden sie sich ja wohl sehr bewusst sein. Ich nehme die Tatsache, dass ich da nicht direkt angesprochen wurde, zunächst mal so als auch so gemeint an.
Dass ich anfangs anders schreibe als jetzt, wo Fortschritte da sind, dass ich mit ihm anders geredet habe, als ich hier jemals geschrieben habe, dürfte ja, unabhängig davon, dass ich es wiederholt öffentlich schrieb, ebenso klar sein.
Dass das hier reine Schriftkommunikation ist und man daher eine gewisse Grundoffenheit, etwa Nachfragen usw., braucht, ist doch ebenso deutlich.
Dass emotional aufgeladene Begriffe wie "Gejammer" und "Buchstabensuppe" nicht so wahnsinnig gut beim Gegenüber ankommen, egal, wie viel oder wenig Wahrheit in den Aussagen selbst stecken mag, wird, bei einigermaßen unverstelltem Blick, nachvollziehbar sein.

Oder anders, das ganze geht ziemlich stark an der Realität hier vor Ort vorbei, hat sich vielleicht einen Teil auch verselbständigt? Sollte indirekt ich gemeint gewesen sein (was ich mir kaum vorstellen kann), so nehme ich die Art, wie verfahren wurde, eher als Aussage über sich selbst von demjenigen, der es schreibt und weniger als Appell oder Verletzung.

Insofern, ich bin nicht böse und schreibe gern weiter, egal, wem der Thread "gehört"... und verweise erneut darauf, dass man es machen kann wie ich selbst: wenn mich ein Beitrag sehr nervt, sei es die Schreibe, sei es der Duktus oder sei es auch der Mensch, den ich mir dahinter konstruiere, umgehe ich die Beiträge dieser Person halt einfach kommentarlos.

Keine Angst, das soll nun meine Ansicht zu diesem Verlauf auch gewesen sein. Alles gut! Gern Frieden!

Alles Liebe, Soleil :Sonne:

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Re: Kontroverse Diskussionen über die Beziehungsgestaltung

Beitragvon Soleil » 19. August 2013, 21:22

Liebe Ambivalenz,

ja, das spricht mich an. Danke für deinen klaren Blick: am Anfang war es nicht zu erkennen. Ich könnte nun sagen, ich war doof oder wusste es nicht besser, aber man kann ganz deutlich sehen, was am Anfang anders war als jetzt. Oder anders, ja, er hat sich als ein Vogel ausgegeben, als der Vogel, den ich suchte und brauchte. Mannoman, das Fisch-Vogel-Ding bringt ja richtig viel in diesem Forum :begeistert:

Das werfe ich ihm in keinster Weise vor. Bewusste Täuschung war es sowieso nicht, so ist er nicht. Eher ja den wohltuenden Tacken zu ehrlich. Es war der Versuch, nach seiner gescheiterten Ehe etwas besser zu machen. Den hat er allerdings ohne meinen Einfluss gestartet, wir lernten uns ja erst kennen.

Mittlerweile ist auch klar, dass da was dran ist, weil wir klärende Kommunikation hatten, wofür ich ihm sehr dankbar bin. Er hat (zu Recht) gesagt, dass er nicht mehr weiter weiß mit uns, obwohl er mich liebt wie am ersten Tag. Es war eine wunderschöne Mail, keine Frau könne mir das Wasser reichen, da werde er eher allein alt (was ich dennoch nicht hoffe und glaube). Und niemand hätte ihn je so beeindruckt und verändert. Das war sehr, sehr schön, weil ich wieder dem irrigen Glauben verfallen war in den letzten Wochen ohne ihn, er sei nicht an mir interessiert. Jedenfalls schlug er so eine Art "Affäre" vor, also gelegentliche Treffen. Es ist erstmal logisch und das, was bliebe.

Aber ich kann das nicht; nicht, weil ich böse wäre, sondern, weil wir Normalos, wenn wir zu wenig Kontakt mit jemandem haben (damit meine ich durchaus Treffen), den inneren Kontakt verlieren. Oder anders, irgendwann könnte ich nicht mehr in ihm sehen, was er für mich war. Liebe wird vom Geschehen in einer Beziehung bei mir nicht getrennt. Liebe ist da, sie ist in mir, aber sie muss auch stattfinden, geschehen, sonst geht sie kaputt.

Er hat sich dann also gegen die Beziehung entschieden, womit ich einverstanden bin. Die Spannung Nähe-Distanz, die es bei uns gab, wir hätten sie wohl nie so auflösen können, dass nicht einer immer verloren hätte: er die Distanz oder ich die Nähe. Das fühlt sich schon komisch an, beide lieben sich sehr, aber kriegen es nicht hin. Sonst hat man ja eher das Auseinanderleben oder die eingeschlafene Liebe, davon war bei uns keine Spur. So muss man das auch mal betrachten: auch ich hätte ja gnadenlos draufgezahlt, bei allem Dazulernen. Oder halt er. Im Rückblick fühlt es sich ein bisschen so an, als wäre immer "einer auf Urlaub" gewesen und der andere hat entsprechend Kraft reingegeben: er in der benötigten Distanz - aber ich allein / ich in der benötigen Nähe - aber er sehr angestrengt.

Ich habe ihm auch gesagt, dass ich glaube, dass das hier auch ein bisschen eine Selbstfindung für ihn ist. Diesen Raum immerhin hat die Beziehung gegeben: feststellen, dass er keine (also auch keine andere, sagt er) Beziehung haben kann und will. Dass ich will, dass er sich wohl fühlt. Wie könnte ich das was dagegen haben, wenn er selbst erkennt, er braucht die Einsamkeit? Dann lasse ich sie ihm und frage nicht weiter, so verstehe ich Liebe.

Ich werde das schon bewältigen, weil er immerhin mit mir kommuniziert hat darüber, das ist schon sehr viel. Und weil ich weiß, er liebt mich noch und ich ihn - es geht halt nur nicht. Weil es so sehr klar wurde. Es hat nicht gereicht.

Ich selbst bin nach wie vor nicht bereit, die Möglichkeit eines gefahrlosen Konflikts in einer Beziehung aufzugeben und weiß auch sehr genau für mich, warum. Unter anderem denke ich, dass Konflikte sogar nötig sind für viele Menschen, weil sie einem Paar auch zeigen, es kann etwas bewältigen und am Ende kann man weiter zusammen sein und jeder hat halt seine Ansichten. Und Nähe wird für mich immer zum großen Teil "reale Nähe" sein, da kann und will auch ich mich nicht umstricken...

Insofern, Klarheit ist ein kleiner Trost - aber ein Trost.

Alles Liebe, Soleil :Sonne:

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Re: Kontroverse Diskussionen über die Beziehungsgestaltung

Beitragvon Ambivalenz » 27. September 2013, 10:37

sapperlotta hat geschrieben:Ich komme hier gerne auf Dein letztes Posting an Jette im Vorstellungsthreat eines anderen Users zurück, Ambivalenz. Du beschreibst dort eine sehr logische Abfolge, wieso zwei Persönlichkeiten mit stark unterschiedlichen Nähe-Distanzbedürfnissen nicht zuereinander finden können.

Erst einmal eine Richtigstellung in eigener Sache. Das von dir erwähnte Posting war nicht an Jette gerichtet, sondern bezog sich auf Keinschatz's Text (war aber gleichwohl icebaby's und Jettes Reaktionen auf Nebeltals und/oder meinem ersten Posting geschuldet). Das "Du" in Richtung Jette betraf nur den von ihr gebrauchten Begriff "verbiegen" und ich hätte es besser weglassen sollen, um diesem Missverständnis aus dem Weg zu gehen... Da befasst man sich stundenlang mit fast jedem Beitrag und am Ende unterläuft einem ein solch grober Schnitzer. :verstimmt:
Zurück zum Thema:
sapperlotta hat geschrieben:Bitte schont mich nicht.

Sehr befreiend; da lege ich doch gleich mal los! [;)]
sapperlotta hat geschrieben:Mein Gegenargument zu Deiner logischen Abfolge lautet: Dieser Teufelskreis kann dann geknackt werden, wenn die Nähe-Suchende Persönlichketit nicht den Anspruch hat, dass ihr Liebespartner alleine ihr Nähe-Bedürfnis befriedigen muss - sondern dass zu allererst sie selber verantwortlich ist für alle ihre Bedürfnisse, inkl. ihrem Nähebedürfnis. Nähe kann auch bei Freunden, Haustieren, gar wildfremden Menschen, gefunden werden kann.

sapperlotta hat geschrieben:Genau in diesen Situationen könnte es hilfreich sein, seien eigene Persönlichkeitsstruktur etwas genauer zu kennen und diejenige des Partners; z.B. oherje, ich habe wieder einmal so einen Anfall von Nähebedürfnis und mein lieber Darling ein Bedürfnis nach Distanz - kein Problem, nehm ich nicht persönlich, attribuiere ihm nicht Böswilligkeit bis Persönlichkeitsstörung sondern respektiere sein legitimes Bedürfnist -und mach mich auf die spannende Suche dananch, wo ich mein Nähebedürfnis sonst austoben kann - Schmusekatze ist leider grad ausser Haus, Freundinnen alle in den Ferien - siehe da, ein superfreundlicher Typ hockt auf der Nachbarbank im Bus und wir unterhalten uns sehr anregend...

Jein. Im Grundsatz guter Gedanke, allerdings ist er keine Antithese zu meinem Beitrag, sondern untermauert sogar meine Position, die besagt, dass schizoide Persönlichkeiten auf die Dauer nur mit anderen größtenteils autarken Charakteren harmonieren.
In meinem Posting ging es aber um Beziehungskonstellationen mit konträren Bedürfnissen.
Zitat: "Wer das, was ich meine, immer noch nicht versteht oder in Zweifel zieht: Man muss nur das Thema SPS kurz beiseite lassen. Nehmt einfach an, es ginge um Sex. Für A ist es ein elementares Bedürfnis, für B nicht. Soll A jetzt völlig darauf verzichten oder B sich dazu zwingen? Da [s]kann[/s] DARF es auch keinen Kompromiss/Mittelweg geben!"
Nun ersetze in den beiden aus deinen Postings zitierten Passagen, meinem Rat folgend, Nähedürfnis mit sexuellem Bedürfnis.
Sicher gibt es Partnerschaften, in denen so etwas (körperliche Nähe/Zärtlichkeit außerhalb zu suchen) funktioniert. Im Allgemeinen möchte man aber derlei physische Nähe eher von dem Menschen, der einem auch emotional "unter die Haut geht".
Du siehst hoffentlich, auf was ich hinaus will. Smalltalk, Beschäftigungsimpulse usw usf kann (und sollte) man auch außerhalb seiner Partnerschaft suchen. Körperliche und emotionale Nähe möchte man aber von seinem Partner.
Wenn dein(e) Partner(in) eher einsilbig/maulfaul ist, kannst du deinen Kommunikationsdrang auch mit dem freundlichen Typen auf der Nachbarbank ausleben. Willst du aber ensthaft behaupten, dass gleiches gilt, wenn du in den Arm genommen werden möchtest?

Anm.: Sowohl dieser Beitrag als auch mein zweiter Post in Keinschatz's Vorstellungsthread hätten wohl eher in den Thread "Kontroverse Diskussionen über die Beziehungsgestaltung" gepasst. Aber was will man machen? Man rennt mit dem Wassereimer dorthin, wo's (der eigenen Meinung nach) gerade brennt... :roll:
Zuletzt geändert von Ambivalenz am 10. Oktober 2013, 02:28, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Kontroverse Diskussionen über die Beziehungsgestaltung

Beitragvon Jette » 27. September 2013, 11:31

Hallo Sapperlotta,

Zitat aus einer Antwort von dir:
Ambivalenz hat geschrieben:Ich komme hier gerne auf Dein letztes Posting an Jette im Vorstellungsthreat eines anderen Users zurück, Ambivalenz. Du beschreibst dort eine sehr logische Abfolge, wieso zwei Persönlichkeiten mit stark unterschiedlichen Nähe-Distanzbedürfnissen nicht zuereinander finden können.

Mein Gegenargument zu Deiner logischen Abfolge lautet: Dieser Teufelskreis kann dann geknackt werden, wenn die Nähe-Suchende Persönlichketit nicht den Anspruch hat, dass ihr Liebespartner alleine ihr Nähe-Bedürfnis befriedigen muss - sondern dass zu allererst sie selber verantwortlich ist für alle ihre Bedürfnisse, inkl. ihrem Nähebedürfnis. Nähe kann auch bei Freunden, Haustieren, gar wildfremden Menschen, gefunden werden kann.

sapperlotta hat geschrieben:Zurück zur Charakterkunde. Genau in diesen Situationen könnte es hilfreich sein, seien eigene Persönlichkeitsstruktur etwas genauer zu kennen und diejenige des Partners; z.B. oherje, ich habe wieder einmal so einen Anfall von Nähebedürfnis und mein lieber Darling ein Bedürfnis nach Distanz - kein Problem, nehm ich nicht persönlich, attribuiere ihm nicht Böswilligkeit bis Persönlichkeitsstörung sondern respektiere sein legitimes Bedürfnist -und mach mich auf die spannende Suche dananch, wo ich mein Nähebedürfnis sonst austoben kann - Schmusekatze ist leider grad ausser Haus, Freundinnen alle in den Ferien - siehe da, ein superfreundlicher Typ hockt auf der Nachbarbank im Bus und wir unterhalten uns sehr anregend...

Dies wäre für mich ein erwachsener Umgang 2er Menschen mit unterschiedlichen Bedürfnissen. Unterschiedliche Bedürfnisse schliessen eine nahe Beziehung in meinen Augen nur dann aus, wenn der Anspruch erhoben wird, dass der Partner all meine Bedürfnisse zu befriedigen hat. Und dies ist ein kleinkindlicher Anspruch, kein erwachsener.

Du sprichst mir aus dem Herzen. Aber ich glaube, dass dies, ist der distanzierte Partner sehr eifersüchtig nur begrenzt funktionieren kann. Ich habe das große Glück, dass mein Mann mir alle Freiheiten der Welt einräumt, solange er nur seine Ruhe hat. Dadurch erst, habe ich die Möglichkeit, mir einiges von dem was ich brauche auch woanders zu holen. Das funktionierte zu Beginn unserer Beziehung nicht so reibungslos und dies ist eine Sache, in der ich mich ganz massiv gewehrt habe. Ich habe damals diskussionslos klargestellt, dass ich mich nicht von der Außenwelt isolieren lasse, sondern die Kontakte brauche. Als es ganz extrem wurde, habe ich das klargestellt, indem ich nochmal eine Ausbildung machte und ihm ganz klar sagte, dass dies eben derzeit meine Möglichkeit für mich ist, mich nicht von der Außenwelt abschneiden zu lassen. Von dort an hat es noch ca. 4Jahre gedauert, bis ich das Gefühl hatte, dass er es endlich akzeptiert hat. Aber nun funktioniert es gut.

Herzliche Grüße
Jette
Die Veränderung des Blickwinkels kann die Wahrnehmung von kleinen Dingen bewirken, die wir manchmal gar nicht mehr sehen. - Namasté

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Re: Kontroverse Diskussionen über die Beziehungsgestaltung

Beitragvon sapperlotta » 27. September 2013, 23:42

Guten Abend, Ambivalenz

Da ich heute leider erst später abends dazukomme, hier zu lesen verschiebe ich viel Anregendes aus Deinem reichen Posting auf einen Tag mit frischerem, klareren Kopf. Dass eine Persönlichkeit nicht mit einer neutralen Messeinheit gemessen werden kann, weiviel Gramm macht einen Melancholiker aus, finde ich sehr bedenkenswert, werde ich in Ruhe genauer studieren.

Ambivalenz hat geschrieben:In meinem Posting ging es aber um Beziehungskonstellationen mit konträren Bedürfnissen


(Leider schaff ich zu dieser späten Stunde als digital stupid das richtige Zitieren nicht, entschuldigt). Eine allenfalls ketzerische Frage: Haben zwei Individuen die gleichen oder ähnliche Bedürfnisse - oder sind Bedürfnisse per se individuell unterschiedlich? Ist Nähe nicht/gleich Nähe - das Nähebedürfnis einer Person ist z.B. bereits gestillt, wenn sie mit jemandem im selben Raum sitzt - und ein Anderer muss seinem Partner auf der Schoss sitzen können, um sein Nähebefürfnis zu befriedigen...sind Bedürfnisse bei einigen Partnerschaften wirklich so kompatibel - oder finden diese Partner allenfalls einen Umgang miteinander, so dass jeder mit seinen Bedürfnisse gut leben - und den Partner mit seinen Bedüfnissen auch leben lassen kann?

Nun ersetze in den beiden aus deinen Postings zitierten Passagen, meinem Rat folgend, Nähedürfnis mit sexuellem Bedürfnis.
Du siehst hoffentlich, auf was ich hinaus will. Smalltalk, Beschäftigungsimpulse usw usf kann (und sollte) man auch außerhalb seiner Partnerschaft suchen. Körperliche und emotionale Nähe möchte man aber von seinem Partner.


Tja. Einerseits klares Ja - wenn da andererseits nicht all die Affären, verheimlichten Liebschaften, verkorksten unerspriesslichen Langzeitpartnerschaften wären...In wie vielen Beziehungen werden die Bedürfnisse beider Partnern wirklich gleichberechtigt berücksichtigt - oder in wie vielen Beziehungen passt sich der eine Partner dem Anderen an, auf Kosten seiner eigenen Bedüfrnisse?
Zuletzt geändert von knallschnute am 28. September 2013, 09:10, insgesamt 2-mal geändert.
Grund: Zitat ausgebessert...

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Re: Kontroverse Diskussionen über die Beziehungsgestaltung

Beitragvon sapperlotta » 27. September 2013, 23:58

Ambivalenz hat geschrieben:Wenn dein(e) Partner(in) eher einsilbig/maulfaul ist, kannst du deinen Kommunikationsdrang auch mit dem freundlichen Typen auf der Nachbarbank ausleben. Willst du aber ensthaft behaupten, dass gleiches gilt, wenn du in den Arm genommen werden möchtest?


Ernsthaft stelle ich die krasse Frage, in wie vielen Langzeitbeziehungen wohl die Partner auf die echten Bedürfnisse des anderen eingehen - und in wie vielen Partnerschaften 2013 jeder Partner für seine Bedürfnisse selber gucken muss, diese teilweise bis mehrheitlich ausserhäuslich befriedigt...

Liebe Ambivalenz, wieviele Sexgeschichten laufen ausserhäuslich ab? Ich schätze Mal: In 45% aller Langzeitbeziehungen fand mind. 1 Seitensprung statt. Also wird Sex nicht nur beim primären Partner gesucht und kann nicht nur von diesem gestillt werden. Bei den restlichen 55% der Langzeitbeziehungen wird allenfalls bei einem grossen Anteil tote Hose herrschen, also gar kein Sex mehr - bei einem weiteren Anteil einseitig geprägt, der Herr des Hauses bestimmt die Sexsezene - und dann bleiben noch ein Paar glückliche Partnerschaften, wo die sexuellen Bedürfnisse in der Partnerschaft glücklich gelebt werden können - bis die Vergänglichkeit auch hier zuschlägt und der Traumehemann in die MidlifeCrisis kommt und sich eine 15 Jahre jüngere Geliebte anlacht...

Meine Sicht ist von meinen Erfahrungen geprägt, deshalb diese etwas negative Prägung, es freut mich, wenn Andere nur alles lebenslänglich glückliche Partnerschaften mit erfülltem Sexleben bis ins Altersheim um sich haben, also anders als in meinem Bekanntenkreis. Doch die Scheigungsrate ist universell hoch - manchmal finde ich unsere bürgerliches Beziehungsideal - Nähe, Emotionales, Sex findet nur innerhäuslich statt - nicht dem offensichtlichen Zeitgeschehen entsprechend.

I

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Re: Kontroverse Diskussionen über die Beziehungsgestaltung

Beitragvon sapperlotta » 28. September 2013, 00:13

Ich lebte fast 30 Jahre in einer festen Beziehung, verheiratet mit Kindern. Und dieser Mann war mir zeitweise emotional gar nicht nah, sehr fern - Freundinnen waren mir teilweise näher emotionell. Seit mehreren Jahren lebe ich alleine, bin Singel - und fühle mich teilweise reich genährt mit Nähe, reicher fast als in der Ehe. Wenn Arbeitskolleginnen mir etwas sagen, das mich sehr betrifft, wenn ich schöne Zeiten mit einem Kind verbringen kann oder mit meinen eigenen erwachsenen Kindern etc. Was ich damit so langfädig sagen will: Doch, emotionale Nähe kann ich von vielen Menschen erhalten, so dass mich dies nährt. Dies muss kein exquisit-naher Partner sein der stets für mich da ist und mit ja niemand Anderem Nähe auch zulässt.

Und betreffend Sex hatte ich erst ein Mal eine kurze Geschichte mit einem Menschen, er war 60ig jährig und hatte ein dermassen freies, "wildes" Leben gelebt - dass ich mir nicht vorstellen konnte, dass er nun mit mir brav und bieder und nur-mir-zugewandt werden könnte. Unsere gemeinsame Zeit war kurz - aber sehr frei. Hätte unsere Geschichte allenfalls länger gedauert, wären, so wie ich mich kenne, in mir vielleicht schon Gefühle aufgewallt, ihn nur sexuell alleine für mich haben zu wollen. An sich finde ich dies jedoch Besitzdenken, ist mir wohlvertraut dieses Gefühl - nichtsdestotrotz frage ich mich, ob dies heute der gelebten Realität entspricht - oder ob wir mit unseren Besitzansprüchen an einen Partner etwas moderner umgehen lernen sollten? Unseren Bedürfnissen zuliebe - und um diese vielen unschönen Beziehungsdramen endlich etwas minimieren zu können...

So, ich schliesse meine Plauderei zu später Stunde ab und wünsche eine erholsame Nachtruhe.


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