Kontroverse Diskussionen über die Beziehungsgestaltung

Ein Leben in (völliger) Isolation? Du bist sehr introvertiert, ängstlich-vermeidend oder gar schizoid? Wie gehst du damit um?
sapperlotta
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Kontroverse Diskussionen über die Beziehungsgestaltung

Beitragvon sapperlotta » 14. August 2013, 14:38

Anmerkung der Moderation:

Die Beiträge von Soleil und Sapperlotta wurden aus dem Thread: "tipps und ratschläge für mein verhalten gesucht..." hierher verschoben. Somit kann die dort aufgekommene Diskussion hier fortgeführt werden.

Bitte achtet auf eure Wortwahl und vermeidet allzu persönliche Unterstellungen und Angriffe.

Mit freundlichem Gruß

Schattentanz



[hr]

Guten Tag, soleil und guten Tag, liebes Wesenswelten-Forum :winken:
Ich erlaube mir, hier hineinzuplatzen - dies ist mein erster Beitrag hier - ich habe mich also nicht zuerst im Vorstellungsthreat Euch vorgestellt, entschuldigt bitte.

Liebe Knallschnute, liebe tournesol und sehr liebe?????, die Du mir diesen Tipp seinerzeit mal gegeben hast, ich bin wedernoch aus dem brigitte-Schizoid-Strang. Der Ordnung halber oute ich mich - da mir dieses Forum sehr gefällt :begeistert: , grosses Kompliment den MacherInnen (by the way: wieso heissen die weiblichen ModeratorInnen hier Moderatoren?).

Jedoch zurück zu meinem Anliegen, dessentwegen ich mich hier einzuloggen nun gedrängt fühlte :nerd: . Soleil, ich finde, Du stellst nicht die richtigen Fragen, dies ist meine Einschätzung.

Du hast nun also die Antwort auf Deine Frage gefunden, derentwegen Du hier viele Monate viel geschrieben hast: Du weisst nun, dass es Schizoide gibt, die sich reflektieren können - nur leider für Dich, dies füge ich an, bist Du zur Einsicht gelangt, dass Dein OdB diese Fähigkeit wohl fehlt - oder was ziehst Du nun mit dieser Antwort für eine Schluss?

Soleil, gehst Du stets so vor: Recherchierst Du, bevor Du in ein neues Land in die Ferien gehst zuerst, ob es dort viele Vergewaltigungen, Meteoriteinschläge, Elfenattacken oder was auch immer gibt - und gehst nur bei abschlägiger Antwort? Eine Freundin von mir reiste kürzlich in ein Land, das als ausgesprochen friedlich und freundlich bekannt ist - und wurde vollständig ausgeraubt... :rätseln:

Ist jeder Ossi grüblerisch-entscheidungsträge wie Angela Merkel, jeder Italiener korrupt wie Berlusconi, jede Schweizerin geizig - ist jede Schizoide ohne Selbstrefelxionsfähigkeit? Was bringen solche Pauschalurteile bei Menschen, wo jeder individuell, voller Facetten, Widersprüchlichkeiten ist - heute guter Laune, morgen schlechter...??

Meine These ist: Dein Partner verfügt über eine durchschnittliche Selbstreflexionsfähigkeit. Dies ist nicht Euer Problem. Eure Beziehungsschwierigkeiten sind ganz anderer Natur. Vielfältiger Natur. Meiner Ansicht nach, ich schreibe mir lediglich meine Einschätzung.

Ein Teil Eurer Problematik ist, dass Du einen wichtigen Persönlichkeitsanteil Deines Partners allenfalls nicht erfasst, und damit nicht konstruktiv umgehen kannst. Mit seiner hochsensiblen Art, so er tatsächlich sp ist, was ja nicht sicher ist. Mit Deinen "unverfrorenen" Ansprüchen an ihn, :liebäugeln: entschuldige diese direkten Worte, aber Du agierst auch sehr direkt, "bombardierst" Du ihn mit Erwartungen, Forderungen - und lässt ihm keine freie Wahl, die Beziehung mit Dir so zu gestalten, wie er sich dies wünscht oder vorstellt.

Wieso, soleil, muss ein Partner von Dir so viel Verpflichtungen Deinem Sohn gegenüber übernehmen? Dein Partner hat selber 2 Kinder, dass er Ruhepausen benötigt ist für mich als Aussenstehende sehr verständlich. Du jedoch wirkst felsenfest überzeugt, dass er "gefälligst Deinem Sohn einen zuverlässigen Stiefvater zu sein hat" - und wenn er dem nicht nachkommt - dann ist dies sp-Verhalten?

All Deine Beispiele wirken auf mich sehr fordernd - wenn Du notfallmässig erkrankst muss Dein Partner sofort zur Stelle eilen, Pünktlichkeit ist auch ein must, Stiefvaterverpflichtungen sind absolut selbstverständlich - ich lese keine Freiheit, keinen Handlungsspielraum, was Dein Partner sich für eine Beziehung wünscht: Du gibst vor, was eine richtige Partnerschaft ist - und dieser Vorstellung hat er zu entsprechen - sonst ist er sp und zu sp gehört Deiner Vermutung nach: ohne Selbstfeflexionsfähigkeit - ach nein, dank einer Moderatorin weisst Du nun, endlich endlich, dass es einzelne sp-Individuen gibt, die tatsächlich über Selbstreflexionsfähigkeit verfügen.

Soleil, ich lebte auch einige Jahre eine Beziehung mit einem Menschen, dessentwegen ich im brigitte-Forum mich mit Knallschnute und tournesol ausgetauscht bzw. gestritten habe :liebe: Diese Beziehung ist seit mehr als einem Jahr zu Ende. Da ich die den Weg nicht gefunden habe, mit dieser hohen Sensiblität umzugehen. Da es deshalb auch immer wieder diese Stolpersteine in unserer Kommunikation gegeben hat. Da ich auch, wie ich Dich empfinde, zu bedürftig gewesen bin, zu wenig eigenständig, zu wenig unabhängig - zu stark darauf fokussiert, was erhalte ich von dieser Partnerschaft zurück - statt, wie tournesol dies immer wieder schön beschreibt, einfach mit diesem Menschen, der uns so stark fasziniert, zu sein - ihn so zu lassen, wie er ist....

Alles Gute Dir, soleil, Du stellst Fragen, die Deine Beziehung in die Sackgasse führen...meiner Einschätzung nach, ich habe damals auch nicht in die konstruktive Richtung gefragt. Du findest in diesem Forum sehr viele sehr sehr erhellende Antworten - ich bin sehr erstaunt, wie Du diese nicht zu finden scheinst...

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Re: Kontroverse Diskussionen über die Beziehungsgestaltung

Beitragvon Soleil » 15. August 2013, 10:42

Liebe Sapperlotta,

holla, Du liest ja ne Menge aus meinem Leben heraus, was Du, mit Verlaub, nun einfach nicht wissen kannst. Ich bin dennoch erstmal unvoreingenommen und werde dies und das erklären.

Nein, eine Reise recherchiere ich vorher nicht. Ich buche gar keine, müssen immer andere machen, weil ichs öde finde. Schon wieder so ein fieser Anspruch; dazu muss man wissen, dass ich durchschnittlich alle 4 Jahre privat verreise.

Eine Reise ist nicht mit einer Beziehung zu vergleichen. Und Du spielst unterschiedliche Zeitpunkte gegeneinander aus. Wenn Du das schon vergleichen möchtest, dann wäre der Zeitpunkt des Recherchebeginns der, an dem Deine Freundin ausgeraubt wurde. Ein Problem tritt auf, man beginnt halt zu rödeln. Und nochmal, ich bin nicht für diesen Vergleich verantwortlich...

Natürlich kann man Menschen mit einer SPS nicht über einen Kamm scheren, sie sind unterschiedlich wie andere auch. Du musst allerdings doch zugeben, dass es das Störungsbild nicht gäbe, gäbe es nicht irgendwelche gemeinsamen Strukturen. Völlig zerreden können wir das nicht. An anderer Stelle im Forum habe ich die Notwendigkeit psychischer Diagnosen in unserer Gesellschaft deshalb durchaus schon in Frage gestellt. Aber es gibt sie nun, und es wird irgendwelche Gemeinsamkeiten geben. Und genau auf der Suche danach war ich, was ja nicht heißt, dass ich vergesse, dass jeder Mensch ein Individuum ist. Ich habe die Störung in den Blick genommen, damit nimmt man automatisch diese gemeinsamen Strukturen zunächst in den Blick.

Mir ist nicht klar, warum bei Dir so ein Unwohlsein herrscht, dass ich auf meine Weise dran arbeite. Alles, was Du einwendest, hab ich hier jetzt mehrfach gelesen von verschiedenen Leuten und immer wieder geduldig beantwortet; in aller Regel wurde das dann nach meiner Einschätzung auch verstanden. Aber gern nochmal.

Erstens: Knallschnutes Antwort hat geholfen. Und zwar sehr. Ich habe einen Riesensprung in der Abarbeitung der Sache gemacht. So what? Jede Psychologin wird dir bestätigen, dass nichts Schlechtes dran ist, wenn etwas hilft.

Zweitens: In der Tat und nochmal: für mich war es existenziell wichtig, ob und inwiefern auch eine Störung der Hintergrund für sein Verhalten sein könnte. Und ist es noch. Es war nicht wichtig dafür, mich selbst zu schützen oder am Ende des Tages eine Entscheidung zu treffen, da gebe ich jedem hier Recht und habe längst losgelassen. Aber es kann doch nicht falsch sein, den anderen in seinem Verhalten verstehen zu wollen. Möglicherweise ist es naiv, aber ich gehe bis zu einem gewissen Grad (als Erziehungswissenschaftlerin weiß ich: das hat seine Begrenzungen), davon aus, dass ein störungsbedingtes Verhalten schwieriger zu bearbeiten ist als eines, das einfach eine gewisse Gleichgültigkeit beinhaltet. Sozusagen mehr Geduld verdient hat. Aber natürlich hat mich das in meinen Entscheidungen auf dem Weg hierher beeinflusst, mich wundert, dass Du das nicht nachvollziehst.
Ich wollte wissen: ist es z.B. völlig unrealistisch, erstmal den Anspruch zu haben, dass er seine Rückzüge kommuniziert, anstatt dass ich jedes Mal "Schuld" bin und dann wochenlang bangen muss? Das ist doch für beide Seiten ein riesen Unterschied! Wenn mir hier jemand geschrieben hätte, nee, kein SPSler auf der ganzen Welt kann das leisten, dann wäre es einfach klar gewesen für mich, das kann ich nicht. So konnte ich wenigstens versuchen, die Rückzüge in der Kommunikation auf neue Füße zu stellen. Und das ist nur EIN Beispiel, wo mehr Wissen und Reflexion und Einschätzung auf jeden Fall hilft. Frag mal Icebaby. Deren Beziehung läuft überhaupt NUR, weil sie weiß, warum ihr Parter sich über so lange Strecken nicht meldet.

Noch wichtiger war es für mein Verhalten in diesen sehr, sehr schwierigen Situationen mit ihm. Zu wissen, er braucht Rückzüge, weil es Menschen gibt (ob nun welche mit oder ohne Störung), die das wirklich brauchen, ist doch was anderes, als sich zu ärgern, weil der andere wochenlang kein Interesse zu zeigen scheint. Es war einfach ein Lernprozess: vorher hatte ich nicht mal ne Ahnung, dass es SPS gibt, jetzt kann ich sowas ganz anderes deuten. Das hat mir in Konfliktsituationen ziemlich viel Geduld und Kraft verliehen. Ich habe keinen Schimmer, was so schlimm daran sein soll, bei Schwierigkeiten in der Beziehung und kaum Kooperation beim Partner halt einfach selbst auf die Suche zu gehen, für sich selbst lernen zu wollen. Würde ich immer wieder machen, Reisen hin oder her.

Du vergisst auch, dass Nicht-Betroffene unterschiedlich sind. Ich bin ein Kopfmensch, was Lösungswege angeht. Wer will mir ankreiden, dass ich die Probleme so angehe, wie ich nun mal gestrickt bin? Ich habe einen dicken, fetten Link zwischen Kopf und Herz, das wird auch gern mal übersehen von Menschen, die in "verkopft" und "verherzt" einteilen. Kann man nicht!!! Ich bin Lernexpertin. Die umwälzendsten Forschungsergebnisse der letzten Jahre: selbst beim Lösen einer Matheaufgabe springen zuerst die emotionalen Zentren im Gehirn an. Zeitversetzt! - Wer will da noch zwischen Kognition und Emotion bei der Problemlösung so genau unterscheiden? Oder anders: warum NICHT über den Kopf?

Nun zu dem dicksten Pantöffelken. Du stellst viele, viele Vermutungen an, wie ich zu meinem Exfreund stand und wie unser Leben aussah. Davon ist vieles sehr verzerrt, mit Vorsicht gesagt. Ich habe z.B. überhaupt niemals von meinem Exfreund verlangt, ein wahnsinns Stiefpapi zu sein. Das würde er dir sogar in diesem Moment selbst bestätigen, obwohl er todessauer auf mich ist. Ganz, ganz selten musste er mal einspringen, als wir zusammen lebten, und eine halbe Stunde lang meinen Sohn ins Bett bringen, wenn ich irgendwo beruflich lange bleiben musste, vielleicht 3X im Jahr. Wir haben nur ein Jahr zusammen gewohnt, ansonsten 0 Mal im Jahr, das hab ich alles immer allein irgendwie gestemmt. Ansonsten sind die sich gar nicht über den Weg gelaufen im Alltag, lediglich an jedem zweiten Wochenende waren wir eine harmonische Patchworkfamilie mit allen Kindern gemeinsam. Diesen Anspruch hatte ich auch gar nicht, vorher schon nicht, später eben, weil ich ja meine Kopfarbeit gemacht hatte und dachte, nee, der braucht seine Zeit für sich. Dass er die fast immer allein am PC verbrachte und das nicht sooooo ein wahnsinns Vorbild für meinen Sohn war, lass ich mal weg hier. DA lag dann schon eher das Problem. Und nebenbei, mein Sohn hat bereits einen Vater. Das ist nur ein Beispiel, ich könnte jeden einzelnen Satz lässig mittels Realität entkräften, den Du dazu schreibst. Ich war so anspruchsarm, dass meine Freundinnen mich darauf hingewiesen haben sogar.

Wenn ich krank war, war ich grundsätzlich allein, bis auf wenige Ausnahmen. Der Fall Krankheit kam aber auch selten bei mir vor. Umgekehrt gab es einen großen medizinischen Notfall bei meinem Exfreund selbst damals, bei dem ich wirklich (!) für ihn da war und ihm sehr geholfen habe. Vielleicht wollte und brauchte er das nicht, das denke ich heute auch. Aber dass man erstmal für einen Partner da ist, halte ich für selbstverständlich. Und zwar in der Tat bitte beidseitig. Ich muss schon sagen, mir geht der Sinn von Beziehung aus und ich stelle die Gesellschaft in Frage, wenn es jetzt schon als Druckausüben gesehen wird, wenn man dem anderen im Krankheitsfall hilft (oh mein Gott, der muss ja dann umgekehrt auch!!! Viel zu viel Verbindlichkeit. Also, ich bitte Euch, wirklich!!).

Dass auch ein nicht betroffener Partner zufällig sensibel sein kann, fällt immer so hinten runter, finde ich. Dieser Mann hat meist mit Wucht seinen Stiefel durchgezogen, jedenfalls, was das Praktische angeht. Er ist bei mir ausgezogen, weil ich es nicht in Ordnung fand, dass er wochenlang pausenlos seine gesamte Freizeit am PC verbracht hat. Hatte er frei, konnten es leicht 14-18 Stunden werden. Hat er mal Zeit mit mir verbracht, hatte ich das Gefühl, der Mann macht gerade Überstunden und wäre froh, ich hätte was anderes zu tun, damit er an seinen PC kann. Das kann man mit Kindern nicht mitmachen. Seine sitzen auch schon am Wochenende fast rund um die Uhr am PC, mein Sohn ist 4, da ging noch was. Und mir hat dieses sehr klare Ranking PC>Soleil sehr weh getan. Sehr. Das ist eine ständige Zurückweisung. Die muss man sich nicht geben. Ich bin kein Klammeraffe, aber irgendwann wollte ich einfach mal das Gefühl haben, der WILL mich wirklich sehen. Ich wollte wissen, wird der das ändern oder habe ichs mit Sucht / SPS zu tun oder beidem? Ich wäre kompromissbereit gewesen. Aber falls es sich - was ja der Fall zu sein scheint - überhaupt nicht als zu ändern erweisen sollte, hätte ich halt Schluss gemacht. Und nicht nur für mich selbst. Kompromiss bei Gewohnheiten finden ist was anderes, als es mit einer unabänderlichen SPS zu tun zu haben. Worauf sollte ich warten, wenn ich es auch rausfinden konnte? Da bin ich ganz pragmatisch.
Das PC-Beispiel ist nur eines von vielen.

Was ich damit sagen will: das mit dem "den anderen so annehmen, wie er ist" ist nicht so klar, wie es viele Menschen gern hätten. Mein Exfreund hat diesen abgenudelten Satz auch immer gebracht und meinte damit:Streit hat es absolut nie zu geben. Sonst ist sofort Schluss. Wo nimmt er mich denn so an, wie ich bin?
Natürlich hat man sich in eine bestimmte Persönlichkeit verliebt und das war auch durchgehend so bei mir. Aber in der Umsetzung können dann schon massive Probleme auftreten, grundsätzlich mit jedem Menschen. Dann muss man schon reflektieren und gucken, was verletzt mich, wo passt das und wo kann man Kompromisse machen und kann man mit dem Rest leben oder dran wachsen.
Und jemand, der sofort Schluss macht, weil ich ihn bitte, seine Wohnung noch nicht zu kündigen, der vorher froh ausgeteilt hat mit dem gleichen Kaliber, nein, den muss ich definitiv an dieser Stelle nicht so annehmen, wie der ist. Ich kann ich "so stehen lassen" und sagen, der ist halt so (oder will (oder kann! Sehr wichtiger Unterschied) sich halt auch nicht auf mich zubewegen) und zu mir passt das nicht. Das tue ich auch.

Du machst Dir da völlig falsche Vorstellungen. Ich habe de facto nicht viel von ihm verlangt. Wir haben uns erheblich seltener gestritten als andere Paare. Im Alltag gab es wirklich nie Streit. Ich war entspannt und fröhlich und habe im Gegenteil viele Dinge hingenommen, da hätten andere Partnerinnen schon längst das Maul aufgerissen. Da gäbs massig Beispiele. Ich fand uns beide eigentlich ziemlich tolerant einander gegenüber. Wie man sich z.B. um Geld streiten kann, das war uns beiden völlig fremd. Aber ab und zu geschahen z.B. Dinge, die mich verletzt haben. Versetzen, ohne das wenigstens anzukündigen, das ist nicht schön, das haben ja sogar Leute mit SPS in diesem Forum bestätigt. Und dann mach ich genau - was? Sofort Schluss (total sozial!)? Oder ich schluck es runter, in Reihe, und krieg auf Dauer Magengeschwür und Hassgefühle? Oder was? Ich hab es halt angesprochen. Von mir geredet, nicht von ihm, so gut es ging. Für mich war das einfach was, was man klären muss. Wieso nehme ich den anderen nicht so an, wie er ist, wenn ich bitte im Versetzungsfall gern einen Anruf hätte???

Nein, ganz ehrlich, das stimmt einfach nicht. Jemanden anzunehmen, wie er ist, heißt nicht, dass man ihn komplett jede Minute seines Lebens so sein und handeln lassen kann, wie er ist. Da habe ich ein sehr sicheres Gefühl für, was zur Persönlichkeit gehört und was eben zwischen zwei Menschen auf beiden Seiten passend gemacht werden muss. Die Leitlinie ist einfach: wo werden zentrale Bedürfnisse jeweils bei einem verletzt? Lässt es sich nicht vermeiden zentrale Bedürfnisse gegenseitig zu verletzen, gehört man halt nicht zusammen. Bis dahin ist es aber, im Falle großer Liebe, ein längerer Aushandlungs- und Lernprozess.

Liebste Grüße, Soleil :Sonne:

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Re: Kontroverse Diskussionen über die Beziehungsgestaltung

Beitragvon sapperlotta » 15. August 2013, 12:12

Guten Tag, Soleil

Meine Einschätzungen habe ich mir erlaubt Dir mitzuteilen, da ich finde, dass Du die falschen Fragen stellst bzw. Erhellendes hier in diesem Forum zu überlesen scheinst, meiner Meinung nach, selbstverständlich, natürlich sind alle meine Worte lediglich meine Meinung. Du siehst es anders - wenn Du es so wie ich einschätzen würdest hätte ich mich nicht eingeklinkt, sondern meine Sicht bestätigt gesehen und hätte meinen spannenden Krimi weitergelesen - statt hier mitzuschreiben.

Ich finde es irritierend und dies trifft den Kern meiner Auseinandersetzung mit Dir, wenn Du in mehreren Postings immer wieder betonst, wie schwierig es nun für Dein 5jähriges Kind ist, wenn Dein Partner den Kontakt wiederum abrupt abbricht - und andererseits findest Du es eine Unterstellung von mir, dass Du keine hohen Erwartungen an Deinen Partner als Stiefvater hast.

Da scheinst Du für mein Empfinden nicht zu bemerken, wie hoch Deine Erwartungen an diese Beziehung sind. Und wie dies eine der Stolpersteine bzw. eine Kernthematik in einer Beziehung mit einem Menschen, der schizoid geprägt bis übergeprägt sein kann. Meine von Dir genannten Vermutungen sind Beschreibungen aus Deinen Postings, als Du mitten in der Nacht den Notfallarzt brauchtest - und ganz selbstverständlich davon ausgingst, dass auch Dein Partner zur Stelle zu eilen habe...wie Du Pünktlichkeit erwartest - wie Du den Partner als zuverlässige Bezugsperson für Deinen Sohn einplanst...All dies lese ich aus Deinen vielen Postings.

Und da habe ich in meiner Ex-Beziehung gelernt: Genau das treibt einen schizoid geprägten Menschen in die Flucht, diese selbstverständlichen Forderungen an eine Beziehung, dieses Wissen, was ein Partner zu tun hat, zu geben hat..Dieses sich-im-Recht-fühlen mit Erwartungen, wie eine erwachsene Beziehung auf Augenhöhe zu funktionieren hat.

Soleil, ich habe Respekt vor Deiner persönlichen Situation als alleinerziehende Mutter mit 2 Arbeitsstellen. Hier ist jedoch ein Forum mit einen spezifischen Thema, das überhaupt nicht diese Thematik betrifft. Da dies hier ein öffentliches Forum ist, ich hier in diesem Forum mit Interesse mitlese und immer wieder von der gleichen Schreiberin, von Dir Dinge lese, wie Du so ziemlich haargenau das Minenfeld dieser Thematik bewanderst, ohne dass Du dies zu bermerken scheinst bzw. auf Postings nicht eingehst - da musste ich mich einklinken.

Du hast in Deinem langen Posting Deine Position ein weiteres Mal wiederholt. Deine Position war mir bereits vorher klar, da Du bereits sehr viel geschrieben hast. Ich schreibe Dir gerne meine Sicht zu Deinem Bewandern des Minenfeldes, wenn Du offen bist dafür. Ich verpflempere jedoch ungerne Zeit mit Schreiben von Postings, die nicht gelesen, dies habe ich bei Dir etwas den Eindruck. Dass Du v.a. Deine Position immer wieder niederschreiben können musst, um Dampf ablassen zu können - und nicht an echter Auseinandersetzung interessiert bist. Sonst hättest Du auf erhellende Postings von Usern hier anders reagiert, nicht mit Wiederholungen.

Dies ist meine Meinung, ich kann dies nicht netter beschreiben. Wie gesagt, wenn Du meine Sicht lesen magst, kannst Du dies kundtun. Sonst schliesse ich hier mein Mitschreiben ab und lese lieber weiter im Krimi von Nesbo.

Alles Gute Dir.

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Re: Kontroverse Diskussionen über die Beziehungsgestaltung

Beitragvon Soleil » 15. August 2013, 17:58

Liebe Sapperlotta,

ob Du Krimi liest oder nicht, sei Dir selbst überlassen. Ich werde ehrlich meine Ansicht schreiben und mit deinem Stoff arbeiten, so, wie das hier gedacht ist, und dann entscheidest Du selbst, ob das Zeitverschwendung ist. Droh- und Genervtheitsgebährden helfen da nicht recht.
Du hast klare Vorstellungen davon, ab wann ich offen genug wäre. Das sind deine, nicht meine, und ich lasse sie dir, gehe aber dennoch meinen eigenen Weg.

Das einzige, was ich nicht diskutieren werde: dass es in der Tat ein dickes Thema ist, meinen Sohn davor zu schützen, durch plötzliches Verschwinden ständig seinen Stiefvater zu verlieren. Dass das ein zu hoher Anspruch an meinen Ex als Stiefvater war, ganz ehrlich, das Argument ist aus Sicht einer Mutter sogar fast fahrlässig. Klares Nein: das diskutiere ich nicht.

Zu den Sachen, mit denen ich gern arbeite. Da gibts noch zwei grundlegende Missverständnisse. Erstens, da habe ich mich auch mit Ambivalenz angelegt, finde ich nicht, dass man alles lesen muss, um dann erst eine Frage stellen zu dürfen. Man liest, so viel man eben kräftemäßig und zeitlich kann und bis man einschätzen kann, hilft mir das genug. Dann findet man, nein, noch nicht so richtig, dann schreibt man eine Frage. Es ist ein zweikanaliges Forum, das heißt, man liest und schreibt selbst, wenn man Fragen verspürt. Ab wann ich selbst meine, das Lesen weit zurück liegender, umfangreicher Postings wäre vielleicht nicht mehr komplett hilfreich für eine Antwort auf meine Frage, entscheide ich, wie jeder User, selbst. Meine Entscheidungsweise muss nicht jeder teilen, dann kann man mich ja umgehen, wenn Wiederholung denn sooo schlimm ist.
Und nicht jeder liest den gleichen Satz gleich. Was Dir in meiner Lage geholfen hätte, hilft mir vielleicht selbst trotzdem nicht recht. Und ich entscheide das offen und so gut ich kann, in keinster Weise herablassend oder so, einfach so, wie ich es fühle.

Zweitens, es gibt ein ganz grundlegendes Missverständnis, scheint mir. Daran mag ich selbst schuld sein, keine Ahnung. Warum dieses Forum für mich wichtig ist und was ich darüber erkannt habe: mir ist (mittlerweile! Nach harter Arbeit) vollkommen klar, dass ich von einem Menschen mit SPS in einer Beziehung im Sozialen eventuell viel zu viel will. Darauf muss nun wirklich nicht länger rumgeritten werden, zudem zerschießen wir sonst diesen Thread.

Deswegen war ich ja hier gelandet! Darum habe ich ja gefragt, kann es auch sein, dass es nicht um "Gewohnheiten" geht, die kompromissfähig sein könnten, sondern um ganz tiefe Bedürfnisse eines Menschen mit einer SPS, an denen keiner wirklich rühren kann und darf.

Das ganze Problem mit meinem Ex war mir überdies ein Anlass, genau zu prüfen, was von meinen sozialen Bedürfnissen ich hergeben könnte und was nicht. Oder anders, ich hab mich auch besser kennen gelernt, nicht nur ihn. Ich habe das sehr, sehr genau gefühlt und geprüft, denn ich liebte ihn ja sehr und wollte es wirklich versuchen. Ich habe auch sehr vieles, halt alles, was ich geraaaaaade so noch hergeben konnte, hergegeben (er auch, glaube ich!!). Aber es hat nicht gereicht, auf beiden Seiten. Von ihm kann man nicht verlangen, was in der SPS sehr schwierig bis unmöglich ist, etwa total entspanntes Konfliktverhalten. Von mir nicht, dass ich alles, was für mich eine Beziehung im Kern ausmacht, einfach aufgebe und mich selbst verliere. Warum muss einer daran schuld sein? Wir haben es beide hart versucht und es hat nicht gereicht. Ich weiß nun auch, warum: weil unsere Vorstellungen von Verbindlichkeit in einer Beziehung halt einfach nicht zusammenpassen KÖNNEN. Er zieht seine Kraft aus der Distanz, ich aus der Nähe. Nicht jeder Mensch ist in der Lage, eine enge Beziehung mit einem SPSler zu führen. Ich bin es nicht, und ich weiß auch, warum.

Ich empfinde Deine Argumentationen, so treffend sie auch teils sind, an einem Punkt als etwas ungerecht: man kann mir nicht einen Vorwurf draus machen, dass auch ich gereift bin und relativ genau weiß, was ich wirklich, wirklich nicht hergeben kann in einer Beziehung. Und was ich auch nicht hergeben möchte. Und was mit mir passiert, wenn ichs trotzdem tue. Vielleicht klingt das hier und da so dominant, so, als hätte ich klare Vorstellungen, und die würde ich anderen einfach überstülpen, und als würde ich sie verurteilen, wenn sie die nicht erfüllen wollen. Aber so ist es nicht. Ich möchte auch ich selbst bleiben dürfen - nicht nur er.
Am Anfang war ich noch etwas verbitterter, ist ja klar, darum ist es halt nicht immer gut, alle Postings zu lesen: ich habe eine Entwicklung durchgemacht. Ich sehe, was er nicht konnte - und (!) was ich nicht konnte. Trauern statt draufhaun, das ist die Devise, meine ich.

Verwahren würde ich mich also durchaus nach wie vor dagegen, dass ich generell von Beziehungen zu viel will. Dazu habe ich wirklich zu viel Vergleich im Freundeskreis usw. Da herrschen ganz ähnliche Vorstellungen von Nähe und Verbindlichkeit vor, die auch beidseitig gut funktionieren. Dass angerufen werden könnte, wenn man den anderen versetzt, stellt da sicher keiner in Frage, wie übrigens auch einige Betroffene hier das bestätigt haben.

Danke für Deine Mühe und lieben Gruß, Soleil :Sonne:

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Re: Kontroverse Diskussionen über die Beziehungsgestaltung

Beitragvon sapperlotta » 15. August 2013, 18:30

Liebe soleil

Das Minenfeld mit schizoid geprägten Menschen ist bestückt meiner Ansicht nach mit Erwartungen an eine Beziehung. Ohne das Gegenüber miteinzubeziehen. Bereits ohne Anfrage zu wissen, was ein Gegenüber in einer Beziehung zu geben und zu tun und nicht zu tun und nicht zu geben hat.

Meiner Einschätzung nach kann ein gemeinsamer Weg dann ohne Minen gegangen werden, wenn der nicht schizoide Partner sehr stark in sich verankert ist, sich selber in ausgesprochen weiten Teilen genügt und gut zu seinen eigenen Bedürfnisse selber schauen kann - die Bedürfnisbefriedigung nicht an einen Partner delegiert.

Ich gehe davon aus, dass ich in etwa 2 Jahrzehnte älter bin als Du. In meinem Bekanntenkreis ist diese Art von selbständiger Beziehung nun angesagt, unsere Kinder sind alle flügge, wir sind z.B. froh, da wir Alle aus jahrzehntelangen Symbiosen kommen, wenn der Partner "möglichst weit weg wohnt" - wir unser Leben in Ruhe leben können mit all unsere Alltagsverpflichtungen und sozialer Beziehungspflege - und die Partnerschaft eine kleine Insel ist, die wir ab und zu aufsuchen können, ohne neverending zusammen kleben zu müssen - schöne gemeinsame Zeiten, dann wenn es für Beide stimmt. Und uns unser Leben gegenseitig in Ruhe leben lassen.

Ich schreibe davon so ausführlich, da Du wiederholt betonst, wie in Deinem Bekanntenkreis die Beziehungen so gelebt werden, wie Du dies Dir wünschst, gegenseitige Erwartungen werden so gut es geht erfüllt. Dies ist überhaupt nicht mehr mein Beziehungsideal, auch nicht dasjeninge in meinem Bekanntenkreis, jedoch bestimmt auch, da wir wie gesagt deutlich älter sind und keine Kinderverpflichtungen mehr haben.

Ich finde in der Tat, dass Dein Expartner Deinem Sohn gegenüber keine Verpflichtungen hat, ist meine persönliche Meinung, eine Verantwortung haben die Eltern. Die Kinder heute müssen mit Abschieden leben lernen, dies ist mit der hohen Trennungs- und Scheidungsrate leider einfach eine gesellschaftliche Tatsache.

Ich werde stets hellhörig wenn in Beziehungen per se Erwartungen gepredigt werden. Ich finde es umgekehrt ausgesprochen spannend und bereichernd, wenn Partner gegenseitig aufeinander eingehen können - ihre Beziehung so gestalten, wie es für Beide stimmt. Wirklich für Beide stimmt - auch wenn der eine Partner etwas viel Distanz wünscht z.B. Mein Menschenbild ist in der Tat so geprägt, dass ich für mein Seelenwohl selber verantwortlich bin, zu ALLEn MEINEn BEDÜRFNISSEn selber schauen muss als erwachsener Mensch - und diese auch befriedigen kann, da dies unabhängig von einem Menschen, einem Ort oder einer Zeit ist. Macht sehr frei, dieses Wissens - und lässt meine lieben Leute um mich auch frei.

Ich habe dies jedoch auch nicht zu leben geschafft in meiner Ex-Beziehung, soleil. Es ging nicht, emotionell. Und ich möchte auch keinen neuen Versuch starten, Du schreibst auch davon. Ich habe meine Grenzen allzu stark kennengelernt.

Wenn Du darüber mit mir austauschen magst schreibe ich Dir gerne meine Ideen dazu.

Einen schönen Sommerabend wünsch ich Dir,
sapperlotta

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Re: Kontroverse Diskussionen über die Beziehungsgestaltung

Beitragvon Soleil » 15. August 2013, 18:40

... und dass ich nicht lese, was andere mir antworten, das ist schlicht unwahr. Das lese ich sehr genau. Manches verstehe ich nicht, dann frage ich zurück.

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Re: Kontroverse Diskussionen über die Beziehungsgestaltung

Beitragvon Soleil » 15. August 2013, 19:49

Liebe Sapperlotta,

schön, dass Du dich gegen den Krimi entschieden hast. Gern können wir uns darüber austauschen. Ich bin da aber unsicher, weil ich dafür hier schon mal Haue bezogen habe - brauchen wir da nicht einen neuen Thread?

Nochmal: Deine Meinung sei Dir gelassen. Das mit meinem Sohn diskutiere ich nicht. Es gibt auch Anforderungen, die einen Menschen kaputt machen, man wächst nicht grundsätzlich mit seinen Aufgaben schnell genug, zumal, wenn man vier ist und vieles noch nicht verstehen kann. Verantwortung der Eltern ist, das zu erkennen. Und ein Partner, der wiederholt und von sich aus sagt, ich sei die Liebe seines Lebens und er wolle mit mir alt werden, der kriegt automatisch eine (klar: ganz eigene) Beziehung zu meinem Kind und hat dann auch Verantwortung, wenigstens für diese spezielle Beziehung, die er da von sich aus aufgenommen hat. Kann er die nicht durchhalten, das ist dann schon schwierig. Nein, das kann und muss mein Sohn nicht als Normalität hinnehmen, auch, wenn ich ihn ansonsten nicht etwa in Watte packe. Da muss Mama dann auch entscheiden, das ist mir klar.

Das Problem war, dass ich mein Gegenüber bezüglich meiner Bedürfnisse (nicht: Erwartungen!) nicht einbeziehen KONNTE. Einmal, weil er ganz klar solche Gespräche gedeckelt hat. Auf sowas stand immer wieder Schlussdrohung. Zweitens, weil er, wenns doch mal ging, wenig Zugang zu seinen eigenen Bedürfnissen hatte, so wenigstens mein zeitweiliger Eindruck. Drittens, weil er auch Dinge abgenickt hat und sogar selbst vorgeschlagen, die er dann doch nicht einhalten konnte. Beispiel, ich hätte das schon alles gekonnt oder mindestens weiter versucht, wenn ich an Rückzügen nicht "schuld" gewesen wäre und sie nicht in Form eisig schweigenden Beendens der Beziehung aufgetreten wären. Ich habe hier Betroffene kennen gelernt, die das können - und die Beziehungen liefen dann auch an diesem Punkt. Wie Icebaby ganz richtig geschrieben hat, ist das ja auch eine Erleichterung für beide Seiten, beide können sich in Sicherheit wiegen und haben halt nur keinen Kontakt miteinander. Das ist etwas völlig anderes als immer wieder ohne ein Wort verlassen zu werden.
Ich werfe ihm all das nicht vor, es zeigt eher, unter was für einen Druck er an dieser Stelle kam. Aber da liegt halt die Grenze für uns beide.

Was mir blieb, war, meine eigenen Bedürfnisse gut kennen zu lernen. Und das, was zwischen uns passierte, über dieses Forum in einem anderen Licht zu sehen. Und dann sagen zu können: ok, ab hier kann er nun mal nicht anders, ab hier ich aber nun auch nicht, und wir haben uns quasi "verpasst".

Das ist etwas anderes, als Bedürfnisse zu delegieren: sie zu kennen, sie kompromissbereit (!) verhandeln zu wollen. Wie ich überhaupt den Eindruck habe, dass das gegenseitige Herantragen und Befriedigen von Bedürfnissen irgendwie von Dir anders gesehen, in Frage gestellt wird. In einer Beziehung mit einem Betroffenen ist das vielleicht über Strecken schwierig, da gebe ich Dir Recht.
Aber grundsätzlich bin ich klar der Ansicht, dass wir genau dafür Beziehungen aller Art haben. Viele Menschen scheinen diese gegenseitige Bedürfnisbefriedigung mit einer Art Konsumhaltung zu verwechseln. Das genau meine ich nicht. Man liebt oder mag sich. Der andere ist einem nicht egal. Wenn das gegenseitig wirklich der Fall ist, sollte dieser Prozess eigentlich ziemlich natürlich passieren. Wo es dem einen zu viel ist, guckt der andere nach, ob er was hergeben kann. Ich sehe das eher als weiche, organische Bewegung miteinander, ein Nicht-Stehenbleiben, auch mal ein Schmerzaushalten für den anderen und mit dem anderen. Kurz: das Gegenteil von Alleinsein.

Was Du aus deinem Leben und Bekanntenkreis beschreibst, ist erstens nicht meine praktische Lebensphase (s.u.) und zweitens auch nicht ganz meine Haltung zu Beziehungen aller Art. Freiheit ist für mich keinesfalls gleichbedeutend mit Individualismus oder Alleinsein (das ich viel und häufig brauche, bevor wir uns missverstehen). Freiheit ist durchaus: Beziehung. Es ist die Liebe unter den Menschen, die sie frei macht. Ich treffe den anderen nicht nur, wenns passt, sondern, um ihm zu begegnen, mit allen Tücken und Risiken. Und dann lerne ich.

Tja, ich bin 40. Keine Ahnung, wie viel älter Du bist, aber das ist nicht wichtig, finde ich. Wichtig ist, dass Du in einer völlig anderen Lebensphase angekommen bist. Und wie ich ebenfalls hier herausgefunden habe für mich, das Lebensumfeld und die Lebensphase spielen auch eine Rolle beim Kräftehaushalt und der Kompromissfähigkeit. Das galt ebenfalls für uns beide, ihn wie mich, er hatte auch ordentlich was zu stemmen. Das, was Du da an Mehrfachbelastungen gelesen hast, war längst nicht alles, und es hatte sehr wohl sehr viel mit diesem Forum und seinem Thema zu tun. Neben der Möglichkeit, wenigstens die Rückzüge offen zu kommunizieren und der in sich verankerten Persönlichkeit, die der nichtbetroffene Partner braucht, muss man nämlich auch die Freiheit haben, andere nicht so sehr für Handfestes zu brauchen. Diese Freiheit habe ich nur bedingt. Da hat mir Icebaby sehr geholfen, deren Lebensphase einfach auch eine ganz andere ist, das hat es mir gespiegelt.

Du hast es selbst nicht geschafft in einer solchen Beziehung, das fand ich schon an Deinem vorletzten Beitrag spannend. Du schreibst, es war eine emotionelle Überlastung da. Magst Du vielleicht näher berichten, woran es konkreter scheiterte aus deiner Sicht?

Liebe! Soleil :Sonne:

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Re: Kontroverse Diskussionen über die Beziehungsgestaltung

Beitragvon sapperlotta » 15. August 2013, 23:40

Soleil hat geschrieben:... und dass ich nicht lese, was andere mir antworten, das ist schlicht unwahr. Das lese ich sehr genau. Manches verstehe ich nicht, dann frage ich zurück.


Entschuldigt bitte diese Unachtsamkeit, dass der Threat von confused von mir "gekapert" wurde.

Guten Abend, soleil

Doch, ich empfinde es so, dass Du in diesem Forum viele Fragen gestellt hast - und auch viele sehr anregende und erhellende Antworten erhalten - doch Du nimmst diese Antworten nicht auf sondern haust weiterhin laut auf die Pauke und wetterst und lamentierst... :rätseln:

In Deinem anderen Strang z.B., Konflikt und Beziehung - hat für mein Empfinden HarryHaller am 12.08. sehr Bedenkenswertes geschrieben, ein sehr reich-bepacktes Posting :winken: - und ich lese keine Antwort darauf von Dir, auch nirgends finde ich einen Hinweis, dass Du seinen Anregungen in irgendeiner Form aufnimmst. :rätseln:

Ich versuche, in meinen Worten diesen Ansatz widerzugeben, eine Antwort auf Deine Frage, wieso es in Beziehungen mit sp zu Konflikten kommt. HarryHaller hat dies viel treffender formuliert als ich dies kann - und vielleicht habe ich ihn auch missverstanden, dann bitte ich um Entschuldigung. Diesen Ansatz verstehe ich so, dass wenn Mensch sich dann in einen anderen Menschen verlieben, wenn diese Menschen ihnen elemantare Bedürfnisse befriedigen können. Ein gut vernetzter eingebetteter Mensch läuft mit gut aufgefülltem Pot umher - seine Bedürfnisse sind nicht bis auf den letzten Tropfen leergefegt sondern er ist satt und "sein Bedürfnisspeicher" ist aufgefüllt. So verliebt sich dieser Mensch gemäss diesem Ansatz nicht schnell.

Wenn der Bedürfnislevel jedoch unter Null sinkt, wird ein rasches Verlieben möglich zu einem Menschen, da das Bedürfnisdefizit sich an jeden Strohhalm klammert, ohne dass dank echter Nähe diese zwei Menschen sich Kraft geben können, sich aneinander freuen, so auftanken. Ein Mensch, der in sich verankert ist würde hier rasch gute Konsequenzen finden.
Zuletzt geändert von sapperlotta am 16. August 2013, 00:22, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Kontroverse Diskussionen über die Beziehungsgestaltung

Beitragvon sapperlotta » 15. August 2013, 23:57

Soleil hat geschrieben:Das Problem war, dass ich mein Gegenüber bezüglich meiner Bedürfnisse (nicht: Erwartungen!) nicht einbeziehen KONNTE. Einmal, weil er ganz klar solche Gespräche gedeckelt hat. Auf sowas stand immer wieder Schlussdrohung. Zweitens, weil er, wenns doch mal ging, wenig Zugang zu seinen eigenen Bedürfnissen hatte, so wenigstens mein zeitweiliger Eindruck. :


Leider schaff ich es in diesem Forum noch nicht, verschiedene Zitate in einem Posting zu zitieren deshalb fahre ich mit einem 2. Posting weiter. Meine Vermutung ist, dass Du nach wie vor nicht verstehst, dass Dein Expartner sehr wohl einen Zugang zu seinen Bedürfnisse hat und diese spürt - es sind jedoch diametral andere als Du hast. Er will Distanz = Rückzug, dies kann ein echtes Bedürfnis sein, seine autonomen Grenzen spüren - Du jedoch willst Nähe. Passt nicht zusammen. Und da kommt dieser obige Ansatz ins Spiel: Du hälst Dich an einem Strohhalm fest, anstatt zu akzeptieren: Bedürfnisse passen zur Zeit nicht zusammen.

Du schreibst hier eine recht lange Zeit recht viel mit - und ich kann Deinen Postings nicht entnehmen, dass Du akzeptiert hast, dass ein sp-Mensch ein ganz riesengrosses Bedürfnis nach Respektierung der eigenen Autonomie hat, die eigenen Grenzen nicht überschreiten lassen kann, was bei Rückzug oder Alleinsein gewahrt ist. Du schreibst öfters, wie sehr Du diesen Mann liebst. Liebe bedeutet für mich z.B., meinem Partner die Befriedigung seiner elementaren Bedürfnisse voll und ganz zu gönnen, dies zu unterstützen, nicht zu bekämpfen. Wenn ein Partner Distanz braucht, dies eines seiner elementares Bedürfnisse ist - dann zeichnet sich eine von Liebe geprägte Bezeihung in meinen Augen dadurch aus, dass in der Partnerschaft Distanz konstruktiv und die Beziehung belebend gelebt wird.

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Re: Kontroverse Diskussionen über die Beziehungsgestaltung

Beitragvon sapperlotta » 16. August 2013, 00:11

Soleil hat geschrieben:Was mir blieb, war, meine eigenen Bedürfnisse gut kennen zu lernen. Und das, was zwischen uns passierte, über dieses Forum in einem anderen Licht zu sehen. Und dann sagen zu können: ok, ab hier kann er nun mal nicht anders, ab hier ich aber nun auch nicht, und wir haben uns quasi "verpasst".

Das ist etwas anderes, als Bedürfnisse zu delegieren: sie zu kennen, sie kompromissbereit (!) verhandeln zu wollen. .


Was mir auffällt, ist ein Fokus von Dir auf Deine Bedürfnisse - nicht auf seine. Du willst Nähe, er jedoch immer wieder Distanz. Ich glaube in der Tat, diese diametral entgegengesetzte Bedürfnisdynamik, die ein zusammen in weiten Teilen ausschliesst, muss als Erstes erkannt werden. Und dann folgt Frage Nr. 2: Ist da etwas verhandelbar?

Die brutale Antwort lautet wohl immer wieder: Nein, es ist nicht verhandelbar, es gibt keine Kompromisse. Wenn der Partner Distanz braucht, muss er sich dieses Bedürfnis erfüllen können, da besteht kein Verhandlungsspielraum. Soleil, deshalb bin ich so konfrontativ zu Dir - Du hast so viele Anregungen in diese Richtung erhalten ohne dies aufzunehmen. Das Distanzbedürfnis muss von uns Partnerinnen voll und ganz unangetastet bleiben - nein, mehr noch, als Fakt betrachtet wie die Schuhgrösse oder die Augenfarbe, die nicht veränderbar sind. Bestenfalls macht dieses Distanzbedürfnis gar einen Teil der Anziehung, der Faszination aus.

Dies ist nur dann möglich in meinen Augen, wenn mein Bedürfnis-Pot selber durch mich gut gefüllt ist - wenn ich nicht mit einem Mangel umherirre und eine Tankstelle suche...Dann wertschätze ich meinen Partner mit seiner Schuhgrösse, kann ihn dann treffen, wenn es für ihn stimmt - ohne Vorwürfe und Vorhaltungen.


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