Freude bei anderen finde ich absolut ok. Da stört es mich nur, wenn die Freude übertrieben hysterisch ausgedrückt wird oder übertrieben gekünstelt wirkt. Als Extrembeispiel: So kreischende Teenager-Mädchen finde ich enorm ätzend. Kann absolut nicht verstehen, warum die sich so gestört verhalten. Wirklich erklären konnte mir das bisher auch niemand, außer dass so ein Verhalten für dieses Alter angeblich "normal" wäre wegen Hormonrausch in der Pubertät und so
. Für mich wirken die aber eher geistig unzurechnungsfähig in dem Moment, mal ganz davon abgesehen, dass mir das Gekreische in den Ohren weh tut.
Bei Angst kommt es darauf an, ob ich den Grund für diese Angst einigermaßen (abstrakt) nachvollziehen kann. Falls nicht und mir die Person auch sonst nicht nahesteht, fällt es mir schwer darauf halbwegs empathisch zu reagieren bzw. darauf eingehen zu wollen. Generell stört mich Angst bei anderen nur dann ernsthaft, wenn sie mich unmittelbar selbst tangiert, also mir z.B. andere etwas aus Sorge um mich ausreden oder verbieten wollen. Daran stört mich dann besonders, dass man gegen diese Angst der anderen mit rationalen Argumenten meistens nicht weiterkommt.
Leute, die cholerische Züge haben und direkt anfangen zu schreien, wenn sie wütend sind (bzw. sich ohnehin schnell aufregen egal wie gering der Anlass ist), finde ich unfreiwillig amüsant bis sehr nervig. Entsprechend beobachte ich deren Treiben dann interessiert oder ignoriere die Person.
Was ich generell nicht leiden kann ist, wenn mich Leute anschreien bzw. in so einem lauten aggressiven Tonfall mit mir sprechen. Das wirkt sich sehr nachteilig auf meine Bereitschaft zur Kooperation und zum weiteren Zuhören aus.
Sehr unangenehm finde ich es, wenn eine andere Person angibt, dass sie sich in mich verliebt hätte, obwohl wir uns kein bisschen kennen bzw. das absolut nicht auf Gegenseitigkeit beruht.
Das was ihr über die Gruppen(therapie)gesprächsrunden geschrieben habt, fände ich auch sehr abschreckend. Mag unempathisch sein, aber ich hätte keine Lust mir da stundenlang die für mich nicht nachvollziehbaren Probleme anderer anzuhören. Wobei das bloße Anhören noch das einfachste wäre. Auf tränenreiche Auftritte und andere sichtbare starke Gefühle der anderen hätte ich dabei null Bock. Da würde ich innerlich bestimmt häufiger genervt die Augen verdrehen oder mich über manche Dinge lustig machen.
Alles in allem finde ich sichtbare,
sehr sehr starke negative Gefühlsregungen bei anderen unangenehm. Zumindest dann, wenn ich keine Fluchtmöglichkeit habe und somit dann unfreiwillig damit konfrontiert werde. Es wirft mich
teilweise auf meine eigenen Gefühle zurück und das mag ich erst recht nicht. Nicht in der Form und schon gar nicht vor anderen. Ich finde das tendenziell bedrohlich. Betrifft aber nicht alle negativen Gefühle; einige finde ich in der Hinsicht auch unproblematisch.
Die Abwehrmechanismen, die solche Momente auf den Plan ruft, finde ich nicht schlimm; im Gegenteil dafür bin ich eher dankbar oder nehme es gar nicht erst als Abwehr wahr. Wirklich zutiefst beunruhigend fände ich vielmehr die Vorstellung, dass ich mich wirklich voll und ganz emotional auf die Situation einlassen müsste; unkontrolliert - vor den anderen auch noch zu allem Übel.
Allerdings ist meine Sperre zu sehr ein Teil von mir, als dass ich mir ernsthaft Sorgen darum machen müsste. So blöd es klingt: Ich habe praktisch eher das umgekehrte Problem, dass ich mich manchmal gerne emotional etwas (!) mehr auf die Situation einlassen wollen würde; eben weniger distanziert, lockerer. Da ist die Selbstkontrolle bzw. die "Gefühlsunterdrückung" dann hinderlich. Und gleichzeitig möchte ich sie dann doch nicht aufgeben und gerne an der Distanz festhalten. Genauso ambivalent kann auch mein Umgang mit den Gefühlen anderer sein.
Wenn die Lösung aus dem schizoiden Dilemma darin besteht, dass man sich darauf einlassen kann, sich emotional hinzugeben, dann heißt das praktisch nichts anderes als bereit zu sein einen kleinen Tod zu sterben, um sich hinterher (möglicherweise) lebendiger zu fühlen. Der Sprung über den eigenen Schatten ins Wasser eben. Ich schleiche derzeit noch drumherum und halte probeweise erstmal den Fuß rein. Vorm Sprung habe ich zuviel Angst und Bedenken hinsichtlich des damit angestrebten Zwecks, aber der Gedanke daran lässt mich nicht los. Vielleicht könnte man danach unter anderem mehr Verständnis für die gezeigten Emotionen und die fehlende emotionale Kontrolle, sowie der Irrationalität der anderen aufbringen, wer weiß. Ob dieses (miterzielte) Ergebnis überhaupt sinnvoll ist, weiß ich nicht. Möglicherweise wird man durch den Sprung menschlicher, aber auch schwächer (weil für die Emotionen der anderen viel empfänglicher und weniger unabhängig).
Ich komme da jetzt so drauf, weil z.B. tournesol ja recht damit hat, dass der Umgang mit den eigenen Gefühlen sich maßgeblich darauf auswirkt, wie man generell mit den Gefühlen anderer umgeht.
@WWSCDneutrino:
Bei Beerdigungen ergeht es mir ähnlich wie dir. Meistens reiße ich mich dann zusammen und setze ein betont ernstes Gesicht auf in der Hoffnung, dass mir das als angemessene Trauermiene ausgelegt wird. Außerdem versuche ich solche unfreiwillig witzigen Assoziationen bewusst zu verdrängen. Sonst stehe ich am Ende nämlich auch wenig pietätvoll grinsend da.