Gefühle von Anderen

Ein Leben in (völliger) Isolation? Du bist sehr introvertiert, ängstlich-vermeidend oder gar schizoid? Wie gehst du damit um?
BadNickname

Re: Gefühle von Anderen

Beitragvon BadNickname » 2. Juni 2013, 20:51

Nebeltal hat geschrieben: "*heul* mein freund hat mich verlassen und deshalb musste ich hier her" war so der Klassiker.


Das ist so wahr von 5 Leuten mit Depressionen sind 4 genau aus diesem Grund da. Ich...verstehe das nicht so ganz.
Ich meine natürlich müssen sie behandelt werden, aber der Grund ist so belanglos.

Die Gesprächsrunden sind wirklich nicht so das Wahre, was aber gut oder eher interessant ist das
soziale Kompetenz Training da dachte ich schon mehr als einmal, achso deswegen hat sich Person X so verhalten. Trotzdem halte ich die meisten der sozialen Umgangregeln für überflüssig, denn die Antwort des Therapeuten auf die Frage warum ich mich so verhalten sollte hat meistens was mit Höflichkeit oder Respekt zu tun. ich verstehe nicht warum ich mich unhöflich oder respektlos verhalte nur weil ich anders reagiere.

Allerdings muss ich zugeben wenn ich anwenede was ich dort erfahre ist die Interaktion mit anderen erheblich einfacher, wenn auch nicht angenehmer.

WWSCDneutrino

Re: Gefühle von Anderen

Beitragvon WWSCDneutrino » 3. Juni 2013, 14:41

@badNickname

Bei Beerdigungen fliege ich irgentwie immer auf. Das letzte mal z.b., als mein Opa gestorben ist. Alle haben geheult, und zeugs wie:"ach er wird uns ja so fehlen!" geredet. Ich habe in eine Ecke gestarrt und war für die nächsten paar Minuten total weg. Ich habe mir vorgestellt wie es wäre wenn er als Zombie wieder raus klettern würde, und dem Priester von hinten die Hand auf die Schulter legt...
Naja, irgendwann bemerkte ich wie böse mich meine Oma anschaute, anscheinend hatte ich die ganze Zeit über blöd gegrinst...

Noch unbeholfener bin ich allerdings wenn Jemand weint/sehr traurig ist oder wütend wird.
Ich glaube ich habe jetzt schon 2 mal auf das heulen einer Bekannten mit "ist jemand gestorben?" geantwortet. Das ist aus meiner Sicht der einzigste Grund wieso jemand vor anderen heulen sollte.
Einmal hatte auch eine geheult weil sie ihre Vorttragskarten für ein wichtiges Referat vergessen hatte. Daraufhin konnte ich mich einfach nicht zurückhalten, und äußerte einige sehr sarkastische Bemerkungen. Das Problem hierbei ist wohl, das ich immer von mir aus gehe. Ich selbst bekomme es meist nicht mal mit wenn ich beleidigt werde; wenn doch finde ich es höchstens belustigend. So merke ich es auch nur selten wenn ich jemanden verletze/beleidige...

Ich mag größere Gefühlsregungen bei anderen generell nicht. Am schlimmsten sind Wut und Freude. Wenn jemand wütend ist, ja eine etwas lautere Stimme reicht schon für dass ich einfach nur weg will. Und wenn jemand so richtig glücklich-überascht ist könnte ich auch, tschuldigung, kotzen.
Ich hatte da mal eine Nachbarin zu dessen Geburtstag ich kommen musste. Dieses wilde hin und her hüpfen und so ein von Freude schier auseinander reißendes Gesicht zu sehen ist echt nicht toll. Vorallem wenn sie einen dann auch noch ewig lang umarmt und "danke danke danke!" mit so einer viel zu hohen Stimme sagt...

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Re: Gefühle von Anderen

Beitragvon nuechternheit » 3. Juni 2013, 15:33

Ich finde so heftige Gefühlsausbrüche auch zum Kotzen. Ich ziehe mich dann
auch immer zurück und bete, dass das schnell vorbei ist. Gerade wenn meine
Mutter so einen Ausbruch hat, finde ich das so furchtbar.

So extreme Gefühle finde ich so unangenehm und "flashen" mich wirklich.
Keine Ahnung wie ich das besser beschreiben soll, aber solche
Gefühlsregungen bedrohen mich irgendwie.
Der Tod wacht über die Lebenden.

BadNickname

Re: Gefühle von Anderen

Beitragvon BadNickname » 3. Juni 2013, 17:46

Mit Trauer und Freude von Anderen bin ich auch ständig überfordert, wenn jemand in meiner Nähe so einen
Ausbruch bekommt bin sofort mental weg als wenn sich ein Shalter umlegt.

Mit Wut komm ich klar, wahrschleinlich weil sie eine der wenigen Sachen ist die von mir selbst kenne.

Aber am schlimmsten finde ich Angst, kam schon vor das jemand eine Panikattacke hatte (Die ich überhaupt nicht als solche erkannte ich dachte echt sie ubertreibt, weiss nur das es wirklich schlimm für sie war weil sie mir am nächsten Tag erklärte was los war, nicht das ich wirklich verstanden hätte) und ich ihr ein: Ist es wieder Zeit das du Aufmerksamkeit braucht entgegnete. Ich bin irgendwie total unfähig Angst bei anderen wahrzunehmen, bei Trauer oder Wut merke ich wenigsten noch das mein Gegenüber emotional wird bevor ich abschalte.

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Re: Gefühle von Anderen

Beitragvon nuechternheit » 3. Juni 2013, 18:05

Ja, ein Schalter, der sich umlegt, trifft es ziemlich gut.
Ich glaube bei den Gefühlen kommt es sehr darauf an, was man selbst,
besonders als Kind, erlebt hat. Die schizoide PS zeichnet sich ja u.A.
durch das Abspalten von Gefühlen aus und ich glaube, nicht jeder spaltet
da die selben Gefühle ab, sondern eben die, die man als Bedrohung
wahrgenommen hat oder besonders unangenehm waren. Vielleicht
fehlen manche Gefühle auch, weil man sie gar nie "erlernt" hat.

Zu Angst würde mir da jetzt kein konkretes Beispiel einfallen, dass ich
das bei anderen erlebt hätte. Wenn eine Person sich über was ärgert
und da drüber schimpft und so weiter, wie sehr sie nicht genervt ist,
dann bin ich sofort weg.

So eine Panikattacke würde ich wahrscheinlich auch nicht wahrnehmen,
bzw. wäre ich ziemlich hilflos, falls ich es täte, da ich damit einfach
nichts anfangen kann.

Mir wird auch unwohl, wenn ich merke, dass eine Person die Beziehung
etwas intimer gestalten möchte, sei es nur Freundschaftlich, und da
ziehe ich mich dann auch sofort zurück und meine Mimik erkaltet vollkommen.
Der Tod wacht über die Lebenden.

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Re: Gefühle von Anderen

Beitragvon Schattentanz » 5. Juni 2013, 17:30

Freude bei anderen finde ich absolut ok. Da stört es mich nur, wenn die Freude übertrieben hysterisch ausgedrückt wird oder übertrieben gekünstelt wirkt. Als Extrembeispiel: So kreischende Teenager-Mädchen finde ich enorm ätzend. Kann absolut nicht verstehen, warum die sich so gestört verhalten. Wirklich erklären konnte mir das bisher auch niemand, außer dass so ein Verhalten für dieses Alter angeblich "normal" wäre wegen Hormonrausch in der Pubertät und so :schweigen:. Für mich wirken die aber eher geistig unzurechnungsfähig in dem Moment, mal ganz davon abgesehen, dass mir das Gekreische in den Ohren weh tut.

Bei Angst kommt es darauf an, ob ich den Grund für diese Angst einigermaßen (abstrakt) nachvollziehen kann. Falls nicht und mir die Person auch sonst nicht nahesteht, fällt es mir schwer darauf halbwegs empathisch zu reagieren bzw. darauf eingehen zu wollen. Generell stört mich Angst bei anderen nur dann ernsthaft, wenn sie mich unmittelbar selbst tangiert, also mir z.B. andere etwas aus Sorge um mich ausreden oder verbieten wollen. Daran stört mich dann besonders, dass man gegen diese Angst der anderen mit rationalen Argumenten meistens nicht weiterkommt.

Leute, die cholerische Züge haben und direkt anfangen zu schreien, wenn sie wütend sind (bzw. sich ohnehin schnell aufregen egal wie gering der Anlass ist), finde ich unfreiwillig amüsant bis sehr nervig. Entsprechend beobachte ich deren Treiben dann interessiert oder ignoriere die Person.
Was ich generell nicht leiden kann ist, wenn mich Leute anschreien bzw. in so einem lauten aggressiven Tonfall mit mir sprechen. Das wirkt sich sehr nachteilig auf meine Bereitschaft zur Kooperation und zum weiteren Zuhören aus.

Sehr unangenehm finde ich es, wenn eine andere Person angibt, dass sie sich in mich verliebt hätte, obwohl wir uns kein bisschen kennen bzw. das absolut nicht auf Gegenseitigkeit beruht.

Das was ihr über die Gruppen(therapie)gesprächsrunden geschrieben habt, fände ich auch sehr abschreckend. Mag unempathisch sein, aber ich hätte keine Lust mir da stundenlang die für mich nicht nachvollziehbaren Probleme anderer anzuhören. Wobei das bloße Anhören noch das einfachste wäre. Auf tränenreiche Auftritte und andere sichtbare starke Gefühle der anderen hätte ich dabei null Bock. Da würde ich innerlich bestimmt häufiger genervt die Augen verdrehen oder mich über manche Dinge lustig machen.

Alles in allem finde ich sichtbare, sehr sehr starke negative Gefühlsregungen bei anderen unangenehm. Zumindest dann, wenn ich keine Fluchtmöglichkeit habe und somit dann unfreiwillig damit konfrontiert werde. Es wirft mich teilweise auf meine eigenen Gefühle zurück und das mag ich erst recht nicht. Nicht in der Form und schon gar nicht vor anderen. Ich finde das tendenziell bedrohlich. Betrifft aber nicht alle negativen Gefühle; einige finde ich in der Hinsicht auch unproblematisch.
Die Abwehrmechanismen, die solche Momente auf den Plan ruft, finde ich nicht schlimm; im Gegenteil dafür bin ich eher dankbar oder nehme es gar nicht erst als Abwehr wahr. Wirklich zutiefst beunruhigend fände ich vielmehr die Vorstellung, dass ich mich wirklich voll und ganz emotional auf die Situation einlassen müsste; unkontrolliert - vor den anderen auch noch zu allem Übel.
Allerdings ist meine Sperre zu sehr ein Teil von mir, als dass ich mir ernsthaft Sorgen darum machen müsste. So blöd es klingt: Ich habe praktisch eher das umgekehrte Problem, dass ich mich manchmal gerne emotional etwas (!) mehr auf die Situation einlassen wollen würde; eben weniger distanziert, lockerer. Da ist die Selbstkontrolle bzw. die "Gefühlsunterdrückung" dann hinderlich. Und gleichzeitig möchte ich sie dann doch nicht aufgeben und gerne an der Distanz festhalten. Genauso ambivalent kann auch mein Umgang mit den Gefühlen anderer sein.

Wenn die Lösung aus dem schizoiden Dilemma darin besteht, dass man sich darauf einlassen kann, sich emotional hinzugeben, dann heißt das praktisch nichts anderes als bereit zu sein einen kleinen Tod zu sterben, um sich hinterher (möglicherweise) lebendiger zu fühlen. Der Sprung über den eigenen Schatten ins Wasser eben. Ich schleiche derzeit noch drumherum und halte probeweise erstmal den Fuß rein. Vorm Sprung habe ich zuviel Angst und Bedenken hinsichtlich des damit angestrebten Zwecks, aber der Gedanke daran lässt mich nicht los. Vielleicht könnte man danach unter anderem mehr Verständnis für die gezeigten Emotionen und die fehlende emotionale Kontrolle, sowie der Irrationalität der anderen aufbringen, wer weiß. Ob dieses (miterzielte) Ergebnis überhaupt sinnvoll ist, weiß ich nicht. Möglicherweise wird man durch den Sprung menschlicher, aber auch schwächer (weil für die Emotionen der anderen viel empfänglicher und weniger unabhängig).
Ich komme da jetzt so drauf, weil z.B. tournesol ja recht damit hat, dass der Umgang mit den eigenen Gefühlen sich maßgeblich darauf auswirkt, wie man generell mit den Gefühlen anderer umgeht.

@WWSCDneutrino:
Bei Beerdigungen ergeht es mir ähnlich wie dir. Meistens reiße ich mich dann zusammen und setze ein betont ernstes Gesicht auf in der Hoffnung, dass mir das als angemessene Trauermiene ausgelegt wird. Außerdem versuche ich solche unfreiwillig witzigen Assoziationen bewusst zu verdrängen. Sonst stehe ich am Ende nämlich auch wenig pietätvoll grinsend da.
Wer nie vom Weg abkommt, bleibt auf der Strecke.

WWSCDneutrino

Re: Gefühle von Anderen

Beitragvon WWSCDneutrino » 5. Juni 2013, 22:43

@nuechternheit:

MEINE Mutter ist schlimm. An sozial fordernten Tagen esse ich mein Mittagessen allein in meinem Zimmer; die Frau ist emotional so feinfühlig das sie mein "ich fühle mich nicht schlecht" Gesicht immer als frustration deutet. Und das darf ich ihr dann immer erst mal erklären...
Und wenn sie mal wütend ist gehe ich einfach, ich hasse es wenn Menschen gereitzt oder traurig sind.

@Schattentanz:

" (...) So kreischende Teenager-Mädchen finde ich enorm ätzend. Kann absolut nicht verstehen, warum die sich so gestört verhalten. Wirklich erklären konnte mir das bisher auch niemand, außer dass so ein Verhalten für dieses Alter angeblich "normal" wäre wegen Hormonrausch in der Pubertät und so "

Nunja, ich darf mir diesen Wahnsinn 5 Tage die Woche geben... das ist der Grund wieso ich mich wenn überhaupt nur mit geistig noch nicht wirklich in der Pubertät befindlichen und sehr weiten, die fast schon drausen sind abgebe.
Wobei die hormon gestörten Mädchen nicht zwingend die schlimmsten sind.
Sie sind denke ich eher auf der selben Ebene wie die "ach so coolen" perverslinge; zumindest in meiner Klasse. Ich meine die Mädchen nerven, aber wenn du mal gesehen hast wie 3 Typen auf dem Klassenzimmer Boden so tun wie als hätten sie Sex wärend der 4. eine Flasche in die Hose des ganz oben liegenden steckt, kannst du nachts nicht mehr schlafen.... mit jedem Tag hoffe ich mehr das sie irgentwann vernüftig werden, aber kaum mache ich mir Hoffnung macht einer am Kartenständer einen "Stangentanz" vor dem Deutsch Lehrer.
Da hilft eigentlich nur noch Beruhigungsmittel ins Mensa essen zu schmuggeln...aber das ist moralisch ja auch nur wieder verwerflich... ;)

lunatik

Re: Gefühle von Anderen

Beitragvon lunatik » 23. Juni 2013, 03:58

Hi BadNickname,

fühle mich genauso. Die Geschichten/Beispiele könnten glatt von mir stammen. Hinterfrage aber die Gefühle anderer nicht. Bin dran nicht interessiert.


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