SPS und Psychose: Geräusche (+Weihnachtsgeschichte)
Verfasst: 23. Dezember 2020, 04:10
Ich bin immer wieder erstaunt, wie schnell das vermeintlich perfekt eingerichtete Leben mit SPS aus den Fugen gerät, wenn die äußeren Bedingungen sich plötzlich und unerwartet verändern. Dann gleite ich vorübergehend komplett in den Zustand des Psychotischen über und muss aufpassen, nichts 'Dummes' zu tun. Nach ein paar Tagen beruhige ich mich wieder und arrangiere mich mit den neuen Umständen.
Auslöser kann alles Mögliche sein, besonders 'beliebt' sind aber Geräusche aller Art. Wenn ich eines höre, das da nicht hingehört, gibt mir das einen Stich ins Herz und mein Puls fängt an zu rasen. Alles dreht sich nur noch um dieses Geräusch und was ich tun kann, um es wegzubekommen. Um die akute Phase zu überstehen, mache ich dann Gegengeräusche, die das störende Geräusch übertönen. Unterschwellig höre ich es aber doch. Das ist jedoch häufig nur die Psychose, denn wenn ich das Gegengeräusch abstelle, ist da manchmal nichts.
Wenn es ganz arg ist, nehme ich zusätzlich zu den Gegengeräuschen einen Kopfhörer. Dessen Noice-Cancelling einzuschalten vermeide ich jedoch, weil ich da ganz lange Ohren kriege, was sehr anstrengend ist.
Oft hilft auch, einfach erst mal aus dem Haus zugehen, um sich dem Geräusch zumindest vorübergehend zu entziehen. Die Rückkehr ist jedoch immer furchtbar. Manchmal hilft nur, in ein Hotel zu gehen, aber momentan geht das ja nicht. Letztlich hilft nur der Umzug, aber seit den Ereignissen in 2015 ist das leichter gesagt als getan.
Was hat das mit SPS zu tun? Wegen SPS konnte ich beruflich nicht viel reißen und kann mir jetzt kein frei stehendes Haus leisten.
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Nachtrag: Eine Weihnachtsgeschichte
Heute Morgen war es ganz schlimm. Ich konnte die Geräusche nicht mehr ertragen und war kurz davor, Dummheiten zu begehen. Gegengeräusche und Kopfhörer nutzen kaum noch. Mitten in der Nacht waren die Geräusche bereits wieder aufgetaucht, aber in der Wohnung aus der Sie zu kommen schienen, war kein Licht. Wurde ich wahnsinnig? Jetzt stampfte ich aus Wut bei jedem Geräusch wie ein kleines Kind auf, bis mir der Fuß weh tat. Letztlich half nur eine Beruhigungspille. So etwas nehme ich vielleicht alle drei Jahre mal und nur wenn es hart auf hart kommt. Aber noch nicht mal in ein Hotel könnte ich fliehen!
Als es heute Abend dunkel war, habe ich zur Beruhigung einen mehrstündigen Sparziergang unternommen. Keine Menschen weit und breit. Es war wirklich Stille Nacht, nicht wie sonst am 24. frenetisches Kirchengebimmel. Der einzige Mensch, der mir begegnete, war ein Jogger, der laut mit "frohe Weihnachten" grüßte und merkwürdiger Weise mit einem offensichtlich schwer beladenen Rucksack Richtung Wald trabte.
Bei der Rückkehr um kurz nach Acht blieb ich im Eingangsbereich meines Wohnblocks noch kurz am Briefkasten stehen, als von draußen der Typ auftauchte, den ich als Verursacher des Lärms vermutete. Jetzt muss ich ihn zur Rede stellen. Aber er hat eine Frau dabei, vielleicht doch lieber nicht. Er gibt mir Zeichen, ich soll die Tür aufmachen. Die Frau posaunt fröhlich "Frohe Weihnachten". Ich erkennen an Ihrem Revers ein Blindenabzeichen. Beide gehen die Treppe hinauf. Ihr Stock macht Geräusche. Jetzt wird mir klar: Wenn Blinde nachts auf Toilette gehen, machen Sie kein Licht an, aber Krach.
In dem Moment fällt die Spannung von mir ab. Zwar ist der Krach nervig, aber jetzt weiß ich wenigstens, was es ist und dass ich nicht verrückt bin. Offensichtlich wäre es doch besser, bei so etwas gleich der Sache persönlich auf den Grund zu gehen, auch wenn das Risiko hoch ist, dass die Interaktion kommunikativ wegen meiner SPS in die Hose geht. Anstatt sich wie ein wildes Tier in die Enge treiben zu lassen.
Auslöser kann alles Mögliche sein, besonders 'beliebt' sind aber Geräusche aller Art. Wenn ich eines höre, das da nicht hingehört, gibt mir das einen Stich ins Herz und mein Puls fängt an zu rasen. Alles dreht sich nur noch um dieses Geräusch und was ich tun kann, um es wegzubekommen. Um die akute Phase zu überstehen, mache ich dann Gegengeräusche, die das störende Geräusch übertönen. Unterschwellig höre ich es aber doch. Das ist jedoch häufig nur die Psychose, denn wenn ich das Gegengeräusch abstelle, ist da manchmal nichts.
Wenn es ganz arg ist, nehme ich zusätzlich zu den Gegengeräuschen einen Kopfhörer. Dessen Noice-Cancelling einzuschalten vermeide ich jedoch, weil ich da ganz lange Ohren kriege, was sehr anstrengend ist.
Oft hilft auch, einfach erst mal aus dem Haus zugehen, um sich dem Geräusch zumindest vorübergehend zu entziehen. Die Rückkehr ist jedoch immer furchtbar. Manchmal hilft nur, in ein Hotel zu gehen, aber momentan geht das ja nicht. Letztlich hilft nur der Umzug, aber seit den Ereignissen in 2015 ist das leichter gesagt als getan.
Was hat das mit SPS zu tun? Wegen SPS konnte ich beruflich nicht viel reißen und kann mir jetzt kein frei stehendes Haus leisten.
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Nachtrag: Eine Weihnachtsgeschichte
Heute Morgen war es ganz schlimm. Ich konnte die Geräusche nicht mehr ertragen und war kurz davor, Dummheiten zu begehen. Gegengeräusche und Kopfhörer nutzen kaum noch. Mitten in der Nacht waren die Geräusche bereits wieder aufgetaucht, aber in der Wohnung aus der Sie zu kommen schienen, war kein Licht. Wurde ich wahnsinnig? Jetzt stampfte ich aus Wut bei jedem Geräusch wie ein kleines Kind auf, bis mir der Fuß weh tat. Letztlich half nur eine Beruhigungspille. So etwas nehme ich vielleicht alle drei Jahre mal und nur wenn es hart auf hart kommt. Aber noch nicht mal in ein Hotel könnte ich fliehen!
Als es heute Abend dunkel war, habe ich zur Beruhigung einen mehrstündigen Sparziergang unternommen. Keine Menschen weit und breit. Es war wirklich Stille Nacht, nicht wie sonst am 24. frenetisches Kirchengebimmel. Der einzige Mensch, der mir begegnete, war ein Jogger, der laut mit "frohe Weihnachten" grüßte und merkwürdiger Weise mit einem offensichtlich schwer beladenen Rucksack Richtung Wald trabte.
Bei der Rückkehr um kurz nach Acht blieb ich im Eingangsbereich meines Wohnblocks noch kurz am Briefkasten stehen, als von draußen der Typ auftauchte, den ich als Verursacher des Lärms vermutete. Jetzt muss ich ihn zur Rede stellen. Aber er hat eine Frau dabei, vielleicht doch lieber nicht. Er gibt mir Zeichen, ich soll die Tür aufmachen. Die Frau posaunt fröhlich "Frohe Weihnachten". Ich erkennen an Ihrem Revers ein Blindenabzeichen. Beide gehen die Treppe hinauf. Ihr Stock macht Geräusche. Jetzt wird mir klar: Wenn Blinde nachts auf Toilette gehen, machen Sie kein Licht an, aber Krach.
In dem Moment fällt die Spannung von mir ab. Zwar ist der Krach nervig, aber jetzt weiß ich wenigstens, was es ist und dass ich nicht verrückt bin. Offensichtlich wäre es doch besser, bei so etwas gleich der Sache persönlich auf den Grund zu gehen, auch wenn das Risiko hoch ist, dass die Interaktion kommunikativ wegen meiner SPS in die Hose geht. Anstatt sich wie ein wildes Tier in die Enge treiben zu lassen.