Distanzierte hat geschrieben:Ansonsten verstehe ich die komplette Dynamik in Gruppensituationen überhaupt nicht. Wenn z.B. 4 oder mehr Leute zusammen sind - woher weiß man dann, was man wann zu wem wie sagt? Ich bin dann wie gelähmt und reizüberflutet und fühle mich überhaupt nicht mehr angesprochen, sondern wie ein Zuschauer von außen. Gleichzeitig löst diese fehlende Beteiligung von mir auch starke Angst aus, dass ich komisch oder behindert wirke. Ich verstehe nicht, wie es für Leute in Gruppensituationen normal ist, immer wieder Kommentare einzuwerfen. Woher wissen die, dass die jetzt mit Sprechen „dran“ sind? Mir geht das alles viel zu schnell und ich will einfach nur Ruhe und allein sein.
Mich erinnert das, was Du sagst, aber ja auch zum Beispiel @TwCypress81 stark an meinen Aspi-Ex.
Es war so, dass er einerseits gesellig ist oder sein möchte und sich seinerzeit auch nichts sehnlicher Wünschte als Freunde. Zum Bespiel zum gemeinsamen Filmegucken oder Spielen. (Was ich wiederum grässlich finde, weil ich eben eine Gruppenaversion habe). Nun, Freunde hatte ich ja. (Dazu muss m an sagen, dass er wirklich sehr jung war, als wir uns kennenlernten, ich hingegen schon Anfang 30.) Also habe ich die dann auch hin und wieder mal eingeladen.
Dann verhielt sich aber Aspi-Ex so, dass er erstens nicht von Anfang an "dabei" war, sondern irgendwann aus seinem Zimmer kam und sich dann dazu setzte. Dann sagte er in der Regel kein Wort. Und verschwand dann auch ziemlich schnell wieder, um an seinem Rechner zu spielen. Ich dachte seinerzeit immer, der mag die Freunde nicht oder wir unterhalten uns über irgendwas, was ihn nicht interessiert. Meist blieb er dann verschwunden, was mir auch leid tat.
Irgendwann habe ich ihn darauf angesprochen und er sagte so sinngemäß Ähnliches wie Du/Ihr. Er meinte, wenn er sich eine Antwort oder einen Beitrag zurechtgelegt hätte, wären wir alle schon beim nächsten Thema und er würde dann mit irgendwas reingrätschen, was gar nicht mehr dazu passt. Man muss sagen, dass er nicht originär Deutscher ist, hat allerdings eine deutsche Mutter und spricht fließend deutsch (und nicht nur das. Sprachen eignet er sich irre schnell an. Übt das, indem er Filme in vielfachen Wiederholungen schaut in Originalsprache). Auch da fragte ich ihn mal, ob er direkt deutsch denkt oder simultanübersetzt und er meinte Letzteres. So kann es also auch von daher noch zu einer, wenn, dann aber nur minimalen Verzögerung kommen.
Im Zweierkontakt stört das weniger, weil es da ja eh ein hin und her optimalerweise ist, wo man wartet, bis der andere antwortet. Da ist mehr Zeit.
Nachdem, was ich hier nun las, kam mir der Gedanke, dass es offenbar an Impulsivität "mangelt". Also durch viel zu viel Nachdenken und auch mangelndem Mut, mal etwas "Unausgegorenes" (=NichtzuendeGedachtes) zu äußern, geht irgendwie die Spontaneität flöten. Wenn ich da was Falsches sage, bitte berichtigen.
Denn so ein Gruppengespräch lebt davon, dass alle aus dem oder sagen wir abgemildert, einem gewissenAffekt-/Impuls heraus etwas beitragen. Natürlich und je nach Inhalt des Gesprächs gibt es schon auch noch eine Kontrollinstanz, wann man was sagt.
Bei dem meisten jedenfalls und wenn es nicht zu hoch her geht ;D.
So ein Gespräch hat also so eine gewisse Impulsdynamik, ein Ping-Pong-Spiel oder auch Billard. Es lebt auch von Assoziationen.
Jemand sagt etwas, ein Stichwort, ein Trigger für den Nächsten, der dann eine eigene kleine Anekdote, einen Gedanken oder seine Meinung beiträgt. So verschieben sich Inhalte immer ein wenig hin und her, mal in diese, mal in eine andere Richtung. Sofern es eben ein offenes, spontanes und vor allem unmoderiertes Gespräch ist. Wo es jetzt z.B. kein "Ziel" oder deklariertes "Thema" gibt.
Ob Aspi-Ex dieses Thema mittlerweile hat für sich lösen können, weiß ich gar nicht. Ich werde ihn aber danach mal fragen. Wir sind in dauerndem Kontakt. (Zu zweit für ihn komplett problemlos!)