Beitragvon novembernebel » 16. November 2019, 13:07
Was Osho da über Beziehungen sagt, ist schon sehr traurig. Und das sind für mich keine Liebesbeziehungen. Wo ist da die Liebe...? Wenn der eine den anderen dominieren will, dann ist das keine Liebe, sondern Besitzanspruch aus welchem Grund auch immer.
Ich liebe meinen Partner bedingungslos. Bedingungslos heißt, dass keine Bedingungen und damit keine Forderungen gestellt werden. Ich liebe meinen Partner und das einzige, was ich will, ist ihn glücklich zu sehen. Ich will nicht, dass er leidet, aber ich fordere auch nichts von ihm. Aber damit bin ich und mein Glück nicht abhängig von ihm. Er gibt mir schon automatisch alles, was ich brauche, um glücklich zu sein oder zu werden mit ihm. Wir haben natürlich beide unsere Vorgeschichten und unsere Baustellen, aber jeder kennt die vom jeweils anderen und jeder unterstützt den jeweils anderen bei jedem Schritt. Vollständig an ihn anpassen oder mich nur nach ihm richten tue ich mich dennoch nicht. Denn er fordert das ebenso wenig von mir. Er nimmt mich an, wie ich bin, genauso bedingungslos.
Natürlich hatte es auch schon ein oder zweimal ein bisschen gekriselt, weil ich diejenige war, die sich (ohne es zu merken) zu sehr zurückzog und er sich dadurch sogar von mir abgelehnt fühlte. Aber dann sagte er mir das auch und wir haben daran gearbeitet, weil es ja nicht so ist, dass ich ihn ablehne. Wir haben dann eben wieder mehr miteinander unternommen (also nur zu zweit, denn Menschenmassen etc. können wir beide zum Glück nicht ausstehen). Aber auch nur so weit, wie wir beide uns wohlfühlten, denn einen klammernden Partner kann keiner von uns beiden ausstehen. (Und langsam glaube ich, dass auch er schizoide Züge hat.)
Wir beide schwingen zusammen, wie du so schön sagst. So sehr, dass wir ständig unabgesprochen synchron die gleichen Dinge tun, die gleichen Gesten ausführen, das gleiche sagen. Seit nun 8,5 Jahren.
Um zu deinen Fragen zurückzukommen: Frage ihn vielleicht direkt, wie er sich eigentlich eine Beziehung vorstellt, was ihm wichtig ist. Was ihn fortstößt, was er braucht. Und dann kannst du darüber nachdenken, ob du damit leben kannst, was er dir antwortet und ob er in der Lage ist, deine Bedürfnisse zu erfüllen. Nachdem du genau weißt, was deine eigenen Bedürfnisse sind.
Mehr kann ich dir nicht sagen, denn ich kann nur schwer nachvollziehen, warum jemand, der jemand anderen liebt, in den Augen nicht-schizoider ständig Sehnsucht nach dem Partner haben *muss* und das auch noch ständig kommunizieren *muss*. Manchen reicht es einfach, zu wissen, dass der Partner lebt und gesund ist.
Wer ständig irgendwas fordert, um nur selbst glücklich zu sein, liebt den anderen Menschen nicht wirklich, sondern sucht nur einen Weg, sich selbst besser zu fühlen. Und da hat eine Beziehung keinen Sinn.
Die Stärke der Liebe zueinander bemisst sich schließlich nicht an der Häufigkeit des sich-sehens, nicht an der Länge und Häufigkeit physischer Nähe. Da hinterfrage ich bei manchen Paaren auch tatsächlich, ob die sich wirklich gegenseitig Lieben oder einfach nur mögen oder nur aus Prestigegründen zusammen sind. Oder einfach nur, um sich weniger einsam zu fühlen.