Denken um nicht fühlen zu müssen?

Ein Leben in (völliger) Isolation? Du bist sehr introvertiert, ängstlich-vermeidend oder gar schizoid? Wie gehst du damit um?
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Denken um nicht fühlen zu müssen?

Beitragvon Hyperborea » 28. September 2019, 17:51

Hallo,
ich bin neu hier und habe das Problem, dass bei mir die Gefühle implodieren, gerade Aggression und Trauer.
Ich vermeide es zu fühlen.
Dafür fange ich an mein Gehirn mit Reizen und vielen Gedanken zu überlasten, wenn Gefahr besteht dass ich Emotional werde.
Ich kann sie auch nicht nach aussen anbringen, weil die Scham über meine Gefühle zu gross ist.
Und ich viele Erfahrungen gemacht habe, dass meine Schwäche ausgenutzt wurde oder einfach ignoriert.
Denken ist meine Abwehr.
Wie denkt (sic!) Ihr darüber?

Gruss Hypi.
Ich setzte einen Fuss in die Luft und sie trug.

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Re: Denken um nicht fühlen zu müssen?

Beitragvon Ghostvoice » 28. September 2019, 22:29

Einen guten Tipp, wie man mit starken Emotionen umgeht, habe ich leider auch nicht. Mich überrollen sie einfach nur und ich kämpfe dann dagegen an, sie ungefiltert auf meine Umwelt loszulassen. Gelingt mir zwar gut, ist aber immens anstrengend. Vor allem der innere Druck, den man durch das Zurückhalten erzeugt!

Das Denken zur Abwehr oder zumindest Linderung der Symptome starker (unerwünschter) Gefühle kann vielleicht kurzfristig helfen.
Aber das würde bei mir nur ein paar Sekunden helfen... danach wären die Emotionen wieder da und würden Überhand nehmen.

Gibt es einen Grund, weshalb du wegen konkreter Gefühle Scham empfindest oder beschreibst du Gefühle generell als schamhaft?
Diese Tür war immer nur für dich bestimmt.Und nun werde ich sie schliessen.

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Re: Denken um nicht fühlen zu müssen?

Beitragvon 2ost » 28. September 2019, 22:51

Moin,

wenn die Frage, wie ich darüber denke, meint, ob ich das für gut oder schlecht befinde: Was funktioniert ohna allzuviel Schaden zu verursachen ist gut. Was einem selbst oder auch anderen schadet, das ist verbesserungswürdig.

Wenn die Frage, wie ich darüber denke, meint, ob ich das für ein Anzeichen für eine bestehende SPS halte: Zu wenig Informationen!

Wenn die Frage, wie ich darüber denke, fragt wie wir – falls gegeben – solchen Emotionen begegnen: Gerade heute war Wut ein Problem, das nicht weichen wollte. Hab verschiedenes versucht und diese Mal war einer der Filme, die ich für diese Zwecke auf dem Handy gespeichert habe, die Lösung.

Ansonsten hilft bei bedrohlichen Emotionen, auch schon mal Musik und körperliche Betätigung kann wahre Wunder wirken (Kampfsport kann wunderbar ausgleichen. (Formenlauf oder Sandsacktraiming, wenn selbst Trainingspartner mal zuviel gerade sind)).

Ich lenke die Emotionen generell gerne ins Imaginative, die Innenwelten ab, wo ich sie, wie die Wellen an einem Strand, dann sanft und schadlos auslaufen lassen kann.

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Re: Denken um nicht fühlen zu müssen?

Beitragvon Hyperborea » 29. September 2019, 08:39

Zur Zeit bin ich Depressiv und kann meine Wut nicht rauslassen.
Aber dieses Rationalisieren unterdrückter Wut ist nicht lange tragbar.
Im grunde habe ich Angst vor einer Emotionseskalation die ich dann nicht mehr kobtrolleren kann.
Aber ich bräuchte mal einen Nervenzusammenbruch, um diese eklige Spannung zu lösen!
Ist so wie als Kind, wo ich Angst vor dem Erbrechen hatte, und das bis zum letzten zurückgehalten habe.

Scham habe ich prinzipiell wegen meiner Existenz.
Scham, entdeckt zu werden als das was ich bin und Scham darüber, was ich mit meiner Art bei anderen auslöse, wenn ich zum Beispiel nicht realisiere, wie meine Kalte Art andere verletzt, meine Rückzug'spielchen', meine Unechte Art in sozialen Situationen.
Ich komme mir dann so gläsern vor, so ertappt.
Denken als Zwangshandlung um die Kontrolle zu behalten.
Ich setzte einen Fuss in die Luft und sie trug.

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Re: Denken um nicht fühlen zu müssen?

Beitragvon Ghostvoice » 29. September 2019, 10:44

Hyperborea hat geschrieben:Im grunde habe ich Angst vor einer Emotionseskalation die ich dann nicht mehr kobtrolleren kann.
Aber ich bräuchte mal einen Nervenzusammenbruch, um diese eklige Spannung zu lösen!

Ich würde ja gerne etwas hilfreiches dazu sagen, aber mir fällt nichts ein. Ich bin es durch jahrzehntelanges Training gewohnt, alles runterzuschlucken. Dann brodelt es vor sich hin und löst sich irgendwann wieder auf. Allerdings ist das natürlich eine schlechte Art mit Ärger umzugehen. Es hinterlässt Narben auf der Persönlichkeit...  

Hyperborea hat geschrieben:Scham habe ich prinzipiell wegen meiner Existenz.
[...]
..., wenn ich zum Beispiel nicht realisiere, wie meine Kalte Art andere verletzt, meine Rückzug'spielchen', meine Unechte Art in sozialen Situationen.

Ich weiß nicht, in welcher Altersgruppe du dich befindest, aber meiner Erfahrung nach wird es mit zunehmendem Alter leichter sich selbst zu akzeptieren. Die Scham darüber nicht „wie Andere“ zu sein weicht irgendwann einem trotzigen Selbstbewusstsein („... und wenn ich mir euch so ansehe, bin ich recht froh darüber nicht zu euch zu gehören!“).

Was nun die Scham über das Verhalten in den von dir genannten Situationen betrifft, so kannst du es vielleicht mit folgendem Gedankengang versuchen:

Inwiefern hast du jemandem angeboten, für diese Person da zu sein?
Hast du gesagt: „Erzähl mir von deinem Problem?“ hast du jemanden aufgefordert dir zu vertrauen?

In diesem Fall hättest du eine bestimmte Verantwortung. Man bietet sich nicht jemandem an und lässt ihn dann fallen, weil man gelangweilt ist oder feststellt, daß man das ja gar nicht wollte.
Sowas wäre... naja, sagen wir mal „unanständig“. ;)

Wie sieht es aber mit den Momenten aus, in welchem jemand einem unaufgefordert etwas persönliches anvertraut? Oder versucht auf andere Weise Nähe zu bekommen? Letzteres muss noch nichtmal aufdringlich sein, sondern ist manchmal nur ein Versuch herauszufinden, ob da eine Verbindung möglich ist!

Was auch der Beweggrund ist, wenn man nicht selbst darum gebeten hat, um Vertrautheit, Nähe, persönliche Informationen... dann hat man keine Verantwortung.
Wenn man abweisend, kalt, uninteressiert reagiert, dann gibt es keinen Grund sich schuldig zu fühlen. Oder gar zu schämen!
Es ist eben die eigene Art zu kommunizieren: „Ich möchte das nicht!“
Und dieses Recht, zu bestimmen, was man selbst möchte und was nicht, hat nunmal jeder.

Jeder der sich offenbart geht das Risiko ein abgewiesen zu werden. Ob es jemanden bewußt ist oder nicht.

Wenn man aber aus Rücksicht jemanden nicht zu verletzen so weit geht, seine persönlichen Grenzen zu überschreiten (Grenzen die man braucht!), so zahlt man einen ZU hohen Preis. Vor allem weil man dem Gegenüber signalisiert, daß es auch in Zukunft zu einem kommen kann.

Also auch wenn man merkt, daß man durch so eine Zurückhaltung jemanden verletzt, so ist es doch notwendig. Achtsamkeit, damit man nicht bewußt jemand schadet, empfinde ich als gutes Lebensprinzip. Sobald es aber auf meine Kosten geht, hört der Spass auf.
Es mag vielleicht am Anfang noch schwerer zu sein Situationen richtig einzuordnen.

Wann war ich nur ein Arsch und wann hab ich einfach meine Grenzen kommuniziert?

Aber es wird leichter... ;)
Diese Tür war immer nur für dich bestimmt.Und nun werde ich sie schliessen.

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Re: Denken um nicht fühlen zu müssen?

Beitragvon robert.goren » 29. September 2019, 22:06

Hallo #Hyperborea,

Ich empfinde nicht so. Ein Bild was ich bemühen möchte: der Planet Neptun.
Die Bilder des Neptun zeigen einen Planeten in einem dunstigen Blau. Es wirkt ruhig, kühl, friedlich, mit leichter Streifung. Sobald man jedoch in die Atmosphäre eintauchen würde, würde man dynamische Stürme mit über 1600 km/h erleben.

Das Rationale unterdrückt das Emotionale. Der Ratio ist der Schutz vor dem Emotionalem, was permanent unter der Oberfläche brodelt. Wenn dieser Schutz fällt dann kommt es zu emotionalen Übersprüngen. Gefühle können nicht „abgeführt“ werden, weil ich sie unterdrücke, nicht wahr haben will. Bei Trauer, Wut und Schmerz kann ich diese auch komplett abschalten, dank des Ratio. Der Ratio bestimmt den Körper, das Schmerzempfinden (physisch, psychisch).

Konkret: ich wurde vor ein paar Wochen in das Büro vom Geschäftsführer beordert und bin nach allen Regeln der Kunst runtergemacht worden. Ich habe nichts empfunden sondern die Körpersprache der Leute analysiert. Analysiert warum die das machen. Ich fühlte mich als Beobachter, Forscher. Nachdem die fertig waren habe ich mich sogar für das Gespräch bedankt.

Hier sollte angemerkt werden dass ich in der Firma so ran genommen wurde, dass ich Suizidgedanken hatte. Dieses Gespräch war also potentiell lebensgefährlich. Jeder normale Mensch wäre sofort aufgestanden und hätte einfach den Raum verlassen.

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Re: Denken um nicht fühlen zu müssen?

Beitragvon Hyperborea » 29. September 2019, 23:30

Ich bedanke mich für eure Gedanken.
Will das erstmal sacken lassen.
Nur erst mal so viel:
Ich werde auch zu einer Glaswand bei heftiger Kritik.
Höflich, Kühl und völlig Rational.
Das macht mein Gegenüber erst recht fuchsig, weil sein Anwurf ins leere geht.
Das ist schon ein Reflex.
Ich setzte einen Fuss in die Luft und sie trug.

robert.goren

Re: Denken um nicht fühlen zu müssen?

Beitragvon robert.goren » 30. September 2019, 09:05

Hyperborea hat geschrieben:Nur erst mal so viel:
Ich werde auch zu einer Glaswand bei heftiger Kritik.
Höflich, Kühl und völlig Rational.
Das macht mein Gegenüber erst recht fuchsig, weil sein Anwurf ins leere geht.
Das ist schon ein Reflex.


#Hyperborea, das genau ist doch die besondere Technik gegen die dunklen Künste (aka SPS) -> komplettes Abschalten.

Oder anders: bevor einem die Triebwerke um die Ohren fliegen werden diese komplett abgeschaltet um das Flugzeug zu schützen. Mit Segelflug aus der Gefahrenzone und dann wieder langsam die Triebwerke hochfahren.

Bei sehr schweren Attacken ist dieser Vorgang sogar körperlich zu spüren. Jene hier im Forum die schon böse gequält wurden können wahrscheinlich dieses oder ähnliche Erfahrungen bestätigen.

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Re: Denken um nicht fühlen zu müssen?

Beitragvon hinterdemmond » 30. September 2019, 09:31

robert.goren hat geschrieben:Bei sehr schweren Attacken ist dieser Vorgang sogar körperlich zu spüren. Jene hier im Forum die schon böse gequält wurden können wahrscheinlich dieses oder ähnliche Erfahrungen bestätigen.

ich habe für solche fälle mein schwedenlied von den ärzten:
https://www.youtube.com/watch?v=pLl6vpopJAk
kenn mittleweile den text fast auswendig.
früher, bei mutti musste ich noch ohne das schwedenlied auskommen. habe aber früh gelernt komplett abzuschalten, so dass ich zwar hörte, dass irgendwas gesagt oder geschrien wurde, es aber gar nicht mehr verstand, es drang nicht mehr richtig in mein gehirn rein.
meine mutter meinte einmal ganz verzweifelt: "bei dir geht alles in das eine ohr rein und aus dem anderen wieder raus!"
ich sagte: "nö mutti, das stimmt nicht, da geht nichts mehr rein und raus, deine worte drehen ledigich eine runde um meinen kopf, und verschwinden dann irgendwo im nirvana des überflüssig gesagten auf nimmerwiedersehen." die war vielleicht beleidigt, meine güte!
auch im abseits sterben helden. (clickclickdecker)

robert.goren

Re: Denken um nicht fühlen zu müssen?

Beitragvon robert.goren » 30. September 2019, 16:45

yxcvbnm hat geschrieben:Ich hielt die Zimmertür für meine Schwester schon Jahre zu damit Mutter nicht zum schreien, klauen, kaputtmachen reinkommen kann.

Jepp, „Mutter“ hat immer darauf geachtet das es ein „gutes“ und ein „böses“ Kind gibt. Meine Schwester hatte da mehr Glück. Ich wurde geprügelt und gequält und sie gekuschelt. Das hat dazu geführt das wir uns immer noch nicht grün sind. Meine Schwester ist jetzt auf dem Trip dass es ihr besonders schlecht gegangen sei. So etwas macht mich fertig, zumal mein Vater ihr das durchgehen lässt. Innerhalb der Familie bin ich das dreckige Entlein.

Ich persönlich vermute, das meine damaligen „Herausforderungen“ für ihn ja auch nicht rühmlich waren. Er hatte mich vor den Quälereien nicht die Bohne geschützt. Er hatte nur meiner Schwester ein komplettes Studium geschenkt, während ich am Monatsende häufig nicht wusste was ich essen konnte. Und heutzutage? Es läuft halt immer so weiter. Ich habe die Arbeit und Schwesterlein konsumiert die Früchte meiner Arbeit. Vater verbittet sich auch jegliche Kritik daran.

Mein Entschluss: nachdem alle Erbmodalitäten geregelt sind werde ich mich von den beiden Menschen komplett lösen. Wenn eine Beziehung schädlich ist, dann muss man sich schützen.


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