Beitragvon ToWCypress81 » 1. Mai 2020, 23:42
Mit durch den erweiterten Foto-Thread, indem ich etwas über die emotionale Gefangenschaft im Alltag durch gesellschaftliche Regeln und dessen Resultat von möglichen Ordnungs-Zwängen bzw vor allem entsprechend unterdrückter Emotionalität erwähnt habe - bin ich dabei auf noch weitere Gedanken gestoßen.
Wenn ich immer mein Medikament absetzte, war meine Denke fast ausschließlich damit beschäftigt, inwiefern sich meine Persönlichkeitsstörung ohne Medikament bemerkbar macht.
Das habe ich gedanklich immer in der Hinsicht stark fokussiert, das ich ohne Medikament wieder und wieder die Kriterien meiner Störung, wie ich gerade reagiere und bin - durchgegangen und verglichen habe.
Je stärker ich um diese Gedanken kreiste, um so schlimmer wurde das. Wie ein Gefangener in diesen Störungs-Bildern verhaftet und bewusst auf die damit verbundenen Emotionen, Gedanken und Ängste konzentriert. Sodass ich hauptsächlich neben Medi-Absetz-Nebenwirkungen, durch dieses starke Hineinsteigern und dessen resultierende Außenwirkung - nach einiger Zeit immer wieder das Medikament nahm.
Hier im Forum wird sehr oft diskutiert, wie wichtig für viele eine Diagnose ist, um endlich einen Aha-Effekt und Verständnis für sich selbst zu erlangen. Irgendwie aufzuatmen, sich lockerer dadurch zu machen/fühlen. Vor allem durch die Diagnose eine Sicherheit zu erlangen, um sich nicht mehr so stark zu hinterfragen.
Ohne Zweifel vermittelt diese Diagnose für den ein oder anderen in den ersten Jahren, vielleicht auch noch länger, ein teils entsprechend wohltuendes Gefühl.
Wenn ich von mir ausgehe, war das ebenfalls so.
Doch gerade bei einer Persönlichkeitsstörung, die eine Störung und damit Verunsicherung des eigenen Selbst darstellt - ist die Diagnose daher nie wie eine außerhalb des Selbst bzw eher abgespalten vom Selbst fungierende Krankheit - wie es etwa bei physischem wie Krebserkrankungen oder teils auch bei soetwas wie einer Psychose der Fall ist.
Bei einer PS "Ist" man die Diagnose, weil das eigene Selbst, die Persönlichkeit - das Problem ist.
Wo einige sich daher in der ersten Zeit zum Teil eher sicher durch die Diagnose fühlen - ist es danach, wenn ich von mir spreche, dann eher eine gefühlte Gefangenschaft - aufgrund dieses Fokussierens oder Hineinsteigerns in mögliche Persönlichkeits- bzw Selbst- bzw Ich-Problematik(en).
Wenn ich mein Medikament nehme, was für mich Zeitgleich mit "keinen Kopf mehr machen müssen" bedeutet, kann ich mich immer auf alles was meine Umwelt betrifft, anstatt dieser Fokussierung auf mögliche Störungsbilder meiner Persönlichkeit, konzentrieren. - Das somit immer einem sorgloseren und mittlerweile auch sozialen Leben entspricht.
Aber wehe denn, ich konzentriere mich auch Mit Medikament bewusst bzw konzentriert darauf, inwiefern ich gerade problematisch oder "gestört" anhand von PS-Kriterien reagiere bzw welche Störungs-Bilder ich gerade erfülle. - Die Ganze Selbstsicherheit durch das Medikament und auch erlernter sozialer Fähigkeiten - fühlt sich im Nu zutiefst ge- und verstört an. Bis ich dann (mittlerweile schon recht schnell) wieder zur Besinnung komme, mit diesem auf Störungs-Bilder vergleichenden Fokussierens aufzuhören.. mich davon nicht gefangen lassen darf und das auch nicht will.
Falls das bei der oder dem, der/die das liest ähnlich ist, kann ich daher nur einen Rat geben:
Egal was das Selbst/Ich im Falle der möglichen Persönlichkeitsstörung auch gefangen nimmt - sich nicht zum Gefangenen machen lassen.
Soll heißen: Wenn man Probleme in sozialen sowie emotionalen Bereichen hat, nützt der reine Fokus darauf nichts.
Der Fokus sollte einzig und alleine auf das was einen umgibt (die Umwelt, die Menschen und deren Emotionen) - ohne Spiegelungen der eigenen Persönlichkeit - stattfinden.
Nur dann kann man auch Mit-leben, Er-leben und Teilnehmen.
doppelte Aussagen editiert: 02.05.20, 14:20 Uhr
"Vergleiche dich niemals mit anderen. Vergleiche dich immer nur mit deinem früheren Ich". - R. M.
Jeder ist komisch. Die meisten können es nur (gedacht) besser verbergen - T. W.