ToWCypress81 hat geschrieben:Ist es schamvoll rüberzukommen, peinlich, in jeder erdenklichen art komisch, unnormal, ängstlich? Ich musste bei jedem dieser Dinge auf ehrliche weise zu mir alles verneinen.. das ist es nicht.... Unsicher! - Ja, Das ist es. Ich komme damit nicht klar wenn mich Menschen stark verunsichert bzw unsicher erleben.
Genau danach ist mir dazu etwas offensichtliches aufgefallen:
was sind denn eigentlich Ängste? Woraus werden sie gespeist?
- durch Unsicherheit was passieren könnte!
Also aus Unsicherheit heraus.
Religion, beten, Werte, Richtlinien, Meditation, Drogen, rauchen, Alkohol, Medikamente.. alles Dinge um sich auf Situationen vorzubereiten welche einen vor diesen Situationen/Schicksalsschläge usw. schützen sollen, entspannen sollen, was passieren kann/könnte. - Also Mittel, die Unsicherheiten abdämpfen sollen oder nicht mehr so unsicher und dadurch wiederum nicht mehr so angstbesetzt erscheinen lassen.
Hmm, diese Gedanken sprechen mich an, aber ich kriege sie noch nicht richtig geordnet.
Ich denke ja, dass der Mensch ein verletzliches hilfloses Wesen ist als Säugling, und dort bestimmt Unsicherheiten
spürt und dort komplett auf Versorgung angewiesen ist.
Die Verletzlichkeit bricht auch immer wieder durch (Krankheit, Unabwägbarkeiten, Alter, Verluste)
Stressgefühle und Unsicherheiten scheinen nach Lösung und Kontrolle zu rufen.
Ich spüre bei mir weniger die Unsicherheit vor anderen oder habe weniger den Eindruck ich muss
die verbergen. Ist bei mir eher so das Gefühl, dass ich in mir selber wieder einen anderen (regulierten, sichereren)
Status haben möchte.
Dann denke ich, es gibt einen Teil, wo ich lernen kann, mit umzugehen und einen Teil, wo das
existentiell verletzliche auch Raum braucht.
Nicht alles ist machbar, manchmal kann man auch in der Verbundenheit sein und leiden, mittrauern,
aber manches kann man auch bewirken.
(Erinnert mich an den Gelassenheitsspruch- Mut zu handeln wo ich handeln kann, Gelassenheit anzunehmen,
wo ich nichts ändern kann, Weisheit das eine vom anderen zu unterscheiden).
Ich glaube, dass es in dieser Gesellschaft schwerer ist, die verletzlichen nicht machbaren Teile
anzunehmen (unheilbare Krankheit, Alter, Tod, Unfälle, Kriegsfolgen - ist ja bei uns schön weit
weg).
Und in dem Sinne hält man glaub ich manchen einen unguten Spiegel vor, wenn man das nicht
machbare repräsentiert für eine Weile (damit meine ich nicht den depressiven, der ständig in der
erlebten Hilflosigkeit ist und jammert, sondern jemand, der gerade vom Leben verwundet wurde
oder noch nicht geübt ist in guten regulierenden Strategien, und wo das Leid auch noch akut wirkt).
An anderen Stellen bekommt man aber vielleicht noch Hinweise "hier kann man was tun". (auch zu
Recht). Also unterscheiden, was ist lösbar und regulierbar, was nicht.
Bei der Religion wird ja auch die Machtlosigkeit anerkannt, aber es werden höhere Mächte beschworen, Riten, dass
man doch irgendwie geborgen sein kann. (z B Buddhismus: Zuflucht suchen).
Also wird schon von außen eine Art Beruhigungsmechanismus gesucht, eine Art Bitte um Sicherheit für die
großen Unwägbarkeiten.
Das regulieren können würde ich als menschliche Teilstrategie sehen, auch das helfen und bestärken kann
gut sein und manches überwinden helfen.
Aber ich würde darin halt nicht das Alleinheil und die alleinige Wirklichkeit sehen.
Dass trotzdem noch menschliche Schwachheit und Unsicherheit übrig bleibt.
Als Schauspiel würde ich das jetzt nicht über einen Kamm scheren. Wenn es halt so im Gleichgewicht ist.
Tatkräftig wo es möglich ist und auch unsicheres und schweres akzeptierend, wo es auch Teil
vom Leben ist.
ToWCypress81 hat geschrieben:Fazit: jeder Mensch (jedes Lebewesen) lebt in einer starken Unsicherheit. Erst DAS ist der Grund und Zweck für jeden Strategien zu Sicherheiten für das eigene Leben (überleben) zu suchen. Der Grund, sich und das was einem Sicherheit gibt zu sichern.
Jeder macht dies seiner Persönlichkeit (egal ob/beeinflusst durch Schicksalsschläge, Traumata, Genetik, falsche Erziehung bzw. problematische/vorbelastete Eltern usw.) entsprechend anders, dennoch macht es jeder aus dem selben Grund.
Man sollte sich das permanent bewusst machen, wenn man unter Menschen ist. Wir ticken ALLE GLEICH.
Ich denke am Anfang vor allem so aus der kindlichen hilflosen abhängigen Warte ist alles sehr Angst getrieben.
Die Eltern sind für Angstregulierung und Fürsorge zuständig und man strickt sich Zustände, um die
schlimmsten Gefühle in Schach zu halten. Und dann auch eine Grundlage und ein Basisgefühl von Vertrauen
im Leben zu bekommen. (nicht das Gefühl von
dauerndem Stress und Unsicherheit)
Vielleicht sind die ersten Mechanismen dazu auch automatisiert und übernommen oder aus dem eigenen
bruchhaften Wahrnehmen der Welt so gestrickt.
Aber dann kann sich die Bewusstheit und Erkenntnis und Wahl ja auch ändern.
(Dass man die eigene Strategie hinterfragt, ggf. nachbessert oder eine andere wählt; dass man die eigene
Realität nochmal hinterfragt).
Ich würde es nicht so getrennt sehen mit "instinktiv = gut" (Aggression die zum Streit führt oder Angst kann auch
aus Kopfkino entstehen und nicht so ungefiltert und rein sein)
und "Bewältigung=schlecht".
Bewältigung finde ich auch nicht unmenschlisch, wenn der Mensch bewusst sein Hirn und seine Erkenntnis und
Bewusstheit, sein Herz, seine Realitätsliebe nutzen kann.
Ungut fände ich es eher, wenn es auf so ner unreflektierten getriebenen Verdrängungsstufe stehen bleibt,
das eigene Verhalten.
Ich denke, dass die Reaktion auf Dinge im Leben, die Perspektive und Motivation sich ändern kann.
So ähnlich wie schnuff sagt, vom Ego und der automatischen Defensive mehr so ins Vertrauen und die Liebe.
Da steht für mich am Ende auch nicht pures Glück und ständig alles im Griff haben und Vakuum, was das
schwere im Leben betrifft, nur ein andere Umgang, eine andere Perspektive und Angebundenheit zum Leben,
zum Selbst und anderen.
Denke, das ist ein ziemlich langer Weg, der z B in der Therapie gegangen wird, das reaktive umzuwandeln
in etwas bewussteres. Die weitere Vertrauensanbindung zu kriegen statt eher so kurzsichtige Ego-Abwehr.
Das Vertrauen ist m. Mng nach ein nicht so steuerbarer Nebeneffekt, der passiert, wenn man im Leben neue
Erfahrungen macht und Unsicherheiten bewusster aushält.