ToWCypress81 hat geschrieben:Ich denke, absolut NIEMAND würde gerne wollen, das man die eigene Angst bewusst offen sieht und damit auch bewusst offen zeigt.
Wenn ich sage, das ich meine Ängste ab sofort zulasse, dann ist das vor allem eine INNERE Akzeptanz und Zulassen von Ängsten, da ich bisher Ängste für mich absolut (in KEINER erdenklichen Form!) akzeptiert habe.
Sich also bewusst ängstlich Menschen gegenüber geben und zeigen heißt das nicht, jedenfalls nicht im eigentlichen/ober-flächlichen Sinne.
Achso, das ist nochmal eine wichtige Unterscheidung.
Da muss ich sagen, hab ich in meiner Selbsterziehung immer einen anderen Anspruch gehabt, nämlich dass Angst, weil
sie da ist, in der Gesellschaft auch offen gezeigt werden müsste.
Also dass ich da wider "sozialen Instinkt" keine Maske haben möchte und auch die bei anderen anstrengend finde.
Wie man sich denken kann, geht sowas nicht gut aus, was Reaktionen der anderen betrifft.
Keine Ahnung, wie ich auf sowas gekommen bin. Ich musste lernen, mich mehr für mich zu behalten und den anderen
ihr "für sich" zu lassen, auch wenn ich ihres instinktiv spüre und denke, was soll der Scheiß mit der Maskerade.
Das macht für mich soziales sehr anstrengend.
Find es auch immer noch schade, dass nicht Angst, Tod, Krankheiten, Trauma usw in der Gesellschaft Platz haben
können. D h auch nicht dass der andere Therapeut, Helfer und endbetroffen sein muss, sondern es geht mir einfach
nur um das Raum haben, Akzeptanz. Real erlebe ich aber eher unwohle Leugnungsreaktionen bis hin zu
Angriffen / klein machen, Unempathie und Unverständnis, Abwehrmechanismen.
ToWCypress81 hat geschrieben:Wenn man nicht immer seine menschliche Maskerade aufrechthalten kann (was KEIN Mensch kann!) und daher bzw dennoch in manchen Situationen ängstlich wirkt, dann ist das eben so, und darf und soll auch so sein!! - aber eben nicht im bewussten fordernden Sinne des "zeigen-wollen/müssens"!
Ja, naja wie gesagt, ab meinen 20ern bin ich zu sehr in Selbsterfahrungsatmosphäre und SHGs aufgewachsen
und fand das irgendwie ganz gut mit dem zeigen, was man eh spürt oder Teil des Lebens ist.
Aber für die normale Welt draußen ist das nicht lebenstauglich. Nur beim Therapeuten soll man dann wieder
den geschlossenen geschützten Raum nutzen (wobei ich bei denen auch schon Abwehrmechanismen gespürt
hab). Selbst Ehepartner und Freunde sind zum umfänglichen Sein wohl nicht geeignet.
Aber vielleicht hats ja auch einfach seine Richtigkeit so, dass man mit sich selber die größte Intimität hat,
den weitesten Raum. Und bei anderen überlegt man immer nur partiell, was da eine Rolle spielt.
Bei Angst finde ich, ist es eh in mir drin auch noch eine Sache zwischen "nur zulassen" oder "überfokussieren, nicht das
ganze sehen, nicht hinterfragen". Also den Unterschied sehen zwischen Akzeptanz und dass sie da ist zu dass sie
aber nicht automatisch wahr ist und die einzige Wirklichkeit abbildet.
Angst braucht ja oft auch noch einen Realitätscheck, finde ich, ein umfassenderes Verständnis.
Akzeptanz, dass sie da ist, dass es Gründe dafür gibt, dass es einen alten Kontext gibt, finde ich trotzdem dann wichtig.
ToWCypress81 hat geschrieben:tiffi hat geschrieben:Das in sich bekämpfen und sich anders darstellen macht es dann unnatürlicher, das kenn ich auch. Und man arbeitet ja irgendwie auch gegen sich selbst.
Ja, so ist es. Mir ist dabei auch insbesondere der Satz "gegen sich selbst arbeiten" aufgefallen. Dieser ("ich arbeite gegen mich") war mein mich für ALLES selbst erklärender Satz, den ich ca. die ersten 8 bis 10 Jahre bei Therapeuten und Fragenden immerzu wiedergab, weil ich ansonsten nie wusste wie ich mich bzw mein Problem erklären könnte und sollte bzw mich selbst nicht verstand. - Aus dem Grund, da ich damals wie gesagt alles "normalisierte" und daher meine Eltern/Erziehung und meine Schulerlebnisse nie als Stör- bzw. Problemfaktoren ansah. Selbst jetzt begreife, verstehe und akzeptiere ich noch so viel, was ich vorher auch nicht, oder nicht im Ganzen sah bzw ansah.
Hm, ich kenne das so, dass ich gleich eine Sicht von außen angenommen hab und gemessen hab, was richtig
und falsch ist. Statt mich von innen zu nehmen und dann ein Gefühl zu kriegen. Oder vielleicht noch was ganz objektives,
also nicht der Maßstab der von außen rangetragen wird, wo ich mich anpassen muss, sondern noch mehr Sichtweisen.
Bin mir nicht sicher, ob du etwas ähnliches meinst, wenn du wie im letzten Absatz schreibst, dass du die Sachen normalisiert
hast. Meinst du so etwas wie: einen Leidensdruck zu sehen oder anzuerkennen, dass da was unrechtes läuft?
(für dich). Statt es zu verstehen, zu entschuldigen, als richtig zu befinden, so hinzunehmen?
Und meinst du mit dem letzten Satz, dass du auch nur eine kleine Perspektive gesehen hast, unter der man alles
erklären kann (z B eine Tätersicht übernehmen, für den war alles normal und rosig), und das ganze wäre, noch andere
Perspektiven, eigene Wahrnehmung, andere Sichtweisen von Recht und Unrecht oder normal mit reinzunehmen?
Es gibt ja manchmal so ganz zwangsläufige enge Sichtweisen, emotional oft sehr behaftet, oder gar nicht hinterfragt.
Meist sowas wie "Glaubenssätze".
Und vieles kann man nochmal in einem viel größeren Kontext sehen. Z B auch über den Kontext Täter und Opfer hinaus.